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NAGEL-Redaktion – Kitze und andere Böcke

Frau Dr. Eva Köhl von www.aachener-boysday.de schrieb uns ein weiteres Mal als „Mitstreiter“ an, den von ihr organisierten „Boy’s Day“ zu unterstützen. Das tun wir ausdrücklich nicht, ganz abgesehen davon, dass wir bislang nicht ihr „Mitstreiter“ waren. Allerdings: unseren Mit-Streit kann sie haben! Mein Schreiben an sie lautete unter anderem: „Extra bin ich nach Boy gefahren. Das ist ein Stadtteil von Bottrop. Dort habe ich leider niemanden gefunden, der was von einem entsprechenden Day wusste. Insofern wird der Boy’s Workshop in unseren Medien genau so wenig vorkommen wie der Girl’s Day oder Kids. Wir nehmen Kinder zumindest so ernst, dass wir wahrnehmen, sie nicht als kleine Ziegen oder Kitze bezeichnen zu müssen.“ Jetzt kommt er – der Boy’s Day – doch vor, allerdings ohne unsere Kollaboration. Ach so, wissen Sie eigentlich, was GIRL heißt? Das ist zum Beispiel die Geruchsimmissions-Richtlinie des Landes Nordrhein-Westfalen. Der Duden (24. Auflage 2006) definiert „Girl“ als „scherzhafte Bezeichnung für Mädchen“. Nun, denn!

P.S.: Der Verein Deutsche Sprache (VDS) hat den ABA Fachverband übrigens im November 2006 auf seine Liste „Lichtblicke“ gesetzt. Hier werden Firmen und Einrichtungen aufgenommen, die sich um die Pflege der deutschen Sprache bemühen. Es heißt hier: „Der ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen bemüht sich um eine verständliche Sprache und übersetzt unverständliche Begriffe, besonders denglische Ausdrücke und Anglizismen.“ In ihrem Schreiben vom 21. November 2006 teilt Eva-Maria Kieselbach vom VDS-Vorstand mit: „Endlich hat einmal jemand aus der Kinder- und Jugendarbeit den Mut, aufgeblasene Prahlwörter zu vermeiden. Ich freue mich, dass Sie nicht der Meinung sind, Kinder und Jugendliche könne man nur mit denglischen/englischen Versatzstücken erreichen.“

(de-ip)

 i-Punkt 12/2006

NAGEL-Redaktion – Vorbilder

Vorbilder 1: Fußballvereine

Seit über 100 Jahren läuft „die Wirtschaft“ dem spanischen Fußballclub FC Barcelona (www.fcbarcelona.com) mit dem Ziel hinterher, Trikotwerbung unterzubringen. Eines der letzten Angebote: 22 Millionen Euro für den katalanischen „Superverein“. Abgelehnt! Auch mit Werbung für die Olympischen Spiele 2008 in Peking konnte die chinesische Regierung in Barcelona nicht landen. Da sei die traditionelle anarchische Sturheit Kataloniens vor! Doch nun – im September 2006 – hat sich der FC Barcelona weichkloppen lassen: Es gibt Werbung auf den Hemden! Nämlich für das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF. Und der FC Barcelona zahlt dafür 1,5 Millionen Euro im Jahr. Das ist doch mal was wirklich Neues – und durchaus i-Punkt-würdig! Auch, dass der FC Schalke 04 (www.schalke04.de) sich weigert, NPD-Mitglieder aufzunehmen. Reguliert wird dies „auf Schalke“ satzungsgemäß durch den Hinweis, dass ein Ausschluss aus dem Verein erfolgen kann „insbesondere durch Kundgabe rassistischer oder ausländerfeindlicher Gesinnung“.

Originalmeldungen hierzu unter:
http://www.unicef.de/3886.html
www.fcbarcelona.com/eng/noticias/especiales/UNICEF.sht
www.aktive-fans.de/01a9d793ed0d8ca08/01a9d793ed0d8dd0b/501460979407ea209.html
(Schalke)
(de-ip)

Vorbilder 2: Sankt Bernhard Hospital, Kamp-Lintfort

Siemens verschenkte (sic!) die Mobiltelefon-Sparte an BENQ. BENQ setzte den Betrieb binnen Jahresfrist an die Wand: Honi soit qui male y pense (Ein Lump, der Böses dabei denkt)! Tausende von Arbeitsplätzen, unter anderem in Kamp-Lintfort, kurzerhand platt gemacht! Das Sankt Bernhard Hospital in Kamp-Lintfort hat einige Käufe vor sich: Kernspintomografiegerät, Computer, Apparate zur Röntgen-Diagnostik, Herzkatheder usw., ein schlapper Millionenkauf halt. Auch die Kaffeemaschinen und Telefonapparate waren von Siemens. Die Krankenhausleitung erklärte, sie kaufe „auf unbestimmte Zeit“ nicht mehr bei Siemens. Eine begrüßenswerte Reaktion! Dies habe ich auch in einem Leserbrief an die NRZ mitgeteilt, Kopie ans Krankenhaus. Und ich habe meine persönliche Konsequenz gezogen: Uns kommt kein Siemensgerät mehr ins Haus; basta! Nur diese Sprache verstehen verantwortungslose Arbeitsplatzvernichter!

(de-ip)

i-Punkt 11/2006

NAGEL-Redaktion – Fernsehen: Der Kasten, der krank macht

Der Kasten, der krank macht

Niemanden wird sie glücklich machen, die Gesundheitsreform. Geschweige denn gesünder. Kanzlerin Angela Merkel hat uns längst gewarnt: Das „wichtigste Thema“ dieser Legislaturperiode, sagt sie, ist „so schwierig wie kaum ein anderes“. Klartext: Es wird in guter demokratischer Tradition nach viel Streit in einem enttäuschenden Kompromiss enden, weit entfernt von einer langfristigen Lösung der Krankenversicherungskrise. Dafür bekommt Deutschland bekanntlich auch viel zu wenige Kinder.

