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NAGEL-Redaktion – Auszug aus einem Interview mit dem früheren ungarischen Ministerpräsidenten Gyula Horn

Guyla Horn, 72 Jahre alt, war von 1994 bis 1998 Ministerpräsident. 1989 „zerschnitt“ er als Außenminister den „Eisernen Vorhang“, die Grenze zwischen Ungarn und Österreich, und verhalf damit vielen DDR-Bürgern zur Ausreise. 1990 erhielt er den Karlspreis der Stadt Aachen.
? Im Jahr 2010 will das Ruhrgebiet Kulturhauptstadt Europas werden, möglicherweise gemeinsam mit Budapest. Wie finden Sie das?
Gyula Horn: Das Ruhrgebiet und Budapest? Davon habe ich noch nichts gehört. Oder Dortmund und Budapest? Es muss doch eine Stadt sein.
? Es bewirbt sich Essen für das Ruhrgebiet.
Gyula Horn: Essen? Nicht Dortmund?
? Dortmund ist auch dabei.
Gyula Horn: Aber nicht Düsseldorf?
? Nein, aber Gelsenkirchen, Duisburg, Oberhausen. Alle gemeinsam mit Essen.
Gyula Horn: Gut. Sie sagen, wen wir unterstützen sollen, und das machen wir dann. Eins steht fest, solche Freundschaften sind immer gut.

Verlagssonderbeilage „Zukunft Europa“ der WAZ vom 27. April 2004
 

i-Punkt 7-2004

NAGEL-Redaktion – Gewalttätige Schäferhunde

Seine Besorgnis über die zunehmende Gewaltbereitschaft Jugendlicher und junger Erwachsener äußerte der nordrhein-westfälische Justizminister, Wolfgang Gerhards, bereits Anfang März in den Medien. Schön, wie er es gesagt hat, und schön zu sehen, wie wir offensichtlich offiziell „auf den Arm“ genommen werden: „Die Bereitschaft, Konflikte gewaltfrei zu lösen, nimmt immer mehr ab, vor allem bei denen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Das hat auch mit der wirtschaftlichen Lage zu tun: Wer keine Chancen in seinem Leben sieht, der haut eher zu. Viele denken, so wie im Fernsehen laufe das eigentliche Leben ab. Im wirklichen Leben wundern sich dann einige, dass das Opfer nicht sofort wieder aufspringt, sondern blutend in der Pfütze liegt, wenn sie ihm eine auf den Kopf gehauen haben.“ So Gerhards in einem Interview mit der WAZ, veröffentlicht am 2. März 2004. Versuchen wir eine Übersetzung: „Die rasant zunehmende Ungerechtigkeit in dieser Gesellschaft, solche Leute wie Ackermann und Esser und ihre politischen Büttel in den Parlamenten und Regierungen, haben es erreicht, dass die gewöhnlichen Leute gemerkt haben, dass sie keine Chance haben. Deshalb würden sie denen gern die Schnauze einschlagen. Weil sie nicht an die dran kommen, schlagen sie denen die Schnauze ein, die ihnen blöd kommen.“ Und wunderbar: „Die Bereitschaft, Konflikte gewaltfrei zu lösen, nimmt immer mehr ab, vor allem bei denen, die am Rande der Gesellschaft stehen.“ Wie kann man „am Rande der Gesellschaft stehen“? Angela Merkel hat Glück gehabt. Im Grunde steht die dort zufällig nicht mehr, will aber möglichst viele dorthin befördern. Was führt sie im Schilde (Sigmund Freud, hilf uns!)? Alle wissen es: Wenn sie ran kommt, wird der Rand breit, ziemlich breit! Sie hat vermutlich niemandem die Schnauze eingeschlagen, aber aus ihrer „Randständigkeit“ was gemacht. Ich höre ihn noch, den Altkanzler Helmut: „Mädchen!“ Zurück zu Herrn Gerhards: „Die Bereitschaft, Konflikte gewaltfrei zu lösen, nimmt immer mehr ab.“ Lieber Justizminister in NRW: Dreimal musste ich das lesen, bevor ich begriffen habe, was vermutlich gemeint sein sollte! Die Prolls schlagen sich also immer öfter die Schnauze ein. Und denken, es wär´ wie im Fernsehen. „Superstars“, berufen von sich selbst – Geiz ist geil! -, „gefördert“ von Krücken wie Dieter Bohlen, placken sich den Hintern wund, während ihre feinen, sie scheinbar tragenden Gönner wie Ackermann und Esser, aber auch Gerhards und all die anderen, zumindest ihre Altersversorgung fein hinbekommen haben. Das haben die Russen, die sich deutsch nennen und uns kriminalstatistisch in Atem halten und die Gerhards besonders im Interview hervorhebt, (noch) nicht geschafft. Mir sagte ein deutscher Russe kürzlich: „Ich bin Deutscher, und wenn mir einer sagt, meine Vorfahren waren Deutsche Schäferhunde, dem schlage ich die Schnauze ein!“ Und jetzt?
i-Punkt 6-2004

NAGEL-Redaktion – Politische Überraschungseier

Der Vorstoß des britischen EU-Labour-Abgeordneten Glyn Ford, Überraschungseier verbieten zu lassen, hat anscheinend nicht ausreichende Resonanz erzeugt. Sein Vorstoß von Anfang März 2004, dies wegen der lebensgefährlichen Inhalte der Eier erreichen zu wollen, zeugt einmal mehr von mangelnder Kompetenz in Sachen Kinder und Familien auf Seiten der Politik. Nach Auffassung des ABA Fachverbandes sind Überraschungseier ebenso wenig Kult, wie ihr Inhalt per se kindergefährdend sein könnte. Aus fachlicher Sicht kann abschließend festgestellt werden, dass PolitikerInnen, wenn ihnen die Felle wegzuschwimmen drohen, nichts auslassen, sich ins Gespräch zu bringen, lebende Überraschungseier quasi. Kinder brauchen keine Überraschungseier, sie brauchen allerdings die Herausforderung, das Üben, das Lernen, die Auseinandersetzung mit Existierendem – seien es Überraschungseier! Übrigens, die aufgeregte Reaktion anderer EU-Abgeordneter, beispielsweise des Deutschen Peter Liese aus Meschede – im Hauptberuf Kinderarzt – wirft entsprechendes Licht auf die politische Klasse. Fachlich korrekt weist er darauf hin, dass Kinder beim Verschlucken am ehesten an Nüssen ersticken („Nie mit Spielzeugen!“). Seine größte Sorge allerdings gilt der Firma Ferrero, die einen ernsthaften Schaden erleiden könnte. Sollte Ferrero allen Eltern gefährdeter Kinder einen Arbeitsplatz garantieren, würden wir hier regelmäßig eine kostenlose Werbung zusagen.
i-Punkt 5-2004

NAGEL-Redaktion – Benutzung von Aborten in Sachsen-Anhalt

Gesetzes- und Verordnungsblatt für das Land Sachsen-Anhalt

  1. Jahrgang, ausgegeben in Magdeburg am 1. April 1993, Nummer 15

Benutzungsordnung für Aborte (BoA)

 

  • 1 Definition: Der Abort, umgangssprachlich auch Toilette genannt, besteht aus einem trichterförmigen Porzellanbecken zur Aufnahme der Exkremente mit einem klappbaren, auf dem Sitzrand angebrachten Sitzstück.
  • 2 Anwendungsbereich: Diese Benutzungsordnung gilt für die Darmentleerung in allen Aborten in Behörden, Dienststellen und öffentlichen Gebäuden des Landes Sachsen-Anhalt.
  • 3 Sitzgebot: Die Toilette darf nur im Sitzen benutzt werden. Die stehende Benutzung ist nur an Urinalen erlaubt. Deren Benutzung ist in der Benutzungsordnung für Urinale (BoU) geregelt.
  • 4 Vorbereitungen: Vorm dem Hinsetzen auf das Sitzstück sind die Beinkleider bis zu den Knien herunterzuschieben.
  • 5 Sitzposition: Der Benutzer setzt sich unter gleichzeitigem Anheben der Oberbekleidungsstücke so tief in die Hocke, bis das Gesäß in der Sitzaufnahme einrastet. Das Gewicht des Körpers ist gleichmäßig gleichseitig verteilt, der Oberkörper leicht nach vorn geneigt. Die Ellenbogen ruhen auf dem Muskelfleisch der Oberschenkel, der Blick ist geradeaus gerichtet.
  • 6 Darmentleerung: Unter ruhigem Ein- und Ausatmen drängt der Benutzer unter gleichmäßigem Anspannen der Bauchmuskulatur den ausscheidungsreifen Inhalt des Mastdarms bei gleichzeitigem Entspannen des Afterschließmuskels in den dafür vorgesehenen Durchbruch des Porzellanbeckens. Die Äußerung von gutturalen Stimmlauten, umgangsprachlich auch als Ächzen oder Stöhnen bezeichnet, ist auf das absolut notwendige Maß zu beschränken.
  • 7 Sichtkontrolle: Nach beendeter Prozedur steht der Benutzer auf, macht eine Drehung um 180 Grad nach links und nimmt eine Sichtkontrolle der Exkremente vor. Bei Auffälligkeiten ist eine Stuhlprobe sicherzustellen und an das nächstliegende Gesundheitsamt zu übersenden.
  • 8 Reinigung des Rektums: Der dafür vorgesehenen Vorrichtung sind Reinigungsfähnchen (14×10 cm, einlagig) in ausreichender Stückzahl, höchstens jedoch fünf, zu entnehmen. Das Reinigungsfähnchen wird mit dem Daumen und Zeigefinger der rechten Hand erfasst und von hinten der Reinigungszone, das ist der Bereich zwischen den Gesäßbacken, zugeführt. Das Reinigungsfähnchen wird unmittelbar vor den hinteren Geschlechtsorganen fest an den Körper gedrückt und mit einer ziehenden Bewegung bis unmittelbar vor das Steißbein geführt. Dieser Vorgang wird so lange wiederholt, bis mindestens ein Blatt sauber erscheint, sofern dazu nicht die Verwendung von mehr als fünf Reinigungsfähnchen erforderlich ist. Im Bedarfsfall sind die Reinigungsfähnchen beidseitig zu benützen. Die benutzten Reinigungsfähnchen dürfen nicht mitgenommen werden, sondern sind ebenfalls in das Porzellanbecken zu entsorgen.
  • 9 Reinigung des Aborts: Nach der Benützung des Abortes ist zwingend die Spülung zu betätigen. Eine Delegierung dieser Tätigkeit ist ausdrücklich verboten. Nach dem Spülvorgang verbleibende Exkrementanhaftungen sind mit der dafür vorgesehenen Reinigungsbürste manuell zu entfernen.
  • 10 Verlassen des Aborts: Vor dem Verlassen der Entleerungskabine sind die Beinkleider wieder in Ausgangsposition zu bringen. Bei Auftreten unangenehmer Gerüche ist das Öffnen einer Lüftungsklappe angezeigt. Eine abschließende Reinigung der Handinnenflächen wird anheimgestellt.
  • 11 Inkrafttreten: Diese Benutzungsordnung tritt am Tage nach ihrer Veröffentlichung in Kraft.

Vorstehende Verordnung ist hier und an diversen anderen Stellen im Internet zu finden.

i-punkt 3-2004

NAGEL-Redaktion – Fette

Wer fett wird, ist selber Schuld. Die Fastfood-Kette McDonalds erwirkte im Januar 2003 die Abweisung einer Klage, nach der der Konzern für Probleme dicker Kinder verantwortlich sei. Augenblicklich streiten sich die Konzerne und die politische Fachwelt darüber, wie groß der Einfluss von Wirtschaftsunternehmen in einer Stiftung in Deutschland sein darf, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Kleinen nicht mehr so fett werden zu lassen.
i-Punkt 2-2004

NAGEL-Redaktion – Kinder an der Leine

Laut dpa (WAZ vom 22. November 2004) müssen die Kindergärtnerinnen im südfranzösischen Albi (nahe Toulouse) die Kinder künftig an die Leine legen, damit Kinder vor Autounfällen geschützt werden. dpa bezieht sich dabei auf einen Bericht der Zeitung „Libération“. Die Erziehrinnen sind laut einer Aufforderung des Bürgermeisteramtes von Albi aufgefordert, den Kindern Halsbänder und Leinen anzulegen, wenn sie mit drei oder mehr Kindern an die frische Luft gehen. Ohne nach Albi fahren zu müssen, kommt mir (R.D.) „die Szenerie“ sehr lebendig – wie soeben erst passiert – vor. Meine späte Rache am Kindergarten meiner sauerländischen Heimat: In den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts war es: Mit Gebimmel, Gemuhe und Gemecker zog allmorgendlich der Kuhhirt durchs Städtchen: Eingesammelt wurden die Kühe und Ziegen, die die seinerzeitigen Nebenerwerbs-Landwirte im kargen Sauerland hielten; mit dabei ein Schäferhund, der die Tiere bis zur sicheren Ankunft auf der Hude beisammenhielt. Verhindern konnte der Hund nicht, dass sich die Ziegen bisweilen an den Andenken vor den „Touristen-Fachgeschäften“ gütlich hielten. Kurz danach marschierte gegen acht Uhr eine zweite Herde durch die Gemeinde, die einzusammelnden Kinder, die den Kindergarten besuchten, fest am Seil von Tante Anita und Tante Hildegard vertäut, die peinlich darauf achteten, dass niemand aus der Reihe geriet. (1) Autos fuhren in diesen Jahren im Sauerland noch nicht so häufig. Und ich stand mit Tränen in den Augen am Fenster, weil die Leiterin des Kindergartens, eine Braut Christi, Schwester Ursulana, erfolgreich damit war, mich als Kindergartenbesucher abzuweisen. Also durfte ich immer nur die angeleinten Kinder – wie gesagt, mit Tränen in den Augen – anschauen, kurz nachdem die Kühe durchwaren. Albi im Jahre 2003. Ich glaube, es war vielleicht ein Glück, nicht unter Schwester Ursulana und Tante Anita und Tante Hildegard in den Kindergarten gehen zu müssen. P.S.: Die Namen sind nicht gefälscht. Die Personen sind authentisch. Und dass mein Sauerland in Winterberg/Westfalen lag, verrate ich hier nicht.
i-Punkt 1-2004

(1) An sich war es ein Wahnsinns-Service – von heute aus betrachtet -, die Kleinen auch noch von zu Hause aus abzuholen. Heute werden sie damit bestraft, überall hingefahren zu werden.

