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Anregungen zum Hüttenbau

Der Hüttenbau ist in letzter Zeit auf einigen Abenteuerspielplätzen bisweilen „stiefmütterlich“ behandelt worden. Zum Teil ist dies auch auf die fehlende Erfahrung des Personals beim Bauen zurückzuführen. Bei unserem Besuch am 16. September 2008 auf dem Abenteuerspielplatz Kirschbäumchen in Aachen wurde uns eine Bauweise vorgestellt, die es verdient, sich näher mit ihr zu befassen. Im Gegensatz zu „traditionellen“ Bauweisen (mindestens vier Pfosten eingraben und die Hütte anschließend mit Brettern umbauen) wurden wir mit der Möglichkeit vertraut, eine Hütte ohne Fundament zu errichten, die obendrein noch sehr stabil und regendicht ist.

Machen Sie sich ein Bild anhand der folgenden Fotos!

 

Interessante Bauweise auf dem Abenteuerspielplatz Kirschbäumchen, Aachen


Foto: Rainer Deimel

Die Balken werden – wie auf dem Foto zu sehen – aufgestellt und verschraubt.


Foto: Rainer Deimel

Das Gestell steht fest auf dem Boden.


Foto: Rainer Deimel

Die Kinder nageln die Bretter – wie dargestellt – so an, dass die oberen die darunterliegenden jeweils „überlappen“. Dadurch wird eine Regendichtigkeit erreicht. Des Weiteren ist der Phantasie natürlich keine Grenze gesetzt.

Bauen mit Palettenholz

In früheren Jahren nahm sich die Holzbeschaffung meist relativ leicht aus. Vor allem im Ruhrgebiet wurde hervorragendes Bauholz zum Beispiel von benachbarten Zechen (etwa in Form von Abschwarten) zur Verfügung gestellt. Mittlerweile haben die meisten Zechen geschlossen. Darüber hinaus wird das „ausgediente“ Holz vielfach in den Firmen direkt geschreddert und zur Weiterverarbeitung an die Möbelindustrie bzw. andere Abnehmer verkauft. Gegenwärtig sind Abenteuerspielplätze zumeist auf die Beschaffung von ausgedienten Holzpaletten angewiesen. Wie Kinder damit ohne Anleitung bauen, kann man auf unserer Fotoseite zum Hüttenbau ansehen.

Dies ist nicht zu beanstanden, da Kinder über den Umgang mit dem zur Verfügung stehenden Material Ideen entwickeln, was man damit alles tun kann, wie man Spielen und Konstuieren weiterentwickeln und „verbessern“ kann.

Mit ausgedienten Paletten kann man allerdings auch nahezu „perfekt“ bauen. Dies zeigen die Bilder, die wir im März 2011 auf dem Abenteuerspielplatz Scharnhorst in Dortmund aufnehmen konnten. Die Mühe lohnt sich: Die Paletten werden vollständig auseinandergenommen, entnagelt und neu zusammengebaut.


Foto: Rainer Deimel

 


Foto: Rainer Deimel

 


Foto: Rainer Deimel

 


Foto: Rainer Deimel

 


Foto: Rainer Deimel

Weitere Fotos aus der Serie sind auf der Fotoseite zum Hüttenbau zu sehen.

Haben Sie selbst auch gute Ideen – Anregungen, über die andere sich freuen? Sagen Sie uns Bescheid!

ABA Fachverband

Gerichtlicher Vergleich: Feuer auf einem Abenteuerspielplatz

Feuer auf einem Abenteuerspielplatz – Ein gerichtlicher Vergleich

Mit Datum vom 11. August 2009 wurde vor der 34. Kammer des Verwaltungsgerichts Düsseldorf ein Vergleich vereinbart. Klägerin war eine dem Spielplatz benachbarte Firma. Beklagt war der Träger des betreffenden Abenteuerspielplatzes. Nach erfolgreicher Beendigung des am selben Tag durch den Richter vorgenommenen Mediationsverfahrens wurde folgender Vergleich geschlossen:

Auf dem Abenteuerspielplatz werden drei Arten von Feuer betrieben. Es handelt sich um „große Feuer“, um Grillstellen und um einen sogenannten Feuerparcours. Insoweit verpflichtet sich der Beklagte, folgende Regelungen zu beachten.

 

1. „Große Feuer“

„Große Feuer“ werden von montags bis freitags nicht zwischen 7.00 und 16.00 Uhr betrieben.

2. Grillstellen und Feuerparcours

1. Die Grillstellen und der Feuerparcours werden während der Osterferien, Sommerferien und Herbstferien vor 16.00 Uhr nur an maximal zwei Tagen je Woche und maximal zwei Stunden betrieben. Dabei werden maximal vier Grillstellen eingerichtet. Begrenzungen für die Zeit zwischen 16.00 und 7.00 Uhr sowie an Wochenenden bestehen nicht.

2. Außerhalb der vorgenannten Ferien werden in der Zeit vor 16.00 Uhr maximal sechsmal im Jahr maximal acht Grillstellen bis zu jeweils 2 Stunden betrieben. Begrenzungen für die Zeit zwischen 16.00 Uhr und 7.00 Uhr sowie an Wochenenden bestehen nicht.

3. Während der Zeiten vor 16.00 Uhr, in denen der Betrieb von Feuerparcours und Grillstellen nach dem vorgenannten Vergleich erlaubt ist, werden Grillstellen und Feuerparcours nicht gleichzeitig betrieben.

3. Informationspflicht

a) Betreibt der Beklagte während der vorgenannten Zeiten vor 16.00 Uhr Feuerstellen, wird er jeweils spätestens 14 Tage vorher die Klägerin darüber informieren. Außerdem wird er unmittelbar vor dem Entzünden des Feuers bei der Klägerin anrufen und auf den bevorstehenden Feuerbetrieb hinweisen.

b) Der Beklagte wird zur Umsetzung der vorgenannten Informationspflichten einen internetfähigen PC für den Abenteuerspielplatz anschaffen und betreiben.

4. Sanktionen

Bei Verstößen gegen die vorgenannten Regelungen wird der Beklagte den Feuerbetrieb den jeweils folgenden Kalendermonat über aussetzen.


5. Kosten

Die Kosten des Verfahrens werden gegeneinander aufgehoben.
Vom Tonträger vorgespielt und genehmigt.

Dr. Grabosch (Richter)            Harder (Urkundsbeamtin)
Verwaltungsgericht Düsseldorf 3 K 5257/08

Gerichtsurteile zum Thema „Abenteuerspielplätze“

Das Grundsatzurteil des Bundesgerichtshofs

Das „Abenteuerspielplatz-Urteil“

 

„Ein Abenteuerspielplatz, der im Wesentlichen von älteren Kindern benutzt wird, soll nun aber nicht nur ein die Phantasie anregendes, schöpferisches Spiel ermöglichen; sein Zweck ist es auch, in besonderer Weise die Freude am Abenteuer und am Bestehen eines Risikos zu vermitteln, um seine Benutzer so aus moderner pädagogischer Sicht frühzeitig auf die Gefahren des täglichen Lebens einzustellen und sie lernen zu lassen, diese zwar zu wagen, sie aber auch zu beherrschen. Dieser Zweck der Körper- und Persönlichkeitserziehung würde vereitelt, wenn die Kinder und Jugendlichen dort nur geringen, ohne weiteres zu beherrschenden und kontrollierten Gefahren ausgesetzt werden dürften, wie z.B. auf Klettergerüsten, Rutschen, Schwebebalken usw., die auf sonstigen Spielplätzen aufgestellt werden. Er kann nur erreicht werden, wenn den älteren Kindern ein nicht vollkommen behütetes Milieu geboten wird, das in etwa Ersatz bietet für die heute kaum mehr gegebene Möglichkeit zum Spiel in freier Natur.“

So heißt unter anderem in der Begründung des so genannten „Abenteuerspielplatz-Urteils“ des Bundesgerichtshofs. In der Verhandlung, die am 25. April 1978 mit dem Fazit endete, dass ein Abenteuerspielplatz in gewisser Weise gefährlich sein muss, um seinen Zweck zu erfüllen, wurde – aus juristischer Sicht – ein pädagogischer Markstein gesetzt. Dieses Urteil wurde seitens des ABA Fachverbandes seit jeher begrüßt und verbreitet, dies zuletzt in unserer Reihe ABA TexteDienst (Nr. 1) in der 7. Auflage (1999). Nunmehr haben wir es Interessierten zur Nutzung hier zum Herunterladen zugänglich gemacht.

 

Aktuell

Landgericht Mönchengladbach stärkt die Konzeptionen von Abenteuerspielplätzen

Ältere Kinder sind für Verletzungen, die sie sich beim Spielen auf einem Abenteuerspielplatz zuziehen, selbst verantwortlich, wenn es sich dort um ein überschaubares Terrain handelt und mögliche Gefährdungen offensichtlich und sofort erkennbar sind. Vor allem Bagatellverletzungen kommen beim Spielen immer wieder vor und rechtfertigen kein Schmerzensgeld. Diese vernünftige Sichtweise musste das Landgericht Mönchengladbach Eltern nahebringen. Wir möchten uns vor dem Vorwurf hüten, den besagten Eltern sei es möglicherweise um einen materiellen Profit gegangen. Vielmehr kommen wir nicht umhin, zu konstatieren, dass bei ihnen ein alltagsgemäßes Maß an pädagogischem Realismus nicht ausreichend entwickelt war.
Erfreulicherweise bezieht sich Richter Kreuels beim Landgericht Mönchengladbach inhaltlich stark auf das Grundsatzurteil – das so genannte „Abenteuerspielplatz-Urteil“ – des Bundesgerichtshofes aus dem Jahre 1978.
Die Tatsache, dass die Mitarbeiter des Abenteuerspielplatzes die Kindergruppe auf die typischen Gefährdungen hinwiesen, reichte dem Richter aus, keine Verletzung der Verkehrssicherungspflicht erkennen zu können.

Das Urteil klärt überdies noch einige andere Umstände:
1. Da der Unfall im Zusammenhang mit einer schulischen Aktivität stand, kann mittlerweile getrost angenommen werden, dass auch solche nicht in jedem Falle idiotensicher sein müssen. Nach diesem Urteil sollte sich kein Lehrer mehr mit dem Hinweis auf „das eine Bein im Gefängnis“ herausreden können, wenn er Kinder in schultypischer Art und Weise in ihrer Entwicklung behindert. Hoffentlich spricht sich diese Botschaft in der Schule herum!
2. Auch selbstgebaute Geräte – ob mit oder ohne Zutun der Kinder – sollten nunmehr unter die erweiterten Grenzen der Verkehrssicherungspflicht auf einem Abenteuerspielplatz fallen.
3. Der Einbezug von Kindern in die Konstruktion von Hütten und Geräten auf einem Abenteuerspielplatz wird ausdrücklich als Erhöhung des Spielreizes gewürdigt. Vor diesem Hintergrund sind selbst übliche DIN-Abweichungen hinzunehmen.
4. Die Mitarbeiter – analog dazu auch Lehrer – kommen ihrer Sorgfaltspflicht nach, wenn sie vor allem Kinder, denen die Spielmöglichkeiten noch nicht sehr vertraut sind, auf mögliche Gefährdungen hinweisen. Risiken gehören auf einem Abenteuerspielplatz zur konzeptionellen Zweckbestimmung hinzu.
Ein Abenteuerspielplatz ist in erster Linie für ältere Kinder konzipiert – also solche im Schulalter. Diese sind gehalten, selbst ausreichende Sorgfalt beim Spielen walten zu lassen, um sich nicht zu verletzen.

Landgericht Mönchengladbach

 

Gerichtlicher Vergleich: Feuer auf einem Abenteuerspielplatz

Eine benachtbarte Firma klagte gegen den Träger eines Abenteuerspielplatzes wegen Belästigungen durch Rauchentwicklung. Mit Datum vom 11. August 2009 wurde vor der 34. Kammer des Verwaltungsgerichts Düsseldorf ein Vergleich geschlossen. Der Text des Vergleichs ist zur Information für möglicherweise andere Betroffene auf einer speziellen Seite zu finden.

 

Frühere Urteile

Stadt haftet nicht für Augenverletzung auf Abenteuerspielplatz

Die Stadt Bayreuth muss nicht für die Folgen einer Augenverletzung haften, die ein Jugendlicher beim Spielen auf einem Abenteuerspielplatz erlitten hat. Die 2. Zivilkammer des Landgerichts Bayreuth lehnte die Klage eines heute 17-Jährigen auf 11.000 Euro Schadenersatz ab. Beim Spielen auf dem Abenteuerspielplatz war dem Jungen im Mai 2000 ein Holzsplitter ins linke Auge geflogen. Durch die Verletzung verlor der Jugendliche fast die gesamte Sehkraft des Auges. Beim Spielen auf einem Abenteuerspielplatz müssten, wie beim Sport auch, gewisse Risiken in Kauf genommen werden, argumentierte das Gericht. Die Stadt Bayreuth habe als Betreiberin die Pflicht, Gefahren zu begrenzen. Dieser Pflicht sei die Stadt nachgekommen, indem sie täglich Werkzeuge und Material kontrollierte und auch aussortierte.

Ebenfalls abgewiesen wurde die Klage gegen einen 15-jährigen Spielkameraden. Dieser hatte mit einem Hammer einen Nagel aus dem Holzbalken ziehen wollen. Dabei hatte sich der Splitter gelöst und das Auge des Freundes verletzt. Der 15-Jährige habe ihn gewarnt, er solle zurück treten. Dies habe das Opfer auch getan. Dass der Freund trotzdem in einer Entfernung von vier Metern verletzt wurde, habe außerhalb der Vorstellungskraft des 15-Jährigen gelegen. meinten die Richter.

(Landgericht Bayreuth 23 O 351/03) dpa

 

Aufsichts- und Verkehrsicherungspflicht auf einem Bauspielplatz im Rahmen einer Stadtteilerholung

Zwei bayerische Gerichte kommen zu zwei völlig unterschiedlichen Einschätzungen einer Situation. Hierbei geht es um den Vorwurf der Verletzung der Aufsichtspflicht und ggf. der Verkehrssicherungspflicht auf einem Bauspielplatz. Bei dieser Auseinandersetzung soll es nicht um Gerichtsschelte gehen; vielmehr soll versucht werden, pädagogisch-fachliche Sichtweisen in die von der Rechtsprechung hier behandelte Thematik einzuführen. Ferner können die beiden Urteile im Originaltext nachgelesen werden.

 

Zur Seite Abenteuerspielplätze

 

 

 

Wasser-Sand-Matsch

Auf dieser Seite sehen Sie einen Wasser-Sand-Matsch-Bereich in Aktion. Ferner gibt es Bilder über sein Entstehen. Die Fotos wurden auf dem Abenteuerspielplatz „Ankerplatz“ in Sankt Augustin aufgenommen und uns von diesem freundlicherweise zur Verwendung zur Verfügung gestellt.

Wir wünschen beim Betrachten viel Vergnügen und würden uns freuen, wenn es gelänge, mit diesen Bildern inspirierend zu wirken.

Wasser-Sand-Matsch-Bereich in Aktion

Errichtung des Wasser-Sand-Matsch-Bereichs

 

Presseservice – Tage der Spielplatzpaten in NRW 2015

Herzlich willkommen und vielen Dank an Ihrem Interesse an „Tage der Spielplatzpaten in NRW 2015“. Hier erhalten Sie alle wichtigen Presse-Informationen zum Projekt auf einen Blick.

Ihre Ansprechpartnerin ist Nicola Hengst-Gohlke:

c/o Spielplatzpaten für Mettmann, Postfach 20 02 25, 40811 Mettmann
Festnetz: + 49 2104 81 901 82, Mobil: + 49 176 54 82 45 28
info@spielplatzpaten.com, www.spielplatzpaten.com

 

ALLGEMEINES

Hintergrundinformation – Tage der Spielplatzpaten 2015

Vorstellung Bewegungs- und Ernährungsmobil – BEMIL

 

SANDRA BORGMANN  – Botschafterin der nordrhein-westfälischen Spielplatzpaten

Vorstellung Sandra Borgmann – Botschafterin der nordrhein-westfälischen Spielplatzpaten-Projekte

Videobotschaft der neuen Botschafterin für Spielplatzpaten in NRW, Sandra Borgmann

Sandra Borgmann, WDR 2 MonTalk, 8. Juni 2015, MPD 3-Download (ab Minute 42:14 spricht sie über die Spielplatzpaten)

 

ABSCHLUSSVERANSTALTUNG

Spielplatzpatenkonferenz am 14. November 2015, Oberhausen

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Mehr Informationen

Filmbeitrag für das Engagement der Spielplatzpaten in NRW. Auch Sandra Borgmann, die prominente Botschafterin der Spielplatzpaten NRW, spricht über die wichtige Arbeit der engagierten Freiwilligen.

Einladung zur 16. Konferenz der Spielplatzpaten in NRW, Oberhausen
Hintergrundinformation für die Presse

SPIELFESTE IN DEN KOMMUNEN 

Mettmann (31. Oktober 2015)

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Mehr Informationen

Filmbeitrag von micro films über das Spielfest, auch als Dankeschön für die Auszubildenden der Kreissparkasse Düsseldorf, die am Aktionstag der Wirtschaft einen eintägigen Einsatz als Spielplatzpaten hatten 

Ein bunter Spielplatz begeistert die Nachbarschaft, 5. November 2015, Schaufenster Mettmann

Bunter Spielplatz begeistert die Nachbarschaft, 5. November 2015, Taeglich ME

Ein buntes Fest, 4. November 2015, SuperTipp Online


Bottrop (29. August 2015)

Paten feiern Fest im Ehrenpark, 30. August 2015, WAZ

Paten des Ehrenparks feiern ihr Sommerfest, 22. August 2015, WAZ

 

Wuppertal (28. August 2015)

300 Besucher feiern den Tag der Spielplatzpaten, 29. August 2015, WZ

Ein Fest für die Spielplatzpaten, 22. August 2015, wuppertaler rundschau

Tag der Spielplatzpaten: Fest an der Samoastraße, 20. August, 2015, wuppertal.de

 

Krefeld (23. August 2015)

Spielplatz zum Leben erweckt, 8. August 2015, WZ

Ein geheimer, märchenhafter Ort, 7. August 2015, WZ

 

Köln (22. August 2015)

Ein großes Fest für die Spielplatzpaten, 27. August 2015, Kölner Rundschau

Spielplatzpaten im Einsatz, 27. August 2015, Blogbeitrag auf Spielplatztreff.de

 

Düsseldorf (15. August 2015)

RP, Benrather Tageblatt, 15. August 2015, Terminankündigung

RP, Mitmachfest auf dem Mehrgenerationen-Spielplatz, 12. August 2015 und
RP-Online, Mitmachfest auf dem Mehrgenerationen-Spielplatz, 12. August 2015

Wochenpost Düsseldorf Süd, Spielplatzfest mit Bewegungsmobil, 12. August 2015

 

Oberhausen (31. Juli 2015)

keine Presseveröffentlichung

 

Hagen (11. Juni 2015)

Gestern war Tag der Spielplatzpaten NRW, 107.7 radiohagen, 12. Juni 2015

Tage der Spielplatzpaten NRW: Spielfest in Hohenlimburg, TV 58. De, 9. Juni 2015

Großes Fest auf dem Spielplatz an der Elseyer Straße, 6. Juni 2015, WAZ

Tag der Spielplatzpaten, Hohenlimburger Blatt, 1. Juni 2015

Tag der Spielplatzpaten am 11. Juni in Hohenlimburg, 27. Mai 2015, hagen.de

 

Essen (30. Mai 2015)

Terminankündigung, Borbeck Kurier, 27. und 29. Mai 2015

 

Mettmann (29. Mai 2015)

Eine ganze Schule ist in Bewegung, 30. Mai 2015, Taeglich ME

Sport und Spielfest rund um die GGS Herrenhauser Straße, 29. Mai 2015

Spielfest auf dem Spiel- und Bolzplatz Oderstraße, 23. Mai 2015, Schaufenster Mettmann

 

Mülheim an der Ruhr (28. Mai 2015)

Weltspieltag und Tage der Spielplatzpaten, 28. Mai 2015, livekritik.de

Weltspieltag und Tage der Spielplatzpaten NRW am 28.5.2015, Mülheimer Nachrichten / Der Blog für Mülheim

„Spielen verbindet Jung und Alt – Tage der Spielplatzpaten NRW!“, Stadt Mülheim an der Ruhr, 2. Juni 2015

Spielen für Jung und Alt, Mülheimer Woche, 30. Mai 2015

Weltspieltag an der Ruhr, WAZ 28.Mai 2015 und Viel Spaß am Weltspieltag, WAZ 29. Mai 2015

 

AUFTAKTVERANSTALTUNG 

in Düsseldorf (23. März 2015)

Pressemitteilung – Tage der Spielplatzpaten in NRW 2015 – Auftakt in Düsseldorf

Tagesordnung – Fachtag für die Organisator_innen von Spielplatzpaten 2015

Wir stellen vor – Unsere neue Botschafterin der nordrhein-westfälischen Spielplatzpatenprojekte, die Schauspielerin Sandra Borgmann

 

Das Logo der Spielplatzpaten im ABA Fachverband:RTEmagicC_Logo_Spielplatzpaten.jpg

Standards und Qualitätskriterien für pädagogisch betreute Spielplätze

Vorbemerkung

Die hier veröffentlichten Standards und Qualitätskriterien wurden von den KollegInnen des Berliner Dachverbandes AkiB entwickelt. Sie wurden von den Verbänden, die Abenteuerspielplätze usw. organisieren, in dieser Form akzeptiert und werden so als Empfehlungen vertreten. Die im Text erwähnten Angebots- und Leistungsblätter sind in der Komplett-Dokumentation enthalten. (Herausgeber: Bund der Jugendfarmen und Aktivspielplätze e.V., Redaktion: Maritta Giermann, Oliver Ginsberg, Martyn Sorge, Berlin 1998). Der Gesamtkatalog kann beim ABA Fachverband angefordert werden (8 Euro).

 

Anmerkung zu den Standards und Qualitätskriterien

Im Herbst 1995 begann der Landesarbeitskreis der Berliner Abenteuerspielplätze und Kinderbauernhöfe intensiv Standards und Qualitätskriterien für pädagogisch betreute Spielplätze zu diskutieren. Diese Plätze tragen verschiedene Namen. Sie werden zum Beispiel Abenteuerspielplatz, Kinderbauernhof, Jugendfarm, Bauspielplatz, Aktivspielplatz, Robinsonspielplatz usw. genannt. Unabhängig von ihrer Bezeichnung stellen diese Einrichtungen wichtige Elemente der sozialen Infrastruktur für Kinder, Jugendliche und die jeweilige Nachbarschaft dar. Sie übernehmen damit gesetzlich festgelegte Aufgaben der Kinder- und Jugendhilfe nach dem VIII. Sozialgesetzbuch (KJHG).