Doch die Deutschen könnten auf sehr einfache Weise glücklicher, gesünder und sogar zahlreicher werden. Auf Knopfdruck. Das ist zweifelsfrei erwiesen. Und dennoch ist die radikale Senkung der Gesundheitskosten durch den kollektiven Knopfdruck nicht durchsetzbar.

Denn Merkels Mahnung, dass es in der Gesundheitsdebatte keine „heiligen Kühe“ geben darf und „dass man auch ein Stück über den eigenen Schatten springen muss“, kommt gegen die gesundheitsschädlichste aller zivilen Maschinen nicht an. Nicht gegen jenes Gerät, das laut Wissenschaft unsportlich, faul, vergesslich, gedankenlos, gehemmt, überreizt, freudlos, wortkarg, scheu, ängstlich, gewaltbereit, kontaktarm, nervös, motorisch unterentwickelt, unausgeglichen, passiv, unsozial, depressiv, emotional abgestumpft, unkonzentriert, langweilig, sprachlich zurückgeblieben, fantasielos, aggressiv, unaufmerksam, unausgeschlafen, übergewichtig, verantwortungsscheu und einsam macht. All diese Adjektive vermitteln schon die oberflächliche Lektüre der einschlägigen Literatur über jene menschenfeindliche Maschine. Die Rede ist vom Fernseher. Bei übermäßigem Gebrauch wird der Zuschauer krank. Mit übermäßigem Gebrauch meinen Wissenschaftler bei Erwachsenen mehr als zwei Stunden täglich. Diese Marke hatten die Deutschen Mitte der 70er Jahre erreicht – als es den Krankenkassen, nebenbei bemerkt, noch gut ging. Mittlerweile liegt das deutsche Mittel bei sagenhaften dreieinhalb Stunden pro Tag. Der Durchschnittsdeutsche also belastet das Gesundheitssystem mit seiner liebsten Freizeitbeschäftigung beträchtlich. Am teuersten sind über 65 Jahre alte Frauen, die laut Statistik pro Tag fast fünf Stunden den Lichtblitzen auf ihrem Bildschirm folgen. Alte sind ohnehin die konsequentesten Glotzer. Selbst Jugendsendungen wie „Bravo TV“ im ZDF sitzen sie aus – angeblich ist mehr als die Hälfte der Zuschauer über 50 Jahre alt.

Auch sonst entspricht der Fernsehkonsum dem Gesundheitsgefälle im Lande: Im Norden wird länger ferngesehen als im gedeihlichen Süden, im kränkelnden Osten länger als im Westen. Arme gucken länger als Reiche. Besserverdiener und Hochschulabsolventen, die zudem dünner und sportlicher sind als der Rest der Bevölkerung, verbringen etwa eine Stunde weniger pro Tag im Hirnwellen verlangsamenden Trancezustand. Erwachsene sind selbst schuld, wenn sie das Lebenszeitvernichtungsgerät nicht ausschalten. Diese absurde Maschine, die dem modernen Menschen seine anderweitig ersparte Zeit tagtäglich wieder wegnimmt. Kinder jedoch können nichts dafür, wenn sie in krank machende Fernsehsucht hineinerzogen werden. Säuglinge können die Kiste nicht ausschalten, wenn ihre Eltern sie vor „Baby TV“ legen, ein Programm für Null- bis Dreijährige, das als Erziehungsinstrument vermarktet wird. Der Programmchef verspricht: „Wir achten streng darauf, unsere Zuschauer nicht zu überfordern.“ Dabei werden sie skandalös unterfordert: Kinder, die extrem viel fernsehen, landen zweimal wahrscheinlicher in der Hauptschule als andere. Schulleistungen sind, so eine gestern veröffentlichte Studie, noch stärker vom Fernsehkonsum abhängig als vom sozialen Hintergrund. Fast jeder vierte Sechsjährige hat ein eigenes Fernsehgerät – richtig sprechen können diese Kinder dagegen nicht.

Sie werden mit einem Sprachniveau von Dreijährigen eingeschult. Und dann für viel Geld zum Sprachtherapeuten geschickt. In Nordrhein-Westfalen ist die Zahl sprachbehinderter Schüler innerhalb von sechs Jahren um fast 60 Prozent gestiegen. Kein Wunder: Der durchschnittlich deutsche Schüler verbringt übers Jahr gerechnet mehr Zeit vor dem Fernseher als im Unterricht.

Bildungspolitisch wäre es also genauso angebracht, den Fernsehkonsum einzuschränken, wie gesundheitspolitisch. Und noch ein wichtiges, gar lebenswichtiges Argument gibt es, das der indische Gesundheitsminister CP Thakur neulich im Umkehrschluss vorgetragen hat: das demografische. Thakur nämlich sorgt sich wegen Indiens Kinderreichtum. Deshalb will er Fernseher verteilen lassen. Je mehr die Menschen fernsehen, so Thakur, desto weniger Kinder zeugen sie. „Wir wollen, dass die Leute fernsehen.“

Besser kann die radikal utopische Idee, weniger fernzusehen, eigentlich nicht begründet werden. Auf Deutschland angewendet lautet das Argument: Macht den Fernseher aus und stattdessen Kinder. Doch für Utopien fehlt dem deutschen Zeitgeister, der schon mit Reformen so furchtbar hadert, leider die Kraft.

(aus: Financial Times Deutschland, von Eva Busse)

i-Punkt 10/2006

NAGEL-Redaktion – Nicht wirklich

„Ich bin wohl der Arzt“, betonte vor 20 Jahren das sechsjährige Mädchen beim Doktor-Spiel. „Ich bin wohl die kranke Lehrerin“, meinte der Junge und erhielt prompt die Antwort: „In meinem Schrank sitzt wohl der böse Löwe“. Das Adverb „wohl“ galt als klassischer Kinder-Konjunktiv. Mit „wohl“ war einfach alles möglich. Heute antworten Sechsjährige auf die Frage, ob sie Lust auf Spinat, Aufräumen oder Englischunterricht haben: „Nicht wirklich.“ Ob die Kinder sich mit der neuen Formel über uns lustig machen? Wohl nicht wirklich. Mit diesem sprachlichen Zwinkern ist eher Augenhöhe angesagt. Kinder, die „nicht wirklich“ statt „nein“ sagen, haben verstanden, dass Wahrnehmung und Wirklichkeit in jedem Lebensalter etwas ziemlich Subjektives sind. Vermutlich begreifen Kinder die Definitionsmacht der Erwachsenen besser, als Pädagogen es für möglich halten.