NAGEL-Redaktion – Extra: Ein Spezial aus dem „i-Punkt“

 

“ … wir müssen den Kindern mehr Deutsch lernen.“   Edmund Stoiber

„Ich mache nicht nur leere Versprechungen, ich halte mich auch daran.“    Edmund Stoiber

„Wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht.“    Edmund Stoiber

„Dann hätte man eine Bundesregelung, man hätte für Deutschland eine Regelung, äh hätte keine regellose Regelung, und die Länder, die das nicht regeln wollen, haben dann die Bundesregelung und die Länder, die das regeln wollen, können dann das für sich regeln.“    Edmund Stoiber

„Das ist wiederum einfach so aus der hohlen Hand gerissen.“    Edmund Stoiber

„Die Mitte hat keine Farbe. Aber rot ist sie mit Sicherheit nicht.“    Edmund Stoiber

„Die durchrasste und durchmischte Gesellschaft ist eine Gefahr für Deutschland.“    Edmund Stoiber

„Wer randaliert, fliegt raus, und wer kein Deutsch kann, kommt nicht rein, meine sehr verehrten Damen und Herren!“    Edmund Stoiber

„Ich will nicht, dass unser Land sowjioniert wird.“    Edmund Stoiber

„Wenn Sie vom Hauptbahnhof in München mit zehn Minuten ohne dass Sie am Flughafen noch einchecken müssen, dann starten Sie im Grunde genommen am Flughafen am … am Hauptbahnhof in München starten Sie ihren Flug zehn Minuten – schauen Sie sich mal die großen Flughäfen an wenn Sie in Heathrow in London oder sonstwo meine s Charles de Gaulle in äh Frankreich oder in äh in … in Rom wenn Sie sich mal die Entfernungen ansehen, wenn Sie Frankfurt sich ansehen dann werden Sie feststellen dass zehn Minuten Sie jederzeit locker in Frankfurt brauchen um ihr Gate zu finden – Wenn Sie vom Flug – äh vom Hauptbahnhof starten Sie steigen in den Hauptbahnhof ein Sie fahren mit dem Transrapid in zehn Minuten an den Flughafen in an den Flughafen Franz-Josef Strauß dann starten Sie praktisch hier am Hauptbahnhof in München – das bedeutet natürlich dass der Hauptbahnhof im Grunde genommen näher an Bayern an die bayerischen Städte heranwächst weil das ja klar ist weil aus dem Hauptbahnhof viele Linien aus Bayern zusammenlaufen.“    Edmund Stoiber

„Ich liebe Deutschland, meine verehrten Damen und Herren. Und wenn man dieses Land liebt, dann muss man mehr tun, als bei einem Sieg der deutschen Fußballmannschaft sozusagen aufzuspringen und sich zu freuen.“     Edmund Stoiber

„Äh, natürlich freuen wir uns, das ist keine Frage, freuen mich uns, und die Reaktion war völlig richtig, einen … äh … sich normal verhaltenden Bär in Bayern zu haben … äh … ja, das ist gar net zum Lachen. Äh, und der Bär im Normalfall, ich muss mich ja auch, äh, Werner Schnappauf hat sich hier intensiv mit so genannten Experten ausgetauscht und austauschen … äh … müssen. Nun haben wir, der normal verhaltende Bär lebt im Wald, geht niemals raus und reißt vielleicht ein bis zwei Schafe im Jahr. Äh, wir haben dann einen Unterschied zwischen dem normal sich verhaltenden Bären, dem Schadbär und dem Problembär. Und … äh … es ist ganz klar, dass, äh … dieser Bär … äh … ein Problembär ist, und es ist übrigens auch, im Grunde genommen, durchaus ein gewisses Glück gewesen, er hat um ein Uhr nachts praktisch diese Hühner gerissen. Und Gott sei Dank war in dem Haus … äh … war, also jedenfalls ist das nicht bemerkt worden. Auf Grund von … äh … es ist nicht bemerkt worden. Stellen Sie sich mal vor, der war ja mittendrin, stellen Sie sich mal vor, die Leute wären raus und hätten praktisch jetzt … äh … dem Bär praktisch begegnet. Äh … was da hätte passieren können.“    Edmund Stoibär

„Ich habe natürlich dargelegt, dass ich als Parteivorsitzender, der auch ein Stück seines Lebens der Idee der CSU gewidmet hat und es auch weiter tut, ja wie ein Hund darunter leide, dass jetzt gegenwärtig das Ansehen der Partei ein Stück weit Schaden genommen hat.“    Edmund Stoiber

„Wir beide, wir haben Humor. Sie … in der Praxis! Ich … in der Theorie.“    Edmund Stoiber

„Relativ große Worte, relativ kleine Taten. Von allem bleibt nur eines übrig: relativ wenig!“    Edmund Stoiber

„Edmund Stoiber und ich sind auch Menschen mit Herz.“    Angela Merkel

„Über seine Rolle haben wir gemeinsam – und jeder für sich alleine – oft gesprochen.“    Angela Merkel

„Edmund Stoiber ist vor allem sexy, dies ist für uns Frauen besonders wichtig.“    Gloria Fürstin von Thurn und Taxis

Hoffentlich bleiben uns solch nette Zitate auch noch erhalten, wenn Edmund Stoiber Bayern nicht mehr regiert!

Wir danken Edmund Stoiber ausdrücklich für die Bereicherungen, die er uns hier geboten hat! Speziell „Extra“-würdig!

Wer an weiteren Zitaten interessiert ist, findet diese in dem Büchlein „‚Wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht.‘ –  Weisheiten des Edmund Stoiber von Jule Philippi, Linguistin aus Hamburg. Reinbek 2007, Rowohlt Taschenbuch Verlag. Außerdem gibt es inzwischen den ersten offiziellen Edmund Stoiber-Fanclub.

Wir haben uns selbstverständlich gefragt, was Edmund Stoiber macht, wenn er uns keine Zitate mehr liefert. Wir haben recherchiert und es herausgefunden. Hier ist der Beleg:


Haderer im „Stern“ 15/2008

Klein-Edmund und der Transrapid

 

Extra – Ein Spezial aus dem i-Punkt

Hier finden unsere Leserinnen und Leser Sachen, die wir uns nicht selbst ausdenken konnten. Dafür sind sie zu normal, eben keine Visionen. Sie finden das „Extra“, das ursprünglich als sporadisch in den seinerzeitigen „Informationsdienst“ eingefügt wurde, inzwischen als regelmäßige Rubrik im „i-Punkt“. Unser „Extra“ hat dem Vernehmen nach eine erkleckliche Anhängergemeinde. Im Gegensatz zu anderen Seiten, die wir regelmäßig aktualisieren, findet hier eine Generierung nur in Etappen statt.

Gute Unterhaltung!

ABA Fachverband

Titel zum Lesen einfach anklicken!

Kinder an der Leine
Fette
Benutzung von Aborten in Sachsen-Anhalt
Politische Überraschungseier
Gewalttätige Schäferhunde
Auszug aus einem Interview mit Gyula Horn
Gebrauchsanweisungen
Bizarrer Kulturkampf in den USA
Klopapier hilft dem Staat beim Sparen
Denglisch: Nicht selten fehlt der Sense jeder Sinn
Lateinwörterbuch im Internet
Vorurteil bestätigt: Beamte schlafen am besten
Villahermosa/Mexiko schafft neue Werte
Linientreu bis in die Haarspitzen
Schwein??? Nein!!!
Die Sonntagsmediendemokratie
Panische Eltern: Warnhinweise
Regenbogen und amerikanische Kultur
Ist Ehe ungesund?
Geschlechterkampf
Kultur-Allerlei
Österreicherin zum Deutschtest aufgefordert
Sippenhaft
Die erste Kanzlerin vor der echten Kanzlerin
Die Zielscheiben der Vögel
Terminus mortem: Shop
Fernsehen 2006
Funkspruch in Galicien
Erbschaft für die ABA-Mitglieder
Von Schlaukindern und Problembären
Die Fußball-WM ist vorbei
Nicht wirklich
Fernsehen: Der Kasten, der krank macht
Vorbilder
Warum der „Girl’s Day“ beim ABA Fachverband nicht vorkommt
Todesstrafe
Fernsehen und Humor

Scherz am Rande: Schilder in Europa

Fußgänger (Deutschland)

Fußgänger (Belgien?)

NAGEL-Redaktion – Vernetzung des Verbandes – Mitgliedschaften des ABA Fachverbandes

 Foto: pixelio

Der ABA Fachverband ist Mitglied

(die jeweiligen Organisationen erreichen Sie über einen Mausklick auf die Logos, sofern einer empfehlenswerter Internet-Auftritt vorhanden)

in der AGOT-NRW

im PARITÄTISCHEN

im Bund der Jugendfarmen und Aktivspielplätze

in der Bundesarbeitsgemeinschaft Spielmobile

im Bundesverband Individual- und Erlebnispädagogik

im Deutschen Kinderschutzbund 

Zum  Ergänzungsmaterial “Kinderschutz und offene Kinder- und Jugendarbeit”

im Deutschen Kinderhilfswerk

im bundesweiten Arbeitskreis Städtische Naturerfahrungsräume

Berufenes Mitglied im Arbeitskreis: Rainer Deimel

im Bündnis „Recht auf Spiel“


Der ABA Fachverband wird im Bündnis vertreten durch Dr. Christiane Richard-Elsner und Rainer Deimel

im NRW-Bündnis „Eine Schule für alle“

in der Landesarbeitsgemeinschaft Mädchenarbeit NRW

Zur Seite mit den aktuellen Infobriefen der LAG Mädchenarbeit NRW

in der Landesarbeitsgemeinschaft Jungenarbeit NRW

Vertreten durch Rainer Deimel (persönliches Gründungsmitglied)

Zu den Rundbriefen der LAG Jungenarbeit NRW

im Forum Förderung von Kindern NRW

in der Landesarbeitsgemeinschaft Zirkuspädagogik NRW

im Aktionsbündnis Kinderrechte ins Grundgesetz

 

im Bündnis für Toleranz und Zivilcourage NRW

Link

im Paritätischen Bildungswerk NRW


Vertreten durch Rainer Deimel und Nicola Hengst-Gohlke 

im Progressiven Eltern- und Erzieherverband NRW (PEV)


in der Pro Familia (NRW)

 

NAGEL-Redaktion – ABA – der kompetente Partner für

● Abenteuerspielplätze

● „Abenteuer Kita“

● „Abenteuer Schule“

● Aktionsräume für Jugendliche

● Ausbildung: Berufskollegs Sozialpädagogik, Hochschulen

● Elternvereine/Initiativen

● Fördervereine der Kinder- und Jugendarbeit u.ä.

● Jugendfreizeitstätten

● Kinder- und Jugendgruppen der politischen Bildung (Demokratiepflege)

● Kinderbauernhöfe und Jugendfarmen

● Kinderbüros/Büros für kinderfreundliche Stadtgestaltung

● Kinder- und Jugendzentren

● Lernwerkstätten

● Natur- und Begegnungseinrichtungen

● „Offene Arbeit“ in Tageseinrichtungen

● Offene Ganztagsschulen

● Planungsbüros/-ämter usw.

● Schulen, die von Kinder- und Jugendarbeit (auf Augenhöhe) profitieren wollen

● Spezialdienste: Kindermuseen, Geschichtshäuser u.a. Projekte

● Spielmobile

● Spielhäuser

● Spielplatzpaten

● Spielplatzpaten-Projekte

Bildungsarbeit

Unter anderem:

● Konzeptarbeit

● Kunst- und Kulturpädagogik

● Erlebnispädagogik

● Umweltpädagogik

● Geschlechtsspezifische Arbeit

● Spielen

● Offene Konzepte in Kindertageseinrichtungen und Internaten

● Kooperation mit Schulen

● Offene Schulkonzepte/Bildungswerkstätten

● Kindgerechte Stadt- und Raumplanung

● Partizipationsverfahren

● Spielplatzpatenschaften

● Praxisreflexion/Organisations- und Konzeptentwicklung

● Supervision/Systemische Beratung

Fachberatung

● Konzepte

● Pädagogik

● Planungsvorhaben

● Verträge

● KJHG/SGB VIII

● UN-Konvention über die Rechte des Kindes

● Vereinsrecht

● Bau- und Planungsrecht

● Aufsichts- und Verkehrssicherungspflicht

● Haftungsfragen

● Versicherungen

● Kinder- und Jugendschutz

● Praxisfeldeinführung an Berufskollegs/Hochschulen

Themenbezogene Publikationen und Materialien

● ABA-Netz (Zur Startseite)

● „i-Punkt“ (Monatlicher Informationsdienst) – Abonnieren

● DER NAGEL (frühere Ausgaben auf Anfrage)

● DER NAGELKOPF (Themen- und Projektreihe)

● ABA TexteDienst (Rechtsreihe)

● stichWort (Konzepthilfe)

● spielRäume (Konzepthilfe)

● Sonderpublikationen

● Videoproduktionen u.ä.

