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NAGEL-Redaktion – Projektbeispiele

Wir stellen hier Projektbeispiele ein, die zur Nachahmung – in der einen oder anderen Form – empfohlen werden. Sollten Sie uns Beispiele zur Verfügung stellen können, nehmen Sie Kontakt mit uns auf!

ABA Fachverband

 

PferdeStärken

Ein Projekt der NaBeBa-Naturwerkstatt, Waltrop, in Kooperation mit dem ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen

 

Aufbau und Entwicklung freizeitpädagogischer Angebote für Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen unter besonderer Berücksichtigung des Einsatzes von Pferden (5. August bis 31. Dezember 2011) -> Zur Seite 

 

Spielmobilkarawane zum Tag der Deutschen Einheit und NRW-Tag 2011

Anlässlich des Tages der Deutschen Einheit und des NRW-Tages vom 1. bis 3. Oktober 2011 wurde vom ABA Fachverband in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt der Stadt Bonn eine Spielmobilkarawane organisiert. Ziel hierbei war neben Spaß und Spielfreude Facetten der deutschen Geschichte zu vermitteln – von der Teilung nach dem 2. Weltkrieg bis zur Wiedervereinigung 1990. Bislang hat es eine solche gemeinsame Aktion verschiedener Spielmobile unter einem Thema in Nordrhein-Westfalen nicht gegeben. Zum Projekt gibt es eine separate Seite. -> Dorthin

 

United We Change: Ein Projekt der besonderen Art 
Ein Projekt im Programm „Pakt mit der Jugend“

Im Jahr 2010 wurde das internationale interaktive Musik-Medienprojekt für Integration und friedliches Miteinander „United We Change” in Nordrhein-Westfalen aktiv begleitet von dem Künstler und Mitinitiator Freeze4U. Das Projekt fand statt in Kooperation mit dem ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in verschiedenen Kinder- und Jugendeinrichtungen. Es wurde von weiteren Künstlern und Medienfachleuten zusätzlich unterstützt. Eine Förderung erfuhr das Projekt vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen. Im Netz gibt es eine umfassende Dokumentation zum Projekt: Texte, Musik, Filme und anderes mehr. Das Projekt fand statt im Rahmen des Programms „Pakt mit der Jugend“. Dorthin

Weitere Projekte des ABA Fachverbandes im „Pakt mit der Jugend“ 

Im Rahmen des Programm „Pakt mit der Jugend“ wurden vom ABA Fachverband einige erfolgreiche Projekte durchgeführt. Informationen zum „Pakt mit der Jugend“ sowie den Projekten gibt es auf den hier auf verschiedenen Seiten bzw. Unterseiten. Wir wünschen hilfreiche Erkenntnisse bei „Durchklicken“ und vor allem bei der Lektüre. Die Inhalte waren zuvor in einem separaten Bereich im ABA-Netz zu finden.

Projektseiten: Der ABA Fachverband im „Pakt mit der Jugend“

 

Sammlung Projektbeispiele

Kinder machen Kunst

Ein Projekt des Spielmobils „Tummelhummel“ der Stadt Herne mit dem ABA Fachverband (2004) – Eingestellt im Juni 2006
Projekt „Kinder machen Kunst“ 2004

 

Klimaprojekt auf dem Abenteuerspielplatz Troisdorf

Das „Klimaprojekt“ fand vom 25. bis 27. April 2007 auf dem Abenteuerspielplatz Friedrich-Wilhelms-Hütte in Troisdorf statt.  Hier eingestellt wurde die Dokumentation im September 2007.

Klimaprojekt auf dem Abenteuerspielplatz Troisdorf

 

Grafitti-Projekt in Hagen

Legale Grafitti-Flächen in Hagen – ein Jugendbeteiligungsprojekt im Rahmen des Programms „Partiziaption und Demokratie fördern“ des Landesjugendamtes Westfalen-Lippe (2008)

Aus der Domumentation: Graffti gibt es weltweit. Als Kunst oder„Schmiererei“,  je nach den jeweiligen Rahmenbedingungen. Die Augen davor zu verschließen, was da ist, (nicht nur an  Wänden, auch im Kino, im Fernsehen, in Zeitschriften, in Galerien, in der Werbung, …..)  wird keine der vieldiskutierten Probleme lösen und auch keine gelungene Kommunikation zwischen Sprayern und „Flächeninhabern“ in Gang bringen. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene haben nicht nur ein Recht auf Partizipation in Fragen ihrer Belange und Wünsche sondern ebenso auf Möglichkeiten, ihre Kreativität ohne dabei kriminell zu werden, auch umsetzen zu können! 

 

Legale Grafitti-Flächen in Hagen – ein Jugendbeteiligungsprojekt im Rahmen des Programms „Partiziaption und Demokratie fördern“ des Landesjugendamtes Westfalen-Lippe (2008)
Graffiti-Projekt HagenGesamte Dokumentation herunterladen

Gesunde Küche – direkt aus der Natur

Von Juli bis Dezember 2009 fand beim NaBeBa, dem Natur- und Begegnungsbauernhof für Kinder und Jugendliche in Waltrop an der Stadtgrenze zu Castrop-Rauxel, ein spannendes Projekt statt. Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung haben aktiv gelernt, wie man unterschiedliche Nahrungsmittel anbaut, erntet und auf verschiedene Arten zubereiten und konservieren kann. Ebenso wurden Wald- und Wiesenexpeditionen durchgeführt, bei denen die Kinder und Jugendlichen erfuhren, welche wild wachsenden Pflanzen und Kräuter essbar sind und wie man diese schmackhaft zubereiten kann. 