Dr. Eva-Maria Oehrens in „kulturarbeit aktuell – Pressedienst der Akademie Remscheid 7-8/2006

i-Punkt 9/2006

NAGEL-Redaktion – Die Fußball-Weltmeisterschaft ist vorbei

Die WM ist vorbei

Als sich Daniel Cohn-Bendit während der Fußball-Weltmeisterschaft meldete und angab, im Gegensatz zur französischen Nationalmannschaft sei der deutschen die Integration nicht gelungen, bin ich zugegebenermaßen ein wenig ins Grübeln gekommen. Der Idealdeutsche sei Beckenbauer, der Idealfranzose Zidane, Sohn algerischer Einwanderer. Gut, die französischen Jungs kommen nicht selten aus der Vorstadt, wo es immer wieder mal brennt, nicht nur Autos. Insofern: gelungen! Leider kann eine Fußballelf auch nur in überschaubarem Maße Massen unterbringen. Dort, wo ich das Endspiel sah, in Dortmund, waren mindestens 90 Prozent der ZuschauerInnen Fans der Franzosen; auf anderen Plätzen war es durchaus auch umgekehrt. Gewonnen haben trotzdem die Italiener, jene Jungs, deren Mütter ihnen liebevoll ein Schwalbennest gebaut haben, das sie durchschnittlich 34 Jahre benutzen, ohne zu vergessen, ihre Mutter mit „Hostia“ oder „Porca Madonna!“ zu beschimpfen. Und sie weinen, diese Jungs! Bei jedem Sturz weinen sie. Selbst bei ihren „Schwalben“ weinen sie. Wir feiern diesen italienischen Sieg tagtäglich mit dem Schwalbenlied von Heintje, dem Oranjenen. Nun der Katzenjammer zu Hause: Abstieg mancher Stars in die Zweitklassigkeit. Das wird schon wieder: Mama hilft. Italienische Knaben wohnen tatsächlich im Schnitt 34 Jahre bei Mama (europäischer Rekord)! Das wird möglicherweise nur noch von polnischen Ministerpräsidenten getoppt.

Blicken wir noch einmal auf die von Cohn-Bendit benörgelte nichtmultikulturelle Nationalmannschaft: Sehen wir David Odonkor flitzen und helfen, Tore zu machen, und hören wir die Mädchen schreien, sobald sie ihn nur sehen, den Mann aus dem westfälischen Bünde. Schauen wir auf Gerald Asamoah, der bei der WM zwar selten mitspielen durfte, dafür aber um so lauter „Marmor, Stein und Eisen bricht“ vom soeben verstorbenen Drafi Deutscher anstimmte und mit David Odonkor und Lukas Podolski im Fernsehen intonierte; Lukas Podolski, der in seinem Geburtsort Gleiwitz/Polen inzwischen so bekannt wie in Deutschland ist und des Öfteren dort seine Oma besucht. Aus Polen ebenfalls Miroslav Klose, geboren in Oppeln, und über Frankreich in die Pfalz gelangt. Laut eigener Internetseite war die Schule in Deutschland ein Hammer. Der achtjährige Mirek wurde wegen schlechter Deutschkenntnisse gar zurückgestuft. Görlitz an der deutsch-polnischen Grenze nennt sich Europastadt Görlitz-Zgorzelec und wirbt mit seinem „Konzept der grenzüberschreitenden kulturellen Integration und des Dialogs zwischen den verschiedenen Kulturen“. Geboren wurde hier übrigens Michael Ballack. Und woher kommt Oliver Neuville? Er stammt aus Locarno und gelangte von dort aus über Genf und Teneriffa nach Deutschland. Ein wenig Internationalismus also auch in der deutschen Nationalmannschaft!

Während der Weltmeisterschaft waren geradezu rührende Szenen internationaler Verständigung zu beobachten. Vielleicht lässt sich von dieser Offenheit ein wenig bewahren; dann hätte „das Volk“ in nur einem Party-Monat mehr Integration geleistet, als Politik dies über Jahrzehnte vollbracht hat. Vielleicht sollte Politik sich etwas mehr zurückhalten bei Dingen, die die Leute viel besser allein schaffen. Ganz zu schweigen von rassistischen Sprüchen wie die des italienischen Senators Roberto Calderoli, der laut „taz“ vom 12. Juli 2006 den italienischen Sieg über die „gemischtrassige Mannschaft“ Frankreichs als „politischen Sieg“ feierte. Die reinrassigen Italiener hätten „eine Mannschaft geschlagen, die dem Streben nach Erfolg ihre Identität geopfert hat, indem sie Schwarze, Muslime und Kommunisten aufstellte“. Calderoli! Schweigen wäre Gold gewesen – wenn man solche Gedanken schon nicht verhindern kann!

Rainer Deimel

i-Punkt 8/2006 

NAGEL-Redaktion – Von Schlaukindern und Problembären

Der Problembär ist ein Schlaubär, haben deutsche Fernsehsender herausgefunden. Bär Bruno durchquert die bayerischen Wälder auf Trimmpfaden, nutzt Flussbetten und überquert Autobahnen. In Garmisch-Partenkirchen hat er vermutlich den Skilift genommen, und im Zillertal sind seine Spuren vor einer Disco gesehen worden. Problempolitiker sind zwar manchmal Schlaupolitiker, aber der Umkehrschluss funktioniert nicht: Bei weitem nicht jeder Politiker, der Probleme hat oder macht, ist schlau. Problemkinder hingegen sind verdächtig oft Schlaukinder. Sie nutzen ungewöhnliche Wege und überschreiten Grenzen, ohne sie zu kennen. Schlafwandlerisch erschließen sie sich angeblich unzugängliches Terrain, beleben sterile Kanäle mit originellen Texten und Klängen und mischen die Medienszene auf. Kinder- und Jugendkulturarbeit gibt Problemkindern Chancen zu zeigen, was in ihnen steckt. Und dann ist einfach mehr als ein Bär los.