Zugunsten einer verstärkten Internetpräsenz wurde die regelmäßige Publizierung gedruckter Schriften inzwischen sinnvollerweise weitgehend aufgegeben.

Kooperation/Lobbyarbeit

● Einrichtungen

● Fachschulen

● Gewerkschaften

● Hochschulen

● Institute

● Jugendhilfeausschüsse

● Kommunen

● Landesjugendämter

● Landesregierung NRW

● Landtag NRW

● Kinderkommission Bundestag

● Verbände

Mitgliedschaften des ABA Fachverbandes

Zur Seite mit den Mitgliedschaften

Kontakt

ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen e.V.
Clarenberg 24
44263 Dortmund
Tel. 0231/985 20 53 – 02363/56 96 80
Mobil 0179.211 04 73
Fax 0231/985 20 55- 02363/56 96 81
Email

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NAGEL-Redaktion – Arbeitsgrundlagen und Ziele

ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen

Der ABA Fachverband betrachtet als Hauptgrundlage seines Tätigwerdens den Paragraphen 11 des SGB VIII:

(1) Jungen Menschen sind die zur Förderung ihrer Entwicklung erforderlichen Angebote der Jugendarbeit zur Verfügung zu stellen. Sie sollen an den Interessen junger Menschen anknüpfen und von ihnen mitbestimmt und mitgestaltet werden, sie zur Selbstbestimmung befähigen und zu gesellschaftlicher Mitverantwortung und zu sozialem Engagement anregen und hinführen.

(2) Jugendarbeit wird angeboten von Verbänden, Gruppen und Initiativen der Jugend, von anderen Trägern der Jugendarbeit und den Trägern der öffentlichen Jugendhilfe. Sie umfasst für Mitglieder bestimmte Angebote, die offene Jugendarbeit und gemeinwesenorientierte Angebote.

(3) Zu den Schwerpunkten der Jugendarbeit gehören:
1. außerschulische Jugendbildung mit allgemeiner, politischer, sozialer, gesundheitlicher, kultureller, naturkundlicher und technischer Bildung,
2. Jugendarbeit in Sport, Spiel und Geselligkeit,
3. arbeitswelt-, schul- und familienbezogene Jugendarbeit,
4. internationale Jugendarbeit,
5. Kinder- und Jugenderholung,
6. Jugendberatung.

(4) Angebote der Jugendarbeit können auch Personen, die das 27. Lebensjahr vollendet haben, in angemessenem Umfang einbeziehen.

Ferner handelt er im Auftrag des Gesetzes zur Förderung der Jugendarbeit, der Jugendsozialarbeit und des erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes des Landes Nordhrein-Westfalen vom 12. Oktober 2004 (Gesetzestext herunterladen).

Er sieht sich in Übereinstimmung mit dem jugendpolitischen Grundverständnis des Landes NRW. Dies ist im Wesentlichen gekennzeichnet durch

● die Bedeutung der Selbstorganisation der Interessenvertretung von Kindern und Jugendlichen und des ehrenamtlichen Engagements;

● die allgemeine Förderung junger Menschen durch Angebote der Freizeit und Bildung und Kinder- und Jugenderholung;

● die Überwindung sozialer Benachteiligung durch eine gezielte Förderung betroffener junger Menschen;

● das gleichberechtigte Miteinander zu fördern und Diskriminierungen abzubauen;

● die Gewährleistung einer pluralen, vielfältigen und fachlich kompetenten Angebotsstruktur von Trägern der freien und öffentlichen Jugendhilfe.

Der ABA Fachverband begreift sich im Einklang mit den Prinzipien des Kinder- und Jugendplanes des Landes NRW:

● Emanzipation
● Partizipation
● Integration

Der ABA Fachverband unterstützt Konzeptionen, die von den Prämissen

● Bildung
● Gesundheitsförderung (Salutogenese)
● Familienunterstützung und -begleitung

getragen werden.

Ziele des Verbandes

● Förderung der individuellen Entwicklung junger Menschen, ihrer Phantasie und Kreativität

● Eintreten für die politische Umsetzung der Rechte junger Menschen

● Entwicklung sozialer Kompetenz

● Vermittlung kultureller und künstlerischer Fähigkeiten

● Förderung der Identitätsbildung in unterschiedlichen Gruppen und Milieus

● Unterstützung der Auseinandersetzung mit Fremden im Sinne interkultureller Arbeit

● Erweiterung gesellschaftlicher Partizipationschancen

● Verbesserung der Kommunikation und Interaktion

● Sensibilisierung für das Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt

● Stärkung der Wahrnehmung für gesellschaftliche und politische Entwicklungen

Die Zielgruppen und Arbeitsschwerpunkte des Verbandes ansehen

Die Mitgliedschaften des Verbandes ansehen

Mitglied werden

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Kontakt

ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen e.V.
Clarenberg 24
44263 Dortmund
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Mobil 0179.211 04 73
Fax 0231/985 20 55- 02363/56 96 81
E-Mail

NAGEL-Redaktion – Einwanderungsland Deutschland

Anlässlich der Veröffentlichung der Sinus-Milieustudie „Lebenswelten von Migranten“ am 16. Oktober 2007 haben wir diese Seite eröffnet. Bislang haben wir das Thema diversen anderen Seiten zugeordnet. In Zukunft werden Sie entsprechende Beiträge hier finden. Zunächst können Sie sich einen Auszug aus der Forschungsbericht (SINUS SOCIOVISION) sowie weiteres Material zum Thema herunterladen.

ABA Fachverband

Zum Herunterladen

Interview mit Prof. Dr. Christian Pfeiffer zum Thema Jugendgewalt: Ethnische Herkunft spielt faktisch keine Rolle
Interview aus der „e&w“ (Erziehung und Wissenschaft) 3/2008 herunterladen

Interview mit Seyran Ates: … eine andere Vorstellung von Fürsorge. Bildung von Migrantinnen.
Interview aus der „e&w“ (Erziehung und Wissenschaft) 3/2008 herunterladen

Die Milieus der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland. Eine qualitative Untersuchung von Sinus Sociovision. Auszug aus dem Forschungbericht. Veröffentlicht am 16. Oktober 2007. (72 Seiten, 273 KB)
Studie herunterladen

Studie von Sinus Sociovision „Die Milieus der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland“. Zentrale Ergebnisse einer qualitativen sozialwissenschaftlichen Untersuchung (16. Oktober 2007). Die Auftraggeber finden Sie im Papier. (4 Seiten, 89 KB)
Papier herunterladen

Lebenswelten von Migrantinnen und Migranten in Deutschland. Rollenbilder in Migrantenmilieus (16. Oktober 2007).  (6 Seiten, 1001 KB)
Papier herunterladen

NAGEL-Redaktion – Ehrenamt – Freiwilliges Engagement

Freiwilliges Engagement – früher nannte man es Ehrenamt – spielt eine wichtige Rolle. Auch in der Offenen Arbeit hat das Ehrenamt seine Relevanz, etwa bei den Spielplatzpaten.

Zum Herunterladen


Unfallversichert im Ehrenamt

Vorstehend können Sie eine Broschüre zum Unfallschutz im Ehrenamt herunterladen.

MONITOR ENGAGEMENT

Im April 2010 wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend der MONITOR ENGAGEMENT herausgegeben. Er befasst sich mit freiwilligem Engagement in Deutschland (1999 – 2004 – 2009) und fasst die Ergebnisse der repäsentativen Trenderhebung zu Ehrenamt, Freiwilligenarbeit und bürgerschaftlichem Engagement zusammen. Bei Interesse können Sie die Unterlagen mittels Klicks auf nachstehende Links herunterladen.

Monitor Engagement (Ausgabe 2: Freiwilliges Engagement in Deutschland 1999 – 2004 – 2009) Kurzbericht des 3. Freiwlligensurveys – Ergebnisse der repräsentativen Trenderhebung zu Ehrenamt, Freiwilligenarbeit und bürgerschaftlichem Engagement
Herunterladen (1,4 MB)

Hauptbericht des Freiwilligensurveys 2009 (Zivilgeselllschaft, soziales Kapital und freiwilliges Engagment in Deutschland 1999 – 2004 – 2009)
Inhalt (unter anderem)
Öffentliches Leben und freiwilliges Engagement
Stärken und Grenzen des Freiwiliigensurveys
Trend-Indikatoren
Mehr öffentliches, weniger privates soziales Kapital?
Freiwilliges Engagement – das Herz der Zivilgesellschaft
Selbstverständnis, Motive und Erwartungen freiwillig Engagierter
Bereitschaft nicht Engagierter, sich zu engagieren
Trends in verschiedenen Bevölkerungsgruppen
Strukturen des freiwlligen Engagements und Verbesserungsbedarf
Zeitliche Beanspruchung der Freiwilligen
Leistungen und Anforderungen im Engagement
Zielgruppen des freiwilligen Engagements (hier u.a. Kinder, Jugendliche und Familien)
Internetbenutzung im Engagement
Monetarisierung: Das materielle element
Verbesserungsbedarf bei den Rahmenbedingungen
Herunterladen (4,3 MB)

Hauptbericht des Freiwilligensurveys 2009 (Zivilgesellschaft, soziales Kapital und freiwilliges Engagement in Deutschland 1999 – 2004 – 2009) Zusammenfassung
Herunterladen (2,3 MB)

Jugend in der Zivilgesellschaft: Freiwilliges Engagement Jugendlicher von 1999 bis 2009 (Von Sibylle Picot im Auftrag der Bertelsmann Stiftung) Kurzbericht April 2011


Die Turbo-Studiengänge und die Verkürzung der Schulzeit bis zum Abitur seien Schuld daran, dass sich Jugendliche immer weniger für die Gesellschaft engagierten. So eine Feststellung aus der Studie, die gezielt mit dem ehrenamtlichen Verhalten von Schülern und Studenten nachgegangen ist. Freundlicherweise hat uns Nicole Henrichfreise vom „Programm Zukunft der Zivilgesellschaft“ am 12. April 2012 eine aktualisierte 2. Auflage zugesandt. Diese haben wir nunmehr hier eingestellt.

2. Auflage „Jugend in der Zivilgesellschaft – Freiwilliges Engagement Jugendlicher von 1999-2009“ herunterladen

Jugendliches Ehrenamt fördert demokratische Kompetenzen

Zu dieser Erkenntnis gelangt eine Studie der Universität Würzburg, die Prof. Dr. Heinz Reinders in Kooperation mit dem VCP, dem Verband christlicher Pfadfinder, 2007 durchgeführt hat. Die Dokumentation hierzu kann nachfolgend heruntergeladen werden. Hier wird folgende Kernaussage getroffen: „Jugendliche, die sich sozial engagieren, erleben sich stärker als Teil der Gesellschaft und sind häufiger zu politischer Beteiligung bereit.“Heinz Reinders: „Wenn neun von zehn Jugendlichen durch ihr Engagement etwas Neues gelernt haben und ihre demomkratische Kompetenz dadurch steigt, dann ist doch eine verstärkte Förderung jugendlichen Engagements ohne Alternative.“
Dokumentation herunterladen

Tagungsdokumentation „Engagement verändert – Freiwilliges Engagement und Entwicklung von Demokratie“

Die Dokumentation (15 Seiten, 1.972 KB) wurde uns am 19. Dezember freundlicherweise von Oliver Hesse von der FreiwilligenAgentur Dortmund zur Verfügung gestellt.
Inhalt

  • Der Staat, der die Zivilgesellschaft stärkt, stärkt sich selbst.
  • Die Demokratisierung verbandlicher Strukturen durch Personalentwicklung – eine neue Art von Organisationsentwicklung
  • Politische Partiziaption
  • Jugend und Partizipation
  • Demokratische Strukturen in Verbänden und Einrichtungen
  • Freiwilligenkoordination
  • Die Martkplatzmethode als Instrument des Corporate Citizenship

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Dokumente

Führungszeugnisse für Ehrenamtliche

Der Sprecherrat des ABA Fachverbandes hat sich auf seiner Arbeitstagung vom 10. November 2008 mit dem Thema Führungszeugnisse für Ehrenamtlich befasst. Seitdem existieren zwei Arbeitspapiere, die unser Sprecherratsmitglied Christa Burghardt vom Kinderschutzbund Hagen zur Verfügung gestellt hat. Im ersten geht es generell um Führungszeugnisse. Ein weiteres ist der Vorschlag für eine „Ehrenerklärung“, die seit längerem beim Hagener Kinderschutzbund genutzt wird. Wir empfehlen beispielsweise beim Einsatz von Spielplatzpaten einen entsprechenden Gebrauch.

Polizeiliche Führungszeugnisse für Ehrenamtliche

Ehrenerklärung für Ehrenamtliche

Im Juni 2010 hat der Deutsche Bundesjugendring (DBJR) ein Hintergrundpapier zur Positionsbeschreibung veröffentlicht. Titel: Führungszeugnisse für Ehrenamtliche – ein geeigneter Beitrag zur Prävention sexuellen Missbrauchs in Jugendverbänden? Neben einer Einschätzung der Problemlage, befasst sich das Hintergrundpapier unter anderem mit der Aussagekraft von Führungszeugnissen, präventiven Maßnahmen, den Übergängen zwischen informellen und nonformalen Zusammenhängen, der Datenschutzproblematik, dem Aufwand im Vergleich zum Nutzen u.a.m. Der ABA Fachverband sieht eine Übertragbarkeit vor allem beim Einsatz ehrenamtlicher Spielplatzpaten. Heruntergeladen werden kann das Papier mittels eines Klicks auf vorstehendes Logo des DBJR.