Aus der Diskussion entstanden die „Standards und Qualitätskriterien für pädagogisch betreute Spielplätze“. Sie beziehen sich sowohl auf Qualitäten als auch auf die Leistungsfähigkeit von pädagogisch betreuten Spielplätzen. Sie können auch als Evaluationsmodell für einzelne Einrichtungen genutzt werden. Für die Gewährleistung adäquater Arbeitsbedingungen (Bereitstellung von Flächen, leistungsgerechte Förderung) sind allerdings auch die politischen EntscheidungsträgerInnen verantwortlich. Es ist klar, dass in nicht wenigen innerstädtischen Gebieten nur sehr kleine Flächen für diese Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden (können). Dies wirkt sich unter Umständen auf die Leistungsfähigkeit der Plätze aus, muss jedoch nicht grundsätzliche Qualitäten in Frage stellen (zum Beispiel: Qualifikation der MitarbeiterInnen, Partizipation der Zielgruppen, Erreichung inhaltlicher Ziele, Zufriedenheit der Zielgruppen, soziale Akzeptanz etc.). 

Die Standards und Qualitätskriterien sollen einen Beitrag dazu leisten, die Förderungspolitik in der Kinder- und Jugendhilfe auf eine sachliche bzw. fachlich nachvollziehbare Grundlage zu stellen. Sie sollen aber auch gegenüber politischen EntscheidungsträgerInnen als Argumentation zur Sicherung bzw. Verbesserung der Rahmenbedingungen dienen. Der Landesverband der Berliner Abenteuerspielplätze und Kinderbauernhöfe (AKiB) hat auf dieser Grundlage den Angebots- und Leistungskatalog für pädagogisch betreute Spielplätze erarbeitet. Beide zusammen ergeben eine sinnvolle Grundlage für Leistungsvereinbarungen zwischen Trägern und der Verwaltung.

Die in den jeweiligen Angebots- und Leistungsblättern (A/L-Blätter) genannten Qualitätsindikatoren nehmen Bezug auf die folgenden „Standards und Qualitätskriterien“. Sie stellen nur einen Teilbereich der Qualitätskriterien dar und erlauben keine erschöpfende Evaluation der Einrichtung als Ganzes. (Das ganze ist mehr als die Summe seiner Teile). Umgekehrt lassen sich die in den „Standards und Qualitätskriterien“ genannten Indikatoren nicht immer auf jede Einzelleistung anwenden. In den Angebots- und Leistungsblättern sind lediglich die Indikatoren aufgeführt, die eine leistungsspezifische Evaluation erlauben. In der folgenden Übersicht sind für diese Indikatoren jeweils Kapitel und Seite des SQPbS angegeben, um die Referenz zu erleichtern.

 

Qualitätsindikatoren in den A/L-Blättern

Fundstelle im SQPbS

Vielfalt

Kap. I, 1.1.

S. 3

     

Artenvielfalt

Kap. I, 4.

S. 5

Struktur- und Ausstattungsvielfalt

Kap. I, 5.2.

S. 5/6

Angebots- und Themenvielfalt

Kap. II, 1.3.

S. 8

     

Fachlichkeit

Kap.I, 3.1./3.2./3.3.

S. 4/5

     

Kontinuität

Kap. I, 1.1.

S. 3

     

Integrativität

Kap. I, 1.1.

S. 3

     

Partizipativität

Kap. II, 1.1.

S. 8

     

Termintreue

Kap. II, 3.

S. 9

     

Bekanntheitsgrad/Akzeptanz

Kap. III, 1.1./4.

S. 10/11

     

Nutzungsgrad/Attraktivität

Kap. III, 1.2./3.

S. 10/11

     

Vernetzungsgrad

Kap. I, 2.4./III, 4.

S. 4/S.11

 

Übersicht über die Qualitätsbereiche

 

I. STRUKTURQUALITÄT (35 Prozent)

II. PROZESSQUALITÄT (15 Prozent)

 
     

1. Zielstellung/Prinzipien

1. Input

 

1.1. Leitbild/ Arbeitsprinzipien

1.1. Beteiligung der Zielgruppen 

 

1.2. Ziele/Arbeitsinhalte

1.3. Zielgruppen

1.2. Kontinuierliche Bedarfsfeststellung

1.3. Methodenauswahl/Angebots- und Themenvielfalt

 
     

2. Organisation

2. Planung

 

2.1. Zuständigkeiten/Entscheidungsstrukturen

2.1. Angebotspläne/Programme

 

2.2. Verhaltenspfade/Verfahrensabläufe

2.2. Dienstplanung

 

2.3. Interne Kommunikationsstruktur

2.3. Finanzplanung

 

2.4. Vernetzung/Kooperation

2.4. Reserven/Freiräume

 
     

3. Personal/MitarbeiterInnen/

Fachlichkeit der Arbeit

3. Umsetzung/Termintreue

 
 

4. Evaluation 

 

3.1. Qualifikation/Suche/ Auswahl/

3.2. Einsatz

4.1. Auswertung des Feedbacks

 

3.3. Weiterbildung/Personalentwicklung

4.2. Systematische Evaluation

 

3.4. Zufriedenheit

   
 

III. ERGEBNISQUALITÄT (50 Prozent)

 

4. Tierhaltung

   

5. Ressourcen

1. Erreichung der Betriebsziele

 
     

5.1. Flächen/Räumlichkeiten

1.1. Erreichung der Zielgruppen/zielgruppenspezifische 

 

5.2. Ausstattung/Erfahrungsfelder

Akzeptanz

 

5.3. Öffnungszeiten

1.2. Auslastung der Einrichtung/Attraktivität

 

5.4. Finanzen/Eigenleistungen

1.3. Wirtschaftlichkeit

 

5.5. Gerätepool

1.4. Eigenleistungen/Drittmittel

 
     

6. Management

2. Erreichung der inhaltlichen Ziele

 
     

6.1. Information/Akquisition

3. Zufriedenheit Zielgruppen

 

6.2. Zukunftssicherung/Innovation

   

6.3. Qualitäts- und Kostenkontrolle

4. Soziale Akzeptanz/Gemeinwesenbezug/

 

6.4. Krisenbewältigung

Vernetzungsgrad

 

I. STRUKTURQUALITÄT

1. Zielstellung und Prinzipien

1.1. Leitbild/Arbeitsprinzipien

Pädagogisch betreute Spielplätze erweitern neben Schule und Familie wesentlich den kindlichen bzw. jugendlichen Sozialisationsrahmen und unterstützen die gesamte Persönlichkeitsentwicklung der Heranwachsenden. Die Plätze sind ganzjährig geöffnet, verfügen über ein vielfältiges Angebot an Erfahrungsfeldern und sind immer pädagogisch betreut. Sie sind darüber hinaus Stätten sozialer Begegnung und Integration. Sie fördern dabei durch Bereitstellung selbständig nutzbare Strukturen sowie im Rahmen animatorischer Angebote nicht nur Kontakte unter den Kindern und Jugendlichen, sondern auch zwischen den Generationen und Kulturen. Dabei kommen folgende Arbeitsprinzipien zum Tragen:

  • Offenheit (offene Gruppen, keine Ausgrenzung)
  • Freiwilligkeit (die Teilnahme soll durch Animation und Motivation erreicht werden)
  • Kostenfreiheit (schließt Beiträge zu einzelnen Angeboten nicht aus)
  • Kontinuität (Verbindlichkeit von Angeboten und Bezugspersonen)
  • Veränderbarkeit (Flexibilität in Bezug auf Interessen und Bedürfnisse der Zielgruppen)
  • Gestaltbarkeit (physische und ideelle Freiräume zur Verwirklichung eigener Ideen)
  • Vielfalt (als Struktur-, Ausstattungs-, Angebots-, Themen- und ggf. Artenvielfalt – vgl.: Kap. I, 4./5.)
  • Transparenz (Durchschaubarkeit und Regelhaftigkeit von Strukturen)
  • Partizipation (Mitwirkung der Zielgruppen an Gestaltung und Angeboten – vgl.: Kap II, 1.1.)
  • Unterstützung der Selbstorganisation der Zielgruppen
  • Integration (verschiedener gesellschaftlicher Gruppen)

1.2. Ziele/Arbeitsinhalte

Spezifische Arbeitsinhalte und Ziele ergeben sich aus einer Bedarfsanalyse, die dem sozialen Umfeld und den strukturellen Möglichkeiten Rechnung trägt. Es lassen sich aber allgemeinverbindliche Ziele und Arbeitsinhalte benennen, die auch für andere Bereiche der Jugendarbeit gelten. Diese sind größtenteils in § 74 KJHG formuliert:

  • Gemeinschaftsfähigkeit
  • Verantwortlichkeit
  • Selbstbewusstsein
  • Demokratieverständnis
  • Soziales Engagement
  • Abbau von Benachteiligungen
  • Gleichberechtigung von Mädchen und Jungen
  • Herausbildung einer Geschlechtsidentität
  • Ökologische Handlungskompetenz
  • Toleranz und Verständnis für andere Kulturen
  • Generationsübergreifende Kontakte
  • Gesundheitsförderung
  • Partizipation und Selbstorganisation

1.3. Zielgruppen

Die Kernzielgruppe pädagogisch betreuter Spielplätze sind Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 14 Jahren, insbesondere die sogenannten „Lückekinder“, die in der klassischen Angebotsstruktur benachteiligt sind, unabhängig von Rasse, Nationalität oder Geschlecht. Zur erweiterten Zielgruppe gehören aber auch Kleinkinder, ältere Jugendliche und Erwachsene, junge Familien und SeniorInnen.

2. Organisation

2.1. Zuständigkeiten und Entscheidungsstrukturen

Wie andere Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe sollten auch pädagogisch betreute Spielplätze eine transparente Struktur von Zuständigkeiten und Entscheidungsabläufen bzw. -kompetenzen aufweisen. Diese werden beispielsweise in Satzungen, Geschäftsordnungen, Stellenausschreibungen, Platzregeln und Selbstdarstellungen formuliert. Für spezielle Arbeitsbereiche (Tierhaltung, Werkstatt etc.) sollte es eine fachlich fundierte Zuständigkeit geben.

2.2. Verhaltensregeln und Verfahrensabläufe

Im Umgang mit den Zielgruppen sollten für sensible Schnittstellen (häufig wiederkehrende Situationen, bei denen die Begegnung mit Kindern, Jugendlichen und Eltern weitreichende Konsequenzen für das Gelingen oder Misslingen der Arbeit mit sich bringt) Verhaltenspfade festgelegt bzw. formuliert werden. Es sollten auch Verfahren für die Schlichtung innerbetrieblicher Streitigkeiten etc. entwickelt werden.

2.3. Interne Kommunikationsstruktur

Das Funktionieren der innerbetrieblichen Kommunikation ist eine wichtige Voraussetzung zur Erreichung der selbst gesetzten Ziele. Regelmäßige Teamsitzungen gehören dazu genauso wie eine frühzeitige und umfassende Berichterstattung bei Auftreten veränderter Rahmen- und Arbeitsbedingungen etc. 

2.4. Vernetzung/Kooperation

Keine Einrichtung existiert im „luftleeren Raum“. Die Vernetzung sowohl mit gleichartigen Einrichtungen als auch mit anderen Einrichtungen (beispielsweise aus dem sozialen Umfeld) ist wichtig, um synergetische Effekte auszunutzen und Ressourcen effizient zu nutzen. Vernetzung ist keine statische Angelegenheit, sondern die aktive Gestaltung von Kommunikation und Kooperation.

3. Personal/MitarbeiterInnen/Fachlichkeit der Arbeit

3.1. Qualifikation/Suche/Auswahl

Zu besetzende Stellen auf pädagogisch betreuten Spielplätzen werden öffentlich ausgeschrieben. In den Stellenbeschreibungen wird auf spezifische Arbeitsbedingungen und Qualifikationen hingewiesen. Die personelle Fachlichkeit kann als gewährleistet gelten,

  • wenn eine der Arbeit entsprechende Ausbildung abgeschlossen wurde oder eine mindestens fünfjährige Berufserfahrung in dem betreffenden Bereich besteht;
  • bei ausgewogener Besetzung mit weiblichen und männlichen MitarbeiterInnen;
  • bei Anwesenheit von mindestens zwei qualifizierten, regulären Fachkräften während der gesamten Betreuungszeit für die Gewährleistung der Grundversorgung (vgl. Anlage 2)

3.2. Einsatz 

Unabhängig von der beruflichen Qualifikation bzw. Berufserfahrung muss dafür Sorge getragen werden, dass die MitarbeiterInnen (auch freiwillige) so eingesetzt werden, dass sie weder über- noch unterfordert sind. Dabei sollte immer Spielraum zur Entfaltung von Eigeninitiative gegeben sein. Es sollte vermieden werden, unangenehme Arbeiten regelmäßig an MitarbeiterInnen mit geringerer Qualifikation zu delegieren. Der Einsatz der MitarbeiterInnen erfolgt überwiegend im Freien und orientiert sich vor allem am Besucheraufkommen (flexible Arbeitszeiten-Regelungen).

3.3. Weiterbildung/Personalentwicklung

Es findet eine kontinuierliche Weiterbildung an mindestens 40 Stunden im Jahr statt. Über Bereitstellung von Fachliteratur und die regelmäßige Information über Fortbildungsmöglichkeiten wird die Eigenmotivation zur Fortbildung gestärkt. 

3.4. Zufriedenheit

Die Zufriedenheit von MitarbeiterInnen ist wesentliche Grundlage für eine erfolgreiche Arbeit. Sie läßt sich u.a. an Fehlzeiten und am Fluktuationsgrad bemessen, andererseits auch an der Übernahme von Verantwortung und Eigeninitiative über die vertragliche Arbeitsverpflichtung hinaus.

4. Tierhaltung

Soweit es die Flächenausstattung zulässt, betreiben die Einrichtungen Tierhaltung. Artenvielfalt wird angestrebt, dabei sollten mindestens zehn der folgenden Tierarten bzw. -gruppen gehalten werden: Ponys, Großpferde, Esel, Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen, Hunde, Katzen, Frettchen, Gänse, Enten, Hühner, sonstige Vögel, Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster, Ratten, Mäuse, sonstige Säuger, Fische, Amphibien, Reptilien. Dabei werden die Grundsätze artgerechter Haltung und des Tierschutzes beachtet. Insbesondere ist auf ausreichenden Bewegungsraum und die Ermöglichung arteigenen Verhaltens zu achten. Eine ausschließliche Käfighaltung bzw. Haushaltung findet grundsätzlich nicht statt. 

5. Ressourcen

5.1. Flächen/Räumlichkeiten

Für die adäquate Umsetzung der inhaltlichen Ziele steht eine Fläche von 6.000 m² bis 15.000 m² zur Verfügung. Als Aufenthaltsmöglichkeiten für kritische Witterungsbedingungen und für Werkstätten stehen beheizte Räumlichkeiten von 100 m² bis 250 m² zur Verfügung. Dabei soll sowohl Raum für spezifische Angebot, als auch zur freien Nutzung/Gestaltung zur Verfügung stehen. (Orientierungswerte für spezielle Flächen finden sich in Anlage 4). Ein Trinkwasseranschluss ist obligatorisch, ein Stromanschluss sinnvoll. Auf Abwasserentsorgung kann bei Sicherstellung von adäquaten Alternativen verzichtet werden.

5.2. Erfahrungsfelder/Ausstattung

Eine Struktur- und Ausstattungsvielfalt der Einrichtung wird angestrebt. Strukturvielfalt liegt vor, wenn vier der folgenden sechs Erfahrungsfelder abgedeckt sind. Ausstattungsvielfalt liegt vor, wenn mindestens neun der folgenden zwölf Ausstattungsmerkmale erfüllt sind:

 

Erfahrungsfelder:

 

  • sozialer Bereich 

 

  • landwirtschaftlich-gärtnerischer Bereich 

 

  • handwerklich-technischer Bereich 

 

  • kreativ-schöpferischer Bereich 

 

  • Natur-/Umweltbereich 

 

  • senso-motorischer Bereich 

Ausstattungsmerkmale: 

  • Freiflächen und überdachte Aufenthaltsbereiche (mindestens zum Teil heizbar) 
  • Küche 
  • Werkstätten mit Lagerräumen
  • Bauspielbereich
  • Wasserbereich(e)
  • Feuerstelle(n)
  • Grünflächen, Gärten und Gehölze
  • Tiergehege bzw. Reitkoppel und Ställe
  • Bühne bzw. Raum für Veranstaltungen
  • Spiel- und Sportflächen
  • Klettermöglichkeiten 
  • Kleinkinderspielbereich

5.3. Öffnungszeiten/Betreuungszeiten

Die Plätze sollen ganzjährig nutzbar sein. Die Öffnungszeiten lassen sich nur zielgruppen- und bedarfsorientiert konkretisieren. Eine durchschnittliche Öffnungsdauer von wöchentlich mindestens 40 Stunden ist für den Grundbetrieb angemessen. Die Betreuung spezieller Zielgruppen und die sozialräumlichen Bedingungen (zum Beispiel unterdurchschnittliche Freiflächenversorgung der Nachbarschaft) können eine erweiterte Öffnungszeit erforderlich machen. Die Betreuung soll auch an Wochenenden und in der Ferienzeit gewährleistet sein

5.4. Finanzen/Eigenleistungen

Der Finanzbedarf ist abhängig von Größe, Besucheraufkommen, Betreuungsumfang und Angebotsstruktur. Der Bedarf zur Absicherung des Grundbetriebs mit mind. zwei gleichzeitig anwesenden Fachkräften (vgl. I.3.1. bzw. III.1.2. + 1.3.) entspricht der Förderung von 3,5 Stellen zuzüglich der Kosten für Unterhaltung und Tierversorgung (vgl. Anlage 5) plus 8 Prozent Aufschlag für das Projektmanagement. Ein erhöhter Grundbedarf ergibt sich, wenn:

  • der Grundbedarf an pädagogisch betreuten Spielplätzen im Stadtteil zu weniger als 50 Prozent abgedeckt ist 
  • die Bevölkerungsdichte den städtischen Durchschnittswert um mindestens 50 Prozent übersteigt
  • die Freiflächenversorgung mindestens 50 Prozent unter dem städtischen Durchschnittswert liegt
  • die Versorgung mit allgemeinen Spielplatz- oder Sportflächen mindestens 50 Prozent unter dem Richtwert liegt
  • die Einrichtung in einem sozialen Brennpunkt liegt. Dieser Fall liegt zum Beispiel vor, wenn:
  • die Zahl der Arbeitslosen oder Sozialhilfeempfänger mindestens 50 Prozent über dem Durchschnittswert liegt
  • der Anteil von MigrantInnen bzw. AusländerInnen mindestens 50 Prozent über dem Durchschnittswert liegt

Diese finanzielle Grundabsicherung sollte auf kommunaler Ebene bzw. durch die jeweils für Jugendhilfeplanung verantwortliche Stelle gewährleistet sein. Auf ihrer Basis lässt sich ein zusätzlicher Eigenleistungsbeitrag (freiwillige Arbeitsleistung plus Geld und Materialspenden) im Wert von 10-20 Prozent des Finanzvolumens erbringen. Eine ausreichende Grundförderung ist mittel- bis langfristig auch Voraussetzung zur sinnvollen Integration von Beschäftigungsmaßnahmen, PraktikantInnen, Zivildienstleistenden etc. 

5.5. Gerätepool

Eine komplette Ausstattung einer Einrichtung mit technischen Geräten (nicht zu verwechseln mit der Ausstattung im Bereich der Erfahrungsfelder) ist nicht Voraussetzung für eine qualitative Arbeit, wenn die Nutzung der notwendigen Geräte im Bedarfsfall über einen gemeinsamen Gerätepool mit anderen Einrichtungen gewährleistet ist. Dadurch werden Ressourcen effizienter genutzt und eine Vernetzung mit anderen Einrichtungen unterstützt.

6. Management

6.1. Information/Akquisition

Die Einrichtungen bemühen sich um umfassende Berichterstattung bzw. Information über ihre Arbeit und die Angebote. Mögliche Informationsquellen können sein:

  • Arbeitsberichte/Projektberichte
  • Erstellung eines spezifischen Produkt- und Leistungskataloges
  • Selbstdarstellungen, Faltblätter bzw. Programme 
  • Presse- bzw. Medienerklärungen
  • Informationstafeln
  • Informationsbüro/-referentIn mit regelmäßigen Sprechzeiten (bei größeren Einrichtungen sinnvoll)

Als Maßstab der Informationsqualität dient insbesondere der Bekanntheitsgrad der Einrichtung und der speziellen Angebote bei der/den angesprochenen Zielgruppe/n sowie den Förderstellen. Wichtig ist darüber hinaus die Verfolgung einer aktiven Akquisitionspolitik, d.h. Kontaktaufnahme mit potentiellen freiwilligen MitarbeiterInnen, Spendern und Sponsoren sowie Drittmittelquellen. Als Qualitätsmaßstab kann zum Beispiel die Erreichung des o.g. Eigenleistungsanteils angesehen werden. Möglich ist auch die Realisierung von zusätzlichen Angeboten bzw. Projekten über Drittmittel.

6.2. Zukunftssicherung/Innovation

Zukunftssicherung bezieht sich zum einen auf die perspektivische Formulierung von mittel- bis langfristigen Entwicklungsplänen bzw. -programmen. Zum anderen ist hier die Initiierung bzw. die Durchführung innovativer Angebote bzw. Angebotsformen angesprochen. Die bloße Fortschreibung bisheriger Angebote über einen längeren Zeitraum genügt nicht diesem Qualitätsmerkmal. Ebenso wenig geht es lediglich um die Umsetzung von Neuheiten. Innovationen müssen sich vielmehr auf eine verobjektivierbare soziale, politische, ökonomische oder ökologische Entwicklung bzw. einen erkennbaren Handlungsbedarf beziehen. 

6.3. Qualitäts- und Kostenkontrolle

Die Einrichtungen verfügen über ein System der Qualitäts- und Kostenkontrolle. Dazu ist zum einen eine ordentliche Buchhaltung Voraussetzung, andererseits müssen Qualitätsparameter bzw. Leistungsziele formuliert werden, die überprüfbar sind. Die Ergebnisse der Überprüfung sind Bestandteil der Ergebnisqualität. Für die Beurteilung des Managements ist zunächst wichtig, daß ein System der Qualitäts- und Kostenkontrolle existiert und angewendet wird. Der vorliegende Katalog von Qualitätskriterien kann dabei zur Evaluation herangezogen werden. Im Übrigen gelten die Regeln der ordentlichen Buchhaltung.