Dr. Eva-Maria Oehrens
www.akademieremscheid.de

Anmerkung der Redaktion: Zwischenzeitlich ist aus dem Schlaubären leider ein „Bärtyrer“ geworden. Nicht immer so schlau, schlau in Deutschland zu sein!

i-Punkt 7/2006

Anmerkung fürs Internet: Erinnern wir uns an einen der Erfinder des Phänomens „Problembär“? Richtig! Der Stoibär, dem diese Seiten ohnehin gewidmet sind. Seine unterhaltsamen Einlassungen werden uns spätestens im Herbst 2007 vermutlich schmerzhaft fehlen. Aber gerade deshalb hat er diese Seiten verdient. Lieber Edmund Stoibär, wir werden Sie nie vergessen!

NAGEL-Redaktion – Erbschaft für die ABA-Mitglieder

Schreiben an die ABA-Mitglieder vom 15. Mai 2006

Erbe-Übertragung

Hallo mein freind !

Mein name ist Herr GREG MOKWENA, ich bin ein hoehere bank Angestellte und in der abteilung Firmekundebetreung der WesBank (WB) [SUD AFRIKA ], Dieser Abteilung ist auch zustaendig fuer den betreung alle auslandischen Kunden.

Ich kontaktiere Sie bezglich des Transfers einer sehr groen Summe Geldes vom Konto eines Verstorbene kunde unsere bank. Ich wei, da eine Transaktion dieser Grenordnung zunchst bei jedem Besorgnis erregen wird und versichere ich Ihnen, da Ich  um alles gekmmert  habe. Aufgrund der Dringlichkeit der Angelegenheit habe ich mich entschlossen, Sie zu kontaktieren.

Es geht um folgendes:

Einer meiner Kollegen ist zustndig fr das Konto von Mr. Peter B.Hanson, 32, aus Groton, Massachusetts, USA., der im September 11, 2001 in New York bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Er befand sich gemeinsam mit anderen Passagieren an Bord der American Airlines Flight 175. Dieser unfall war von International terroristen verursacht wurde.Seit diesem Vorfall hat sich keiner von seiner nchsten Verwandten gemeldet um sein Erbe Ansprche auf das Guthaben auf seinem Konto erheben knnte. Wir knnen jedoch gem unserer Richtlinien das Geld nicht auszahlen, weil keiner als seiner Angehriger auftritt um Anspruch geltend machen kann. Aufgrund dieser Entdeckung der bankmanagement wird den vermoegen freigeben, es sei denn jemanden einer Antrag zu dieser zweck eingereicht hat. Dieser person muess sich angeben seinerVerwandter zu
sei.

Wie Die Richtlinien unsere bankwesen angezeigt hat, muess jemand dieser vermoegen beanspruchen damit dieser freigelassen wird. Leider ist keiner bis jetzt angekommen um den vermoegen zu behaupten daher bitten meine Kollegen um jemanden aus Deutschland zu suchen. Daher habe Ich nach einer langer versuch an ihrer Name in einer Internet datenbank gestossen. Ich trete daher mit Ihnen in verbindung durch dieser brief auf, und bitte ich Sie nun um Ihre Erlaubnis, Sie als nchsten Angehrigen des erstorbenen anzugeben. Die gesamte Abwicklung und Dokumentation wird sorgfltig von mir durchgefhrt, damit das Guthaben von 15,5 Millionen USD an Sie als nchsten Angehrigen ausgezahlt werden kann.   Andernfalls wird die gesamte Summe nach fnf Jahren (Dezember 31,2006) in das Eigentum der Bank bergehen und die Direktoren der Bank werden den betrag untereinander aufteilen. Aufgrund dieser Tatsache habe ich mich entschlossen, mich an Sie zu wenden, damit Sie als Erbe auftreten knnen und nicht alles den Direktoren zugute kommen lassen. Wir werden vom Nachlaverwalter den Auftrag bekommen, einFamilienmitglied des Verstorbenen ausfindig zu machen, da das Erbe antreten kann. Wir werden dan ihrer Name als der verwandter angeben.

Wir bitten Sie, unseren Vorschlag anzunehmen und versichern Ihnen, da alles absolut risikofrei fr Sie ablaufen wird.Wir werden Sie mit 40% an der gesamte betrag belohnen, Ich mit meiner Kollegen bekommen 60% der gesamte betrag Nachdem wir fuer den UNKOSTEN 2%  abgezogen hatten.Werden wir als aufwendung/unkosten bei der bearbeitung des transaktions 2% zudenken.

(ALLE AUFWENDUNGEN, DIE VON JEDER PARTEI IN DIESER VERHANDLUNG GEMACHT WERDEN, WERDEN VON DEN 2% RCKVERGTET WERDEN, NACHDEM DIE VERHANDLUNG GESCHLOSSEN WORDEN WAR.).

Sie werden erwartet diesem vorschlag zu erwidern fall Sie ihrer Interesse entspricht und sie wollen an dieser transaktion beteiligen. Sie werden mit den ablauf zunaechst verstaendigt um zu verstehen wie die bearbeitung ohne risiko gemacht wird. Wir werden einer schnelle ueberweissung nach Europa ausfuehren und hoffen dass sie uns dabei helfen koennen.