Prävention statt statt Führungszeugnisse! Auf diese griffige Formel bringt der Landesjugendring Nordrhein-Westfalen seine Position. Er verwendet sich dafür, ein angemessenes Problembewusstsein zu schaffen, zu sensibilisieren und aufzuklären. Ebenso setzt er sich für eine entsprechende Qualifizierung derjenigen ein, die in der Kinder- und Jugendarbeit Verantwortung übernehmen. Nach Meinung des Landesjugendrings NRW stellt die Einführung von Führungszeugnissen für Ehrenamtliche Hunderttasusende unter Generalverdacht; dies behindere zivilgesellschaftliche Gestaltungskraft. Ehrenamt verdiene Vertrauen, Anerkennung und Strukturen, die es unterstützuen und nicht erschweren. Dieser Aussage kann sich der ABA Fachverband inhaltlich nur anschließen. Der Beschluss des Landesjugendrings NRW kann mittels eines Klicks auf vorstehendes Logo heruntergeladen werden.

NAGEL-Redaktion – Zukunftsängste von Kindern und Jugendlichen

Von Horst Petri

Einleitung

Der Begriff „Zukunftsangst“ ist in letzter Zeit, speziell in der jungen Generation, in Mode gekommen und erfährt seitdem einen inflationären Gebrauch. Die Angst vor der Zukunft hat aber die Menschheit von Anbeginn begleitet, ob vor Naturkatastrophen oder vor von Menschen verursachtem Unheil. Der Begriff „Zukunftsangst“ scheint jedoch, wenn man ihn nicht als modische Wortschöpfung abtun will, im Unterschied zu früheren Ängsten eine neuartige Qualität der Angst auszudrücken.

In der Psychologie kennen wir Begriffe wie Triebangst, Gewissensangst, Trennungsangst, Kastrationsangst oder Todesangst. Sie werden als psychische Realitäten aufgefasst, die an konkrete seelische Konflikte oder Beziehungskonflikte gebunden sind. Zukunftsangst dagegen hat eine globale Dimension. Sie bezieht sich auf etwas Unbestimmtes, auf eine, wie es scheint, unheimliche und ungreifbare Bedrohung von endzeitlichem Charakter. Zumindest besitzt sie diese universelle Konnotation und drückt damit mehr aus als zum Beispiel die Angst vor Arbeitsplatzverlust, vor Verarmung, vor Krankheit oder anderen realen Gefahrenquellen, auch wenn sie im politischen und öffentlichen Bewusstsein mit solchen äußeren Auslösern begründet wird.

Ich möchte im folgenden der Hypothese nachgehen, dass durch die gesellschaftlichen Umbrüche der letzten Jahrzehnte Zukunftsangst eine neuartige Gefühlsqualität im menschlichen Erleben darstellt, bei der es zu einer engen Verschränkung von innerer und äußerer Realität von existenzbedrohendem Ausmaß kommen kann. Dem Thema entsprechend beschränken sich meine Überlegungen auf die Erfahrungswelten der jungen Generation. Die Oberfläche bilden hierbei zunächst einige ausgewählte Ergebnisse der Kinder- und Jugendforschung der letzten Jahre. Zukunftsängste können in der psychologisch orientierten Sozialforschung nur durch konkrete persönliche oder gesellschaftliche Faktoren äußerer Realität erfasst werden. Dabei unterscheidet man zwischen mikrosozialen, das heißt  auf das persönliche Umfeld bezogenen, und makrosozialen, das heißt gesellschaftlich bedingten Stressoren. In die Zukunft projizierte persönliche Stressoren beziehungsweise Ängste betreffen hauptsächlich Probleme in Familie, Schule, Beruf und Freundschaften, äußeres Ansehen, soziale Anerkennung und Krankheiten. Ende der siebziger Jahre konzentrierte sich die Forschung dann stärker auf makrosoziale Stressoren. Die untersuchten gesellschaftlichen Zukunftsängste betreffen hauptsächlich die Themen Krieg, speziell Atomkrieg, Ökologie, Technik, Arbeitsmarktentwicklung, Bevölkerungswachstum, Ausländerfragen und Dritte Welt. Ich beschränke mich hier auf einige orientierende Daten zu den makrosozialen Stressoren, weil sich in allen Untersuchungen, soweit sie mikro- und makrosoziale Faktoren vergleichend erfassen, ein einheitlicher Trend zeigt, wonach die gesellschaftsbedingten Zukunftsängste die persönlichen hochsignifikant übertreffen.

Ergebnisse empirischer Forschung

Ab Ende der siebziger Jahre wurden weltweit zahlreiche Untersuchungen zu der Frage durchgeführt, wie sich die atomare Dauerbedrohung auf die seelische Entwicklung junger Menschen auswirkt und ihre Zukunftseinstellungen beeinflusst. 1985 führten wir mit einer Arbeitsgruppe in der damaligen Bundesrepublik die erste internationale Vergleichsstudie mit 3500 Kindern und Jugendlichen durch, die unter der Bezeichnung „Bundesweite Befragung“ bekannt wurde (Petri u.a. 1987). Die Ergebnisse zeigten eine hohe Übereinstimmung mit anderen internationalen Studien in bezug auf das erschreckende Ausmaß an Atomkriegsängsten in der jungen Generation. Obwohl erst wenige Jahre zurückliegend, scheinen wir das alles wieder vergessen zu haben und werden durch neue Untersuchungsdaten beunruhigt, die seit der Versöhnung der Supermächte eine deutliche Abnahme dieser Ängste gegenüber anderen gesellschaftlichen Bedrohungen zeigen. Statt von „Vergessen“ sollten wir jedoch von Verleugnung sprechen, denn unser Wissen, dass das Atomzeitalter die Welt und die Menschen tiefgreifend verändert hat, ist unabweisbar. So stellt nach meiner Überzeugung die Atombombe im Erleben von Kindern das Unfassbarste aller Erschrecken dar, sie ist zum Symbol für das Zerstörerische schlechthin geworden und wurde entsprechend als dauerhaft verfolgendes, böses Objekt introjiziert. Ihre destruktive Wirkung auf das innere Repräsentanzensystem erhält zudem ständige Nahrung von außen, ob durch die Atomkriegsgefahr im Zusammenhang mit dem Golfkrieg 1991, ob durch Plutoniumschmuggel oder durch die inzwischen fast weltweit vermutete heimliche Produktion von Atomwaffen, deren Einsatz bei der Zuspitzung globaler Konflikte immer unkalkulierbarer wird. Wie spontan die Atomängste aus ihrer Latenz hervorbrechen können, zeigen die massenhaften Protestaktionen junger Menschen in vielen Teilen der Erde gegen die jüngste Atomtestserie Frankreichs auf dem Mururoa-Atoll. Dass außerdem der radioaktive Komplex auch im Bewusstsein weiterwirkt, belegt die Angst vor einem größeren Kernkraftunglück. In unserer Studie von 1985, also noch vor Tschernobyl, hatten bereits 37 Prozent der Befragten auf einer vierstufigen Antwortskala „viel Angst“ vor der „Explosion eines Atomkraftwerkes“. Dieser Anteil stieg nach Tschernobyl in zwei repräsentativen Studien von Mansel (1992) und besonders von Hurrelmann (1992) auf knapp 60 Prozent an. In der Studie von Mansel (1992) zeigte sich folgende Rangliste für „wahrscheinlich“ gehaltene „katastrophale Ereignisse“: Zunahme von Umweltzerstörung 80,5 Prozent, Gesundheitsrisiken infolge der Umweltverschmutzung 75,8 Prozent, anhaltende Arbeitslosigkeit 56,6 Prozent, Explosion eines Kernkraftwerks 52,9 Prozent, Wirtschaftskrisen und Armut 48,6 Prozent, Krieg in Europa 37,3 Prozent. Die durchschnittliche Erwartung der Wahrscheinlichkeit katastrophaler Ereignisse lag bei 58,7 Prozent. Die statistische Analyse dieser gründlichen Studie ergab einige signifikante Korrelationen zwischen einzelnen dieser makrosozialen Stressoren und der Entstehung anomischer Gefühle wie Hilflosigkeit, Angst, Traurigkeit, Einsamkeit, Sinnlosigkeit sowie der Häufigkeit psychosomatischer Symptome.

Leuzinger-Bohleber und Garlichs (1993) führten 1990 mit einem psychoanalytisch orientierten, qualitativen und quantitativen Untersuchungsansatz eine gründliche Vergleichsstudie zwischen Kindern der 2., 4. und 8. Klasse (7-8 Jahre, 9-10 Jahre, 13-14 Jahre) in Jena und Kassel mit einer Klassengröße von durchschnittlich 20 Schülern durch (Gesamtzahl circa 180). Der inhaltliche Schwerpunkt der Studie lag in der Erfassung der Zukunftshoffnungen und Zukunftsängste im Zusammenhang mit den unterschiedlichen Sozialisationsbedingungen der Probanden in Ost- und Westdeutschland. Aus der Fülle der Daten sind für den hiesigen Zusammenhang folgende von Bedeutung: Bei der Auswertung einer freien Zeichnung zum Thema „Zukunft“ stiegen die negativen Zukunftsprojektionen der Kasseler Schüler von 4 Prozent bei den Zweitklässlern über 44 Prozent bei den Viertklässlern auf 79 Prozent bei den Achtklässlern (Jenaer Schüler zum Vergleich: 0 Prozent, 4,2 Prozent, 31,8 Prozent). Inhaltlich dominieren bei den Zukunftsvorstellungen der Jugendlichen „offene Gesellschaftskritik“ (94 Prozent in Kassel, 77 Prozent in Jena) und „Naturzerstörung“ (88 Prozent in Kassel, 77 Prozent in Jena). Bei einer „Traumreise in die Zukunft“ bestätigten sich diese Befunde für Jugendliche: 91 Prozent der Kasseler Jugendlichen drücken eine negative Einstellung zur Technik und „Schreckensvisionen einer technisierten Zukunft“ aus (Jenaer Jugendliche: 50 Prozent); bei einer Differenzierung dieser Angaben betrifft die Technikkritik vor allem den Bereich Kernenergie, Gentechnologie und den Komplex „Großtechnologie“. Durch Zeichnungen, Interviews und Fragebögen ließen sich bei der Mehrzahl der Jugendlichen große Ohnmachtsgefühle ermitteln, mit dem Ergebnis, dass 76 Prozent der Kasseler und 47 Prozent der Jenaer Jugendlichen ihre Möglichkeiten negativ einschätzen, als einzelne die gesellschaftliche Zukunft zu beeinflussen.

Der qualitative Untersuchungsansatz solcher empirischer Studien wird inzwischen durch eine Vielzahl dokumentierter Materialien ergänzt, die in ihrer spontanen Ausdrucksform oft genauere tiefenpsychologische Deutungen ermöglichen als die Ergebnisse systematisch angelegter Untersuchungen. Dazu zählen Aufsätze, Briefe, aufgezeichnete Gespräche und Interviews, Träume, Zeichnungen, Gedichte und Geschichten zum Thema „Zukunft“, die aus unterschiedlichen Anlässen, zum Beispiel im Rahmen von Schreib- und Malwettbewerben, von Unterrichtseinheiten zur Umwelterziehung in Kindergärten und Schulen, von Dokumentarfilmen oder als Selbstzeugnisse anderer Art entstanden. Nicht zuletzt verfügen wohl die meisten Therapeuten inzwischen über ein mehr oder weniger breites Erfahrungsspektrum aus psychotherapeutischen Behandlungen oder Beratungen von Kindern und Jugendlichen, die die hier referierten Ergebnisse aus der Normalpopulation bestätigen. Im Original-Ton erhält man dann zum Beispiel folgende Antworten auf die Frage, was in den nächsten zehn Jahren passieren könne:

Nazmiye, 15 Jahre: „In zehn Jahren lebe ich nicht mehr. Das mit der Umwelt ist schlimm, das ist wirklich katastrophal. Irgendwas wird bestimmt passieren, oder ich mache Selbstmord und kapituliere. Entweder bringt mich jemand um, oder ich bringe mich selbst um.“

Lisa, 11 Jahre: „Das Ding wird in zehn Jahren bestimmt seine Wirkung zeigen.“

Interviewer des Spiegel: „Welches Ding?“ Lisa: „Na, das Ozonloch. Und vielleicht explodiert auch ein Kernkraftwerk. Ich hab‘ so Angst von dem Jahr 2000. Da geht bestimmt irgendwas los, irgend ein riesiges Chemiewerk könnte auch explodieren. Oder Politiker sagen, sie wollen etwas ausprobieren, etwas, was nicht gefährlich ist, und dann schmeißen sie ’ne Atombombe. Dann geht die Welt auseinander, sie zerbricht.“

Veronika, 11 Jahre: „Also, lange geht das bestimmt nicht mehr weiter, es könnte so viel passieren, vielleicht kommt auch eine Sintflut. Vielleicht machen sie auch einen Atombombenversuch, und dann kommt der Weltuntergang.“

Güven, 14 Jahre: „Ich glaube, die Menschen können sich irgendwie nicht verändern. Vielleicht sollten sich die Staaten zusammentun. Aber bis das passiert, wird es bestimmt zu spät sein, und wir stehen da im Dunkeln und sind tot.“ (Der Spiegel Nr. 43 vom 23.10.1989, S. 272)