6.4. Krisenbewältigung

Jede Einrichtung ist bisweilen mit Ereignissen konfrontiert, welche die gesamte Einrichtung oder wesentliche Teile der Arbeit in Frage stellen können. Ein Kriterium zur Beurteilung der Managementqualität ist, dass sich anbahnende Krisen rechtzeitig erkannt, dass Interventionsstrategien entwickelt und nicht zuletzt, dass solche Krisen bewältigt werden.

II. PROZESSQUALITÄT

1. Input

1.1. Beteiligung der Zielgruppen

Die Beteiligung der Zielgruppen an der Gestaltung der Einrichtung und der Entwicklung bzw. Planung der Angebote ist wesentliche Bedingung für eine erfolgreiche Arbeit. 

Partizipationsmöglichkeiten sind u.a.:

  • persönliche Gespräche, Kinderplenum, Nachbarschaftsversammlungen, Elternsprechstunden etc.
  • öffentliche Mitgliederversammlungen
  • Sammlung von Verbesserungsvorschlägen, anonyme Meinungsumfragen, Meckerkasten
  • Aufgreifen von Eigeninitiativen der Zielgruppen 
  • Zukunftswerkstätten o.ä. partizipatorische Planungsprozesse 

Häufigkeit und Umfang von Partizipationsmöglichkeiten kennzeichnen die Partizipativität.

1.2. Kontinuierliche Bedarfsfeststellung

Die kontinuierliche Bedarfsfeststellung erfordert zum einen die Überprüfung bestehender Angebote bzw. ihrer Nutzung sowie die Auseinandersetzung mit neuen Ansprüchen und Ideen, die im Rahmen der Partizipationsprozesse erkennbar geworden sind. Dazu ist wenigstens einmal jährlich eine „Angebotsinventur“ vorzunehmen, was sinnvollerweise im Zusammenhang mit einer umfassenden Evaluation der Arbeit geschieht. Bedarfsfeststellung kann auch aufsuchende Jugendarbeit beinhalten, da Bedarf bzw. Bedürfnisse möglicherweise nicht innerhalb der Einrichtung erkennbar sind.

1.3. Methodenauswahl/Angebots- und Themenvielfalt

Ob die ausgewählten Methoden geeignet sind, wird in der Regel erst rückblickend erkennbar. Entscheidend für die Prozessqualität ist, dass über die Auswahl überhaupt reflektiert wird bzw. dass ein bewusster Auswahl- und Entscheidungsprozess stattfindet. Grundsätzlich ist immer eine Angebots- und Themenvielfalt anzustreben. Von Angebotsvielfalt kann dann ausgegangen werden, wenn mindestens die Hälfte aller Angebote eines Quartals bzw. einer Jahreszeit sich von den Angeboten des vorherigen Quartals bzw. der vorherigen Jahreszeit unterscheidet. Themenvielfalt ist gegeben, wenn mindestens vier der folgenden Themenfelder abgedeckt sind: Natur und Umwelt, Gesundheit und Ernährung, Kunst und Kultur, Politik und Soziales, Handwerk und Technik.

2. Planung

2.1. Angebotspläne/Programme

Die Einrichtungen betreiben eine kontinuierliche Angebotsplanung. Dies schlägt sich zum Beispiel in der Herausgabe von Informationsblättern zu Art, Umfang, Zeitpunkt und eventuellen Kosten spezieller Angebote oder auch in der Herausgabe regelmäßiger Programme bzw. Produkt- und Leistungskataloge nieder. Auch die jeweilige Aktualisierung von Selbstdarstellungen ist hier angesprochen. Hinweise können aber auch vor Ort auf Tafeln etc. angebracht sein. Auch Bemerkungen zur angesprochenen Zielgruppe können dabei eine Rolle spielen.

2.2. Dienstpläne

Dienstpläne sind wichtig zur Identifizierung der Ansprechpersonen bzw. Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten unter den MitarbeiterInnen sowie für die BesucherInnen. Letzteres macht die Veröffentlichung in irgend einer Form notwendig. In den Bereich der Dienstplanung fällt auch eine geregelte Urlaubsplanung. Die Festlegung der Verantwortlichkeit durch Dienstpläne kann auch in Versicherungsfällen wichtig sein.

2.3. Finanzplanung

Die Finanzplanung wird in der Regel jeweils für ein Jahr im Voraus erstellt. Sie enthält zum einen die wichtigsten Ausgabenposten im Rahmen zu erwartender Einnahmen bzw. Fördermittel, sowie eine Prioritätenliste für den Fall, dass diese hinter den Erwartungen zurückbleiben. Auch die Bildung von Rückstellungen für Notfälle ist notwendiger Bestandteil der Finanzplanung.

2.4. Reserven/Freiräume

Sowohl zeitlich als auch materiell sollten immer Freiräume für unvorhergesehene bzw. spontane Maßnahmen beibehalten werden. Dies ist wichtig für die Flexibilität und eventuelle Krisenbewältigung sowie die Basis für Eigeninitiative und Innovation. Dazu gehört beispielsweise, dass über Zeiten für Vorbereitungen, Teamsitzungen, Evaluationsprozesse etc. hinaus ein Teil der Arbeitszeit der MitarbeiterInnen aus der Betreuungsarbeit ausgenommen bleibt.

3. Umsetzung/Termintreue

Die Einrichtungen bemühen sich um eine Umsetzung der Programmpläne und Entwicklungsziele. Die Umsetzung lässt sich auf verschiedene Art und Weise dokumentieren. Eine gängige Form der Dokumentation ist die Herausgabe eines Jahresberichtes, in dem die geleistete Arbeit eines Jahres mit den Planvorstellungen abgeglichen wird. Dieser Bericht sollte auch eine grobe finanzielle Jahresbilanz und eine Übersicht über Besucheraufkommen bzw. Besucherstruktur enthalten. Spezielle Projekte oder Veranstaltungen können auch separat dokumentiert werden. Für die Dokumentation eignen sich auch audiovisuelle Medien. Ein wichtiger Qualitätsindikator zur Bestimmung der Zuverlässigkeit bzw. einer adäquaten Umsetzung ist die Termintreue. Sie bemisst sich am Einhaltungsgrad vereinbarter bzw. angekündigter Termine und sollte bei mindestens 90 Prozent liegen

4. Evaluation

4.1. Auswertung des Feedbacks

Die Einrichtungen bemühen sich um eine kontinuierliche Sammlung und Auswertung des verbalen oder nonverbalen Feedbacks seitens der Zielgruppen. Die Auswertung kann im Rahmen regelmäßiger Besprechungstermine, im Zuge der Nachbereitung des Arbeitstages, im Anschluss an spezielle Veranstaltungen oder über partizipatorische Evaluationsveranstaltungen (Kinderplenum, Teestunde etc.) geschehen (vgl. 1.1. Beteiligung von Zielgruppen). Sammlung von Feedback kann auch erfolgen über Meckerwand, Briefkasten, Gästebuch, Abschlussberichte von PraktikantInnen, Bufdi etc. Die Auswertung sollte protokolliert bzw. dokumentiert werden.

4.2. Systematische Evaluation

Mindestens einmal jährlich sollte eine umfassende Selbstevaluation stattfinden, in der systematisch alle Qualitätsaspekte der Einrichtung „abgearbeitet“ werden. Diese Selbstevaluation läßt sich gegebenenfalls durch Hinzuziehung einer Supervisionskraft unterstützen, sie kann aber auch im Rahmen einer nichtöffentlichen Sitzung des Trägers stattfinden. Die Arbeit auf dem pädagogisch betreuten Spielplatz sollte für diesen Zeitraum ruhen.

III. ERGEBNISQUALITÄT

1. Erreichung der Betriebsziele

1.1. Erreichung der Zielgruppen/zielgruppenspezifische Akzeptanz

Die angestrebte Kernzielgruppe sollte mindestens 50 Prozent des Besucheraufkommens darstellen. Dabei ist nicht allein die reine Besucherzahl entscheidend, sondern auch die Aufenthaltsdauer und die Betreuungszeit. Die Einrichtung sollte auch bei der Mehrheit der Kinder im Einzugsbereich bekannt sein, welche die Einrichtung nicht besuchen und von diesen zumindest akzeptiert werden.

1.2. Auslastung der Einrichtung/Attraktivität

Die Auslastung gilt als wichtigster Indikator für die Attraktivität einer Einrichtung. Eine Auslastung der Einrichtung ist dann gegeben, wenn durchschnittlich mindestens drei Viertel der Kapazität einer Einrichtung ausgelastet sind. Für die Tageskapazität einer Einrichtung kann bei einer adäquaten Ausstattung ein Richtwert von 50-60 m² Fläche pro NutzerIn angenommen werden, unter der Voraussetzung, dass in etwa ein Betreuungsschlüssel von 1:25 (Eine Betreuungskraft pro 25 Kinder/Jugendliche und Tag) erreicht wird. Für soziale Brennpunkte kann auch ein Betreuungsschlüssel von 1:10 bis 1:15 erforderlich sein.

1.3. Wirtschaftlichkeit

Ein durchschnittlicher Kostensatz von maximal 10 -15 DM (5,11 – 7,65 Euro) pro BesucherIn und Tag bzw. 15 – 20 DM (7,65 – 10,23 Euro) je BesucherIn aus der Kernzielgruppe und Tag sollte im Grundbetrieb bei Standardausstattung und normaler Betreuungsanforderung erreicht werden. Dies wird anhand der folgenden Beispielrechnung illustriert:

  • Bei 300.000 DM (153.390 Euro) Grundförderung, 300 Öffnungstagen und einem Kostensatz von 10 bzw. 20 DM (5,11 bzw. 10,23 Euro) pro BesucherIn und Tag ergibt sich ein Mindestbesucheraufkommen von maximal 100 BesucherInnen pro Tag insgesamt bzw. mind. 50 BesucherInnen pro Tag aus der Kernzielgruppe. 

Ein wichtiger Grundsatz zur Erreichung der Wirtschaftlichkeit ist neben der Auslastungsgewährleistung einer Einrichtung die Forderung, dass bei Investitionen und Anschaffungen mit einem Wert über 800 DM (409 Euro) vor der Entscheidung grundsätzlich Kostenvergleiche eingeholt werden, um das günstigste Angebot zu ermitteln. Bei Materialverbrauch zum Beispiel im Rahmen von Kurs- oder Werkstattangeboten ist grundsätzlich von einer sozialverträglichen Kostenbeteiligung auszugehen, um einen sparsamen Verbrauch sicherzustellen. Wiederverwertung von Materialien hat Vorrang vor Neukauf. Die gemeinsame Nutzung von teuren Maschinen und Geräten mit anderen Einrichtungen sollte genauso selbstverständlich sein wie energieeffiziente Architektur und Geräte. 

1.4. Eigenleistungen/Drittmittel

Unter Voraussetzung einer adäquaten Grundförderung ist je nach sozialen Rahmenbedingungen ein Eigenleistungsanteil (Gegenwert unbezahlter Arbeit, Eigeneinnahmen, Sach- und Geldspenden) von 10-20 Prozent vom Gesamtwert der Leistungen realistisch und sollte von den Einrichtungen erbracht werden. Zur Vermeidung von Verzerrungen in der Angebotsstruktur und zur Gewährleistung der Kontinuität sollte der Anteil an Drittmitteln zur Finanzierung von Sondermaßnahmen nicht mehr als 25 Prozent des gesamten Leistungsvolumens betragen. Dies betrifft nicht einmalige Zuwendungen für Investitionen, sondern v.a. Honorarkräfte und befristete Beschäftigungsmaßnahmen. Der Grundbetrieb ist mittel- bis langfristig durch eine kommunale Regelfinanzierung sicherzustellen.

2. Erreichung der inhaltlichen Ziele

Ob die unter Punkt I.1.2. genannten Ziele erreicht werden, lässt sich teilweise nur über einen längeren Zeitraum feststellen. Zur Dokumentation kommen z.B. Fallbeschreibungen, Projektberichte oder sozialempirische Studien in Frage. Da solche Verfahren relativ aufwendig sind, sprengen sie in der Regel die Arbeitskapazitäten der Einrichtungen. Hier lassen sich u.a. über Zusammenarbeit mit universitären Forschungseinrichtungen Evaluationsmethoden entwickeln und anwenden. Der Beitrag zum Abbau von Benachteiligungen wird sich auch indirekt an der Repräsentation benachteiligter Zielgruppen in der Besucherstruktur ablesen.

3. Zufriedenheit der Zielgruppen

Für die Evaluation der Zufriedenheit mit der Einrichtung, den MitarbeiterInnen und Angeboten seitens der Zielgruppen bzw. NutzerInnen gibt es eine Reihe von direkten und indirekten Methoden. Es kommen zum Beispiel in Frage:

  • persönliche Gespräche
  • anonyme Umfragen, „Hitlisten“
  • Registrierung der Aufenthaltsdauer und -häufigkeit 
  • Feststellung der Akzeptanz von „Spielregeln“ 
  • Ermittlung der Unterstützung der Einrichtung bzw. Übernahme von Verantwortung für die Einrichtung

4. Soziale Akzeptanz/Gemeinwesenbezug / Vernetzungsgrad

Ein wichtiger Maßstab für die Akzeptanz im sozialen Umfeld ist der Umfang der freiwilligen Mitarbeit in der Einrichtung. Die Anzahl ehrenamtlich geleisteter Arbeitsstunden sollte in der Größenordnung von 10 -20 Prozent der bezahlten Arbeitsstunden liegen.

Darüber hinaus können auch Unterschriftenlisten oder Schreiben an politische EntscheidungsträgerInnen Aufschluss über die soziale Akzeptanz geben. 

Die Kooperationsbereitschaft anderer Institutionen bzw. Einrichtungen mit dem pädagogisch betreuten Spielplatz bzw. dessen Vernetzungsgrad ist ein weiterer Indikator dafür. Für kooperative Beziehungen kommen beispielsweise in Frage: 

  • Einrichtungen oder Träger, die Leistungen nach dem KJHG erbringen;
  • Arbeitsgemeinschaften nach § 78 KJHG;
  • Sonstige Träger öffentlicher Belange wie: Bildungseinrichtungen, Umweltverbände, soziale Einrichtungen und Dienste, Gesundheitsdienste, religiöse Gemeinschaften, Kirchen und Wohlfahrtsverbände, Parteien, Stiftungen, Polizei, Gerichte und Strafvollzugsanstalten;
  • Wirtschaftsbetriebe wie: kommunale Betriebe, lokale Gewerbetreibende und Firmen, Banken und Versicherungen, Aktiengesellschaften und transnationale Konzerne.

Eine allgemeinere Form der gesellschaftlichen Akzeptanz erschließt sich unter Umständen auch über Häufigkeit und Umfang der Berichterstattung in Medien bzw. Fachzeitschriften.

 

 

 

 

Abenteuerspielplätze – ohne geht’s nicht!

Von Rainer Deimel

Vor wenigen Tagen machte der Verband der Kinderärzte wieder einmal deutlich, dass es um die Gesundheit von Kindern in diesen Zeiten vergleichsweise schlecht bestellt ist. Einer der Hauptgründe hierfür: Kinder bewegen sich immer weniger! Die körperliche Leistungsfähigkeit ist bei Kindern in den letzten 25 Jahren um mehr als zehn Prozent zurückgegangen. Dies hat zur Folge, dass inzwischen schon jedes achte Kind unter Bewegungsstörungen leidet. In Deutschland sind, so die Kinderärzte, nur 18 Prozent der Mädchen und 29 Prozent der Jungen zwischen 11 und 15 Jahren an mindestens fünf Tagen in der Woche körperlich aktiv. Empfehlung der Ärzte: Schulkinder sollten sich mindestens eine Stunde am Tag bewegen und dies möglichst draußen an der frischen Luft.

Wir können feststellen, dass natürliche Bewegungsräume für Kinder zusehends knapper werden. Der Straßenverkehr hat beispielsweise in der Stadt Essen in den letzten dreißig Jahren des vergangenen Jahrhunderts um das 500-fache zugenommen, ein Zuwachs, den man sich in seiner konkreten Dimension kaum noch vorstellen kann. Wir gehen davon aus, dass Essen lediglich ein Beispiel für die Situation insgesamt ist.

Des Weiteren kommen die (Aus-)Wirkungen des Fernsehens und anderer Medien – wie Computer und elektronisches Spielzeug – hinzu. Kinder werden von diesen Medien immer mehr in Beschlag genommen. Natürlich haben die Eltern dies mitzuverantworten. Nicht selten werden sie dabei auch von dem Gedanken geleitet, das Leben vor den Geräten sei sicherer als in der „Welt draußen“. Die „gefühlte Angst“ vor den Gefahren der Welt ist bei vielen Menschen gestiegen, ohne dass es tatsächlich Hinweise hierfür gibt. Dies könnte eine Folge der Informationsflut sein, die bisweilen die Realitäten verschiebt. Mittlerweile gibt es ausreichend Hinweise darauf, dass diejenigen Kinder, die am meisten fernsehen oder vor dem Computer sitzen, am stärksten verblöden.

Vor über einem halben Jahrhundert, in den 1940er Jahren, war der dänische Kunstprofessor und Gartenbauarchitekt C. Th. Sørensen in Kopenhagen für die Planung und den Bau von Spielplätzen zuständig. Er stellte fest, dass bereits 1943 Kinder die von ihm geplanten herkömmlichen Spielplätze nicht oder nur wenig nutzten. Dies bewog ihn dazu, herauszufinden, wo sich die Kinder aufhielten und wo sie spielten. Fernseher gab es zu dieser Zeit noch nicht. Spielen fand hauptsächlich draußen statt. Sørensen fand die Kinder auf Baustellen, Schrott- und Schutthalden, auf Trümmergrundstücken, Erdhügeln, Brachgeländen, im Gebüsch usw. Aus seinen Beobachtungen entstand ein Planungskonzept. Er entwickelte in Kopenhagen und Umgebung zuerst den Gerümpel- und später den Bauspielplatz. Einige Jahre später informierte sich die englische Gartenarchitektin Lady Allen of Hurtwood in Dänemark über Bauspielplätze. Vor dem Hintergrund einer anderen Infrastruktur in England entwickelte sie das Konzept weiter. Sie war der Auffassung, solche Plätze gehörten in erster Linie in die stark verdichteten Industriezonen des Landes, eine Situation, die sich durchaus mit der heutigen vergleichen lässt; dies allerdings mit dem Unterschied, dass sich die heutige krasser darstellt. Die Lady nannte ihre Plätze „Abenteuerspielplätze“, ein nach wie vor stimmiger Begriff.

„Abenteuer“ ist ein gewisses Wagnis, auf das Menschen sich einlassen, ohne sich dabei ins Unglück zu stürzen. Beim Abenteuer ist der Ausgang des Prozesses nicht von vornherein klar; Kinder begeben sich auf einen Weg, wobei dessen Ausgang und Verlauf sie möglicherweise überraschen wird, sie in jedem Fall aber dazulernen werden: Kinder lernen nämlich ganzheitlich mit all ihren Sinnen. Sie lernen durch Sehen, Hören, Fühlen, Schmecken, Riechen und Begreifen. Erst wenn ihre Sinne ausreichend stimuliert wurden, sind sie in der Lage, auch kognitiv, also denkend, zu lernen. So nimmt es nicht wunder, wenn ein Kind, das nicht mehr rückwärts balancieren kann, auch nicht in der Lage ist, Mathematik zu verstehen.

Keine andere Einrichtung ist derart imstande, Bildung und Gesundheit so günstig zu beeinflussen, wie dies Abenteuerspielplätze (*) sind. Dies bestätigte auch der 10. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung (1998), in dem die Kommission feststellt, dass sich bei Abenteuerspielplätzen „am ehesten originäre kinderspezifische Ansätze entwickelt“ hätten. Demzufolge empfahl seinerzeit die Bundesregierung, unter anderem Abenteuerspielplätze „flächendeckend zu verstärken“. Einzelne Kommunen und Träger haben darauf reagiert; bei weitem allerdings nicht so viele, wie es für eine vorteilhafte Entwicklung von Kindern erforderlich gewesen wäre. Wenn wir allerdings davon ausgehen, dass es nie zu spät ist, eine glückliche Kindheit zu haben, dann sollten sich PolitikerInnen und JugendhilfeplanerInnen auf ihre besondere Verantwortung gegenüber Kindern besinnen.

Als zumindest unverantwortlich muss ein Verhalten gedeutet werden, lediglich die Zustände gegenwärtiger Kindheit zu bedauern und gleichzeitig die förderlichste Alternative, wie eben das Konzept „Abenteuerspielplatz“, zu ignorieren. Die Stadt Nürnberg soll hier als gutes Beispiel genannt werden: Nach wie vor ist man dort dabei, Abenteuerspielplätze konsequent auf- und auszubauen. Im Nobelinternat „Schloss Salem“ in der Nähe des Bodensees gibt es – wie selbstverständlich – einen Abenteuerspielplatz und eine Jugendfarm: Reiche Leute wissen eben, was für ihre Kinder gut ist.

In Zeiten, in denen Kinder immer unbeweglicher und ungeschickter werden, in denen ihr gesundheitlicher Zustand als zunehmend bedenklich einzustufen ist, in Zeiten, in denen Kinder offensichtlich auch zunehmend dümmer werden, da grenzt die Überlegung, bestehende Abenteuerspielplätze einzuschränken oder gar zu schließen, an ein jugendpolitisches Fiasko. Abenteuerspielplätze sind zeitgemäßer und erforderlicher denn je!

Abenteuerspielplätze stehen für Gemeinschaftsfähigkeit, Verantwortungs- und Selbstbewusstsein, Demokratieverständnis, soziales Engagement, Abbau von Benachteiligungen, Gleichberechtigung von Mädchen und Jungen, ökologische, handwerkliche sowie künstlerische Handlungskompetenzen, Toleranz und Verständnis für andere Kulturen, generationsübergreifende Kontakte, Gesundheitsförderung, Teilhabe und Selbstorganisation und anderes mehr.

Abenteuerspielplätze bieten Erfahrungs- und Lernmöglichkeiten in sozialer, handwerklich-technischer sowie künstlerischer Hinsicht. Sie organisieren Natur- und Umwelterlebnisse. Und schließlich stimulieren sie alle Sinne des Kindes.

Abenteuerspielplätze sind regelmäßig ausgestattet mit Freiflächen und überdachten Aufenthaltsbereichen. Sie verfügen über eine Küche, Werkstätten, zahlreiche Lagermöglichkeiten, Bauspiel-, Wasser- sowie Wasser-Sand-Bereiche. Ferner gibt es normalerweise Feuerstellen, Grünflächen, Gärten und Gehölze, Spiel- und Sportflächen, Klettermöglichkeiten sowie Räume für Veranstaltungen. Zahlreiche Abenteuerspielplätze organisieren Tierhaltung; dies ist nicht selten die einzige Möglichkeit, Kindern einen für ihre Entwicklung bedeutsamen Kontakt zu Tieren überhaupt zu ermöglichen.