***Aus sicherheit grunden werde Ich nicht in der lage sei mit ihnen einer telefon gespraech auszufuehren waehrend der arbeitzeit. Folglich werde Ich Sie regelmaessig anrufen wegen sicherheit massnahmen um die transaktion nicht zu gefahrden oder zu enthuellen. Ich erwarte ihrer dringende Antwort. Bitte bemerken Sie auch dass dieser Transaktion muess als vertraulich behandeln worden. Alle oben gennanten Beamtern werden nicht im zusammenhang mit dieser transaktion gebracht werden um unnoetigen peinlichkeit und werbung zu vermeiden.

Ich verbelibe mit freundlichen gruessen.

Greg Mokwena

WENN SIE NICHT DER EMPFNGER DIESES BRIEFES SIND, LSCHEN SIE ES BITTE UND BERGEBEN SIE NICHT ZU ANDERER PERSON.

Absender: dealproject13@virgilio.it

Liebe Mitglieder, treten Sie Ihr Erbe an! Wir erhalten solche Schreiben immer wieder mal und löschen sie in der Regel. Diesmal wollten wir Ihnen den Brief nicht vorenthalten. Immerhin war er offiziell an den Verband gerichtet. Möglicherweise stutzig machen dürfte, dass das Schreiben vermutlich aus Italien kommt. Dazu aber weiter keine Kommentare.

i-Punkt 6/2006

NAGEL-Redaktion – Funkspruch in Galicien

Funkspruch in Galicien

 

Funkspruch zwischen Spaniern und Nordamerikanern, aufgenommen von der Frequenz des spanischen maritimen Notrufs, Kanal 106 an der galicischen Küste „Costa da Finisterra“, am 16. Oktober 1997. Der Funkspruch wurde im März 2005 von den spanischen Militärbehörden zur Veröffentlichung freigegeben. Angeblich haben ihn alle spanischen Zeitungen veröffentlicht. Dies soll in Spanien große Erheiterung ausgelöst haben.

Galicier: (Geräusch im Hintergrund) … Hier spricht A 853 zu Ihnen, bitte ändern Sie Ihren Kurs um 15 Grad nach Süden, um eine Kollision zu vermeiden! Sie fahren direkt auf uns zu, Entfernung 25 nautische Meilen.

Amerikaner: (Geräusch im Hintergrund)… Wir raten Ihnen, Ihren Kurs um 15 Grad nach Norden zu ändern, um eine Kollision zu vermeiden.

Galicier: Negative Antwort! Wir wiederholen deshalb: Ändern Sie ihren Kurs um 15 Grad nach Süden, um eine Kollision zu vermeiden!

Amerikaner: (eine andere amerikanische Stimme) Hier spricht der Kapitän eines Schiffes der Marine der Vereinigten Staaten von Amerika zu Ihnen. Wir beharren darauf: Ändern Sie sofort Ihren Kurs um 15 Grad nach Norden, um eine Kollision zu vermeiden!

Galicier: (mit Bestimmtheit) Dies sehen wir weder als machbar noch als erforderlich an; deshalb empfehlen wir Ihnen nochmals, Ihren Kurs um 15 Grad nach Süden zu ändern, um eine Kollision zu vermeiden!

Amerikaner: (stark erregter, befehlshaberischer Ton) Hier spricht Kapitän Richard James Howard, Kommandant des Flugzeugträgers „USS Lincoln“ von der Marine der Vereinigten Staaten von Amerika, das zweitgrößte Kriegsschiff der nordamerikanischen Flotte! Uns geleiten zwei Panzerkreuzer, sechs Zerstörer, fünf Kreuzschiffe, vier U-Boote und mehrere Schiffe, die uns jederzeit unterstützen können. Wir befinden uns in Kursrichtung Persischer Golf, um dort ein Militärmanöver vorzubereiten und im Hinblick auf eine Offensive des Irak auch durchzuführen. Ich rate Ihnen nicht, ich befehle es Ihnen, Ihren Kurs um 15 Grad nach Norden zu ändern! Sollten Sie sich nicht daran halten, so sehen wir uns gezwungen, die notwendigen Schritte einzuleiten, die erforderlich sind, um die Sicherheit dieses Flugzeugträgers und auch die dieser militärischen Streitmacht zu garantieren. Sie sind Mitglied eines alliierten Staates, Mitglied der NATO und somit dieser militärischen Streitmacht. Bitte gehorchen Sie unverzüglich und gehen Sie uns aus dem Weg.

Galicier: Hier spricht Juan Manuel Salas Alcántara. Wir sind zwei Personen. Uns begleiten unser Hund, unser Essen, zwei Bier und ein Mann von den Kanaren, der gerade schläft. Wir haben die Unterstützung der Sender Cadena Dial von La Coruña und Kanal 106 als Maritimer Notruf. Wir fahren nirgendwo hin, da wir mit Ihnen vom Festland aus reden. Wir befinden uns im Leuchtturm A-853 Finisterra an der Küste von Galicien. Wir haben eine Scheißahnung, welche Stelle wir im Ranking der spanischen Leuchtturme einnehmen. Und Sie können die Schritte einleiten, die Sie für notwendig halten und auf die Sie geil sind, um die Sicherheit ihres Scheiß-Flugzeugträgers zu garantieren, zumal er gleich gegen die Küstenfelsen Galiciens fahren und an diesen zerschellen wird; und aus diesem Grund müssen wir darauf beharren und möchten Ihnen die Kursänderung nochmals ans Herz legen, weil es das Beste, das Gesündeste und das Klügste für Sie und Ihre Leute ist, nämlich Ihren Kurs um 15 Grad nach Süden zu ändern, um eine Kollision zu vermeiden. Ende!

i-Punkt 5/2006 

NAGEL-Redaktion – Fernsehen 2006

Fernsehen 2006

Dieser Tage schlage ich meine Fernsehzeitschrift auf und lese folgendes Programm

5.15   Stuart Stupid – Eine Familie zum Kotzen
6.50   
talk talk talk
7.45   
Teenage Werewolf
8.15    Keine Gnade für Davis (Comedyserie)
9.40    Liebe auf den ersten Schrei
11.35  Switch
12.10  Die Sketch Show
12.40  Comedy Club
15.15  Charmed
16.10  Charmed
17.05  What’s up, Dad?
17.30  Sarah & Marc in Love
19.00  talk talk talk
20.00  Newstime
20.15  Nix wie raus aus Orange County
21.50  Blind Horizon (Thriller)
23.50  RoboCop3 (Actionfilm)
1.40    Suspicous Minds (Thriller)