Aus den vielen vorliegenden Materialien habe ich selbst eine kleine qualitative Analyse einer Auswahl von 128 Briefen von Kindern bis 14 Jahre vorgenommen, die im Rahmen eines Schreibwettbewerbs der IG-Metall zum Thema „Meine Zukunft“ entstanden (Rusch 1989). Die spontan genannten, negativ besetzten Items ließen sich zu 19 Begriffskomplexen zusammenfassen, von denen ich hier nur die drei häufigsten zitiere. Das Sterben von Natur, Tieren und Menschen stand an erster Stelle und wurde in knapp 90 Prozent der Briefe genannt. An zweiter Stelle folgten Umweltzerstörung, -verseuchung, -verschmutzung einschließlich Müllhalden, -bergen und -deponien in 60 Prozent der Briefe und an dritter Stelle Fabriken, Hochhäuser, Beton und Plastik als gegenwärtige und zukünftige Sinnbilder menschlicher Entfremdung in 50 Prozent der Briefe. In den teilweise erschütternden Dokumenten verdichten sich über die genannten Inhalte hinaus Begriffe wie Atomwaffen, Krieg, Atomkraftwerke, Gift, Roboter und Computer, Autos, Ozonloch und Klimakatastrophe, Sorge um die eigenen späteren Kinder, Zweifel am Fortbestand der Erde, Gasmasken für die Zukunft und viele als destruktiv erfahrene menschliche Eigenschaften zu konkreten Bildern und Phantasien der Zerstörung und Entmenschlichung, die zu Ohnmacht und Resignation führen und die Vision des Todes, des eigenen wie den der Menschheit, einschließen. Die zuletzt zitierte Dokumentation erscheint nicht überzeichnet, wenn man sie mit einer Vielzahl anderer persönlicher Zeugnisse vergleicht, die in den letzten Jahren publiziert wurden. Allerdings möchte ich ausdrücklich betonen, um einseitige Akzentuierungen mit der Erzeugung von Katastrophenstimmung zu vermeiden, dass in allen Materialien natürlich auch positive Zukunftsaspekte auftauchen. Durch aktives Engagement in einer der zahlreichen Jugendvereine oder in einer Gruppe der ökologischen Kinderrechtsbewegung auf der Realebene oder durch erfundene Geschichten, Visionen, Träume und Science-fiction-Bilder auf der Phantasieebene werden die negativen Erfahrungen durch die Hoffnung auf eine friedliche, erfüllte und menschengerechte Zukunft kontrastiert.

Ich fasse zunächst zusammen, was sich aus den bisher dargestellten Befunden verallgemeinernd sagen lässt:

1.      Kinder und Jugendliche besitzen in heutiger Zeit im Durchschnitt einen hohen Informationsstand über alle im gesellschaftlichen Zusammenhang auftretenden Gefahrenpotentiale, ob national oder international. Dies ist im Zeitalter der Medienkindheit nicht überraschend. Eher könnten wir darüber erstaunt sein, welches Ausmaß die diesbezügliche Verleugnung bei Erwachsenen erreicht. Sie lässt sich aber durch die verbreitete Erfahrung erklären, dass Kinder und Jugendliche kaum spontan mit Erwachsenen über die täglich auf dem Bildschirm visualisierten Schrecken unserer Zeit oder gar über die damit verbundenen Gefühle sprechen, zumal sie kaum jemals darauf angesprochen werden. Eltern und Kinder schaffen sich auf diese Weise einen wechselseitigen Schonraum, weil sie sich gegenseitig das eigentlich Unerträgliche nicht zumuten wollen.

2.      Kinder denken global. Ich zitiere noch einmal den Original-Ton-Ausschnitt aus einem eineinhalbstündigen Interview mit einem zehnjährigen Mädchen für ein WDR-Pilot-Projekt zum Thema „Was Kinder so denken“. Mir war im Verlauf des Gesprächs aufgefallen, dass Daniela mit viel Mitleid und Mitgefühl über Probleme anderer Menschen erzählte. Ich sprach das an: 

        „Du machst Dir viele Gedanken über andere.“

        Daniela: „Ja, wie es denen geht, und wie man ihnen helfen kann. Das muss man ja machen, sonst müssten ja alle Menschen irgendwann dran glauben.“

        „Wie meinst Du das: ‚dran glauben‘?“

        Daniela: „Sagen wir mal, da ist `n Bürgerkrieg, und dann glauben alle, das ist doch deren Sache. Dann kann der ja nie aufhören, und dann leiden ganz viele Menschen dran, Hunderte oder so, die sind dann tot mit einem ganz jungen Alter, und das nur, weil sich andere keine Gedanken drüber machen. Es wäre gut, wenn sich alle Gedanken über die Frage machen würden: ‚Was passiert, wenn wir jetzt nicht irgendein Mittel erfinden, was, sagen wir mal, die Ozonschicht schützt.‘ Irgendwie kommt es mir so vor, machen sich viel zu wenig Menschen Gedanken darüber. Sollten sich viel mehr darüber machen.“

        „Es scheint Dich eine Menge zu beunruhigen, was noch alles Schreckliches passieren kann.“

Daniela: „Ja, ich glaube, dass es zu viel Plastik gibt.“ 

        „Und warum stört Dich das?“ 

        Daniela: „Na ja, irgendwie, irgendwann denke ich manchmal, irgendwann kann man das nicht mehr stoppen, dann wird es zu voll, und dann kann man so viele Verbrennungsanlagen gar nicht mehr bauen, um das ganze wegzukriegen, das wird dann immer mehr, und irgendwann schlafen wir im Müll.“

        Die assoziative Verknüpfung von Bürgerkrieg, Zerstörung der Ozonschicht, Plastik und erstickenden Müllhalden, beschränkt auf diesen kurzen Interviewausschnitt, spiegelt anschaulich das globale Denken wider, das sich auch in den meisten der zitierten Untersuchungen niederschlägt. Es scheint nicht der drohende Atomkrieg allein oder einer der vielen Bürgerkriege irgendwo in der Welt zu sein, es sind nicht die Atomkraftwerke, die Autos allein, der Beton, die vergiftete Nahrung oder eine der vielen anderen angstauslösenden Zeichen für Zerstörung und Zerfall – es ist das Ganze, das sich als unheimliche Bedrohung zusammenballt. In diesem globalen Denken und Erleben scheint sich noch etwas erhalten zu haben, was die Säuglingsbeobachtung in den letzten Jahren erbracht hat und was von ihr „als ganzheitliches Erleben beschrieben wird, in dem Kognition, Handlung und Wahrnehmung noch keine trennbaren Kategorien sind“ (Köhler 1990). Psychologisch dürfte sich diese Unterscheidung zwischen jüngerem und erwachsenem Erleben zu einem wesentlichen Teil durch eine altersabhängige Veränderung der Abwehrprozesse erklären, bei denen Erwachsene mehr zu einer Verdrängung und Verleugnung von Konflikten tendieren. 

 3. Vor allem die spontan entstandenen persönlichen Zeugnisse über Zukunftsängste speziell in der jungen Generation lassen auf stärkere Identifikationsvorgänge besonders in der frühen Kindheit schließen, die die Komponenten der Einfühlung, des Mitleids und mithin des Leidens verständlicher machen. Durch Umweltkatastrophen sterbende Tiere, wie Seevögel im Ölteppich oder Fische nach einem Chemieunfall, durch Krieg und Landminen in aller Welt verstümmelte Kinder oder solche, die hungernd in stinkenden Abfallhalden nach Nahrung herumstochern, durch Industrieabgase verwüstete Waldstriche, die die Bäume wie Gespenster gen Himmel ragen lassen – alle diese destruktiven Bilder und Erfahrungen können Kinder bis zu bitteren Tränen rühren. Freud verdanken wir eine für diesen Zusammenhang wichtige Beschreibung: „Das Verhältnis des Kindes zum Tiere hat viel Ähnlichkeit mit dem des Primitiven zum Tiere. Das Kind zeigt noch keine Spur von jenem Hochmut, welcher dann den erwachsenen Kulturmenschen bewegt, seine eigene Natur durch eine scharfe Grenzlinie von allem Animalischen abzusetzen. Es gesteht dem Tiere ohne Bedenken die volle Ebenbürtigkeit zu; im ungehemmten Bekennen zu seinen Bedürfnissen fühlt es sich wohl dem Tiere verwandter als dem ihm wahrscheinlich rätselhaften Erwachsenen“ (Freud 1913, S. 154).

  4. Leider lassen uns die bisher vorliegenden Befunde über Zukunftsängste in der jungen Generation bei der Frage im Stich, welche krankmachende Bedeutung ihnen bei der Verarbeitung der mit Angst verbundenen inneren und äußeren Konflikte zukommt. Für Fachleute ist ein diesbezügliches Interesse zwar verständlich und nicht unbedeutend, mir scheint aber, dass es im gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang keine Priorität gegenüber der Frage besitzt, zu welchen kollektiven Verarbeitungsformen die Zukunftsangst in der jungen Generation führt.

Eine psychotherapeutische Kasuistik

  Bevor ich nach diesem Überblick den Versuch machen werde, die Zukunftsangst mehr zu vertiefen, möchte ich eine kurze Kasuistik voranstellen.  

        Boris ist ein großer, körperlich gesund und kräftig wirkender junger Mann. Im Widerspruch zu seiner attraktiven Erscheinung bestand sein Verhalten in einer starren Körperhaltung, einer nur zögernden Kontaktaufnahme und zähflüssigen Sprache. Insgesamt bot er das Bild einer depressiven Verzagtheit und Resignation. Er kam nicht freiwillig, sondern auf Drängen der in Westdeutschland lebenden Eltern. Er selbst versprach sich nichts von einer Therapie, weil sie seine Probleme nicht lösen könne. Seit seiner Pubertät sei er innerlich permanent mit sterbenden Bäumen, mit der geschundenen Natur und der Weltzerstörung beschäftigt. Damals hätten auch seine Depressionen begonnen, die im Laufe der Jahre immer schlimmer wurden. Bei unserem ersten Gespräch klagte er darüber, daß er keinerlei Zukunftsperspektive sehe und überzeugt sei, innerhalb der nächsten zehn Jahre zu sterben. Er sitze oft tagelang stumpfsinnig in seiner lichtlosen Hinterhofwohnung. Es sei ja ohnedies alles völlig sinnlos. So zum Beispiel auch jeder politische Protest. Er habe früher ein paarmal an Demonstrationen in Wackersdorf teilgenommen, das dann aber aufgegeben, weil angesichts der Übermacht von Militär und Technik jeder Widerstand ohne Wirkung bleibe.

        Nach diesem Bericht über seine aktuelle Lage bat ich ihn um einige Informationen zu seiner Entwicklung. Boris wuchs in einer Akademikerfamilie mit zwei Geschwistern in ländlicher Umgebung auf. Von daher stammte seine Liebe zur Natur. Seine Kindheit und das Verhältnis zu seinen Eltern schildert er als harmonisch. Er wurde musisch erzogen und hatte in der Schule keinerlei Leistungsschwierigkeiten. Nach dem Abitur 1985 leistete er eine knapp zweijährige Ersatzdienstzeit ab und schrieb sich danach in einer westdeutschen Universität für Kunstgeschichte und Philosophie ein. Seine Gefühle von Zukunftslosigkeit und seine Depressionen hatten sich bis zu diesem Zeitpunkt so verstärkt, daß er sein Studium nie aktiv aufnahm. Statt dessen reiste er 1987 in dem Gefühl, bald zu sterben oder innerlich schon gestorben zu sein, für zunächst unbestimmte Zeit nach Nepal. Als äußeren Grund gab er seinen Eltern ethnologische Interessen für fernöstliche Kultur und Religion an. Real näherte er sich in Nepal dem Tod durch exzessives Fasten mit einem Gewichtsverlust von 20 Kilogramm. Unterstützt wurde der Selbstzerstörungsprozeß durch hohe Einnahmen von Haschisch, Heroin und großen Mengen magic mushrooms. Durch diese Pilze mit einer halluzinogenen Wirkung kam es nach Arztberichten bei dem inzwischen körperlich geschwächten und äußerlich stark verwahrlosten jungen Mann zum Ausbruch religiös getönter Wahnideen und einem so auffälligen und aggressiven Verhalten in der Öffentlichkeit, daß er zwangsweise in eine psychiatrische Klinik eingeliefert werden mußte. Von Indien wurde er in eine deutsche Klinik verlegt und äußerte dort akute Selbstmordideen. Die durch die Drogen ausgelöste Psychose klang nach kurzer Zeit wieder ab. Boris wechselte seinen Studienort nach Berlin und schrieb sich für Ethnologie und Religionswissenschaften ein, ohne seit drei Semestern das Studium aufzunehmen.