In Nordrhein-Westfalen ist vor allem der ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen an der Entwicklung von Abenteuerspielplätzen interessiert. Dort erhalten Sie, wenn Sie wollen, weitere Informationen.

Fußnote

(*) Und ihre Varianten Bauspielplätze, Kinder- und Jugendbauernhöfe sowie andere vegleichbare Einrichtungen. Aus Finnland beispielsweise weiß man von „Konstruktionsspielplätzen“. In  der Schweiz heißen die Plätze „Robinsonspielplätze“.

Abenteuerspielplätze

Abbildung: Bündnis Recht auf Spiel/DKHW

Am 28. Mai ist Weltspieltag!

Spartenfaltblatt (2012)

Die Abenteuerspielplätze gehören quasi zur Keimzelle des ABA Fachverbandes Offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Der Verband wurde 1971 als Arbeitsgemeinschaft gegründet. 1973 wurde er als „Landesarbeitsgemeinschaft Abenteuer-, Bau- und Aktivspielplätze Nordrhein-Westfalen“ (LAG ABA) in das Vereinsregister eingetragen – daher das Kürzel „ABA“. Im Laufe seiner Geschichte hat sich der Verband dreimal umbenannt, zunächst in „Landesverband Abenteuer-, Bau- und Aktivspielplätze“, später in „ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern“ und zuletzt in „ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen e.V.“. Das Kürzel wurde beibehalten, was wir aus heutiger Sicht sehr vernünftig finden, da es durchaus einige Vorteile bietet.

Dieses wahrliche Abenteuer-Foto hat uns der geschätzte Schweizerische Kollege Toni Anderfuhren zur Verfügung gestellt. Wir wollen es Ihnen nicht vorenthalten.

Verständigt haben wir uns im Verband seit längerem darauf, als Oberbegriff für den genannten Einrichtungstyp den Begriff „Abenteuerspielplatz“ zu verwenden. „Bauspielplatz“ greift unseres Erachtens nicht weit genug, da er lediglich das kindliche Bauen als Aktivität unterstellt. „Aktivspielplatz“ halten wir als Begriff für tautologisch; wir betrachten kindliches Spiel jederzeit als aktiv. Der Begriff Abenteuerspielplatz tauchte erstmalig im englischen Sprachgebrauch auf (adventure playground). In Deutschland, wo ebenfalls zuerst der Begriff „Abenteuerspielplatz“ verwandt wurde, wurde die so genannte Abenteuerspielplatz-Bewegung Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts durch Studenten- und Elterninitiativen organisiert. Diesen wurde nicht selten linkes Umstürzlertum unterstellt. Von daher schien die Bezeichnung „Aktivspielplatz“ eine bewusste Abgrenzung zu sein, um nicht unnötig in Verdacht zu geraten. Dieses Bemühen hat leider übersehen, dass man kindliches Spiel und dessen Bedeutung damit auch in gewisser Weise diskreditiert.

„Abenteuer“ begreifen wir als einen Handlungsprozess mit vorläufig unbekanntem Ausgang. Diesem Prozess ist ein enormer Bildungsfaktor immanent; ebenso beinhaltet „Abenteuer“ immer auch Gesundheitsförderung.

Foto: Abenteuerspielplatz Oberkassel, Düsseldorf

Häufig wird von Nichtsachkundigen gefragt, ob es sich bei diesem Einrichtungstyp nicht um ein traditionelles, längst überholtes Relikt aus der APO-Zeit handele. Dem kann nur entgegnet werden, dass es vor allem für Kinder zwischen 6 und 10/12 Jahren keine sachgerechtere Einrichtung gibt, die derart konstruktiv imstande wäre, ihre Entwicklung im Sinne von Bildung, Kreativität, Sozialverhalten und Gesundheitsförderung zu unterstützen.

Foto: Abenteuerspielplatz Oberkassel, Düsseldorf

Nach Auffassung von Prof. Werner Thole von der Universität Kassel sind der ABA Fachverband und der Bund der Jugendfarmen und Aktivspielplätze die „offensivsten Interessenvertretungen“ für Abenteuerspielplätze und Jugendfarmen in Deutschland; sie hätten über die jeweiligen Landesgrenzen hinaus fachliche Anerkennung erlangt (Werner Thole: Kinder- und Jugendarbeit. Eine Einführung. Juventa Verlag, Weinheim und München 2000, Seite 121).

Foto: Rainer Deimel (2010)

Vertreterin der Abenteuerspielplätze im Sprecherrat des ABA Fachverbandes ist Sandra Baier vom Abenteuerspielplatz Schelpmilser Weg in Bielefeld.

ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen

Foto: Rainer Deimel (2010)

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Der ABA Fachverband erklärt sich mit der Hamburger Kampagne „Entschlossen Offen!“ solidarisch.

Zum Hintergrund der Kampagne

Kampagnenbroschuere

Hüttenbau

Abenteuerspielplatz Hilden (Foto: Rainer Deimel)

Als Anregung zum Bauen haben wir eine Reihe von Fotos – entstanden ab 2008 – ins Netz gestellt; dies vor dem Hintergrund, dass das praktische Konstruieren auch zahlreichen Mitarbeitern als Methode bzw. Kompetenz abhanden gekommen ist. Allerdings gibt es sie noch, die Plätze, auf denen Bauen zum Alltag der Kinder gehört. Der Hüttenbau auf Abenteuerspielplätzen ist nicht nur eine lustvolle Angelegenheit, da Kinder sich als kompetent erfahren. Ebenso lernen sie auch ihre Grenzen kennen und diese zu erweitern. Im Sinne von Bildung ist der Hüttenbau eine unschätzbar wichtige Erfahrung für Kinder. Die einstellten Bilder sprechen für sich – wie wir hoffen.

Wasser-Sand-Matsch

Wasser-Sand-Matsche-Bereiche gehören zu den Klassikern auf Abenteuerspielplätzen. Auf sinnliche und lustvolle Weise erleben Kinder mehrere sogenannte Urelemente, nämlich Wasser, Erde und Luft. Beispielhaft haben wir hier einige Fotos vom Abenteuerspielplatz „Ankerplatz“ in Sankt Augustin (Rhein-Sieg-Kreis) eingestellt, die dieser uns freundlichweise zur Verfügung gestellt hat. Neben einigen Bildern in Aktion haben sie auch die Möglichkeit, sich über das Entstehen dieses spektakulären Bereichs zu informieren.

Anregungen zum Thema „Abenteuerspielplätze“

Foto: Rainer Deimel

Möchten Sie Neues erfahren? Wie kann man einen Abenteuerspielplatz weiterentwickeln? Zu diesem Thema haben wir Seiten eingerichtet. Interesse?

Ungewöhnliche Anregungen zum Thema „Hüttenbau“

Andere ungewöhnliche Anregungen

Konzeptionen zum Thema „Abenteuerspielplätze“

Haben Sie Interesse an exemplarischen Abenteuerspielplatz-Konzeptionen? Dann klicken Sie auf das nachfolgende Bild!

Foto: Abenteuerspielplatz „Alte Ziegelei“, Bielefeld

Weitere Seiten zum Thema im ABA-Netz

Hier sind verschiedene Beiträge, Konzepte usw. zum Thema zu finden. Unter anderem gibt es hier zum Beispiel eine Seite, auf der wir die 1982 von der nordrhein-westfälischen Landesregierung herausgegebene Broschüre „Pädagogisch betreute Spielplätze“ (Modellprojekt) untergebracht haben – eine echte historische Präsenz.

Standarts und Qulitätskriterien für pädagogisch betreute Spielplätze

Gerichtsurteile zum Thema „Abenteuerspielplätze“

Um auf die Seite zu gelangen, bitte das Paragraphen-Symbol anklicken!

Weitere Links zum Thema

Bund der Jugendfarmen und Aktivspielplätze

Landesverband Abenteuerspielplätze und Kinderbauernhöfe in Berlin

Verband Kinder- und Jugendarbeit Hamburg

Zürcher Gemeinschaftszentren

Abenteuerspielplatz Düsseldorf-Eller, 2008 (Foto: Rainer Deimel)

Kinder brauchen solche Plätze

Von Gert Wagner und Lorenz Gradl


Foto: Bauspielplatz Langwasser (2003)

30 Jahre ist jetzt Nürnbergs erster Bauspielplatz alt (2003). Für einen Spielplatz natürlich schon ein sehr hohes Alter. Trotzdem ist es wichtig, dass der Spielplatz – anders als die Aktiven der ersten Stunde – eigentlich nicht gealtert ist. Manche haben seinerzeit gedacht, dass einem derartigen Spielplatz wohl kein langes Überleben beschieden sein würde, doch er hat nicht nur überlebt, sondern war Beispiel für viele weitere derartige Plätze in Nürnberg. Diese Einrichtungen sind kein Selbstzweck, sondern dienen der Entwicklung unserer Kinder. Man hat die Kenntnis gewonnen – nicht zuletzt durch derartige Plätze – dass Spielen für Kinder mehr ist als unterhaltsames Freizeitvergnügen, Spielen ist Lernen und ganz wesentlich für die Persönlichkeitsentwicklung.

Tausende von Kindern haben so auf dem Bauspielplatz Langwasser neue Erfahrungen gemacht, sozialen Umgang erlernt, genau so wie das Arbeiten im Team und solidarisches Verhalten. Internationalität ist Alltag und so wird automatisch ein echter Bei­trag zu Toleranz und gegen Ausländerfeindlichkeit geleistet. Viele Nutzer dieses Platzes hatten und haben es zu Hause nicht leicht und tun sich in der Schule und oft auch in ihrem sozialen Umfeld schwer. Hier auf dem Baui können sie sich selbst beweisen und Selbstvertrauen gewinnen. Das rechtfertigt auch Ausgaben, die durch den Betrieb des Platzes für die öffentliche Hand entstehen.

ABA Fachverband empfiehlt

Eckhard Schiffer: „Der entfremdete Hunger – Weltzerstörende Unersättlichkeit als verzweifelte Suche nach Sinn und Geborgenheit“

1990 RECOM – Basel, Baunatal
197 Seiten
ISBN 3-315-00068-9

Die starke Zunahme von Hungerkrankheiten (Ess-, Brech-, Krankheiten, Spielsüchte, „Null-Bock- Syndrom“) in den letzten zwanzig Jahren haben den Autor zum Verfassen dieses Buches bewogen.
Vielen Menschen ist das ursprüngliche Hunger- und Sättigungsgefühl verlorengegangen. Sie versuchen durch immer größeren Konsum und stärkere Reize, diesen Verlust auszugleichen. Satt werden sie dabei jedoch nicht, weil auch die Vorstellung, wie und durch was Befriedigung erlangt werden kann nicht mehr vorhanden ist. Über den Verlust an Sinnerfahrung, der damit einhergeht, führt dies zu einer Zerstörung der inneren und äußeren Welt.
Ausgehend von Fallbeispielen zeigt der Autor Ursachen dieser Entwicklung, aber auch Möglichkeiten zur Vorbeugung auf.

 

Eckhard Schiffer: „Warum Huckleberry Finn nicht süchtig wurde – Anstiftung gegen Sucht und Selbstzerstörung bei Kindern und Jugendlichen“

(1993) Auflage 1999 Beltz Verlag, Weinheim. Basel
152 Seiten, 10 Euro
ISBN 3-407-22004-9

Wie hätte Huckleberry Finn süchtig werden können? Er hat seine Träume ja ausgelebt! Andere Kinder und Jugendliche können das nicht. Eckhard Schiffer zeigt, wie Sucht entsteht und welche Möglichkeiten es gibt, ihr vorzubeugen.
Wenn Huckleberry Finn nicht süchtig wurde, dann deshalb, weil er sich das Recht und die Zeit nahm, seine Sehnsüchte und Träume auszuleben, meint Eckhard Schiffer und zeigt, dass viele Kinder und Jugendliche diese Möglichkeit nicht haben. Anhand von Krankengeschichten wird deutlich, wie Sucht entsteht, welches Ursachengeflecht sie auslösen kann und wie man ihr wirksam vorbeugen kann, konkret und praktisch.

 

Eckhard Schiffer: „Warum Hieronymus B. keine Hexe verbrannte – Gewaltbereitschaft von Kindern und Jugendlichen erkennen – Gewalt vorbeugen“

(1994) Auflage 2001 Beltz Verlag, Weinheim. Basel
254 Seiten, Euro 13
ISBN 3-407-22026-x

Eckhard Schiffer zeigt in diesem Buch, wie Gewalttätigkeit entsteht und wie man ihr vorbeugen kann. Überzeugend, verständlich und mit vielen Fallbeispielen berichtet er, wie Jugendliche großen seelischen Druck kreativ und konstruktiv abbauen können.
„Lehrling legte Bombe aus Spaß am großen Knall“: eine Überschrift, schon ein paar Jahre alt, aus der Osnabrücker-Zeitung. Die Fälle von scheinbar grundloser, spontaner Gewalt, insbesondere von Jugendlichen, nehmen in beunruhigendem Maße zu. Schon Kinder schockieren uns durch Brutalität. Eckhard Schiffer zeigt in diesem Buch, wie Gewalttätigkeit entsteht und wie man ihr vorbeugen kann. Möglichkeiten sieht er besonders dort, wo schöpferische Kräfte zur Entfaltung gebracht werden können. Überzeugend, verständlich und mit vielen Fallbeispielen berichtet der erfolgreiche Autor, wie Jugendliche großen seelischen Druck kreativ und konstruktiv abbauen können.

 

Eckhard Schiffer: „Der kleine Prinz in Las Vegas“

(1997) Auflage 2001 Beltz Verlag, Weinheim. Basel
229 Seiten, 13 Euro
ISBN 3-407-22105-3

Unsichtbare Qualitäten jedes Menschen werden mit den Augen des kleinen Prinzen sichtbar gemacht: Erinnerungen an Möglichkeiten, die den spielenden und technisch orientierten Menschen (homoludens und homo faber) miteinander versöhnen.
Der Autor erinnert dazu an die schöpferischen Möglichkeiten, die in jedem von uns vorhanden sind und beschreibt, wie sich unsere spielerische Intelligenz, wenn wir sie nur zulassen, auf alle Lebensbereiche positiv auswirkt: auf unsere Zukunftspläne, unsere Arbeit und unsere zwischenmenschlichen Beziehungen. Anhand von Fallgeschichten und alltäglichen Erfahrungen zeigt Eckhard Schiffer, wie wir spielerische Intelligenz auch nutzen können, um Krankheit, Resignation und emotionaler Leere zu entgehen.
Der Psychotherapeut und Arzt Eckhard Schiffer erinnert in seinem Buch an die spielerisch schöpferischen Möglichkeiten, die in jedem Menschen vorhanden sind. Anhand von Fallbeispielen aus seiner eigenen Praxis und alltäglichen Erfahrungen beschreibt er, wie wir die emotionale Leere füllen können, die unser Dasein und unsere Gesellschaft zunehmend bedroht.
Der Druck, den eine von Konkurrenzmentalität bestimmte Gesellschaft auf uns alle ausübt, nimmt immer mehr zu. Und immer mehr Menschen finden keine andere Lösung, als sich in Krankheit, Sucht oder Resignation zu flüchten, um der inneren Leere, zu entkommen. Spielerische Intelligenz, die ein entscheidendes Humanum darstellt, bleibt dabei auf der Strecke.
Um den spielenden und technisch orientierten Menschen (Homo ludens und Homo faber) zu versöhnen, entwirft der Autor konkrete Utopie einer menschlicheren Gesellschaft als Gegenentwurf zu einer Welt, die von Gewalt und zunehmender Verrohung gekennzeichnet ist. Er will unsichtbare Qualitäten jedes Menschen mit den Augen des kleinen Prinzen sichtbar machen, Erinnerungen an Möglichkeiten, die „uns gut tun“.

Anmerkung: „Der Kleine Prinz in Las Vergas“ ist unseres Erachtens das Grundlagenwerk für diejenigen, die sich erstmalig mit Eckhard Schiffers Inhalten befassen wollen. ABA Fachverband

 

Eckhard Schiffer: „Wie Gesundheit entsteht – Salutogenese: Schatzsuche statt Fehlerfahndung“

2001 Beltz Verlag, Weinheim. Basel
254 Seiten, 13 Euro
ISBN 3-407-22090-1

Nicht nach Fehlern und Störungen, die zur Krankheit führen, will er suchen, sondern nach schöpferischen Kräften, die seelische und körperliche Gesundheit ermöglichen: Gesundheit als Schatzsuche im Spiel, im Dialog und in der Suche nach Lebenssinn. Dabei stützt sich der Autor zum einen auf das Salutogenese-Konzept des amerikanisch-, israelischen-, Gesundheitsforschers „Aaron Antonovsky“ und dessen Ausführungen zum „Kohärenzgefühl“ des Menschen. Zum anderen bezieht er so unterschiedliche Geschichten wie „Tausendundeine Nacht“, „Pu der Bär“ und „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ in sein Erklärungskonzept ein und ebenso die Biografien von Künstlern und Schriftstellern wie Joan MirÓ, Jean-Jacques Rousseau oder Albert Camus.
„Alles das, was in der „schönen“ Literatur schon lange bekannt ist, soll anhand neuer Modelle zur Gesundheit bzw. Gesundheitsförderung weiter verdeutlicht werden. Seit geraumer Zeit richtet sich nämlich das Interesse nicht mehr nur auf die Entstehung von Krankheit (Pathogenese), sondern auch auf die Entstehung von Gesundheit (Salutogenese).“ Oder anders formuliert: „Was haben eigentlich „Gute Nacht- Geschichten“ mit Gesundheit, und „die Unfähigkeit zum Dialog“ mit Krankheit zu tun?“ Eckhard Schiffer

 

Eckhard und Heidrun Schiffer: „Nachdenken über Zappelphilipp – ADS: Beweg-Gründe und Hilfen“

2002 Beltz Verlag, Weinheim, Basel
131 Seiten, 12 Euro
ISBN 3-407-22844-9

Genetische Defizite, wie insbesondere von ärztlicher Seite und der Pharmaindustrie immer wieder hervorgehoben wird, Hirnstörungen, die man am besten mit Psychostimulanzien wie Ritalin behandelt? Aber wenn genetisch bedingt, warum wird das ganze Ausmaß dieser „Hirnstörung“ erst jetzt deutlich? Die Autoren dieses Buches orten denn auch die Gründe, weshalb viele unserer Kinder unter den Symptomen leiden, die unter ADS zusammengefasst werden, eher in unserer Gesellschaft. Kinder, die mit immer mehr optischen Reizen überflutet werden, denen immer weniger Bewegungsmöglichkeiten geboten und deren Phantasie und „innere Bilder“ von den Medien gestohlen werden, reagieren einfach so, wie es das „Krankheitsbild“ ADS umschreibt. Und sie reagieren auf das, was ihnen da angeboten wird, durchaus „gesund“, weshalb eine „Therapie“ auch am besten dort ansetzt, wo ADS entsteht, nämlich in der nächsten Umgebung des „betroffenen“ Kindes.
Eingehend auf das Wechselspiel biologischer und sozialer Faktoren geht es Heidrun und Eckhard Schiffer im Wesentlichen darum, wie den ADS-Symptomen präventiv begegnet werden kann. Ihre Vorschläge reichen von ganz einfachen Mitteln wie der „Gute-Nacht-Geschichte“ über die sinnvolle Einrichtung des Kinderzimmers bis hin zu einem adäquat vorbeugenden Unterricht in der Grundschule – Möglichkeiten, das Problem an der Wurzel zu packen statt Medikamente zu verordnen, was den Autoren, wenn überhaupt, nur im Einzelfall sinnvoll erscheinen.
Nachbemerkung: Alle Veröffentlichungen unseres Beiratsmitgliedes Eckhard Schiffer sowie von Eckhard und Heidrun Schiffer verdienen eine uneingeschränkte Empfehlung durch den ABA Fachverband. Sie sind in einer verständlichen und metaphernreichen Sprache verfasst, helfen so nicht nur wesentlich zu wichtigen Erkenntnissen; sie vermitteln die Inhalte auch so, dass sie praxisrelevant weiterhelfen können. Es macht überdies auch noch Spaß, sie zu lesen. In dem Buch „Nachdenken über Zappelphilipp – ADS: Beweg-Gründe und Hilfen“ weisen Heidrun und Eckhard Schiffer auch darauf hin, dass das Tätigwerden von Kindern auf einem Abenteuerspielplatz in der Regel sinnvoller und hilfreicher ist als die Medikation etwa mit Ritalin.

inform – Jugendhilfe & Schule

Diese SRTEmagicC_jusinform.jpgeite wurde im April 2006 angelegt. Eingestellt werden hier die Ausgaben der Zeitschrift „inform“, die vom Landesjugendamt Rheinland mehrmals jährlich herausgegeben werden.

Die Inhalte betreffen die Offene Ganztagsschule im Primarbereich und andere Schnittstellen, wie z. B. den Übergang von der Kindertagesstätte in die Schule, den Übergang von der Schule in den Beruf, Schulmüdenprojekte und die Schulsozialarbeit.

Suchen Sie Kontakt zur Redaktion von „inform“, wenden Sie sich bitte an

Alexander MavroudisRTEmagicC_AlexMavroudis.jpg
LVR, Dez. 4 „Schulen, Jugend“
50663 Köln
Hermann-Pünder-Straße 1
Telefon 0221/809-6932

 

Folgende Ausgaben der „inform“ können Sie herunterladen:

2012

inform 1/2012
Bildungslandschaft gemeinsam anpacken – Ganztagsschule, Ort der Freundschaft – Wie ticken Jugendliche 2012 – Starke Eltern, starke Kinder – Kommunaler Index für Inklusion – Sprachbildung im Ganztag – Ganztag: Mehr als nur Betreuung – Bildung braucht Freiräume

2011

inform 1/2011
Bildungslandschaften in Bewegung: Bildungsnetzwerke * Jugendämter * Ganztag * Soziale Gerechtigkeit * Bildungspaket * Inklusion * Praxis * u.a.

inform 2/2011
Präventionsketten: Kommunen positionieren sich – Fachliche Maßstäbe – Ganztag weiterentwickeln – u.a.

2010

inform 1/2010
Ganzatg in der Sek. I: Impuls für kooperative Praxis?…! Kooperation von Schulen mit der Kinder- und Jugendhilfe im Ganztag: Zugänge und Praxisbezüge (Alexander Mavroudis). Flexibel und bedarfsgerecht: Inhaltliche Grundlagen des Ganztags in der Sek. I (Norbert Reichel). Individuelle Förderung: Herausforderung und Chance (Andreas Schleicher). Fördern und Fordern: Eine solomonische Formel (Jürgen Oelkers). U.a.m.

inform 2/2010
Niemanden ausgrenzen! Kompetenzzentren – ein Baustein inklusiver Bildung: Beiträge von Ralph Fleischhauer, Renate Katz u.a. Schlaglicht: Worauf man achten muss, wenn man die Begegnung von Schule und Jugendhilfe gestalten will (Rainer Meerkamp). Ganztag NRW: Studie „Träger in der OGS“. Zahlreiche weitere Beiträge.