Da fragt man sich ja schon: Hat das Angehen gegen diese Sprachverhunzung überhaupt noch einen Sinn? (1) Und dann lese ich zwei Spalten weiter das Programm eines anderen Senders für denselben Tag:

14.00  Barbara Hirschbichler
14.45  Künstler hautnah
15.15  Der Vater meiner Schwester
16.55  Kaleidoskop
17.20  Absolut
18.45  Mit offenen Karten
19.00  Paläste der Macht
19.50  Info
20.15  Neue Gartenkunst
20.40  Terra X
21.40  360°-Geo-Reportage: SOS auf hoher See
22.10  Die Zauberflöte
0.45    Metropolis
1.35    Kafka geht ins Kino

Was lernen wir daraus? Der erste Sender war Pro 7, also ein typischer Vertreter des von Harald Schmidt einmal so arrogant wie zutreffend benannten „Unterschichtsfernsehens“. Tiefer geht es nicht. Der zweite Sender war Arte, also ein Kanal, in dem Zeitgenossen, deren kultureller Horizont bei McDonalds und Coca-Cola endet, eher selten schwimmen.

Die Anglizitis wandert von oben nach unten. Vor 20-30 Jahren galt es in besseren Kreisen als schick, sich im City Look bei einem Happening zu outen. Heute redet man dort in dieser Sprache im allgemeinen nur noch dann, wenn man, wie der Direktor des Frankfurter Städel-Museums, auch das Pro 7-Publikum erreichen will. Denn heute ist Denglisch die Sprache der Zurückgebliebenen, der Möchte-gern-Erfolgreichen, der Nachmacher und der Verlierer. Wer immer noch zu Meetings einlädt, sich committet und auf deadlines achtet, wird von wahren Tonangebern nicht mehr ernstgenommen – Denglisch-Schwätzer laufen wie mit einem großen Pickel auf der Nase durch die Gegend. Die meisten haben es nur noch nicht gemerkt. (2)

Prof. Dr. Walter Krämer in „Sprachnachrichten“ 28/2005

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(1) Anmerkung der Redaktion: Da fällt uns gerade ein: Etwas kann sinnvoll sein, wie etwas Sinn haben kann. „Sinn machen“ kann übrigens nix! Obwohl wir jeden Tag – mit zunehmender Tendenz – von Dingen hören, die für viele Leute „Sinn machen“. Wieder einmal sind wir einem Anglizismus (dazu noch einem ganz scheußlichen!) aufgesessen! Der Redakteur fängt spätestens nach der zweiten Verwendung mit dem Zählen an: Wie oft kommt es noch? Und während ich zähle, zuhören? Fehlanzeige! Geblubber für den Eimer – gewissermaßen!

(2) Diese Fußnote widmen wir dem 2003 verstorbenen amerikanischen Medienökologen Neil Postman, der uns das „Ende der Kindheit“ prophezeit hat. Schließlich prognostizierte er, wir „amüsierten uns zu Tode“. In diesen Tagen wäre er 75 Jahre alt geworden. Zum Denken hat er uns allemal angeregt. Manche seiner Thesen zweifeln wir inzwischen an, stellen allerdings fest, dass das Fernsehen sehr wohl zur weiteren Verrohung junger Leute beitragen kann, wenn das individuelle Umfeld entsprechend „mitmischt“. Aus meiner Kindheit kenne ich: „dbddhkpukku“ (Doof bleibt doof, da helfen keine Pillen und keine kalten Umschläge). Diese Abkürzung ging uns flink über die Lippen; noch heute beherrsche ich sie fließend. Eine Generation früher hieß es: „Gegen Dummheit ist kein Kraut gewachsen.“ Es geht auch nicht um Kräuter! Es geht um Bildung! Aber unsere Regierenden verschließen die Augen vor dem, was funktioniert. Es könnte ja auch gefährlich sein, von gebildeten Menschen gewählt werden zu müssen. Und Fernsehen versaut unserer Erkenntnis zufolge immer mehr. Mit Sorge beobachten wir beispielsweise den Wandel des Senders „mtv“: Häufig geht es dort nicht mehr um Musik, sondern um Verrohungsstrategien und fortschreitende Verdummung. Die „Skater“-Kultur zumindest hat inzwischen beträchtlichen Schaden genommen, wie wir beobachten können. „Skater“ hatten ursprünglich tatsächlich so etwas wie Kultur entwickelt: Anteilnahme, Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme; diese Tugenden gehen zunehmend unter im Sumpf der morbiden Sendungen von „mtv“.