Als Analytiker steht man bei solchen Patienten immer vor schwierigen differentialdiagnostischen und behandlungstechnischen Fragen. Liegt bei Boris eine endogene, das heißt konstitutionell und meist erblich fixierte Depression vor, oder gar eine Schizophrenie, die jeder Zeit wieder zum Ausbruch kommen kann? Wäre bei diesen Diagnosen die Erkrankung auch ohne die Umweltbelastung ausgebrochen? Oder stammt sein Leiden aus seelischen Ursachen, die primär in seiner Entwicklung und in seiner Beziehung zu seinen Eltern zu suchen sind? Hat er in diesem Fall seine frühkindlichen Konflikte nur verdrängt und die Umweltzerstörung unbewußt zum projektiven Austragungsort seiner inneren Konflikte gemacht? Wenn man schließlich von einer sich ergänzenden Belastung durch Kindheitserfahrungen und aktuelle gesellschaftliche Probleme ausgeht: hätten erstere oder letztere zu einer Erkrankung geführt? Oder muß man, wie es die Geschichte von Boris nahezulegen scheint, in letzter Konsequenz davon ausgehen, daß bei einem jungen Menschen die Umweltzerstörung eine psychische Dauerbelastung darstellt, die ausreicht, um eine chronische „Innenweltzerstörung“ zu erklären? Ich habe bisher im Falle von Boris und der vielen anderen leidenden Kinder und Jugendlichen keine schlüssigen Antworten. Auch die wissenschaftliche Erforschung solcher Zusammenhänge steht hier an den Anfängen. Die theoretischen Überlegungen stelle ich hier zunächst zurück. In der Therapie habe ich mich Boris ganz von der Oberfläche her genähert, das heißt von dem ausgehend, was er als Grund seiner Erkrankung ansah – von der Umweltzerstörung. In der zweiten Stunde sprachen wir über konkrete Kenntnisse, Gefühle und Ängste, wobei ich eigene Gedanken ergänzt habe, um ihm mein Verständnis für seine Reaktionen und Befürchtungen zu vermitteln. Ich habe ihm nichts auszureden versucht, sondern einzelne Meinungen ausdrücklich bestätigt. Das dadurch hergestellte Vertrauen war notwendig, um die nächste Schritte einleiten zu können.

Eigentlich hätte man nach psychoanalytischen Erfahrungen davon ausgehen können, daß Boris durch die positive Unterstützung nicht mehr ganz so starr an seiner Überzeugung von der totalen Sinnlosigkeit des Lebens festhalten mußte. Denn jenseits aller begründeten Ängste war zu vermuten, daß er die Umweltzerstörung teilweise auch als Widerstand benutzte, um die Auseinandersetzung mit eigenen Konflikten zu vermeiden. Aber in der dritten Stunde blieb er an den Widerstand fixiert und setzte ihn aktiv als Herausforderung ein: „Wenn Sie meine Auffassung von der ökologischen Situation teilen und meine Verzweiflung darüber verstehen, müssen Sie auch zugeben, daß es sinnlos ist, irgendeine Zukunftsperspektive zu entwickeln. Ich weiß wirklich nicht, was ich überhaupt tun sollte.“

Mit dieser Provokation stellte mir Boris eine Falle. Wenn ich dagegen argumentiert hätte, wäre meine Glaubwürdigkeit verloren. Sollte ich ihm aber recht geben und damit meine eigene Ohnmacht eingestehen, sähe er sich in seiner Auffassung bestätigt und könnte weiter an seinem Widerstand festhalten. Als Analytiker ist man solche Fallen gewohnt und auf der Hut vor ihnen. Ihr Sinn besteht darin, den Therapeuten zu binden, das heißt ihn ohnmächtig zu machen, und damit die Arbeit an den eigentlichen Konflikten zu blockieren. Oft haben solche Fallensteller masochistische Züge: Sie wollen lieber an ihrem Leiden festhalten als es aktiv verändern. Daß auch Boris nicht frei von ihnen war und sein Leiden mit einem starken Appell verband, ließ sich aus seiner dramatischen Vorgeschichte vermuten. Um der Falle zu entgehen, antwortete ich ihm auf seine Provokation: „Warum sind Sie nach Berlin gekommen, in diese von Mauern eingezäunte Insel? Und warum haben Sie ihr Gefängnis noch enger gemacht, indem sie in eine dunkle Hinterhofparterrewohnung mitten im Häusermeer gezogen sind, fernab von jeder Grünfläche und Natur – und das bei Ihrer ausgeprägten Naturliebe? Wollten Sie sich mit diesen Schritten vielleicht für immer in ihrem Gefühl der Zukunftslosigkeit einmauern?“

Mit dieser Deutung ziele ich bewußt auf Boris‘ Masochismus. Nur wenn man diesen unbewußten Mechanismus verstärkt, wird dem Patienten deutlich, wie selbstschädigend er sich ständig verhält. Er berichtet daraufhin, wie schrecklich und zerstörerisch er diese Großstadt erlebe. Die Stadt könne einen kaputtmachen. Ich sage ihm daraufhin, daß die Umweltzerstörung eine Sache sei, und schlimm genug, aber die Frage, wie man mit ihr umgehe, sei eine zweite Sache. Offenbar habe er eine Neigung, für sich alles noch schlimmer zu machen und noch mehr darunter zu leiden, statt seine Energien darauf zu verwenden, einen Weg aus der Sackgasse zu suchen. Vielleicht ergäben sich daraus, wenn meine Vermutung stimme, neue Schritte in eine entgegengesetzte Richtung als die bisherige.

In der vierten Stunde ist Boris deutlich verändert. Seine Körperhaltung hat sich aufgelockert, das Gespräch läuft flüssiger und in einem engeren emotionalen Kontakt. Er habe über alles nachgedacht. An der fortschreitenden Umweltzerstörung gebe es keinen Zweifel. Aber die Sache mit Berlin habe ihn nachdenklich gemacht. Er überlege, die Stadt zu verlassen und in die Gegend seiner Eltern zurückzuziehen. Dort habe er wenigstens seine Familie in der Nähe und noch alte Freunde. Studieren wolle er zur Zeit nicht. Eine praktische Ausbildung wäre sicher besser. Ihm sei plötzlich eingefallen, eine Agrar- oder Forstwirtschaftslehre zu machen. Dann könne er später immer noch studieren.

Das Thema der konkreten Berufsplanung durchzieht auch die nächsten drei Stunden. Wir sprechen über alternative Landwirtschaft, über Möglichkeiten der Berufsausübung in Dritte- Welt-Ländern und über die Frage, warum ihm diese Ideen nie früher eingefallen seien, obwohl sie für ihn nahelagen. „Ich war durch meine Gedanken an die Umweltzerstörung wie gelähmt“, sagt Boris, „und mir fielen nur Dinge ein, die mir keinen Spaß machten – vielleicht auch nur um mir zu beweisen, wie sinnlos alles ist.“

Nach dieser Stunde fuhr Boris zum Besuch zu seinen Eltern, um sich in der Umgebung über Ausbildungsmöglichkeiten zu informieren. Er käme danach sicher nochmal nach Berlin zurück und werde sich melden. Einen Monat später teilte mir der Vater mit, der Sohn bemühe sich um eine Lehr- beziehungsweise Praktikumsstelle in der Landwirtschaft und habe Kontakt zu einem landwirtschaftlichen Ausbildungsinstitut aufgenommen. Er käme nicht nach Berlin zurück.

Theoretische Überlegungen zur Zukunftsangst

Ausgangspunkt für die Darstellung der vielfältigen Facetten der Zukunftsangst war die Hypothese, daß es sich bei dieser Angst um eine neuartige Gefühlsqualität handelt, bei der die Beziehung zwischen innerer und äußerer Realität ein existenzbedrohendes Ausmaß annehmen kann. Welche theoretischen Konstrukte bieten sich zur Erklärung der Hypothese an?

Den Angelpunkt für die folgenden Überlegungen bildet die grundsätzliche Unterscheidung zwischen vergangenen und gegenwärtigen Gesellschaftsbedingungen, globalen Problemlagen und Zukunftsperspektiven. Historisch ist dieser Punkt genau zu datieren, nämlich auf den 6. August 1945. Hiroshima läutete das Atomzeitalter ein und damit zum ersten Mal die reale Möglichkeit der Menschheitsvernichtung. Zumindest die Szenarien, die in den letzten Jahrzehnten über die Folgen eines Atomkrieges entwickelt wurden (zum Beispiel der „nukleare Winter“), lassen diesen Schluß zu. Hinzu gekommen und von noch größerer Wahrscheinlichkeit ist aber eine historisch ebenfalls völlig neue Vernichtungsmöglichkeit – die durch Technikfolgen bedingten Veränderungen der Biosphäre, die nach allen vorliegenden Berechnungen durch ein Umkippen der Ökosysteme die klimatische Anpassungsfähigkeit der menschlichen Art in absehbarem Zeitraum überfordert. Diese Perspektive hat den Begriff der Zukunft gegenüber der Vergangenheit grundlegend verändert. In letzterer blieben die Folgen von Naturkatastrophen, Kriegen, Epidemien und anderen Verheerungen berechenbar, sie schweißten soziale Gemeinschaften in der tätigen Bewältigung der angerichteten Zerstörungen zusammen und konnten den Glauben und die Hoffnung auf Zukunft und an die Kontinuität menschlicher Geschichte nie ernsthaft in Frage stellen. Dieser Konsens beginnt sich zunehmend aufzulösen. Die Zeichen der Anomie, die in allen fortgeschrittenen Industriegesellschaften zu beobachten sind, lassen sich nach meiner Einschätzung mit diesem fundamentalen Wandel der menschlichen Geschichte in Zusammenhang bringen. Kinder und Jugendliche als Seismographen gesellschaftlicher Transformationsprozesse – das scheinen alle vorliegenden Befunde zu belegen – reagieren nicht nur als Beobachter, sondern auch als unmittelbar betroffene Opfer dieser Entwicklung. Die Gefahren, denen sie sich ausgesetzt sehen, sind, wie wir sahen, globaler Natur. Für den psychischen Strukturaufbau müssen wir daraus folgende Konsequenzen ins Auge fassen. Das Ich als Instanz der inneren und äußeren Gefahrenabwehr und besonders bei Kindern mit noch gering entwickelten Abwehr- und Anpassungsmechanismen ausgestattet, wird von frühem Alter an mit destruktiven Bildern der Außenwelt inflationiert. Die Gewalt der Bilder verohnmächtigt das Ich aus folgenden Gründen:

1.      Das noch schwache Ich verfügt kaum über Möglichkeiten, sowohl der Qualität als auch der Quantität der Bedrohungen durch eigenes aktives Handeln zu begegnen und sie abzumildern.

2.      Die meist auf dem Fernsehschirm visualisierten Bilder des Schreckens geben nur ein virtuelles Abbild der Wirklichkeit, wodurch diese in ihrem realen Gefahrenpotential anonymisiert und verfremdet wird. Die Verfremdung manifestiert sich außerdem in der Ungreifbarkeit und Unsichtbarkeit vieler Bedrohungen, zum Beispiel der radioaktiven Strahlung und des Arsenals der gesundheits- und umweltschädigenden chemischen Gifte.

3.      Durch den Verfremdungseffekt eignen sich die Bilder als ideale Projektionsflächen für destruktive Impulse und Phantasien, mit denen das Ich die aus der eigenen Hilflosigkeit entstehenden Verteidigungsaggressionen abwehrt.

4.      Über diesen Mechanismus wird das real bedrohliche Objekt in der Phantasie zusätzlich dämonisiert und sein destruktiver Charakter affektiv überdimensional aufgeladen.

Die Verohnmächtigung des Ich führt aus psychologischer Sicht zu Gefühlen der Hilflosigkeit, Ohnmacht, Hoffnungslosigkeit und des Aufgebens, von der Streßforschung als „giving up“ bezeichnet, die bis zum Gefühl des Aufgegebenseins auch durch die Gesellschaft reichen können („given up“) (Engel und Schmale 1972), und die wir als Ausdruck eines depravierten Ich-Zustandes auffassen. In ein auf diese Weise geschwächtes Ich kann die Zukunftsangst quasi ungefiltert einfluten.

An diesem Punkt der Analyse wird aber deutlich, daß der Begriff „Zukunftsangst“ zu abstrakt ist, um zu verstehen, wovor sich das Ich wirklich fürchtet. Die größte aller Ängste ist die Angst vor dem Tod. Die Ahnung vor einer drohenden Gefahr in der Zukunft kulminiert in der Antizipation des eigenen Sterbens. Wenn man die zahlreichen Daten, Aussagen und Gestaltungen von Kindern und Jugendlichen zum Thema Zukunft ernst nimmt und in ihrer Summe auf sich wirken läßt, drängt sich in der Tat der Eindruck auf, daß die Angst, eines frühzeitigen und nicht natürlichen Todes zu sterben, einen zentralen Bestandteil der Zukunftsangst ausmacht. Die Ausprägung dieser Angst bereits in jungem Alter scheint mir aber nicht selbstverständlich, sondern einer Zeit geschuldet, die durch das Arsenal ihrer destruktiven Kräfte den Wert menschlichen Lebens immer schonungsloser zur Disposition stellt. In dieser entwicklungspsychologisch keineswegs typischen Todesangst erfährt die Hypothese von der neuartigen und existenzbedrohenden Qualität der Zukunftsangst eine erste Bestätigung. 