2009

inform 1/2009
Lerngesundheit: Anerkennung statt Demütigung (Eckhard Schiffer: Lerngesundheit durch Ressourcenorientierung) – Des Weiteren u.a.: Kinder sind Expertinnen und Experten – Jugend gestaltet Zukunft – Bericht: Anerkennungsjahr im Offenen Ganztag – Kongress „Aufwachsen offensiv mitgestalten“ (Leverkusen, 30. und 31. März 2009) – Ganztagserlass

inform 2/2009
Memorandum Kinderarmut: Politische Froderungen – präventive Ausrichtung der Kinder- und Jugendhilfe und des Bildungssystems – Deutscher Bundestag: Stellungnahme „Kinderkommission gegen Kinderarmut“ – LVR-Koordinierungsstelle und Sonderprojektförderung „Kinderarmut“ – Kinder wollen glücklich sein – dem Glück auf der Spur (Von Dr. Christian Alt) – Kinder brauchen Freunde (Von Hans Oswald) – Mobbing in der Schule – „Lecker Schule Klausen“: Kooperation von Jugendhilfe und Schule (Von Richard Ulrich) – Vision 2025: Ideenwettbewerb für Jugendliche des MGFFI – u.a.

inform 3/2009
Die Gender-Box im Verbundprojekt „Lernen für den GanzTag“: Geschlechterpädagogische Arbeit mit Mädchen und Jungen im Ganztag. Jungen und Mädchen gleichermaßen fördern. Kommunale Bildungslandschaften: Eine geeignete Konzeptfigur für die Förderung mehrdimensionaler Bildung. Bildung – Integration – Teilhabe: Kinder- und Jugendpolitik gestalten. Kultur & Schule: Bildungangebote der LVR-Museen und Kultureinrichtungen. Schulamt und Jugendamt Neuss gestalten den Übergang „Kita – Grundschule“. Chancen für gesundes Aufwachsen: 13. Kinder- und Jugendbricht.

2008

inform 1/2008
Bildungslandschaften gemeinsam gestalten. Diskussionspapier des Deutschen Vereins. Aachener Erklärung des Deutschen Städtetags „Bildung in der Stadt“. Bildungslandschaften gemeinsam gestalten im Kölner Modellprojekt Altstadt-Nord.

inform 2 + 3/2008
Alltag aus meiner Sicht. Schule und Jugendhilfe mit Aussicht – und warum Ganztagsschulen neue Formen der Bildungsplanung verlangen. Ganztag & Bildungsplanung. Ganztagsoffensive Sek. I. Lebens- und Berufsplanung mit Jungen. Ausbau Schulsozialarbeit.

inform 4/2008
IGLU-E 2006: Die Länder der Bundesrepublik Deutschland im nationalen und internationalen Vergleich – Ausgewählte Forschungsergebnisse. Zukunftsvermögen Bildung. Jungs in der Grundschule. Selbstständige Schulen und regionale Bildungsnetzwerke. Offene Kinder- und Jugendarbeit und Schule. Lernen vor Ort.

2007

inform 1/2007
Ganztag: Was sagen Fach- und Lehrkräfte, Eltern und Kinder?
Jugendarbeit bildet, Kinderschutz, Recht auf Bildung

inform 2/2007
Individuelle Förderung
Kinder und Gewalt – Kindeswohlgefährdung

inform 3/2007
Absturz verhindern. Hilfen zur Erziehung und Schule sichern gemeinsam.
Kita & Schule. Kinderschutz. Ganztag & Kommune. EU-Förderung 2007-2013

inform 4/2007
Ganztagsschulen kooperieren – Empirische Befunde. Junge Muslime in Schule und Bildung. Kooperation von Jugendhilfe und Schule. Kommunale Qualitätszirkel. PISA 2006. IGLU 2006

2006

inform 1/2006
Gesundheit – Ernährung, Bewegung, Entspannung im Ganztag – Menschenrecht Bildung

inform 2/2006
Hauptschülerinnen und Hauptschüler – engagiert, motiviert, Flexibel?

inform 3/2006
Kinder und Jugendliche im Mittelpunkt

inform 4/2006
Bewegung, Spiel und Sport im Ganztag

2005

inform 1/2005
Schule und Jugendsozialarbeit – Aus Erfahrung lernen – 8. Kinder- und Jugendbericht NRW

inform 2/2005
Jungs in der Schule – „Gender“ im Blick von Sozial- und Schulpädagogik

inform 3/2005
Neue Lernkulturen durch außerschulische Akteure?

inform 4/2005
Zwölfter Kinder- und Jugendbericht – Schon gelesen?

2004

inform 1/2004
Ganztag gestalten – Lern- und Lebensraum für Kinder – Jugendarbeit erhalten und verbessern

inform 2/2004
Schulmüde? Schulische Reintegration durch Kooperation

inform 3/2004
Schulsozialarbeit steuern & qualifizieren

inform 4/2004
Erfolg durch Kooperation – Lebenswelten von Kindern – Theaterpädagogik gegen Gewalt

Zum inform-Archiv des Landschaftsverbandes Rheinland.

 

Hier steht ferner zur Verfügung:

RTEmagicC_Logo_LVR_01.jpgRundschreiben 43/7/2006 des Landesjugendamtes Rheinland vom 9. Oktober 2006

  • Vereinbarung über die Zusammenarbeit zwischen dem Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration (MGFFI) und dem Ministerium für Schule und Weiterbildung (MSW) NRW in gemeinsamen Angelegenheiten von Jugendhilfe und Schulen
  • 2. Schulrechtsänderungsgesetz. Dargestellt werden die Änderungen, die die Kooperation der Kinder- und Jugendhilfe betreffen.

 

Weitere Dokumente zum Thema

Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS): Jugendhilfe und Schule effektiv vernetzen – Impulse für beide Partner (Mai 2008). Beschluss des Landesjugendhilfeausschusses Baden-Württemberg (April 2008). Kommentar der GEW hierzu: Ein bemerkenswertes Papier! Mittel- bis langfristiges Ziel sei die Schaffung kommunaler Bildungslandschaften. Kernsätze des Papiers sind

  • Offene Ganztagsschulen lösen die Erwartungen noch nicht ein
  • Kostenpflichtige Bildungsangebote verstärken Prozesse sozialer Selektivität
  • Schulsozialarbeit zumindest an jeder Ganztagsschule
  • Kooperation von Jugendhilfe und Schule im Schulgesetz verankern

Das Papier zeichnet sich von vielen anderen insbesondere durch die klare Sprache und die deutliche Benennung von Perspektiven aus. Es ist erkennbar, dass die Jugendhilfe in Baden-Württemberg verbindliche Schritte zur Verbesserung der Kooperationsbeziehungen und zum Ausbau von Schulsozialarbeit erreichen will. (Bernhard Eibeck/Sibylle Wrede, GEW)

Lerngesundheit durch Ressourcenorientierung

Von Eckhard Schiffer

Im Titel dieses Beitrages ist der Zusammenhang und die Entfaltung von Gesundheit, Lebensfreude und Lernfreude angesprochen – als Schatzsuche. Hierfür sind weitgehend auch Lernprozesse entscheidend. Wir lernen ständig, wir können uns gar nicht dagegen wehren, denn unser Gehirn hat nichts anderes vor und nichts anderes zu tun als zu lernen. Sogar im Schlaf. Die Frage ist nur, was, wie und wo wir lernen. Körperliche Korrelate von Lernprozessen, die schon vorgeburtlich einsetzen, sind die (synaptischen) Veränderungen in den Verknüpfungen der Nervenzellen des Gehirns. Unser Gehirn ist eine ständige Umbaustelle. Wenn Sie nach diesem Vortrag aus dem Saal herausgehen, haben Sie mit Sicherheit ein anderes Gehirn als das, mit dem sie hereingekommen sind. Und wenn etwas Gutes daraus wird – nämlich eine Schatzsuche – dann entwickeln wir auch ein starkes Kohärenzgefühl.

In dem Konzept zur Gesundheitsentstehung, dem Salutogenesekonzept von Aaron Antonovsky ist das Kohärenzgefühl die entscheidende Grundlage von Gesundheit.

Kohärenz kommt aus dem Lateinischen und das bedeutet soviel wie Zusammenhang, Zusammenhalt, einen inneren und äußeren Halt haben: Sich innerlich und äußerlich getragen, gehalten fühlen und sich auch selber innerlich und äußerlich Halt verschaffen können.

Die Eingangsthese, die ich Ihnen heute vor diesem Hintergrund mitgebracht habe, lautet nun: Wer – in unseren Breiten – ausreichende Freiräume des Spielens und des Dialoges vorfindet, hat die besten Aussichten, im Rahmen seiner Möglichkeiten über ein starkes Kohärenzgefühl bis ins hohe Alter körperlich und geistig gesund zu bleiben und die ihm gegebenen Lerntalente mit Freude optimal zu entfalten.

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Wie das passiert und was mit dem Kohärenzgefühl genauer noch gemeint ist, ist Inhalt der weiteren Ausführungen.

Was in diesem Kontext allerdings weitgehend ausgelassen wird, ist die kritische Reflexion eines definierten Gesundheitsbegriffes. Denn Gesundheit lässt sich nicht eindeutig wie eine naturwissenschaftliche Konstante definieren, sondern ist immer nur in ihrem jeweiligen soziokulturellen Kontext zu verstehen.

Eine erste Annäherung an das Kohärenzgefühl

Zur weiteren Annäherung an das Kohärenzgefühl habe ich Ihnen zwei Texte mitgebracht. In dem ersten geht es um eine Szene aus der Geschichte meines Lieblingshelden Huckleberry Finn. Der andere ist ein Ausschnitt aus dem Brief Dietrich Bonhoeffers Weihnachten 1943 aus dem Gefängnis Tegel an seine Eltern.

Huckleberry Finn ist in Mark Twains Geschichten um Tom Sawyer der Bürgerschreck: faul, verwahrlost, ohne festen Wohnsitz – der Vater ein gewalttätiger Säufer, von der Mutter ist schon gar nicht mehr die Rede. Nach unseren heutigen Vorstellungen wäre demnach Huckleberry Finn hochgradig gefährdet. Offensichtlich kommt der Huck jedoch gut über die Runden. Der Leser sympathisiert mit ihm, die Geschichten laden ein, sich mit Huck zu identifizieren.

Auf der Flucht vor seinem eigenen Vater, der ihm nach dem Leben trachtet, trifft Huck den entflohenen Negersklaven Jim. Beide müssen um ihr Leben fürchten. Das Floß, das sie finden und mit dem sie auf dem Mississippistrom flussabwärts flüchten, wird zu ihrem Freiraum und Fluchtort. Unser Text knüpft an eine Passage an, innerhalb derer sie an einer geschützten Uferstelle Halt machen, um in einer Höhle auf einem offenen Feuer ihr Mittagessen zu bereiten: „Wir nahmen noch’n paar Fische von den Haken, die inzwischen angebissen hatten und warfen die Angelschnüre wieder aus. Dann machten wir alles zum Mittagessen (in unserer Höhle) fertig (…) Sehr bald wurde es dunkel, und es fing an zu donnern und zu blitzen. (…) Gleich hinterher fing es an zu regnen, und bald goss es wie mit Eimern. Und der Wind heulte, wie ich’s noch nie gehört hatte. Es war ein richtiges Sommergewitter. Es wurde so duster, dass draußen alles wie in Tinte getaucht aussah (…). Und dann tauchte ein Blitz alles in helles, goldenes Licht und man konnte für einen Moment Baumkronen erkennen, die ganz weit weg waren. ‘Jim, ist das nicht schön?’ fragte ich. ‘Ich möchte nirgendwo anders sein als hier. Gib mir noch mal’n Stück Fisch und ‘nen heißen Maiskuchen.’“

RTEmagicC_huckeberry_finn-1.jpgAuf dem Bild zu dieser Textpassage aus dem „Huckleberry Finn“ fühlen sich die beiden offensichtlich wohl. Ihnen schmeckt es ausgezeichnet, obwohl ihr Mahl – Fisch und Maiskuchen – relativ bescheiden ist und draußen die Welt unterzugehen scheint. Die beiden haben augenscheinlich keine Angst, fühlen sich in ihrer Freundschaft gut aufgehoben und geborgen. Und eben diese Freundschaft ist es, die in ihrem sonst eher einsamen Leben Sinn stiftet. Zusammen fühlen sie sich stark, zusammen meistern sie die Anforderungen, die die Wildnis und der Strom Mississippi mit all den dazugehörigen Gefahren an sie stellen.

Der zweite Text, den ich Ihnen mitgebracht habe, scheint aus einer ganz anderen Welt heraus entstanden zu sein, aber es gibt zumindest eine bedeutende Gemeinsamkeit: Dietrich Bonhoeffer schrieb Weihnachten 1943 aus dem Gefängnis in Tegel an seine Eltern: „Ich brauche Euch nicht zu sagen, wie groß meine Sehnsucht nach Freiheit und nach Euch allen ist. Aber Ihr habt uns durch Jahrzehnte hindurch so unvergleichlich schöne Weihnachten bereitet, dass die dankbare Erinnerung daran stark genug ist, um auch ein dunkleres Weihnachten zu überstrahlen. In solchen Zeiten erweist es sich eigentlich erst, was es bedeutet, eine Vergangenheit und ein inneres Erbe zu besitzen, das von dem Wandel der Zeiten und Zufälle unabhängig ist. (…)“

Dieser Text vermittelt auf der gedanklichen Ebene, was die Episode vom Huckleberry Finn emotional vermittelt, nämlich das Kohärenzgefühl. Das Kohärenzgefühl kann sich wie in dem Bonhoeffer-Text auf eine Einzelperson beziehen, aber auch auf ein Paar wie in dem Text zu Huckleberry Finn. Ebenso kann sich das Kohärenzgefühl jedoch auf eine Gruppe von mehreren Menschen beziehen wie z. B. auf eine Familie, ein Lehrerkollegium, eine Schulklasse oder sogar eine ganze Schule. Das Kohärenzgefühl entsteht immer aus sozialen Beziehungen heraus.

Was nun die Gesundheit unserer Kinder angeht, so stehen wir vor dem Paradox, dass in den letzten hundert Jahren die Kindersterblichkeit zwar deutlich zurückgegangen ist, in den letzten Jahrzehnten unsere Kinder und Jugendlichen aber immer mehr an Allergien, Asthma, Süchten, Essstörungen, Übergewichtigkeit und Verhaltensstörungen leiden. Auch scheint die von innen her kommende Lebensfreude vielen Kindern und Jugendlichen verloren gegangen zu sein. An deren Stelle ist der Anspruch auf fun getreten.

Und: Kinder können nicht mehr zuhören – Zuhören lernt man aber nur, indem einem selber gut zugehört wird.

Zur weitgehenden angeborenen Lernmotivation und Lernfreude unserer Kinder schreibt Martin Dornes (Dornes, M.: Der kompetente Säugling. Frankfurt/M. Fischer 1993), indem dem er sich auf die Ergebnisse der beobachtenden Säuglingsforschung bezieht: „Experimente lehren, dass nicht nur Trieb- und Körperlust, sondern auch Entdeckerlust und das Gefühl, in der Außenwelt sinnvolle Zusammenhänge bewirken und erkennen zu können, zentrale Motivatoren von Lebensbeginn an sind.“

Ein zweites Zitat sagt literarisch-pointiert das gleiche und stammt aus der Autobiografie von Astrid Lindgren: „Als ich noch in die Vorschule ging, fragte die Lehrerin eines Tages, wozu Gott uns die Nase gegeben habe, und ein Knäblein antwortete treuherzig: ‘um Rotz darin zu haben’. Ach, Albin, wie konntest du nur so etwas Dummes sagen, hast du denn wirklich nicht gewusst, dass die Nase dazu da ist, damit wir uns gleich jungen Hunden durch unser Kinderleben schnuppern und schnüffeln und Seligkeiten entdecken?“RTEmagicC_bruegel_spiellandschaft_02.jpg

Und wie werden die Seligkeiten entdeckt? Spielend!

Gemeint ist von Astrid Lindgren ein Spielen – wie auf dem Bruegel-Bild – im Sinne von paidia (griechisch: kindliches Spielen) oder play (altsächsisch: plegan = pflegen): Und das bedeutet leibhaftige Welterfahrung mit allen Sinnen, einschließlich des Bewegungssinnes sowie der Gefühle (wir sprechen von Affektu-Sensumotorik).

Diese leibhaftige Welterfahrung wird als implizit-prozedurales Wissen gespeichert. Es handelt sich um ein Wissen, das weitgehend ohne Worte auskommt. Der Anschluss an Worte ist jedoch in unterschiedlicher Weise möglich und sinnvoll, manchmal aber sehr schwer und auch nicht immer zweckmäßig. Beschreiben Sie mal mit Worten für andere nachvollziehbar, welche einzelnen Fingerbewegungen Sie ausführen, wenn Sie zum Beispiel Ihre Schuhe mit einer Schleife zubinden. Dies wird Ihnen nur sehr schwer gelingen.

Das implizit-prozedurale Wissen ist auch entscheidend für unser Körperschema und Körperbild, d.h. für die Sicherheit, in unserem Leib zu Hause zu sein. Aber eben diese Sicherheit ist heute durch den Bewegungsmangel der Kinder sowie den überzogenen Schlankheitskult in vielfältiger Hinsicht gestört, prädisponiert zu Essstörungen bzw. -süchten als verzweifelten Versuchen der Selbstvergewisserung unserer Leibhaftigkeit.

Unsere leibhaftigen, affektu-sensumotorischen Erfahrungen können im Dialog Anschluss an unser sprachgebundenes explizit-deklaratives Wissen finden, lassen darüber die Bilder unserer Fantasie für ein inneres (Probe-)Handeln und Erleben besonders lebendig werden (Soldt, 2006). Die Lebendigkeit unseres Denkens speist sich aus diesen Bildern, die unsere vormaligen Sinneserfahrungen in jeweiligen Kontexten aktuell vergegenwärtigen.

Hierfür ein Beispiel: Der alte Herr, den ich aus dem Küchenfenster beobachte, wie er sich im Herbst unter dem großen Baum bückt, etwas aufhebt und seiner Frau gibt, die es dann in der Hand hin und her bewegt, hat offensichtlich keinen Euro gefunden sondern – Sie ahnten es schon – eine Kastanie. Diese spontane Vorwegnahme beim Hören dieser kleinen Geschichte ist aber nur denjenigen möglich, die selbst einmal die „handschmeichlerische“ Glätte einer frischen Kastanie in der Hand gespürt haben.

Unser Innenleben wird reich, wenn wir als Kinder die Chance haben, uns wie auf dem Bruegel-Bild mit all unseren Sinnen und unserer motorischen Kompetenz zu entfalten.

Jedoch – wie wir alle wissen – spielen Kinder heute kaum noch „auf der Straße, auf der Wiese, im Wald …“ Im Gegenteil, sie verpassen sich selbst freiwillig das, was zu meiner Jugendzeit noch das Allerschrecklichste war, nämlich Stubenarrest!

RTEmagicC_klausi_02.jpgAuch hierzu ein Beispiel: Klausi, der Junge auf der nebenstehenden Zeichnung, hat kein starkes Kohärenzgefühl. Er frisst Süßigkeiten und Pommes, trinkt Cola, lernt schlecht, wird dümmer und immer trauriger. Was braucht Klausi wirklich? Klausi braucht jemanden, der ihn in die Intermediärräume des Spielens und des Dialoges entführt.

Die Intermediärräume des Spielens und des Dialoges

Die Intermediärräume sind die schönsten Räume der Welt, die ich kenne. Leider sind es auch Räume, die sehr schnell beschädigt werden können.

Die Intermediärräume – wörtlich übersetzt: Zwischenräume – sind nicht sichtbar, aber erlebbar. Gemeint sind die Zwischenräume, die sich im Spielen wie im Dialog und natürlich auch im spielerischen Dialog oder dialogischen Spiel eröffnen. Es sind die Räume zwischen der Fantasie des Kindes und z.B. dem Sandhaufen vor dem Kind wie auch die Räume zwischen zwei Menschen, die im Dialog vertieft sind. In den Spielintermediärräumen wie in den dialogischen Intermediärräumen kann man sich verlieren – und bereichert aus ihnen zurückkehren. Und das, was man für sich in diesen Intermediärräumen spielend an Schätzen entdecken kann, sind Lebens- bzw. Lernfreude und Friedensfähigkeit. Man kann aber noch viel mehr darin entdecken: z.B. seine eigene Kreativität und Gesundheit. Das klingt fast nach einem fernen Wunderland. – Erstmals beschrieben worden ist dieses Wunderland von dem genialen Donald Winnicott in seinem Buch „Vom Spiel zur Kreativität“ (1979, Stuttgart: Klett-Cotta ).

Darüber hinaus bedeutet ein solches Spielen mit anderen zusammen in der Gruppe (Peer-Group) auch dann noch Freude am Spielen haben zu können, wenn ich dabei desillusioniert werde, wenn ich also erlebe, dass die anderen schneller laufen oder schwimmen, besser klettern, gewandter mit dem Ball umgehen oder sich besser ausdrücken können. Die intrinsisch begründete Lust auf Welt (siehe Dornes) bleibt innerhalb solcher Spielerfahrungen trotz Enttäuschungen erhalten. Ich bedarf dann auch nicht zwingend der Suchtmittel und -handlungen, um Enttäuschungen zu verkraften oder um „kicks“ zu erleben.

Eine solche Gruppe hat mehrere Geheimnisse. Eines dieser Geheimnisse ist vor sechs Jahren von der neurobiologischen Forschung gelüftet worden. Kinder, die in den Intermediärräumen einer solchen Gruppe spielen, wo es also mehr um den Spielprozess als um das Ergebnis, den Sieg geht, produzieren im Gehirn die BDNF-Nervenwachstumsfaktoren (brain derived neurotropic factor), die eine notwendige biologische Voraussetzung für das erfolgreiche Lernen darstellen. Verkürzt heißt das: Nur Kinder, die auf diese Weise spielen können, können auch erfolgreich lernen.

Und es gibt noch ein weiteres Geheimnis einer solchen Gruppe spielender Kinder. Eine solche Gruppe entfaltet eine Haltefunktion, die man sonst in der Psychologie einer liebevollen Mutter zuschreibt (holding function). Das Wohlbefinden, das wir in der Gruppe empfinden, wenn wir mit anderen zusammen in dieser Weise spielen, hat auch sein neurobiologisches Korrelat. Denn es wird im Gehirn vermehrt das hochwirksame Oxytocin ausgeschüttet, das dafür sorgt, dass wir uns in liebevollen und freundschaftlichen Beziehungen wohlfühlen, worüber eben diese Beziehungen stabilisiert werden.