i-Punkt 4/2006

NAGEL-Redaktion – Terminus mortem: Shop

Terminus mortem: Shop

Der Anglizismus Shop ist ein so genannter „Rückkehrer“. Eigentlich handelt es sich um das deutsche Wort „Schuppen“, das in England die Form Shop annahm. Dass das Wort dort für den Ort des Warenverkaufs stand, war durchaus nachvollziehbar. Geschäfte wurden – hier wie dort – in Schuppen abgewickelt. Allerdings waren es nur einfache Geschäfte. Feinere Warenumschläge wurden in den deutschsprachigen Ländern in „Läden“, „Geschäften“, „Warenhäusern“ usw. abgewickelt. Spezialisten gar verzichteten auf solche übergreifenden Begriffe, für diese gab es „Fleischereien“, „Bäckereien“, „Drogerien“, „Reformhäuser“, „Anglerbedarf“, „Imbiss-Stuben“ usw. Entweder ist das Spezialistentum auf dem Rückzug oder den Spezialisten ist die sprachliche Kreativität abhanden gekommen. Jedenfalls feiert der ehemalige Schuppen in seiner englischen Ausprägung Shop rauschende Erfolge. Vom „Blumen-Shop“ bis zum „Tank-Shop“, vom „Handy-Shop“ bis zum – sehr verwunderlich – „Bio-Shop“ heißt jeder Laden, dem nichts Besseres eingefallen ist, nun Shop. Grenzen gibt es nicht. Wunderliche Erscheinungen sind dabei durchaus eingeschlossen, denn was eigentlich ein „Back-Shop“ sein soll, ist ja nicht auf Anhieb klar. Ist es ein „Hinterladen“ oder eine Bäckerei? Kann ich im „Angel-Shop“ nun frische Engel erwerben oder nur biederen Anglerbedarf? Der „Gyros-Shop“ macht dem „Döner-Shop“ heftige Konkurrenz, beide entpuppen sich allenfalls als fettige Frittenbuden wie der „Bratwurst-Shop“ oder der „Gockel-Shop“.

Es ist also nicht nur die Beliebigkeit, die dem Anglizismus Shop den Garaus macht. Er steht natürlich für Einfallslosigkeit, Ideenarmut und Erbärmlichkeit. Aber er steht auch für Schmierigkeit und verbrauchte Luft. Es stinkt im Schuppen. Wer also irgendeine ernsthafte und seriöse Ware anzubieten hat, sollte dies auf keinen Fall in einem Shop tun.

(Sprachnachrichten Nr. 29/Februar 2006 – Beitrag von Reiner Pogarell)

Anmerkung der Redaktion:
 Da wir uns in der NAGEL-Redaktion dazu entschlossen haben, die so genannte neue Rechtschreibung moderat anzuwenden, haben wir diesen Beitrag entsprechend angepasst; dies in der Hoffnung, damit keinen Zorn bei der Redaktion der „Sprachnachrichten“ zu erregen.


i-Punkt 3/2006

Hier ein schönes Beispiel:

Solche Ärgernisse begegnen einem unterwegs immer wieder. Hier soll es sich um einen Fahrradladen handeln – nach dem Zufallsprinzip im Internet gefunden. Warum das „Vehikel“ vor dem „Shop“ ein Eigenleben als Substantiv führt, bleibt des Schildermalers Geheimnis. Wie der Apostroph in den Genitiv („Rudi’s“) gelangt ist, wollen wir lieber nicht nachfragen.

NAGEL-Redaktion – Die Zielscheiben der Vögel und von weißen und dunklen Autos

Die Zielscheiben der Vögel und von weißen und dunklen Autos

Britische Forscher haben die Hinterlassenschaften von Vögeln auf 2.000 Autos gezählt. Das Ergebnis: Weiße Autos werden von ihnen am liebsten bombardiert. Dunkle Autos, vor allem blaue und schwarze, scheinen vor den Vögeln sicher zu sein. Den Vogelexperten wundert das nicht: Vögel würden vor allem auf weiße Autos zielen, weil sie deren Farbe mit Raubvögeln assoziierten.

i-Punkt 2/2006

NAGEL-Redaktion – Die Sonntagsmediendemokratie

Sonntags um 21.45 Uhr kann man in der ARD besichtigen, wie die konservative Mitte ihre neuesten Sprachregelungen dem Publikum verkauft. Dann umrundet eine kostbare Mischung aus Multimillionären und mit abstrusen Sondervergütungen gemästeten Spitzenbeamten eine schwer gestylte, doch unverkennbar verdrießliche Blondine namens Sabine Christiansen und stellt unerbittlich fest, dass Deutschland ein Sanierungsfall sei: „Wie krank ist Deutschland?“, „Wirtschaftsflaute, Streik – Bleibt Deutschland Schlusslicht?“, „Kassen leer, Nerven blank – Regierung ratlos“ so lauten jeden Sonntag wieder die stets gleichen Themen. Und bald ist klar: Es geht im Grunde schon nicht mehr um Reformen, sondern um die Systemüberwindung.

Und deshalb bietet Sabine Christiansen der großen Koalition der Systemüberwinder allwöchentlich die Chance, dem Publikum zu verkünden, dass die heilige Utopie des Kapitalismus erst mal ans Ende gekommen ist. Denn es sieht nicht so aus, als ob es weiter ginge wie versprochen: Dass wir immer weniger arbeiten müssen und dabei immer mehr verdienen. Im Moment sieht es eher umgekehrt aus: Die Wirtschaft muss wachsen, dafür muss der „kleine Mann“ mehr und länger arbeiten, weniger verdienen und seine selbst verschuldete Arbeitslosigkeit mit Sozialhilfe bezahlen. Dabei ist unsicher, ob er Arbeit findet und ob es „der“ Wirtschaft beliebt, einen 50-Jährigen noch zu beschäftigen. Trotzdem wird das Rentenalter heraufgesetzt, und man sollte sich darauf einstellen, sich um drei Minijobs gleichzeitig zu prügeln. Wir wollen diesem Deutschland-Rescue-Team unsere Hochachtung aussprechen: Die Aufgabe ist schwer, und trotzdem scheut es keine Mühe, seine unfrohe Botschaft zu verkünden. Sabine Christiansen gibt ihr Bestes, dass die Herrschaften dabei nicht gestört werden. So wird man in dieser Runde niemals hören, dass in den letzten zehn Jahren die Netto-Realeinkommen um über vier Prozent gesunken sind, während die Wirtschaft um ca. 15 Prozent gewachsen ist.

Solche Bagatellen erschüttern doch die freie Presse nicht. Zwar halten immer noch zwei Drittel der Bevölkerung neoliberale Reformen wie die Agenda 2010 für fiesen Unfug, aber das hindert 98 Prozent unserer medialen Dienstleister nicht daran, stramm gegen ihr Publikum zu halten. Auch bei Sabine Christiansen wird nicht diskutiert: Die Chefetage dekretiert ihre Zehnjahrespläne. Da es nichts zu diskutieren gibt, versucht man, uns mit der Androhung des Untergangs zu unterhalten. Hin und wieder wird nach Schuldigen gefahndet: „Die Stunde der Wahrheit: Wieviel soziale Gerechtigkeit können wir uns noch leisten?“ oder: „Gewerkschaften, Beamte, Politiker – Wer blockiert das Land?“. Leider stehen alle Antworten schon vor Sendebeginn fest. Jeder dieser Katastrophentalks ist komplett austauschbar.