Aber das noch unreife, kindliche Ich fürchtet nicht nur den eigenen Tod. Ich möchte an dieser Stelle einen Befund aus der bereits zitierten „Bundesweiten Befragung“ mit 3500 Kindern und Jugendlichen nachtragen. Auf einer Angstskala mit 20 persönlichen und politischen Ängsten stand die Angst, „daß meine Eltern sterben könnten“, an zweiter Stelle der Rangliste; 63 Prozent der Befragten hatten „viel Angst“ davor, weitere 22 Prozent „etwas Angst“. Nach Kenntnis vieler anderer Materialien und der längeren Beschäftigung mit dem Thema erscheint mir heute folgende Erklärung am plausibelsten. Die Inflationierung des Ich mit destruktiven Bildern und Phantasien der globalen Bedrohungen löst nicht nur eigene Todesängste aus. Zumindest im Bewußtsein scheint die Angst vor dem Tod der Eltern sogar zu dominieren. Die Urangst des Menschen setzt bekanntlich mit der Geburt in Form der Trennungsangst ein. Der Tod der Eltern würde den totalen Verlust von Schutz und Geborgenheit bedeuten, der angesichts der potentiell tödlichen Bedrohungen für das Kind eine absolute Katastrophe im Sinne eines endgültigen Verlassenseins wäre. Wir haben es hier also mit einer elementaren Trennungsangst zu tun, die durch das Ich nicht mehr altersgemäß verarbeitet werden kann und sich um so leichter mit der Todesangst verbindet. Die Trennungsangst scheint mir noch durch einen anderen Tatbestand belegbar. Zur Kennzeichnung unserer heutigen Situation und der Zukunft benutzen Kinder und Jugendliche – wie bereits ausgeführt – in auffälliger Häufung folgende Bilder: Beton, Hochhäuser, Plastik, Müll, Fabriken, Roboter, Computer und Technik allgemein. Über ihren realen Gehalt hinaus sind diese Merkmale unserer Zivilisation inzwischen zu Chiffren geworden, die sich als Symbole menschlicher Entfremdung deuten lassen. Sie bedeuten die Aufkündigung von Grundbedürfnissen nach Emotionalität, Geborgenheit, Wärme, Zusammengehörigkeit und Mitmenschlichkeit und drücken darin eine basale Befindlichkeit von Trennung und Getrenntsein aus. Auf der Realitätsebene gibt es kaum einen Zweifel, daß diese zivilisatorische Entwicklung unaufhaltbar ist und sich progressiv beschleunigen wird. Auf die psychische Ebene übertragen ist mit einer entsprechenden Zunahme der Gefühle von Entfremdung und Getrenntsein zu rechnen. Hier dürfte eine weitere wichtige Wurzel der Zukunftsangst liegen (Petri 1995).

Eine dritte Wurzel sehe ich in dem wachsenden Verlust von Hoffnungspotential, wodurch die Widerstandsfähigkeit des Ich zusätzlich geschwächt wird. Hoffnung, so wissen wir heute, ist eine spezifisch menschliche und lebensnotwendige emotionale Kraft, die im Ich gebündelt wird und mit der sich das Subjekt planend und handelnd in eine offene Zukunft hinein entwirft. Wie aber, wenn Zukunft heute gar nicht mehr planbar ist, wenn ernstzunehmende Klimaforscher den Kollaps des menschlichen Ökosystems für die nächsten zehn, fünfzehn oder zwanzig Jahre prognostizieren, für einen Zeitraum auf jeden Fall, der nach der Zeitrechnung von Kindern und Jugendlichen diese in ihrem frühen Erwachsenenalter oder auf der Höhe ihres Lebens treffen wird? Es kommt hier weniger darauf an, wie zuverlässig solche Berechnungen sind oder zu welchen radikalen Gegenmaßnahmen die Menschheit noch in der Lage sein wird. Die kostspieligen, Sorge vortäuschenden, aber Konsequenzen vermeidenden internationalen Klimakonferenzen der letzten Jahre konterkarieren eher alle entsprechenden Erwartungen. Entscheidend für die junge Generation sind die inzwischen tausendfach gespeicherten inneren Objektbilder einer Zukunft, die nach dem Slogan „Gestern stand ich noch am Abgrund, heute bin ich schon einen Schritt weiter“ breite Schneisen in das Hoffnungspotential geschlagen haben. Hoffnung bedeutet Lebenskraft. Zukunftsangst schließt daher die Ahnung ein, daß diese existentiell notwendige Kraft sukzessive ausgehöhlt und vorzeitig verbraucht werden kann.

Wenn man die Zukunft in diesen tieferen Dimensionen betrachtet – Todesangst, Trennungsangst und die Angst vor dem Verlust vitaler Hoffnungskräfte -, erkennt man den ausgesprochen verharmlosenden Charakter, den der Begriff umgangssprachlich angenommen hat. Vielmehr scheint er seine neuartige Gefühlsqualität einem Verdichtungsprozeß zu verdanken, bei dem mehrere elementare Grundängste zusammenfließen.

Auf das innere Repräsentanzsystem bezogen, müssen wir vermuten, daß bei einem von Angst und Aggression inflationierten Ich, das mit Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Depression und Vergeltungsaggression reagiert und dessen Wirklichkeitssinn in bezug auf die Zukunftsgestaltung verkürzt wird, auch ein stabiler Aufbau der Identität wenig wahrscheinlich ist. Vielmehr dürften die Selbstrepräsentanzen mit ihren bösen und verfolgenden Anteilen kaum eine Verbindung eingehen, die dem Selbst einen hohen Grad an Unterstützung und Kohärenz garantiert. Im Gegenteil wird durch den Zusammenprall von destruktiver Realität und reaktiver Triebentfesselung ein Zustand präfiguriert, der zu einer Selbst-Auflösung mit den Gefühlen von Entleerung, Sinnlosigkeit, Nichtigkeit und diffuser Lebenswut und, wie in dem Behandlungsfall dargestellt, schließlich zum völligen Realitätsverlust führen kann. Es muß hier nicht ausdrücklich betont werden, daß die pathogenetische Bedeutung makrosozialer Stressoren, ob individuell oder kollektiv, von einer Vielzahl von Variablen abhängig ist und daß der hier dargestellte innerpsychische Verarbeitungsmodus entsprechend unterschiedlich verlaufen dürfte. Außerdem folgt die Darstellung theoretischen Konstrukten, die allerdings von einer relativ breiten empirischen Basis ausgehen. Sollte der Arbeitshypothese einige Plausibilität zukommen, so kann sie für eine weitere vertiefende Forschung von Nutzen sein.

Psychoanalyse ist bekanntlich keine bequeme Wissenschaft, weder in der Therapie noch in ihrer Kulturkritik. Sie wäre in ihrer Legitimation sogar verdächtig, wenn sie ihren kritischen Blick aufgeben und sich den Zuständen der Zeit anbequemen würde. Die Psychoanalyse kann nur dazu beitragen, Hoffnung zu erhalten und Zukunft angstfreier zu gestalten, wenn sie die Krisis der Moderne als „entscheidende Wende“ der Menschheitsgeschichte in ihrem Wahrscheinlichkeitsgrad ernst nimmt und durch Kritik, das heißt durch prüfende Beurteilung mit ihren wissenschaftlichen Mitteln, vor Einsprüchen und Einmischung nicht zurückschreckt.

Literatur

Engel, G. L./Schmale, A. H.: Conservation-Withdrawl: A Primary Regulatory Process for Organismic Homeostasis. In: Ciba Foundation Symposion 8: Physiology, Emotion and Psychosomatic Illness. London, Amsterdam, New York 1972

Freud, S. (1913): Totem und Tabu. GW, Bd. IX. Frankfurt/M. 1973

Hurrelmann, K: Orientierungskrisen und politische Ängste bei Kindern und Jugendlichen. In: Mansel, J. (Hrsg.): Reaktionen Jugendlicher auf gesellschaftliche Bedrohungen. Weinheim 1992

Köhler, L.: Neuere Ergebnisse der Kleinkindforschung. Ihre Bedeutung für die Psychoanalyse. Forum Psychoanalanalyse 6/1990, S. 32-51

Leuzinger-Bohleber, M./Garlichs, A.: Früherziehung West-Ost. Zukunftserwartungen, Autonomieentwicklung und Beziehungsunfähigkeit von Kindern und Jugendlichen. Weinheim 1993

Mansel, J.: Sensibilisierung und Angst Jugendlicher angesichts makrosozialer Risiken. In: Mansel, J. (Hrsg.) a.a.O.

Petri, H./Boehnke, K./Macpherson, M./Meador, M.: Zukunftshoffnungen und Ängste von Kindern und Jugendlichen unter der nuklearen Bedrohung. Analyse einer bundesweiten Pilot-Studie. Psychologie u. Gesellschaftskritik, 11, H. 2/3, 1987, S. 81-105

Petri, H.: Umweltzerstörung und die seelische Entwicklung unserer Kinder. Zürich 1992

Petri, H.: Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus! Von der Entfremdung zur Fremdenfeindlichkeit in der jungen Generation. In: ders.: Lieblose Zeiten. Psychoanalytische Essays über Tötungstrieb und Hoffnung. Göttingen 1995

Rusch, R.: So soll die Welt nicht werden. Kinder schreiben über ihre Zukunft. Kevelaer 1989

Der Autor, Prof. Dr. Horst Petri, ist Arzt und Hochschullehrer für Psychotherapie und Psychosomatik an der FU Berlin sowie Psychoanalytiker in eigener Praxis. Die vorstehende Auseinandersetzung erschien mit Genehmigung von Prof. Dr. Petri in DER NAGEL 59/1997

NAGEL-Redaktion – Züchtigung von Kindern 2 (Alice Miller)

Der Weg aus der Falle

Von Alice Miller

Immer wieder liest man in Zeitungen, es sei bereits statistisch erwiesen, dass die meisten Menschen, die ihre Kinder misshandeln, selbst in der Kindheit misshandelt wurden. Diese Information ist nicht ganz richtig, weil es nicht „die meisten“ sind, sondern alle. Jeder Mensch, der seine Kinder misshandelt, ist selbst in seiner Kindheit in irgendeiner Form schwer traumatisiert worden. Dieser Satz gilt ohne jede Ausnahme, weil es absolut unmöglich ist, dass ein Mensch, der in einer ehrlichen, respektvollen und zugewandten Umgebung aufgewachsen ist, jemals unter dem Zwang stünde, Schwächere zu quälen und lebenslänglich zu schädigen. Er hat einst erfahren, dass es richtig ist, dem kleinen, hilflosen Wesen Schutz und Orientierung zukommen zu lassen, und dieses in seinem Körper und seinem Gehirn früh gespeicherte Wissen wird für ihn lebenslänglich wirksam bleiben. Der oben formulierte Satz gilt ohne Ausnahme, obwohl sehr viele Menschen von den Qualen ihrer Kindheit kaum etwas erinnern können, weil sie gelernt haben, sie als berechtigte Strafe für ihre eigene Schlechtigkeit anzusehen und weil ein Kind schmerzhafte Ereignisse verdrängen muss, um zu überleben. Deshalb schreiben Soziologen, Psychologen und andere Fachleute trotz der neuen Erkenntnisse immer wieder, dass man nicht wisse, wie es zum Kindesmissbrauch käme, und sie spekulieren über den Einfluss enger Wohnverhältnisse, der Arbeitslosigkeit oder der Angst vor der Atombombe.

Mit solchen Erklärungen schützen wir die Taten unserer Eltern. Denn es gibt keinen anderen Grund für Kindesmisshandlungen als die Verdrängung der eigenen erlittenen Misshandlung und Verwirrung. Die engsten Wohnverhältnisse, die größte Armut zwingen einen Menschen niemals zu einer solchen Tat. Nur wer selbst Opfer solcher Taten war und sie in der Verdrängung belässt ist in Gefahr, seinerseits Leben zu zerstören.

Die sogenannten schwierigen, „unerträglichen“ Kinder sind von Erwachsenen dazu gemacht worden. Nicht immer von den eigenen Eltern. Denn die Geburts- und Nachgeburtspraxis in vielen Kliniken liefert oft bereits einen erheblichen Beitrag dazu. Es gibt Eltern, die diese Traumen durch liebevolle Zuwendung ausgleichen können, weil sie sie ernstnehmen und deren Gefahr nicht leugnen. Doch Eltern, die ihre eigenen schwersten Traumen in der Verdrängung halten, bagatellisieren häufig deren Gewicht bei ihren Kindern aus purem Unwissen und leiten unnötig eine neue Kette von Grausamkeit ein. Ihre Unempfindlichkeit für das Leiden des Kindes wird von der Gesellschaft voll unterstützt, weil die meisten Menschen, Fachleute nicht ausgenommen, diese Blindheit mit ihnen teilen.

Das einzige Mittel gegen die Ausbreitung einer Krankheit sind korrekte, gut dokumentierte Informationen über den Krankheitserreger. Misshandelnde Eltern brauchen klare Informationen; sie spüren doch selbst dumpf, dass etwas nicht stimmt, wenn sie ihre Wut am wehrlosen Kind auslassen oder ihre sexuellen Wünsche bei ihm befriedigen. Statt dies ernst zu nehmen, reden die Fachleute um den Brei herum, denn sie fürchten, die Eltern könnten Schuldgefühle bekommen, und dies dürfte ja, so meinen sie fälschlicherweise, auf keinen Fall geschehen.

Diese Meinung, man dürfe die Eltern niemals beschuldigen, was auch immer sie getan haben, hat sehr viel Unheil angerichtet. Denn wie sieht es in der Realität aus? Mit dem Zeugungsakt gehen die Eltern eine Verpflichtung ein, für das Kind zu sorgen, es zu beschützen, seine Bedürfnisse zu erfüllen und es nicht zu missbrauchen. Wenn sie diese Schuld nicht abzahlen, bleiben sie dem Kind tatsächlich etwas schuldig, genauso wie sie der Bank etwas schuldig geblieben sind, wenn sie dort ein Darlehen aufgenommen haben. Sie bleiben haftbar, unabhängig davon, ob ihnen die Folgen ihres Tuns klar sind oder nicht.