Und Kinder, die sich beim Spielen so fabelhaft betragen und zugleich getragen fühlen, können von dieser Freiheit auch besser ein Stück abgeben und sich in sinnvolle Regeln einfügen, ohne sich dabei in ihrer Lebensfreude eingeengt zu fühlen. Diesen Kindern fällt dann der Schritt von der Autonomie zur verantworteten Autonomie, das heißt vom play zum fair play nicht schwer. fair play meint den anderen wahrnehmen, sich nach seinen Möglichkeiten entfalten lassen, ihn nicht zur Seite schubsen oder ausschalten müssen.

Hierüber kann sich ein starkes Element entfalten, das die gegenwärtig immer mehr wuchernde Konkurrenzmentalität, die auch schon Kinder und Jugendliche erfasst, mildern könnte. Im fair play ist mein Gegenüber zwar mein spielerischer Gegner, mein Konkurrent, trotzdem verliere ich dessen – das sei etwas altmodisch ausgedrückt – Antlitzhaftigkeit nicht aus den Augen. Er bleibt trotz aller Rauferei mein Spielkamerad. Erinnert sei an die Spiele von Pippi Langstrumpf oder von Tom Sawyer, Huckleberry Finn und ihren Freunden. In diesen Spielen ging es oftmals wild zu, es gab Gehässigkeiten, Gemeinheiten, aber keiner wurde ausgeschaltet. Der freundschaftlich-tragende Zusammenhalt wurde nicht zerstört. Solch ein Zusammenhalt ist Grundlage des Kohärenzgefühles einer Gruppe.

Das Kohärenzgefühl in der Gruppe

Wie ein solches Kohärenzgefühl, das sich in einer Gruppe entfaltet „aussieht“, zeigt das hier abgebildete Foto.

Es geht um eine bildnerische Gemeinschaftsproduktion in einem zweiten Schuljahr, in dem die Kinder auf einer 1 x 1 Meter großen Leinwand jeweils eine Blume malen konnten. Keine Blume wurde übermalt. Die Kinder entdeckten, dass ihre Blume zusammen mit den anderen jeweils viel schöner aussieht, als wenn sie alleine auf der Leinwand zu sehen gewesen wäre. Die Freude der Kinder über das gelungene Werk, mit dem sie sich identifizierten, ist ohne Schwierigkeiten zu erkennen.

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Die Identität des Einzelnen geht in dieser Gemeinschaftsproduktion nicht verloren, sondern ist gut aufgehoben, sogar erhöht. Und jedes Kind wusste auch, wer welche Blume gemalt hat – die jeweils anderen wurden also mit ihren Produktionen gleichfalls wahrgenommen.

Die Freude der Kinder am gemeinsamen Wahrnehmen und Gestalten zeigt auch das Bild, das anlässlich des Besuches einer Hundertwasser-Ausstellung in Quakenbrück entstanden ist. Jedes Kind zeichnete ein kleines Detail aus einem Hunderwasser-Bild seiner Wahl ab und malte um dieses Detail herum sein eigenes „Hundertwasser-Bild“, das seinen eigenen Einfällen und Gestaltungsoptionen entsprach. Die Bilder beeindruckten die Ausstellungsorganisatoren so sehr, dass sie sie im Foyer der Ausstellungsräumlichkeiten aufhängen ließen. Mit dabei war auch das Bild einer Schülerin, die zwischen den beiden Stunden, in denen die Bilder hergestellt wurden, erkrankte und deswegen ihr Bild nicht selber fertig malen konnte. Dies übernahm ein Mitschüler, dessen „Vollendung“ des Bildes von der erkrankten Schülerin freudig akzeptiert wurde. Der Herstellungsprozess der Bilder sowie die Präsentation in den Ausstellungsräumen führten zu einer intensiven Kommunikation zwischen den Schüler/innen einerseits sowie den Schüler/innen und deren Eltern andererseits. Letztere wurden von den Schüler/innen in die Ausstellung mitgenommen und konnten sich nur noch wundern, was die Schüler/innen von dem Maler und dessen Werk alles wussten. Dialogisch verdichtete sich situativ das Kohärenzgefühl zwischen den Schüler/innen und zugleich auch zwischen den Schüler/innen und Eltern, indem diese Sonntagnachmittags eben nicht nur vor dem Fernseher saßen, sondern intensiv ein gemeinsames Thema verfolgten.

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Aus der – in den angelsächsischen Ländern erfolgreich praktizierten – Multi-Familientherapie und der daraus abgeleiteten Familienschule wissen wir, wie hilfreich schöpferische Aktivitäten, in die die Eltern eingebunden werden, gerade bei Teilleistungsschwächen sind (vgl. hierzu Retzlaff, R. et al., 2008: Multi-Familientherapie bei Kindern mit Teilleistungsfertigkeiten. Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 57, S. 346-361 sowie Asen, E. u. Scholz, M., 2008: Multi-Familientherapie in unterschiedlichen Kontexten. Ebd., S. 362-380).

Warum nicht die Familienschule in diesem Sinne in die Ganztagsschule zu integrieren zu versuchen? Das Kohärenzgefühl in der Gruppe kann wie über diese bildnerische Gemeinschaftsproduktionen auch über Projektarbeit in der Schule – oder anderenorts – gefördert werden.

Das Kohärenzgefühl kann sich in einer Gruppe, so zum Beispiel einer Familie einstellen, aber ebenso auch das Lebensgrundgefühl eines Paares sowie eines jeden Einzelnen ausmachen. Das Kohärenzgefühl meint damit auch für den Einzelnen, also individuell, eine Grundstimmung oder Grundsicherheit innerlich zusammengehalten zu werden, nicht zu zerbrechen und gleichzeitig auch äußeren Halt und äußere Unterstützung zu finden. Der Kohärenzsinn beschreibt eine mit diesem Gefühl einhergehende und an gedankliche Aktivitäten geknüpfte Weltsicht: Meine Welt ist verständlich, stimmig, geordnet; auch Probleme und Belastungen, die ich erlebe, kann ich in einem größeren Zusammenhang begreifen (Dimension der Verstehbarkeit). Das Leben stellt mir Aufgaben, die ich lösen kann. Ich verfüge auch über innere und äußere Ressourcen, die ich, um mein Leben zu meistern, einsetzen kann (Dimension der Handhabbarkeit). Für meine Lebensführung ist Anstrengung sinnvoll. Es gibt Ziele und Projekte, für die es sich zu engagieren lohnt (Sinndimension).

Noch einmal das Beispiel Huckleberry Finn: Er kannte sich in dem Urwald und auf dem Mississippistrom aus, er kannte sich mit dem Wetter aus und wusste, wie man preisgünstig ein Floß organisiert, ein Feuer macht, das nicht zu viel Rauch entwickelt und wie man Fische fängt und brät. Das Wichtigste war aber die Sinnhaftigkeit, die er in der Beziehung zu seinem Freund Jim erlebte.

Zur Entstehungsgeschichte des Konzeptes vom Kohärenzgefühl

In diesem Zusammenhang einige Anmerkungen zur Entstehungsgeschichte des Konzeptes vom Kohärenzgefühl. – Im Jahre 1970 führte Antonovsky in Israel eine Befragung zur Gesundheit von Frauen durch, die den Schrecken und das Entsetzen von Verfolgung, Inhaftierung und Konzentrationslagern überlebt hatten. Diese Frauen waren im Kindes- und Jugendalter schwersten Traumatisierungen ausgesetzt gewesen. 71 Prozent berichteten als Folge dessen über deutliche seelische und körperliche Beeinträchtigungen ihrer Gesundheit. Dies war auch zu erwarten gewesen und daher nicht weiter verwunderlich. Was Antonovsky vielmehr beschäftigte, war die Frage, warum 29 Prozent der Frauen trotz der massiven Belastungen dennoch bei relativ guter Gesundheit waren. Diesen Wechsel in der Perspektive bezeichnete er rückblickend als die entscheidende Wende in seiner Arbeit, aus der heraus er dann auch sein Konzept vom Kohärenzgefühl entwickeln konnte.

Das Kohärenzgefühl ist entscheidend für unsere körperliche und seelische Gesundheit – gerade auch unter Belastung und Krankheit. Und das Kohärenzgefühl ist eine entscheidende Kraft z. B. auch gegen Hyperaktivität und Sucht.

Gerade in der aktuellen Diskussion um das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom mit oder ohne Hyperaktivität (AD(H)S), aber auch bei anderen Krankheiten und Störungen wie Sucht, Gewalt und manchen Lernstörungen wird immer wieder angeführt, dass diese vererbt, d.h. genetisch begründet seien und damit schicksalhaft sich früher oder später zeigen müssten. Vorbeugende und gesundheitsförderliche Bemühungen seien deswegen zwecklos. Wenn sich das Krankheitsbild dann zeige, könnten wie z.B. bei AD(H)S nur Medikamente und ergänzend eine Verhaltenstherapie helfen.

Jedoch: „Gene steuern nicht nur, sie werden auch gesteuert. Die Vorstellung, dass Gene auf eine starr festgelegte Weise funktionieren und danach das gesamte Leben programmieren, ist nicht zutreffend. Vielmehr unterliegen Gene zahlreichen Einflüssen, die ihre Aktivität in hohem Maße regulieren.“ (Bauer, J.: Das Gedächtnis des Körpers. Wie Beziehungen und Lebensstile unsere Gene steuern. Frankfurt/M.: Eichborn 2002) Hierzu gehören geistige Tätigkeiten, Gefühle und Erlebnisse in zwischenmenschlichen Beziehungen, Panik und Katastrophenerlebnisse, aber auch Freude, Geborgenheit und Gelassenheit. Daher kann mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass das Kohärenzgefühl auch entscheidend für eine positive Entwicklung des kindlichen Gehirnes ist:

  • 26.000 Gene produzieren 26.000 Proteine, die für Struktur und Funktion des menschlichen Organismus die entscheidenden Bausteine sind.
  • Jedes Gen hat als „Ingenieur“ Kenntnisse für die Produktion eines speziellen Proteins.
  • Die Aufträge für die Produktion dieses jeweiligen Proteins durch sein Gen nehmen die regulativen Sequenzen entgegen, die in der Nähe der Gene ebenfalls auf dem zwei Meter langen DNS-Faden angesiedelt sind.
  • Auftragsüberbringer sind die Transskriptionsfaktoren, die an den regulativen Sequenzen andocken.
  • Die Transskriptionsfaktoren werden wiederum von aktuellen inner- und außerzellulären Prozessen beeinflusst.

Kohärenzgefühl und Kohärenzsinn bewirken eine verminderte Lebensangst und mehr Gelassenheit bei Belastungen. Dies hat auf unsere Lernfähigkeit und Gesundheit einen entscheidenden Einfluss. Denn bei einem starken Kohärenzgefühl sind es vergleichsweise nur wenige akute Belastungsreaktionen, in denen das Stresshormon Cortisol deutlich vermehrt ausgeschüttet wird. Die Ausschüttung des Cortisols bei stark empfundenem Stress ist zunächst sinnvoll, weil dadurch die Kampf- und Fluchtreaktion des Gesamtorganismus heruntergeregelt wird. Wenn jedoch aufgrund einer starken Ängstlichkeit bei mangelhaftem Kohärenzgefühl eine Kampf-/Fluchtreaktion auf die andere folgt, bleibt der Cortisolspiegel dauerhaft erhöht. Hierdurch wird dann wegen der gewebs- und zelldeaktivierenden Wirkung des Cortisols zum Beispiel das Immunsystem unterdrückt, wodurch wir für Infekte, aber auch für Krebserkrankungen, anfälliger werden. Die Wundheilung verzögert sich, der Knochen wird abgebaut, besonders aber wird auch das Hirngewebe als hochaktives „Umbaugewebe“ in seiner Aktivität, bzw. Ausbildung gebremst. Dadurch bleiben unsere Lernbemühungen erfolglos. Denn wir lernen dauerhaft nur, wenn sich im Gehirn die Verknüpfungen unter den Nervenzellen verdichten.

Ich sagte nun eingangs, dass durch Spiel und Dialog ein starkes Kohärenzgefühl entsteht, wodurch die Lebensangst abnimmt und die Gelassenheit gestärkt wird. Bemerkenswert erscheint in diesem Zusammenhang, dass bereits die ersten Begegnungen zwischen Mutter und Kind sich in spielerisch-dialogischen Intermediärräumen abspielen. Für den Außenstehenden wird diese spielerisch-dialogische Begegnung noch deutlicher, wenn das Kind im Alter von zwei Monaten im Kontakt zu lächeln beginnt, die kindlichen Laute nuancenreicher werden, Wohlbehagen und Freude sowie Ärger und Spannung unterscheidbarer werden lassen, die Bewegungen immer zielgerichteter werden. Die Mutter (oder der Vater) nimmt die Gesten und Laute des Kindes auf, wiederholt diese variierend. Kind und Bezugsperson stellen sich dabei in ihrer Körpermotorik und Lautbildung so aufeinander ein wie zwei, „die gemeinsam freudig tanzen“ oder im Duett singen (Milch, W., 2000: Kleinkindforschung und psychosomatische Störungen. Psychotherapeut, 45, S. 18-24).

Diese aktivierende Kraft der spielerisch-dialogischen Begegnung erspüren wir jedoch nicht nur bereits schon in den ersten Tagen des menschlichen Lebens, sondern auch noch an dessen Ende: Gehen wir in ein Altersheim, befreien wir die stumpfsinnig vor der Glotze hängenden Alten von diesem Medium, singen wir mit ihnen, tanzen wir mit ihnen – und wir staunen immer wieder neu, wie rege, fröhlich und Geistes-gegenwärtig diese Menschen sich auf einmal zeigen können.

Über das Musizieren im Allgemeinen sowie über das Singen im Besonderen werden im Gehirn über die Ausschüttung von Neurotransmitter Prozesse aktiviert, die für das Lernen von größter Bedeutung sind. Im Frontalhirn wird das Dopamin ausgeschüttet, das sowohl für die gute Laune wie auch für die Konzentration und die Impulsregulierung zuständig ist, im zentralen Höhlengrau sind es die Endorphine, die für Angstfreiheit, Beruhigung und Schmerzmilderung sorgen. Diesen Effekt des Singens kannten noch die alten Volksschulpauker, die acht Jahrgänge in einer Klasse hatten. Wenn es um zwölf Uhr in der Klasse etwas kribbelig wurde, dann ließen sie ihre Schüler/innen aufstehen und singen. Danach ging es eine halbe Stunde wieder konzentriert und ruhig weiter.

Und wegen der genannten Neurotransmitterausschüttung insbesondere beim Singen gibt es Wiegen- und Gutenachtlieder, haben wir gesummt und gepfiffen, wenn wir früher im Keller Angst hatten und deswegen haben die Menschen früher in Not nicht nur gebetet, sondern auch gesungen.

Aber stellen Sie sich vor: An einem sommerlichen Montagmorgen stehen Sie – nicht alkoholisiert – an einer Straßenbahnhaltestelle. Sie aktivieren Ihr körpereigenes Dopamin-Belohnungssystem, indem Sie nicht den MP3-Player einschalten, sondern laut und freudig singen: „Geh aus mein Herz …“ Neben den diagnostischen Erwägungen seitens der Mitwartenden werden Sie vermutlich auch noch ein allgemeines Peinlichkeitsgefühl auslösen. Anders hingegen die Reaktion noch im Grundschulunterricht meiner Frau, in dem diese gerade eines neues Lied einübt. Die kleine Sonja meldet sich: „Das Lied kenne ich schon aus dem Kindergarten. Soll ich es mal vorsingen?“ „Oh ja, gern!“. Die anderen Kinder hören aufmerksam und anerkennend zu. Keine hämische Bemerkung; niemand lacht. – Das, was die kleine Sonja aus dem Kindergarten mitbringt, ist eine kostbare, immer seltener werdende salutogenetische Ressource.

Kreativ-kommunikative Darstellungsweisen von Anfang an wahrnehmen und fördern

Es hat nun leider auch etwas mit Schule zu tun, wenn uns eben diese sowohl für unsere Gesundheit als auch für unsere Lernfähigkeit so wertvolle Ressource verdorben wird.

Kinder sind mit ihren kreativ-kommunikativen Ausdrucksformen identifiziert. Es sind ihre jeweils eigenen Produktionen und keine Re-Produktionen, wie zum Beispiel die korrekte Lösung einer Rechenaufgabe. Wird das Lied oder das Bild, die Geschichte oder die turnerische Übung schlecht bewertet, wird auch das Kind entwertet. Und zwar viel stärker als bei einer schlechten Mathematikarbeit, denn diese ist nicht das eigene Produkt, sondern eine Re-Produktion. Von daher ist eine Distanzierung viel eher möglich als von einem entwerteten Bild.

Die ersten kreativ-kommunikativen Darstellungsweisen des Kindes sind dessen Lächeldialoge. Hierauf freuen sich die Eltern eines jeden Kindes, sofern sie das Lächeln nicht schon vorher verlernt oder selbst nie erfahren haben. „Bis zum Alter von sechs Monaten gibt es unter normalen Umständen bis zu dreißigtausend solcher Lächelbegegnungen (…). Es sind dies keine Affektansteckungen sondern echte Dialoge (…). Mit jeder der dreißigtausend Lächelbegegnungen wächst ein Stück Wissen, dass das entstehende Selbst die Quelle der mütterlichen Freude ist. Das Kind weiß nun, dass es für die anderen ein Geschenk ist.“ (Krause, R., 2001: Affektpsychologische Überlegungen zur menschlichen Destruktivität. Psyche – Z Psychoanal, 55, 934-960)

Das wahrnehmende Lächeln der Eltern schützt vor negativen Stresseinwirkungen, denen das Kind im Laufe seiner weiteren Entwicklung ausgesetzt ist. So bleibt das Kind unter Belastung – wie zum Beispiel der einer vorübergehenden Trennung – gelassener. Es reagiert weniger angstvoll oder aggressiv, wenn es nur häufig genug diesen wahrnehmenden Lächeldialog erlebt hat. Es zeigt eine basale Gelassenheit, die durchaus als Grundlage des späteren Kohärenzgefühles aufgefasst werden kann.

Das erste Lächeln des Kindes erfolgt spontan im Schlaf und wird dann im wachen Dialog durch das antwortende Lächeln der Eltern verstärkt, was wiederum deren Lächeln und Freude fördert. Hier findet sich die Grundform eines positiven selbstverstärkenden Zirkels zur Lebensfreude. Solche selbstverstärkenden Zirkel zur Lebensfreude können späterhin überall da entstehen, wo ein Kind im Spiel schöpferisch etwas hervorbringt und als Geschenk präsentieren möchte – z.B. sein Bild. Entscheidend ist dann das annehmende Lächeln und: die aufmerksame Wahrnehmung des Bildes. Denn das Bild ist das Kind.

In der Übergangsphase vom Krabbeln zum Laufen, mit ungefähr einem Jahr also, wird die Umwelt für das Kleinkind aufregender als in den vorausgegangenen zwölf Monaten der Säuglingszeit. Das Kind kann eigenmotiviert und selbständig die Haltung auf allen vieren überwinden und sich in das Abenteuer der spielerischen Umwelterkundung stürzen. Es verbringt nun weniger Zeit als zuvor mit der Erkundung des mütterlichen oder väterlichen Gesichtes. Sein Interesse gilt auch der aufregenden Welt um ihn herum. Mit allen Sinnen wird diese Welt erkundet – diese Erfahrungsräume des Spielens sind die schon genannten Intermediärräume.

Im Alter zwischen eineinhalb und vier Jahren hat das Spielen außer der Lust und der Freude, die das Kind dadurch erfährt, auch eine dialogische Funktion, die an die Stelle der Lächeldialoge gerückt ist. Nun ist es nicht mehr nur „face to face“ der elterliche Gesichtsausdruck, über den das Kind etwas von sich selbst zurückgespiegelt bekommt und auch zugleich aus etwas von den Eltern erfährt, sondern auch die elterlichen Kommentare zu seinem Spiel sind es, denen diese Doppelfunktion zukommt. Und die Kommentare der Erzieher/innen sowie die der Grundschullehrer/innen stehen genau in der Fortsetzung dieser wahrnehmenden und bestätigenden Kommunikation, die mit den Lächeldialogen beginnt und sich über die Handlungskommentare der Eltern zu den Entfaltungen des Kindes in den Erfahrungsräumen des Spielens fortsetzt. Aber auch noch den Kommentaren unserer Lehrherren/Lehrfrauen, Professoren/innen oder anderweitigen Vorgesetzten haftet dieses Moment an.

Danach geht es um das „Unterscheidungslernen“. Auch wenn die Hilfsbereitschaft des Kindes, den Kamin säubern zu wollen, positiv einzuschätzen ist, so ist das Ergebnis für die Eltern vermutlich nicht besonders beglückend ausgefallen. Anstelle eines Lobes wird es wohl eher einen entsetzten Aufschrei gegeben haben. Dennoch: wenn dieses Bild vierzehn Tage später beim Kaffeeklatsch gezeigt worden ist, dann wird dies vermutlich von einem herzlichen Gelächter begleitet worden sein. Lernprozesse dieser Art bleiben keinem Kind in seinen spielerischen Erkundungs- und Eroberungsprozessen erspart. Entscheidend ist, dass die Kommentierungen solcher „kleinen Katastrophen“ in eine wohlwollend-akzeptierende Grundstimmung, die das Kind täglich erfährt, eingebettet sind und dass das Kind nicht tiefgreifend beschämt wird.

RTEmagicC_spielen_kamin_02.jpgKinder suchen Spielsituationen

Kinder suchen im Laufe ihrer Entwicklung Spielsituationen, die einen zunehmenden Anforderungscharakter aufweisen: Balancieren, Klettern, Schwimmen, Buden bauen, Fahrrad fahren, Computer nutzen usw. Die Lebensfreude eines Kindes schließt die lustvolle Welt- und Selbsterfahrung bei zunehmender eigener Kompetenz mit ein. Diese Erfahrensräume des Spielens schließen unmittelbar an die eben genannten frühen Intermediärräume an. In den Geschichten z.B. um Huckleberry Finn oder Pippi Langstrumpf werden deren für das Kohärenzgefühl so bedeutsame Erfahrungen in diesen Intermediärräumen eindringlich vermittelt. Das Gleiche gilt aber auch für alle schöpferischen Fächer und die Projektarbeit in der Schule.

Dies gilt aber nur unter der Voraussetzung, dass der Prozess, das Handeln selbst genauso wichtig ist wie das Produkt und dass es zumindest in der Primärpädagogik keine Bewertungen und damit auch keine Entwertungen gibt.