Sabine Christiansen funktioniert als Tonspur in der Endlos-Schleife mit den stets gleichen Figuren, die bloß unterschiedliche Namen tragen. Transkribierte man die Palavermasse in Schrifttext ohne Quellenangabe – 98 Prozent des Wortumsatzes bei Sabine Christiansen ließe sich keiner Person oder keinem eigenen Programm zuordnen. Heinrich von Pierer, Friedrich Merz, Wolfgang Clement mögen genetisch differieren, rhetorisch nicht.

Friedrich Merz formulierte in der Sendung vom 29. Juni 2003 eine treffende Einsicht: „Sie haben ja heute Ihre 250. Sendung – ich finde, wir sollten Ihnen erst mal gratulieren zu dieser Sendung. Diese Sendung bestimmt die politische Agenda in Deutschland mittlerweile mehr als der deutsche Bundestag.“ Nun werden sich ältere Jahrgänge vielleicht nicht nur an den Bundestag erinnern, sondern auch daran, dass zur Demokratie unterschiedliche Programme gehören. Es lässt sich in gefahrloser Allgemeinheit sagen: Es gibt nicht nur keine politischen Programme (außer „Wirtschaftswachstum“), es gibt auch keine Unterschiede in den Als-ob-Programmen. Politik beschränkt sich darauf, dem Wähler angebliche Zwänge zu verkaufen. Sabine Christiansen sorgt dafür, dass das so wenig als möglich auffällt: Sie simuliert streitbare Demokratie.

Allerdings hat die Sendung auch erhebliche Vorteile. Wer drei Mal Sabine Christiansen gesehen hat, wird nicht mehr behaupten dürfen, er hätte den Offenbarungseid der deutschen Politik nicht mitbekommen. Andererseits dürfte aber auch niemandem mehr entgehen, dass der größte Teil der Medien als unabhängige „vierte“ Macht abgedankt hat.

Walter van Rossum, Meine Sonntage mit Sabine Christiansen, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2003

i-Punkt 5-2005

 

NAGEL-Redaktion – Die erste Kanzlerin vor der echten Kanzlerin

Das Thema „Christiansen“ hat uns im Extra im i-Punkt 5-2005 bereits schon einmal beschäftigt. Die Äußerung kann man sich hier problemlos laden. Hellhörig gemacht hat uns erneut der ehemalige BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel. „Die Welt“ vom 24. November 2005 schrieb:

„Seit längerem ist zu beobachten, dass Kollegen, die sonntags „Christiansen“ gesehen haben, montags dümmer ins Büro kommen. Bislang freilich durfte man dies nur im kleinen Kreis aussprechen. Nun aber bekommen wir in unserer Abscheu vor Fernseh-Talkshows prominente Unterstützung. Der Ex-BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel bekennt: ‚Ich kann die Sendungen ja selbst nicht mehr sehen. Das ist zum Kotzen.’ Und hinzu fügte der Dauergast jener Talkshows, bei denen immer dieselben Leute in unserem Wohnzimmer jeden Unsinn sagen dürfen: ‚Ich kann mich manchmal auch nicht mehrt hören.’ Ja, das geht uns manchmal auch so. Wenig überzeugend jedoch ist Henkels Begründung, warum er sich dennoch immer wieder einladen lässt: ‚Wenn Sie etwas in der Gesellschaft verankern wollen, dann müssen Sie es immerzu wiederholen.’ Das ist Henkel doch bei seinem Leib- und Magen-Thema nicht gelungen: Schließlich war die letzte Bundestagswahl ein Referendum just gegen das Dauergerede der Talkshows.“ (mka)

i-Punkt 1-2006

NAGEL-Redaktion – Sippenhaft

Da reibt man sich doch verwundert die Augen: Christian Wulff, Niedersachsens CDU-Ministerpräsident und möglicherweise – so wird hin und wieder kolportiert – Deutschlands „beliebtester Politiker“, hat versucht, VW-Aufsichtsratschef Piech zu beeinflussen. Der sollte Horst Neumann als Arbeitsdirektor zu verhindern. Piech: „Warum?“ Wulff: „Er ist der Lebensgefährte von Andrea Nahles.“ Piech: „Das reicht mir nicht als Begründung.“ Horst Neumann tritt die Nachfolge von Peter Hartz (Hartz I – IV) an, der wegen diverser Konzern-Skandale zurücktrat. Neumann ist privat mit Nahles liiert.
i-Punkt 12-2005

NAGEL-Redaktion – Österreicherin zum Deutschtest aufgefordert

Das Stuttgarter Ordnungsamt hat eine Frau aus Österreich zu einem Deutschtest aufgefordert. Die 62-Jährige wollte sich einbürgern lassen. Nach Angaben des Amtes hatte die Frau die zuständige Sachbearbeiterin nicht von ihren Sprachkenntnissen überzeugen können. Trotz eines persönlichen Gesprächs habe die Sachbearbeiterin Zweifel an den Deutschkenntnissen der Österreicherin gehabt, bestätigte die Amtsleiterin einen Bericht der „Stuttgarter Zeitung“. Die Unterhaltung sei „nicht glücklich verlaufen“. In der Regel müssten Menschen aus deutschsprachigen Ländern keinen Sprachnachweis erbringen. Die Österreicherin hatte bereits ihre Ausbildung in Deutschland absolviert, arbeitet seit neun Jahren in Stuttgart und leitet Literaturkreise: auf Deutsch.

(Spiegel Online vom 25. August 2005)

i-Punkt 11-2005

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