Darf man ein Kind auf die Welt bringen und die Verpflichtungen vergessen? Das Kind ist kein Spielzeug, kein Kätzchen, sondern ein Bündel von Bedürfnissen, das sehr viel Zuwendung braucht, um seine Möglichkeiten zu entfalten. Wenn man nicht bereit ist, ihm das zu geben, muss man keine Kinder haben. Diese Worte mögen hart klingen für Menschen, die diese Zuwendung niemals erfahren haben und sie daher nie ihren Kindern geben konnten. Für diejenigen, die in ihrer Kindheit Schutz und Zärtlichkeit bekommen haben, die daher selbst nicht ausgehungerte Kinder sind, klingen sie nicht hart. Sie sind für sie die banalste Selbstverständlichkeit.

Ein Kind zu schlagen, zu demütigen oder sexuell zu misshandeln ist ein Verbrechen, weil es einen Menschen lebenslänglich schädigt. Es ist wichtig, dass dies auch Drittpersonen wissen, weil die Aufgeklärtheit und der Mut der Zeugen eine entscheidende, lebensrettende Bedeutung für das Kind haben können. Aus der Tatsache, dass jeder Täter früher selbst einmal ein Opfer gewesen ist, folgt nämlich nicht, dass jeder Mensch, der selbst misshandelt wurde, später notwendigerweise zum Misshändler seiner Kinder wird. Dies muss nicht unbedingt der Fall sein, wenn er in seiner Kindheit die Chance hatte, und sei es nur ein einziges Mal, einem Menschen zu begegnen, der ihm etwas anderes als Erziehung und Grausamkeit vermittelte: einem Lehrer, einer Tante, einer Nachbarin, einer Schwester, einem Bruder. Erst durch die Erfahrung des Geliebt- und Geschätztwerdens kann das Kind Grausamkeit als solche überhaupt ausmachen, sie wahrnehmen und sich gegen sie auflehnen. Ohne diese Erfahrung kann es gar nicht wissen, dass es etwas anderes als Grausamkeit in der Welt überhaupt geben kann, es wird sich ihr ohne weiteres unterwerfen und sie als die normalste Sache später ausüben, wenn es selbst als Erwachsener an der Macht ist.

Menschen, die Hitler geholfen haben, sein Werk auszuführen und ganze Völker auszurotten, mussten als Kinder Ähnliches wie er erfahren haben: die ständige Präsenz der Gewalt. Daher war die Haltung des Führers für sie selbstverständlich. Sie wurde gar nicht in Frage gestellt, weil in der ganzen Kindheit offenbar kein einziger Mensch, kein einziger wissender, aufgeklärter Zeuge vorhanden war, der das Kind in Schutz genommen hätte. Ein solcher Zeuge hätte dem Kind unter Umständen geholfen, seine Wahrnehmungsfähigkeit und seinen Charakter zu retten. Um Grausamkeit zu erkennen, sie eindeutig abzulehnen, sie den eigenen Kindern ersparen zu wollen, muss man sie als solche überhaupt wahrnehmen. Streng und grausam erzogene Kinder durften das nicht, sie mussten für die Behandlung ihrer Eltern dankbar sein, ihnen alles verzeihen, die Ursache der Ausbrüche immer bei sich selbst suchen und durften auf keinen Fall die Eltern in Frage stellen.

Was geschieht, wenn ein in Liebe, Schutz, Ehrlichkeit aufgewachsenes Kind plötzlich von einem Menschen geschlagen wird? Es wird schreien, seinen Zorn ausdrücken, schließlich weinen, die Schmerzen zeigen und vermutlich fragen: Warum tust du mir das an? Nichts von alledem ist möglich, wenn ein von Anfang an zu Gehorsam dressiertes Kind von seinen eigenen Eltern, die es liebt, geschlagen wird. Es muss den Schmerz und den Zorn unterdrücken und die ganze Situation verdrängen, um zu überleben. Denn um Zorn zeigen zu können, braucht es das Vertrauen und die Erfahrung, dass es dafür nicht umgebracht wird. Ein geschlagenes Kind kann dieses Vertrauen nicht aufbauen; tatsächlich werden Kinder manchmal umgebracht, wenn sie es wagen, sich gegen das Unrecht aufzubäumen. Das Kind muss also seine Wut unterdrücken, um in einer feindseligen Umgebung zu überleben. Auch den massiven, überwältigenden Schmerz muss es unterdrücken, um nicht daran zu sterben. Nun senkt sich also über alles die Stille des Vergessens, die Eltern werden idealisiert, sie haben nie einen Fehler begangen. „Und wenn sie mich geschlagen haben, dann habe ich das verdient.“ Das ist die geläufige Version der überstandenen Folter.

Vergessen und Verdrängen wären eine gute Lösung, wenn es dabei sein Bewenden hätte. Aber die verdrängten Schmerzen blockieren das Gefühlsleben und erzeugen körperliche Symptome. Und was das Schlimmste ist: die Gefühle des misshandelten Kindes sind zwar zum Schweigen gebracht worden, da wo sie begründet waren, nämlich bei denen, die den Schmerz verursachten, aber sie melden sich zu Wort bei den eigenen Kindern. Es ist, als ob diese Menschen jahrzehntelang in einer Falle säßen, aus der keine Türe hinausführt, weil die Wut auf die eigenen Eltern in unserer Gesellschaft verboten ist. Doch mit der Geburt der eigenen Kinder öffnet sich eine Türe: Dort kann sich die seit Jahren aufgestaute Wut rücksichtslos entladen, unglücklicherweise an einem kleinen hilflosen Wesen, das man quälen muss, oft ohne es zu merken; man wird von einer unbekannten Macht dazu getrieben.

Die Tatsache, das Eltern ihre Kinder oft in der gleichen Art misshandeln oder vernachlässigen, wie ihre eigenen Eltern es mit ihnen taten, auch (und gerade dann!) wenn sie sich an diese Zeiten gar nicht mehr erinnern, zeigt, dass sie in ihrem Körper die eigenen Traumen gespeichert haben. Sonst könnten sie sie gar nicht reproduzieren. Sie tun es mit einer verblüffenden Präzision, die deutlich wird, sobald sie bereit sind, ihre eigene Hilflosigkeit zu fühlen, anstatt sie gegen eigene Kinder abzureagieren und ihre Macht zu missbrauchen.

Wie soll eine Mutter alleine diese Wahrheit herausfinden, wenn die Gesellschaft ihr eindeutig sagt: Kinder müssen diszipliniert, sozialisiert und zum Anstand erzogen werden? Wen kümmert es, dass der sogenannte „Mut zur Erziehung“ von einer jahrzehnte alten, früher nie gelebten Wut auf die eigene Mutter angetrieben wird? Die junge Frau will es auch nicht wissen. Sie denkt: Ich habe die Pflicht, mein Kind zu disziplinieren, und tue das in genau der gleichen oder in einer ähnlichen Art, wie meine Mutter es bei mir getan hat. Und es ist doch schließlich auch aus mir etwas Rechtes geworden, nicht wahr? Ich habe meine Ausbildung mit Auszeichnung abgeschlossen, habe mich in der Kirchenarbeit und in der Friedensbewegung engagiert, habe mich immer gegen das Unrecht eingesetzt. Nur bei meinen Kindern konnte ich es nicht verhindern, dass ich sie schlagen musste, obwohl ich das gar nicht wollte; aber es ging eben nicht anders. Ich hoffe, es hat ihnen nicht geschadet, genau wie es mir nicht geschadet hat.

Wir sind an solche Sätze so gewöhnt, dass sie den meisten gar nicht auffallen. Aber es gibt bereits einzelne Menschen, denen sie doch auffallen, Menschen, die sich entschlossen haben, die Worte der Erwachsenen von der Perspektive des Kindes aus zu hinterfragen, die dabei neue Entdeckungen machen und die die Klarheit nicht mehr fürchten. Sie sehen: Die Zerstörung des Menschenlebens darf nicht als „ambivalente Elternliebe“ bezeichnet werden, sondern muss als das, was sie ist, erkannt werden: als ein Verbrechen. Die Schuldgefühle der Eltern müssen nicht ausgeredet, sondern ernstgenommen werden. Sie sind ein Hinweis darauf, dass etwas den Eltern geschehen ist und dass sie Hilfe brauchen. Und diese Hilfe werden sie aufsuchen, wenn die bisher einzige offene Türe, die leider zu Kindesmisshandlungen führt, durch die Rechtslage endlich geschlossen wird. Dann müssen die Eltern eine andere Türe suchen: Sie müssen sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen, um ohne Schuld aus ihrer emotionalen Falle herauszukommen.

Erst wenn das Kind nicht mehr als legaler Sündenbock zur Verfügung steht, wird dieser wirklich befreiende Prozess den Eltern ermöglicht. Ein misshandelnder Vater muss ja nicht mit Gefängnis bestraft werden. Es ist zum Beispiel eine gerichtliche Anordnung denkbar, die verfügt, dass ein Vater für einige Monate seine Familie verlassen und doch deren Unterhalt sichern muss. Wenn der Vater, plötzlich allein gelassen, sich mit den Gefühlen der eigenen Kindheit konfrontiert sieht und dann einem wissenden Zeugen (vielleicht in der Person eines gut informierten Sozialarbeiters) begegnet, der ihm hilft, seine damalige Situation nicht mehr zu verdrängen, dann wird dieser Vater nach seiner Rückkehr kaum in Gefahr sein, sein Kind zu misshandeln. Und sein Kind wird die wichtige prägende Erfahrung machen, dass es nicht in einem Dschungel aufgewachsen ist, sondern in einer humanen Gesellschaft, die sein Recht auf Schutz wirklich ernstnimmt und respektiert.

Eine Gefängnisstrafe kann eine innere Wandlung nicht herbeiführen. Aber auch Therapeuten, die unter dem Motto „Helfen statt Strafen“ der Wahrheit ausweichen, können ebenso wenig helfen, die Haltung der Eltern zu verändern. Sie gehen sogar so weit zu sagen, dass ein Verbot der Misshandlung nur eine neue Form der Gewalt wäre. Also müsse man Verbrechen nicht klar benennen, solange sie an eigenen Kindern begangen werden, sonst würden sich die Eltern gekränkt fühlen und sich schließlich noch auf Kosten des Kindes rächen. So äußern sich Vertreter der Ärzteschaft und des Kinderschutzbundes beinahe einstimmig.

Trotzdem sind sie im Irrtum, und aus ihren Argumenten spricht die Angst des einst bedrohten Kindes, das sich mit den Eltern arrangieren möchte und darum zum Schweigen und Nicht-Merken bereit ist. Die Realität gibt ihnen nicht recht. Die skandinavischen Länder haben bereits die Anzeigepflicht für Ärzte in ihrem Gesetz verankert, und der Bevölkerung ist es dank diesem Gesetz klargeworden, dass die Rechte der Kinder nicht missachtet werden dürfen. Meine Erfahrung hat mich außerdem gelehrt, dass manche Eltern auf die Wahrheit besser reagieren als auf Beschwichtigung und dass sie von korrekten Informationen profitieren können. Denn jeder Mensch, der sich in einer Falle befindet, sucht einen Ausweg. Aber er ist im Grunde froh und dankbar, wenn man ihm einen Ausweg zeigt, der nicht in die Schuld und nicht zur Zerstörung eigener Kinder führt. Eltern sind in den meisten Fällen keine Ungeheuer, die man mit Sprüchen beschwichtigen muss, damit sie nicht schreien, sondern oft verzweifelte Kinder, die erst lernen müssen, Realitäten zu sehen und ihre Verantwortung wahrzunehmen. Sie konnten es als Kinder nicht lernen, weil ihre Eltern diese Verantwortung nicht kannten. Sie missverstanden sie als ein Recht auf den Missbrauch ihrer Macht. Nun liegt es an den jungen Eltern, diese „Lehren“ als unbrauchbar zu erkennen und aus der Erfahrung mit ihren Kindern zu lernen. Doch dieser neue Prozess kann nur stattfinden, wenn es auch für die Gesetzgebung eindeutig klar ist, dass Kindesmisshandlung einen Menschen lebenslänglich schädigt und dass dieser Schaden keineswegs durch das Nichtwissen des Täters vermindert wird. Nur durch die Aufdeckung der vollen Wahrheit bei allen Beteiligten kann eine wirklich effektive Lösung für die Gefahren von Kindesmisshandlungen gefunden werden.

Das Buch „Untertan Kind“ von Carl-Heinz Mallet zeigt, wie Pädagogen seit Martin Luther die Eltern dazu aufgerufen haben, an Gottes Stelle ihre Kinder zu züchtigen und zu bestrafen. Die Lektüre dieses Buches kann den heutigen Eltern helfen, zu verstehen, weshalb sie sich in einer emotionalen Falle befinden und welchen Preis sie und ihre Kinder zu bezahlen haben, wenn sie sich an die überlieferten Werte der Erziehung halten. Die Folgerung mag paradox klingen und ist dennoch korrekt: Der bisher legale Ausweg aus der Falle, die Züchtigung des Kindes, führt zum Verbrechen, und der bisher verbotene Weg des Merkens und der Kritik an den eigenen Eltern führt aus der Verschuldung heraus und zur Rettung unserer Kinder. Mallets Buch kann sehr hilfreich sein für Eltern, die meine Bücher nicht kennen und die hier zum ersten Mal mit Entsetzen feststellen werden, was ihnen einst zugefügt wurde und was sie in ihrer Blindheit weitergaben. Mit diesem Entsetzen aber öffnet sich bereits die Türe aus der zwanghaften Zerstörung des Lebens in die Freiheit und Verantwortung.

Anm. der Red.: Vorstehender Artikel wurde uns dankenswerterweise vom Suhrkamp Verlag und Alice Miller zur Verfügung gestellt. Er erschien zuvor als Anhang in Alice Millers Buch: „Das verbannte Wissen“, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1988 und 1990.

aus: DER NAGEL 54/1992

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