Das Spannende an dem schöpferischen Gestalten ist, dass über die zunehmenden Anforderungsstrukturen die Kinder eben das erfahren, was in dem Salutogenesemodell als Handhabbarkeit und Verstehbarkeit beschrieben wird. Verstehbarkeit und Handhabbarkeit werden dann in den Intermediärräumen des Dialoges in das Moment der Sinnhaftigkeit integriert (die drei Teilkomponenten des Kohärenzgefühls!).

Damit sind wir wieder bei unserer Eingangsthese angelangt. Zugleich müssen wir uns mit der Frage beschäftigen, vor welchen Aufgaben wir als Eltern, Pädagogen/innen, Ärzte/innen stehen angesichts des Umstandes, dass die Kinder ihre abenteuernde Welterfahrung mit allen Sinnen gegen freiwilligen Stubenarrest eingetauscht haben. Bedrückend ist, dass viele Eltern immer mehr Schwierigkeiten haben, das Spiel ihrer Kinder im Sinne von Play und Fairplay zu fördern, da sie selber schon nicht mehr über ein implizites und explizites Spielwissen verfügen. Das Gleiche gilt leider auch für viele Erzieher/innen am Anfang ihrer Ausbildung – so die sorgenvolle Mitteilung von Fachschulleiter/innen auf einer Fachtagung in Erfurt November 2007.

Wir sollten uns der Bedeutung, die die Intermediärräume für die schöpferische Entfaltung der Kinder über Spiel und Dialog in der Familie und im Kindergarten haben, stets gewahr sein. Spielen ist für die gesunde Entwicklung ein kostbarer, unersetzbarer Vorgang und sollte keinesfalls durch vorzeitige Lern- und Paukprogramme eingetauscht werden. Schon gar nicht durch irgendwelche Computerprogramme. Denn die Durchorganisation und Vernetzung unseres Gehirns erfolgt unter dem Einfluss eben des Spielens und des Dialoges. In der affektu-sensumotorischen und dialogischen Hungeratmosphäre der Medienwelt verkümmert die Gehirnentwicklung. Das Gehirn arretiert in dem, was es schon von Geburt an kann, nämlich ein lebhaftes Interesse des Menschen für äußere bewegte Bilder erzeugen. Kultureller Fortschritt ist aber erst möglich, wenn das Gehirn die Kapazität, die es für die Wahrnehmung äußerer bewegter Bilder vorhält, für innere bewegte Bilder verwendet. Und innere bewegte Bilder sind als Denksymbole entscheidend für unsere Denkfähigkeit.

Diese Umwidmung der Hirnkapazität für innere bewegte Bilder wird in den Intermediärräumen des Spielens und des Dialoges aktiviert. Zugleich entfaltet sich ein starkes Kohärenzgefühl, das nicht nur diesen Umwandlungsprozess, sondern die Lernfähigkeit im Allgemeinen fördert. Das Gehirn entfaltet dabei die Fähigkeit, sich auf neue Lernsituationen immer wieder optimal einzustellen. Kinder, die wie auf dem Bruegel-Bild spielen, können sowohl in einen Baum klettern als auch ab elf oder zwölf Jahren optimal mit einem Computer umgehen. Sie überholen dabei mit ihren Fähigkeiten Kinder, die bislang vorwiegend vor dem Computer gesessen, aber nie anderweitig gespielt haben. Medienkinder entwickeln ein in seinen Funktionen sehr eingeschränktes Gehirn, haben dann weder die Kompetenz noch die Lust in Bäume zu klettern oder andere Aufgaben zu meistern, die nicht per Mausklick zu erledigen sind.

Hier sind Eltern, Erzieher/innen und Lehrkräfte präventiv gefordert, die virtuellen RTEmagicC_Beltz_Zeit.jpgRäume zumindest vorübergehend zu verschließen und dazu beizutragen, dass salutogenetische Intermediärräume eröffnet werden. Konkrete Empfehlungen gibt es hierzu auf dem kostenlosen Flyern und Plakaten des Beltz-Verlages: „Nehmen Sie sich Zeit …“.

Abgebildetes Faltblatt kann kostenlos beim Beltz Verlag bezogen werden. Interesse? Anklicken!

Nehmen Sie sich Zeit!

1. Nehmen Sie sich Zeit, mit ihren Kindern zu sprechen. Denn Kinder lernen Sprache vor allem im Dialog – von Angesicht zu Angesicht.

2. Zeigen Sie im Gespräch Interesse für das, was Ihr Kind erlebt hat, was es bewegt. Es kann sich in einer solchen Atmosphäre leichter öffnen und seine Gefühle besser verarbeiten. Es gibt dann nicht mehr so viel, was Ihrem Kind „schwer im Magen liegt“, ihm „Kopfzerbrechen bereitet“, und „an die Nieren geht“. Gleichzeitig erwirbt Ihr Kind Lebendigkeit im sprachlichen Ausdruck und in der Phantasie. Ihr Kind kann seinem Sprachgefühl vertrauen, es kann seine Anliegen sprachlich darstellen. Und es braucht dazu weniger seine Fäuste.

3. Kinder, denen gut zugehört wird, können auch selber gut zuhören. Wenn sich also ein Gespräch zwischen Ihnen und Ihrem Kind ergibt, schalten sie Fernseher, Computer und Radio aus. Sie (und Ihr Kind) können besser zuhören bzw. beim Zuhören eigene innere Bilder entwickeln. Auch wenn Sie meinen, gar nicht auf den Fernseher zu achten, wird Ihre Wahrnehmung allein schon durch die unterschwellig wahrgenommenen, ständig wechselnden Licht- und Schattenverhältnisse des Raumes gründlich gestört.
1. Kinder, denen gut zugehört wird, sind gelassener, schlafen besser, fühlen sich weniger unter Stress und transportieren das, was sie tagsüber gelernt haben, im Schlaf besser vom Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis.

4. Lesen Sie Ihrem Kind etwas vor und geben Sie ihm Bücher zum selber Lesen. Schaffen Sie eine gemütliche Stimmung beim Vorlesen, wie z.B. bei der Gutenacht-Geschichte. Diese gemütliche Stimmung entsteht später auch dann, wenn das Kind alleine ein interessantes Buch aufklappt und es liest. Lesen ist das entscheidende Training für das Gehirn – nicht wahlloser Medienkonsum.

5. Stellen Sie Ihrem Kind keinen eigenen Fernseher zur Verfügung. Je weniger Ihr Kind mit Fernsehen und Computerspielen seine Zeit verbringt, desto besser. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen eindeutig: Kinder, die übermäßig elektronische Medien konsumieren, sind häufiger leistungsschwach und übergewichtig, traurig und beziehungsleer und sie neigen eher zu Gewalt.

6. Kinder brauchen Bewegung im Spiel, keinen Stubenarrest vor den Medien. Lassen Sie in Ihrer Familie Wandern, Fahrradfahren, Schwimmen, Ballspiele auch mit ihrer eigenen Beteiligung zur Selbstverständlichkeit werden. Wenn Ihr Kind in einen Sportverein geht, besprechen Sie mit seinen Betreuern dort, dass das sportliche Miteinander, die sportliche Aktivität und nicht der Sieg im Vordergrund steht.

7. Wenn Ihr Kind am Malen Freude hat, fördern Sie dies mit Material und Aufmerksamkeit. Greifen Sie nicht korrigierend in die Gestaltungen ein, lassen Sie den Eigen-Sinn gelten. Vermeiden Sie unbedingt Negativzensuren. Es bedarf aber auch keines inflationären Lobes. Wenn Sie – sinngemäß – sagen: „Toll, dass du so gerne malst!“, reicht das schon. Die Bilder nicht gleich wegpacken, sondern gut sichtbar aufhängen. Zum Beispiel am Pinnbord in der Küche oder im Flur, wo alle sie sehen können.

8. Singen Sie zusammen mit Ihren Kindern – zum Beispiel zur Gutenacht-Geschichte. Keine entwertenden Bemerkungen, wenn Sie meinen, dass Ihr Kind „schräg“ singt. Besonders wenn wir singen, sind wir durch Kritik sehr leicht verletzbar. (Das gilt im Grunde für alle schöpferischen Tätigkeiten einschließlich der „Kurzgeschichten“, die die Kinder am Ende eines Tages zu ihren Erlebnissen erzählen.) Beginnen Sie mit dem (Vor-)Singen so früh wie möglich. Am besten schon während der Schwangerschaft. Wenn Ihr Kind (auch und besonders zusammen mit anderen Kindern) Interesse und Freude am Singen oder Musizieren hat, kann ihm für die Entwicklung seiner sozialen Qualitäten kaum etwas Besseres passieren. Wichtig dabei: Es kommt nicht darauf an, im Wettbewerb der beste zu sein, sondern sich auf andere „einstimmen“ zu können.

9. Singen und eigenes Musizieren senken Angst und fördern Aufmerksamkeit. Beides schafft damit die besten Voraussetzungen für Lernfreude und Lernfähigkeit.

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Literatur

Antonovsky, A. (1997): Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit. Tübingen: dgvt-Verlag.

Dornes, M. (1993): Der kompetente Säugling. Die präverbale Entwicklung des Menschen. Frankfurt/M.: Fischer.

Lindgren, A. (1977): Das entschwundene Land. Hamburg: Oettinger.

Schiffer, E. (1993/1997): Warum Huckleberry Finn nicht süchtig wurde. Anstiftung gegen Sucht und Selbstzerstörung bei Kindern und Jugendlichen. Weinheim und Basel: Beltz.

Schiffer, E. (2001): Wie Gesundheit entsteht. Salutogenese: Schatzsuche statt Fehlerfahndung. Weinheim und Basel: Beltz.

Schiffer, E. & H. (2002): Nachdenken über Zappelphilipp – ADS: Beweg-Gründe und Hilfen. Weinheim und Basel: Beltz.

Schiffer, E. & H. (2004): LernGesundheit. Lebensfreude und Lernfreude in der Schule und anderswo. Weinheim und Basel: Beltz.

Schiffer, E. (2006): Reise zur Gelassenheit. Den sicheren Ort in sich entdecken. Freiburg/Brsg.: Herder.

Schiffer, E. (2008): Warum Tausendfüßler keine Vorschriften brauchen. Intuition. Wege aus einer normierten Lebenswelt. Weinheim und Basel: Beltz.

Twain, M. (1980): Huckleberry Finns Abenteuer. Berlin: Verlag Neues Leben. Lizenzausgabe für den Herder-Verlag, Freiburg/Brsg.

Winnicott, W. Donald (1979): Vom Spiel zur Kreativität. Stuttgart: Klett-Cotta.

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Link zu weiteren Publikationen: Allesamt sehr empfehlenswert!

Dr. Eckhard Schiffer ist Mitglied im Fachbeirat des ABA Fachverbandes.

Beim vorstehenden Beitrag handelte es sich um einen Vortrag anlässlich der Tagung „K wie Kinder im Blick“ am 18. November 2008 beim LVR-Landesjugendamt in Köln-Deutz. Er wurde zunächst unter dem Titel „Schatzsuche im offenen Ganztag – Lerngesundheit durch Ressourcenorientierung – Anerkennung statt Demütigung“ in der Zeitschrift „inform“ 1/2009 veröffentlicht. Die Zeitschrift erscheint als digitale Publikation und wird vom Landesjugendamt Rheinland zum Thema „Jugendhilfe und Schule“ herausgegeben. Die „inform“-Ausgaben können auch im ABA-Netz heruntergeladen werden. Die Einrichtung dieser Seite erfolgte mit freundlicher Genehmigung von Eckhard Schiffer und Alexander Mavroudis, beim Landesjugendamt Rheinland verantwortlich für die „inform“.

Ko-Konstruktion: Lernen durch Zusammenarbeit

Von Prof. Dr. mult. Wassilios E. Fthenakis

Beim ko-konstruktiven Lernen kommt es mehr auf die Erforschung von Bedeutung an als auf den Erwerb von Wissen. Der Schlüssel dieses pädagogisch-didaktischen Ansatzes ist die soziale Interaktion.

Ko-Konstruktion als pädagogischer Ansatz heißt, dass Lernen durch Zusammenarbeit stattfindet, also von Fachkräften und Kindern gemeinsam ko-konstruiert wird. Der Schlüssel dieses Ansatzes ist die soziale Interaktion. Die Ko-Konstruktion hat sich aus dem philosophischen Ansatz des Konstruktivismus herausgebildet, nach dem man die Welt interpretieren muss, um sie zu verstehen. Dieser Auffassung nach entwickelt das Kind eine natürliche Lernneugier und das Bedürfnis, mit seiner dinglichen und sozialen Umwelt in Beziehung zu treten. Auf diese Weise exploriert das Kind seine Umwelt und beginnt, sie zu verstehen. Auch Piagets Werk ist von dieser Auffassung geprägt: Nach Piaget lernen Kinder durch die aktive Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt. In diesem Verständnis ist das Kind der aktive Konstrukteur seiner Bildung. In der deutschen Pädagogik hat sich diese Auffassung durchgesetzt, und der methodische Ansatz, mit dem das Kind diesen Bildungsprozess steuert, ist das sogenannte „Selbstbildungskonzept“: Das Kind bildet sich selbst.

Der soziale Konstruktivismus, der auf den Arbeiten Vygotzkys aufbaut, teilt diese Auffassung, sieht jedoch den wesentlichen Faktor für die Konstruktion des Wissens in der sozialen Interaktion. Demnach lernen Kinder die Welt zu verstehen, indem sie sich mit anderen austauschen und Bedeutungen untereinander aushandeln. Dies impliziert auch, dass die geistige, sprachliche und soziale Entwicklung durch die soziale Interaktion mit anderen gefördert wird, während nach Piaget Kinder bei der Entwicklung von Sprache und Intelligenz viel mehr auf sich selbst gestellt sind.

Der effektive Einsatz von Ko-Konstruktion

Fachkräfte können mit Kindern Wissen ko-konstruieren, indem sie die Erforschung von Bedeutung stärker betonen als den Erwerb von Fakten. Für den Erwerb von Fakten müssen Kinder beobachten, zuhören und sich etwas merken. Die Erforschung von Bedeutung dagegen heißt, Bedeutungen zu entdecken, auszudrücken und mit anderen zu teilen, ebenso wie die Ideen anderer anzuerkennen. Stellen wir uns beispielsweise folgende Situation vor: Kinder machen im Herbst einen Ausflug in den Wald, um die Natur zu beobachten und dabei herbstlich gefärbte Blätter zu sammeln. Diese klassifizieren und benennen sie dann nach Größe, Farbe etc. und betrachten sie möglicherweise sogar unter dem Mikroskop. Die Fachkräfte beobachten die Kinder dabei und unterstützen sie bei Bedarf. In diesem Fall handeln die Fachkräfte nach den Prämissen des Selbstbildungskonzepts. Der Bildungsprozess beschränkt sich im Wesentlichen auf den Erwerb von Faktenwissen. Im Sinne der Ko-Konstruktion handeln sie, wenn dieser Prozess gemeinsam zwischen Kindern und Fachkraft gestaltet wird, wenn bereits während des Waldbesuchs Fragen nach dem Sinn aufgeworfen und beantwortet werden wie zum Beispiel: Warum fallen die Blätter? Aus welchem Grund ist es wichtig für den Baum, seine Blätter abzuwerfen? Warum werfen andere Bäume ihre Blätter nicht ab? Und wie lässt sich dieses Phänomen in den Jahreszyklus einordnen? Ko-Konstruktion erforscht also die Bedeutung, den Sinn des Phänomens und beschränkt sich nicht auf den Erwerb von Fakten. Die Erforschung von Bedeutungen ist somit ein ko-konstruktiver Prozess, in dem Kinder und Erwachsene in einer Gemeinschaft ihr Verständnis und ihre Interpretation von Dingen miteinander diskutieren und verhandeln.

Das Ziel der Ko-Konstruktion

Mit Erwachsenen Bedeutungen zu ko-konstruieren, hilft Kindern zu lernen, wie man gemeinsam mit anderen Probleme löst. Ko-Konstruktion ist deshalb ein wichtiger didaktisch-pädagogischer Ansatz, um das aktuelle Verständnis- und Ausdrucksniveau in allen Entwicklungsbereichen der Kinder zu erweitern. Dieser Prozess ist besonders nachhaltig, wenn Fachkräfte die Kinder dazu anregen, durch eine Vielzahl von Medien auszudrücken, wie sie die Welt begreifen. Durch Ko-Konstruktion können bessere Lerneffekte erzielt werden als durch selbstentdeckendes Lernen oder durch die individuelle Konstruktion von Bedeutung.

Elemente der Ko-Konstruktion

Der ko-konstruktive Prozess wird durch den Einsatz von Gestaltung, Dokumentation und Diskurs unterstützt.

  • Die Gestaltung bezieht sich auf die Aktivitäten von Fachkraft und Kindern, die mögliche Aktionen, Pläne und angestrebte Lösungen darstellen. Dies können Produkte der Kinder sein, wie z.B. Bilder, Bauten, Skizzen etc.
  • Zur Dokumentation zählen z.B. Aufzeichnungen und Notizen der Fachkraft, die es Kindern ermöglichen, ihre eigenen Ideen auszudrücken und sie mit anderen zu teilen. Ebenso wird es ihnen dadurch ermöglicht, die Ideen anderer kennenzulernen.
  • Der Diskurs schließlich ist der Prozess, in dem mit Kindern über die Bedeutungen gesprochen wird: Bedeutungen werden ausgedrückt, geteilt und mit anderen ausgehandelt. Dabei versuchen die Beteiligten, die Gestaltungen und Dokumentationen der anderen zu begreifen. Fachkräfte sollten dabei auf die Theorien der Kinder, ihre Vermutungen, Widersprüche und Missverständnisse achten und diese diskutieren. Dadurch können sie sicherstellen, dass sie die Kinder bei der Erforschung von Bedeutungen unterstützen und nicht die bloße Vermittlung von Fakten fördern.

Wann sollte Ko-Konstruktion eingesetzt werden?

Ko-Konstruktion kann immer dann eingesetzt werden, wenn das Kind versucht, sich die Welt um sich herum zu erklären. Dies geschieht nach neuesten Erkenntnissen bereits von Geburt an. Damit Kinder Bedeutungen ko-konstruieren können, brauchen sie eine große Vielfalt an Medien, mit deren Hilfe sie ihr Verständnis von der Welt ausdrücken und anderen mitteilen können. Diese Hilfsmittel müssen dabei ihrer Entwicklung und ihren Fähigkeiten angepasst sein. Zudem müssen sie Erwachsene um sich haben, die ihnen bei ihrem Bemühen zuhören und zusehen sowie mit ihnen interagieren.

Bei Babys stehen sensorische Erfahrungen im Vordergrund. Ihnen sollten deshalb vielfältige Möglichkeiten geboten werden, ihre Umgebung durch Fühlen, Schmecken, Riechen, Tasten, Bewegung, Hören etc. zu erfahren. Kleinkinder entwickeln schnell die Fähigkeit, durch Sprache, Bilder, Modelle und Bauwerke die Welt zu entdecken und zu deuten. Sie besitzen eine große Bandbreite an Gesten und können sich bereits durch Musik, Rollenspiele, Geschichten, Bilder und Bewegungen ausdrücken, um anderen ihre Erfahrungen mitzuteilen. Diese Fähigkeit zu symbolischen Ausdrucksweisen nimmt bei Vorschulkindern noch weiter zu. Im Schulalter können Kinder immer besser die Perspektiven und Gefühle anderer verstehen. Mit Ausdrucksformen wie Tanz und Musik können sie ihr Begreifen verdeutlichen und mitteilen und somit ihre Fähigkeit erhöhen, Bedeutung zu konstruieren.

Dabei ist von grundsätzlicher Bedeutung, dass dieser Prozess von Erwachsenen und Kindern oder auch von Kindern untereinander gestaltet wird. Ko-Konstruktion in diesem Sinne greift auf interaktionistische Theorien zurück, die den Erwerb von Wissen und die Konstruktion von Sinn als Ergebnis der Interaktion zwischen Erwachsenen und Kindern bzw. der Kinder untereinander begreifen. Die kindgerechte Gestaltung dieser Interaktionen stellt den Schlüssel für höhere Bildungsqualität dar. Jeden Tag finden etwa 1.000 Interaktionen in jeder Gruppe statt. Das sind 1.000 Chancen, um Bildungsprozesse zu optimieren und damit die Entwicklung der kindlichen Bildungsbiografie zu stärken.

Nach Gardner können Kinder dabei auf sieben Intelligenzbereiche zurückgreifen, um Bedeutungen zu erarbeiten und mitzuteilen: logisch-mathematische, sprachliche, musikalische, räumliche, körperlich-kinästhetische sowie interpersonale und intrapersonale Intelligenz.

Diese multiplen Intelligenzen geben Fachkräften Anhaltspunkte, wie Kinder ihre Umwelt auf verschiedene Arten wahrnehmen und damit neue Bedeutungen konstruieren können. Beispielsweise könnten Bäume auf musikalische Weise erforscht (ihr Geräusch wiedergeben), räumlich dargestellt (mit einem Modell) oder ihre Bewegung im Wind durch eigene Bewegungen nachempfunden werden. So können sich Kindern verschiedene Wahrnehmungs- und Verstehensweisen über ein und dasselbe Thema erschließen, sich mit anderen austauschen und somit Bedeutungen ko-konstruieren.

Lerneffekte durch Ko-Konstruktion

Durch die Ko-Konstruktion von Bedeutung lernen Kinder, dass

  • die Welt auf viele Arten erklärt werden kann;
  • Bedeutungen miteinander geteilt und untereinander aushandelt werden;
  • ein Problem oder Phänomen auf viele Weisen gelöst werden kann;
  • Ideen verwandelt und ausgeweitet werden können;
  • Ideen ausgetauscht werden können;
  • ihr Verständnis bereichert und vertieft werden kann;
  • die gemeinsame Erforschung von Bedeutungen mit Erwachsenen oder anderen Kindern aufregend und bereichernd ist.

Spezifische Aspekte der Ko-Konstruktion

Der Prozess der Ko-Konstruktion wird oft als eine Möglichkeit präsentiert, den Kindern ein größeres Gewicht bei der Gestaltung von Lernprozessen in den Einrichtungen zu geben. Dies ist aber in einem großen Ausmaß von der aktiven Ausdrucksfähigkeit der Kinder abhängig, sodass das Schweigen schnell weniger wertgeschätzt wird. Es sollte deshalb immer im Auge behalten werden, dass auch das Schweigen eine eigene Form des Ausdrucks sein kann.

Der interkulturelle Aspekt: Die kulturelle und ethnische Identität von Kindern kann den Prozess der Ko-Konstruktion beeinflussen. Dabei spielt das bisher erworbene Selbstbewusstsein, das nötig ist, um die eigenen Sichtweisen anderen gegenüber zu vertreten, eine wichtige Rolle. Besonders Kinder, die sich in zwei kulturellen Gruppen bewegen, haben leicht die Befürchtung, in keiner der beiden sozialen Gruppen bestehen zu können und entwickeln dadurch geringeres Selbstvertrauen. Sie scheuen sich häufig, sich gegenüber anderen auszudrücken, die nicht ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Zudem können diese Kinder kulturspezifische Ausdrucksweisen verwenden, die nicht immer erkannt bzw. richtig interpretiert werden.

Ko-Konstruktion kann die Entwicklung von Selbstvertrauen fördern, indem die Kinder ermutigt werden, ihre individuelle Meinung auszudrücken, und auch, indem Erwachsene Interesse an der Meinung der Kinder zeigen und diese wertschätzen. Zudem vermittelt Ko-Konstruktion die Bereitschaft, die Sichtweisen anderer zu verstehen und zu respektieren, wodurch das Bewusstsein und die Wertschätzung von Unterschiedlichkeit (Diversität) wachsen. Kinder können von den Erwachsenen außerdem gezielt ermutigt werden, ihr Verständnis zu kulturellen Unterschieden herauszufinden und auszudrücken.

Der geschlechtsspezifische Aspekt: Da Jungen Konflikte in der Regel eher durch körperliche Gewalt und Aggression lösen wollen, Mädchen dagegen eher mittels Sprache, Argumentation und Verhandlung, ziehen sich Mädchen in gemischt-geschlechtlichen Gruppen leicht zurück. Dies würde aber dazu führen, dass im ko-konstruktiven Prozess die Jungen dominieren und nur die Deutungen der Jungen Gehör finden.

Fachkräfte können hier einen Ausgleich fördern, indem sie Mädchen dazu ermuntern, selbst Bedeutungen zu konstruieren. Zudem können Fachkräfte mit Jungen daran arbeiten, ihre Meinungen stärker sprachlich auszudrücken.

Kinder mit besonderen Bedürfnissen: In Gruppen mit Kindern mit unterschiedlichen Fähigkeiten kann Ko-Konstruktion zu einem bereichernden Prozess werden, wenn den Kindern eine große Bandbreite von Möglichkeiten angeboten wird, sich ihren spezifischen Fähigkeiten entsprechend auszudrücken. So sollten Kinder, die mit der Sprache Schwierigkeiten haben, besonders ermutigt werden, sich über Bilder, Musik, Bewegung etc. auszudrücken.

Fachkräfte unterstützen Kinder darin, Achtung gegenüber Diversität zu entwickeln, indem sie die verschiedenen Wege, sich auszudrücken, wertschätzen und indem sie mit den Kindern über die unterschiedlichen Arten, die Welt wahrzunehmen und zu erleben, sprechen.

Ko-Konstruktion in den neueren Bildungsplänen

Dass Kinder und Fachkraft gemeinsam Wissen konstruieren und die Frage nach dem Sinn beantworten, hat sich als pädagogisch-didaktischer Ansatz in etlichen Bildungsplänen etabliert, so beispielsweise im Bayerischen Bildungsplan, im Hessischen Bildungsplan und in den Rahmenrichtlinien für die Südtiroler Kindergärten. Im Hessischen Bildungsplan heißt es u.a.: „Bildung im Kindesalter gestaltet sich als sozialer Prozess, an dem sich Kinder und Erwachsene aktiv beteiligen. Nur in gemeinsamer Interaktion, im sozialen Dialog und im ko-konstruktiven Prozess, findet Bildung, nicht zuletzt als Sinnkonstruktion statt. Entscheidend ist dabei die Qualität dieses Interaktionsgeschehens, für dessen Steuerung und Moderation die Erwachsenen mitverantwortlich sind. Der Ansatz der Ko-Konstruktion überwindet die herkömmliche Situation, dass im Elementarbereich und im Schulbereich oftmals unterschiedliche Positionen zum Bildungsverständnis vorherrschen, und fördert die Kontinuität kindlicher Bildungsverläufe.“

Weiter heißt es: Der Ansatz der Ko-Konstruktion „berücksichtigt, dass Kinder von Geburt an sozial eingebunden sind, Kompetenzen mitbringen und aktive Konstrukteure ihrer Bildungsprozesse sind. Er betrachtet die soziale Interaktion als den Schlüssel zur Wissens- und Sinnkonstruktion. Von entscheidender Bedeutung ist, dass das Kind und seine Umwelt zugleich aktiv sind. Bildungsprozesse werden von Kindern und Erwachsenen gemeinsam konstruiert. In einer Lerngemeinschaft mit Erwachsenen und anderen Kindern lernt das Kind, gemeinsam Probleme zu lösen, die Bedeutung von Dingen und Prozessen gemeinsam zu erforschen und miteinander zu diskutieren und zu verhandeln“ (2007, S. 21). Ähnliche Auffassungen findet man im Bayerischen Bildungsplan, der diesem Ansatz ebenso einen eigenen Schwerpunkt widmet.

Zwei Aspekte sind dabei von zentraler Bedeutung: Wissenserwerb und Sinnkonstruktion sind nicht das Ergebnis individueller Anstrengungen eines Kindes, sondern das Ergebnis der Interaktion, bei deren Gestaltung alle Beteiligten eine aktive Rolle spielen. Das verändert die Qualität der Beziehung und beeinflusst das Rollenverständnis der Fachkraft: Die Fachkraft ist nicht mehr in der Rolle der Beobachterin, die dokumentiert, wie das Kind seine Bildungsprozesse (auf dem Wege der Selbstbildung) organisiert. In diesem Rollenverständnis bleibt die Fachkraft passiv, während das Kind die aktive Rolle übernimmt. Wenn die Qualität der Beziehung so gestaltet wird, moderiert und organisiert das Kind seine Bildung selbst. Die Fachkraft versucht lediglich, die Umwelt so zu gestalten, dass dieser vom Kind organisierte (und dann auch von diesem zu verantwortende) Bildungsprozess optimal gestaltet werden kann. Dabei hat die Fachkraft keinen unmittelbaren Einfluss auf die kindliche Bildung: Sie gestaltet diesen Prozess nicht aktiv mit.

Beim Prozess der Ko-Konstruktion verändert sich dieses Verhältnis: Sowohl das Kind als auch die Fachkraft werden zu aktiven Ko-Konstrukteuren kindlicher Bildungsprozesse. Die Fachkraft übernimmt damit die Verantwortung bezüglich der Entwicklung kindlicher Bildungsbiografien. Ihr kommt eine aktive Rolle im Bildungsprozess zu. Entsprechend verändert sich das Verhältnis zwischen Familie und Bildungsinstitution wie auch die Beziehung der Fachkraft bzw. die der Bildungsinstitution zu anderen Bildungsorten, die sich außerhalb der Einrichtung befinden: Familie und Bildungsinstitution werden zu Ko-Konstrukteuren kindlicher Entwicklung und kindlicher Bildungsverläufe. Sie bilden miteinander eine Bildungspartnerschaft.

Das hat Konsequenzen für die Ausgestaltung ihrer Beziehung: Eltern sind nicht mehr Kunden, die bedient werden sollten, oder gar Zaungäste des Bildungsgeschehens in der Institution. Der Ansatz der Ko-Konstruktion hilft nicht zuletzt, ein demokratisch-dialogisches Verhältnis zwischen den in der Einrichtung tätigen Fachkräften zu entwickeln. Ko-Konstruktion, in letzter Konsequenz, verändert die innere Haltung und hilft der Bildungsinstitution, eine andere Lernkultur zu entwickeln, in der die gegenseitige Wertschätzung und Anerkennung, die Bejahung und Begrüßung von Diversität sowie die Bedeutung der jeweiligen Expertise unverzichtbare Elemente darstellen. Auf dem Boden einer diskursiven Kultur kommen diese Elemente am besten zur Entfaltung.

Wie die Gestaltung ko-konstruktiver Bildungsprozesse erfolgen kann, verdeutlichen vier vom Projekt „Natur-Wissen schaffen“entwickelte Handreichungen anhand der Bildungsbereiche Mathematik, Naturwissenschaften, Technik und Medien. Eine Rezension dieser Veröffentlichungen ist hier zu finden.

Prof. Dr. mult. Wassilios E. Fthenakis: Der Pädagoge, Genetiker und Psychologe ist ordentlicher Professor für Entwicklungspsychologie und Anthropologie an der Freien Universität Bozen.

Quelle: „didacta Kinderzeit“ – Zeitschrift für Pädagogik und Bildung 3/2009. Die Veröffentlichung hier erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Redaktion der „didacta Kinderzeit“ vom 14. September 2009.

Wassilios E. Fthenakis: Projekt „Natur-Wissen schaffen“

Band 1: Dokumentation des Froschkönigwettbewerbs (24,90 Euro, ISBN 978-3-427-50280-7)

Band 2: Frühe mathematische Bildung (24,90 Euro, ISBN 978-3-427-50286-9)

Band 3: Frühe naturwissenschaftliche Bildung (24,90 Euro, ISBN 978-3-427-287-6)

Band 4: Frühe technische Bildung (24,90 Euro, ISBN 978-3-427-50289-0)

Band 5: Frühe Medienbildung (24,90 Euro, ISBN 978-3-427-50288-3)

Band 6: Praxisordner Portfolios im Elementarbereich (39,90 Euro, ISBN 978-3-427-50285-2)

Troisdorf 2008/2009: Bildungsverlag EINS

Vier Bände dieser Fachbuchreihe, die von drei Autorinnen und drei Autoren gemeinsam verfasst wurde, behandeln die Bildungsbereiche Mathematik, Naturwissenschaften, Technik und Medien. Die Bücher sind ähnlich aufgebaut: Zunächst werden zu beachtende Prinzipien, entwicklungspsychologische Grundlagen und spezifische Bildungsziele dargestellt. Dann werden die Methoden Projektarbeit und metakognitive Gespräche beschrieben, gefolgt von sechs bis 13 ausführlich dargestellten und kommentierten Projekt-beispielen aus Kindertageseinrichtungen. Die mit Fotos und Abbildungen reich bebilderten und mit einem mehrfarbigen Layout ausgestatteten Bücher heben sich wohltuend ab von den in den letzten Jahren zu-nehmend veröffentlichten Sammlungen von einzelnen Experimenten, Aktivitäten und Spielen, die zu einer neuartigen Beschäftigungspädagogik und Verschulung von Kindertagesstätten beitragen. Jedoch stört, dass in den Büchern einige (kurze) Kapitel identisch sind.

Ganz anders gestaltet sind der erste Band der Fachbuchreihe, in dem 18 von der Deutschen Tele-kom Stiftung prämierte Projekte detailliert vorgestellt werden (ergänzt um einige theoretische Kapitel und Experimentiertipps des Universum Bremen), sowie der sechste „Band“, der aus einem Schuber mit folgendem Inhalt besteht: einem Buch, in dem Theorie und Praxis der Portfolioarbeit beschrieben und Entwicklungs-, Pädagogische und Übergangsportfolios unterschieden werden, sowie ein Ordner mit Vor-drucken, die sich auch auf einer CD-ROM befinden. Im Gegensatz zu den immer weiter verbreiteten Tests und Erhebungsbögen werden Portfolios der Individualität von Kindern gerecht – wer die Mehrarbeit scheut, könnte sie auch von den Eltern (mit-)gestalten lassen.

Rezension: Martin R. Textor in der „didacta Kinderzeit 3/2008

Ein Hinweis befand sich ebenfalls im ABA-Informationdsdienst i-Punkt 10/2009

Hüttenbau

Gib Kindern Bretter, und sie bauen eine Hütte. Gib Kindern eine Hütte, so machen sie daraus Bretter

2008 erschien – seit langem einmal wieder – ein Buch über Abenteuerspielplätze. Allerdings wurden hier keine Konzepte oder dergleichen thematisiert. In dem Bildband „Stadt der Kinder“ von Jean Paul Deridder werden Hütten auf einem Berliner Abenteuerspielplatz dargestellt. Wir haben es gewissermaßen mit einem Kunstband zu tun.

Unter anderem dieses Buch hat uns dazu motiviert, an dieser Stelle ebenfalls Fotos von Hütten einzustellen, die Kinder auf Abenteuerspielplätzen gebaut haben. Der Hüttenbau ist eine inzwischen möglicherweise – auch von Fachkräften – unterschätzte Möglichkeit, Kindern in probate und erfolgreiche Bildungsmöglichkeiten anzubieten.

Mit Kolleg(inn)en aus der Praxis haben wir besprochen, ob wir die Bilder ebenfalls – wie im genannten Buch – in schwarzweiß einstellen sollen. Die meisten waren allerdings dafür, Farbfotos zu verwenden. Diesem Wunsch sind wir nachgekommen. Unter dem Aspekt Kunst sei der Buchband erneut empfohlen. Eine Rezension gab es im i-Punkt 8/2008. Am Ende dieser Seite ist sie noch einmal zu finden.

Wir haben aus datenrechtlichen Gründen in der Regel darauf verzichtet, spielende Kinder abzubilden.

Techniken


Abenteuerspielplatz Kirschbäumchen, Aachen (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Kirschbäumchen; Aachen (Foto: Rainer Deimel)

Abenteuerspielplatz Kirschbäumchen (Foto: Rainer Deimel)

Die Bautechnik dieser und der nachfolgend dargestellten Hütte wird auf der Anregungungsseite zum Thema Abenteuerspielplätze beschrieben.


Bauen mit Palettenholz auf dem Abenteuerspielplatz Scharnhorst, Dortmund (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Scharnhorst, Dortmund (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Scharnhorst, Dortmund (Foto: Rainer Deimel)


Bühnenelemente aus Palettenholz, Abenteuerspielplatz Scharnhorst, Dortmund (Foto: Rainer Deimel)


Gemeinschaftshütte, Abenteuerspielplatz Scharnhorst, Dortmund (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Scharnhorst, Dortmund (Foto: Rainer Deimel)


Palettenholz, entnagelt und neu zusammengebaut, Abenteuerspielplatz Scharnhorst, Dortmund (Foto: Rainer Deimel)


Fenstertechnik aus Palettenholz, Abenteuerspielplatz Scharnhorst, Dortmund (Foto: Rainer Deimel)

Wie Kinder Hütten bauen


Abenteuerspielplatz Eller, Düsseldorf, 2012 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Eller, Düsseldorf, 2012 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Eller, Düsseldorf, 2012 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Eller, Düsseldorf, 2012 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Eller, Düsseldorf, 2012 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Eller, Düsseldorf, 2012 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Eller, Düsseldorf, 2012 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Eller, Düsseldorf, 2012 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Eller, Düsseldorf, 2012 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Eller, Düsseldorf, 2012 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Eller, Düsseldorf, 2012 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Eller, Düsseldorf, 2012 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Eller, Düsseldorf, 2012 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Eller, Düsseldorf, 2012 (Foto: Rainer Deimel)


Jugendfarm Bonn, 2012 (Foto: Rainer Deimel)


Jugendfarm Bonn, 2012 (Foto: Rainer Deimel)


Jugendfarm Bonn, 2012 (Foto: Rainer Deimel)


Jugendfarm Bonn, 2012 (Foto: Rainer Deimel)


Jugendfarm Bonn, 2012 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Brüser Dorf, Bonn, 2012 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Brüser Dorf, Bonn, 2012 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Brüser Dorf, Bonn, 2012 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Brüser Dorf, Bonn, 2012 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Brüser Dorf, Bonn, 2012 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Brüser Dorf, Bonn, 2012 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Büser Dorf, Bonn, 2012 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Brüser Dorf, Bonn, 2012 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Möchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Garath, Düsseldorf, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Garath, Düsseldorf, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Garath, Düsseldorf, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Garath, Düsseldorf, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Garath, Düsseldorf, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Garath, Düsseldorf, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Garath, Düsseldorf, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Garath, Düsseldorf, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Garath, Düsseldorf, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Garath, Düsseldorf, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Garath, Düsseldorf, 2009 (Foto: Rainer Deimel)

 


Abenteuerspielplatz Garath, Düsseldorf, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Garath, Düsseldorf, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Garath, Düsseldorf, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Garath, Düsseldorf, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Garath, Düsseldorf, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Garath, Düsseldorf, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Garath, Düsseldorf, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Dahl, Mönchengladbach, 2011 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Dahl, Mönchengladbach, 2011 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Dahl, Mönchengladbach, 2011 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Dahl, Mönchengladbach, 2011 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Dahl, Mönchengladbach, 2011 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Dahl, Mönchengladbach, 2011: Versuch mit Paletten (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Dahl, Mönchengladbach, 2011: Versuch mit Paletten (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Dahl, Mönchengladbach, 2011: So kann man sich weiterbilden! Beim ersten Versuch, ein „Fundament“ zu errichten, merken Kinder anschließend häufig, wie sehr sie sich verschätzt haben. Die Bude würde viel zu groß. Also muss man noch mal neu planen. (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Dahl, Mönchengladbach, 2011 (Foto: Rainer Deimel)

Weitere Impressionen vom Hüttenbau


Impression Hüttenbaubereich, Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Impression Hüttenbaubereich, Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Impression Hüttenbaubereich, Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Impression Hüttenbaubereich, Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Impression Hüttenbaubereich, Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Impression Hüttenbaubereich, Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Impression Hüttenbaubereich, Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


„Feuertempel“ auf dem Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Impression Hüttenbaubereich, Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Impression Hüttenbaubereich, Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Impression Hüttenbaubereich, Abenteuerspielplatz Bonnenbroich, Mönchengladbach, 2009 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Hilden 2010 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielpatz Rahm, Dortmund, 2010 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Rahm, Dortmund, 2010 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielpatz Rahm, Dortmund, 2010 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielpatz Rahm, Dortmund, 2010 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielpatz Rahm, Dortmund, 2010 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielpatz Rahm, Dortmund, 2010 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielpatz Rahm, Dortmund, 2010 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielpatz Rahm, Dortmund, 2010 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielplatz Rahm, Dortmund, 2010 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielpatz Rahm, Dortmund, 2010 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielpatz Rahm, Dortmund, 2010 (Foto: Rainer Deimel)


Hüttenbaubereich auf dem Abenteuerspielpatz Rahm, Dortmund, 2010 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielpatz Rahm, Dortmund, 2010 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielpatz Rahm, Dortmund, 2010 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielpatz Rahm, Dortmund, 2010 (Foto: Rainer Deimel)


Abenteuerspielpatz Rahm 2010 (Foto: Rainer Deimel)

Rezension

Jean-Paul Deridder: Stadt der Kinder – City of Transience (Hrsg.: Thomas Zander)
Ostfildern 2008, Hatje Cantz Verlag, 104 Seiten, 39,80 Euro, ISBN 978-3-7757-2286-5

„Das Buch hat Züge der Trauer, aber auch der Versöhnung. Ein Denkmal in Buchform.“ So schreibt Michael Hirsch in einem kleinen Bergleittext zu diesem opulenten Bildband, der durchgehend Schwarz-Weiß-Fotografien eines Abenteuerspielplatzes dokumentiert. Der Begriff „Abenteuerspielplatz“ taucht in diesem Fotoband zur „Stadt der Kinder“ auf. Dargestellt wird ein Hüttenbaubereich, geschaffen von Kindern in Berlin. Hintergrund des Experiments: Baulücken nutzen, sie für Kinder zeitlich befristet zugänglich machen. Auf den üppigen Fotografien fehlen die Schöpfer der Kinderstadt, die Kinder. Anonyme Architektur kann bestaunt werden, „Architektur ohne Architekten“, so heißt es im Text von Michael Hirsch. Die Baustelle in der Baulücke: „Die Gebrauchslogik der Kinder ist eine Logik der Aktivität und der Umfunktionierung, eine Logik des reinen Arbeitsprozesses und insofern des reinen Verbrauchs der Zeit. Es ist eine Logik des freien Gebrauchs der Dinge und Orte. Der Inbegriff dieses Gebrauchs ist das Spiel. Eine solche Kinderstadt ist ein Sinnbild der Freiheit des freien Spiels und der freien Aneignung des öffentlichen Raums. Die anonymen Objekte, die Bauwerke und Skulpturen der Stadt der Kinder, die wir auf diesen wunderbar zurückhaltenden Bildern sehen, haben gegenüber gewöhnlichen Kunstwerken den Vorteil, dass sie nicht geschaffen wurden, um als Kunst betrachtet zu werden. Sie haben nicht die Aufdringlichkeit von Kunst.“ Wenn es heißt, „die Stadt der Kinder ist die Erfindung einer anderen Art der Baustelle“, könnte man auf den Gedanken kommen, hier sei etwas völlig Neues entstanden. Leuten, denen Abenteuerspielplätze altvertraut sind, wissen, dass dem nicht so ist. Vielmehr haben Kinder, solange man denken kann, immer ihre Buden gebaut, im Wald, an versteckten Orten, wo immer sich Gelegenheiten dazu boten. Dieses Phänomen scheint eindeutig rückläufig zu sein. Kreativität und Geschick junger Leute hat sich offenbar beispielsweise vermehrt auf den Gebrauch der Daumen bei Computerspielen verlagert. Der Gebrauch „echten“ Werkzeugs wird eher zur Ausnahme. Dies kann nicht den Kindern, sondern muss vielmehr den sie begleitenden Erwachsenen angelastet werden, die alles Mögliche daran setzen, Kinder vor sinnvollen Erfahrungen zu schützen und sie so wesentlicher Entwicklungschancen zu berauben. Im Zusammenhang mit dem Hüttenbauen führt der schweizerische Kollege Toni Anderfuhren aus: „Gib Kindern Bretter, und sie bauen eine Hütte. Gib Kindern eine Hütte, so machen sie daraus Bretter.“ Selbst auf manch einem Abenteuerspielplatz kann man nicht selten beobachten, dass der Hüttenbau in unverantwortlicher Weise vernachlässigt wird, dass nachgewachsenes „Fachpersonal“ häufig kaum noch in der Lage ist, einen Hammer zu halten. Dabei geht es beim Hüttenbau um einen hervorragenden „organischen und anarchischen Impuls des Spielens, Bastelns und Handwerkens“ (Begleittext von Michael Hirsch). „Stadt der Kinder“ begreift sich nicht nur als Kunstband, sondern als Gebrauchsobjekt, „das man benutzen, in dem man blättern und mit dem man arbeiten kann“. Genau dies möchten wir empfehlen. „Stadt der Kinder“ ist eine Hommage an den Hüttenbau auf Abenteuerspielplätzen, keine Nostalgie, sondern vielmehr Stimulation, dem Hüttenbau auf Abenteuerspielplätzen wieder zu seinem unvergleichlichen Sinn zu verhelfen. (de)
i-Punkt 8/2008

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