Projekt „Gesunde Küche – direkt aus der Natur“

Projekt der Jugendfarm Bonn: Mehr Platz für wilde Spiele an der Schule

Foto: Jugendfarm Bonn

Schule und Offene Arbeit, zwei Orte, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der eine definiert sich oft in Abgrenzung zum anderen: Pflicht versus Freiwilligkeit, Lehrplan versus Freiraum, Lehren versus Lernen … Inwischen ist die Schule mehr und mehr gefordert, mit anderen Bildungspartnern zu kooperieren. Die Jugendfarm Bonn liefert dazu ein nachahmenswertes Beispiel, dem wir eine zusätzliche Seite im ABA-Netz widmen. Dorthin

Großes Mini-Beuel, Filzblumen und jede Menge Freiraum

Ein Projekt des Spielplatzes Finkenweg, Bonn (Träger Jugendfarm Bonn)

Kinder brauchen Platz. Sie brauchen Raum und Zeit zum Spielen und zum eigenen Handeln, und sie brauchen Erwachsene, die für sie diese Rechte einfordern und ihnen Räume bieten. Die erste Bonner Kinderstadt „Mini-Beuel“ ermöglichte rund 400 Kindern zwei Wochen lang im Juli 2009 genau dies.
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Handwerk fördert Jugend 

Ein Projekt des Spielplatzes Finkenweg, Bonn (Träger: Jugendfarm Bonn e.V.)Alte Bahnwaggons mit Holzöfen als Heizung haben ihren Charme – auch noch nach acht Jahren intensivster Nutzung unter jeder Wetterbedingung. Dennoch reicht dies leider langfristig bei weitem nicht aus, um ein nachhaltiges und adäquates pädagogisches Angebot als offener Jugendtreff für den sehr hohen Bedarf zu stellen. Der Jugendtreff des Spielplatzes Finkenweg hat daher in einem beispielhaften Projekt seinen Treff um ein festes Gebäude erweitert. 

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Sport- und Jugendclub (SJC) Hövelriege: Ein wahres Projektwunder!

Das langjährige ABA-Mitglied Sport- und Jugendclub Hövelriege (Kreis Paderborn) ist eine wahrliche Brutstätte für ausgefallene und nachahmenswerte Projekte. Unter anderem wird dort das Thema „Kunst“ großgeschrieben. Der SJC Hövelriege war der erste Träger, mit dem wir unsere Rubrik Qualität: Inspiration eröffnet haben (2005). Wir empfehlen bei Interesse den Besuch dieser Seiten.

Gedenk- und Aktionstage

Als Anregung für weitere Projekte haben wir eine Liste beachtenswerter Gedenk- und Aktionstage ins Netz gestellt, die sich durchaus für Projekte eignen.
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NAGEL-Redaktion – Kinder brauchen Stadt

Jawohl, Kinder brauchen Stadt! Und Stadt braucht Kinder! –

 

Zur Tübinger Erklärung

 

Von Rainer Deimel

Einige Passagen der „Tübinger Erklärung“ muten nostalgisch an. „Früher“ – zu Zeiten, in denen Kinder Möglichkeiten besaßen, deren sie mittlerweile verlustig gegangen sind – war nämlich nicht alles besser, ganz im Gegenteil: Die Dressuren und Reglements, denen Kinder bis in die siebziger Jahre dieses Jahrhunderts hinein unterworfen waren, haben jene auch nicht eben neurosenarm sozialisiert. Und der wirtschaftlich Tätige im Wohngebiet beispielsweise hatte vermutlich ganz andere Sorgen, als Kinderneugierde zu befriedigen. Warum sollte im ausgehenden 20. Jahrhundert, in einer Zeit, in der der Schuster oder Frisör, den man als Wirtschaftenden im Quartier ggf. noch vorfindet, Lust darauf verspüren, Kinder in seine „“Kunst“ einzuführen, wo er eventuell Kinder gar nicht leiden mag, weil sie ihm „das Geschäft“ verderben, weil er vielleicht Kinder und Jugendliche überhaupt nicht leiden mag? Kinder sind zwar (auch) als Wirtschafts- und Überlebensfaktor einkalkuliert, aber doch auch furchtbar lästig. Warum sollte ausgerechnet die klitzekleine Papierfabrik „um die Ecke“, die gar nicht genug Schindluder – bezogen auf Ausbeutung und Umgehung von Tarifverträgen – leisten kann, um letztlich doch zu überleben, sich zum Museum „herabwürdigen“, indirekt – direkt, pädagogisch, aber möglichst nichtpädagogisch ihren Teil zum gesellschaftlichen Umbau beitragen?

Die „Tübinger Erklärung“, die ich aufgrund ihrer Intention selbstredend auch unterzeichnet hätte, fordert, ohne dies zu benennen, eine grundlegende gesellschaftliche Neuorientierung. Leider muss diese Neuorientierung in den Text erst einmal hinein interpretiert werden, um ihm das „Komische“ zu nehmen. Moderne deutsche Wohn- und Spielstraßen beispielsweise haben immer noch nichts vom Mief verloren, den Franz Josef Degenhardt in den 60er Jahren in seinem Chanson „Deutscher Sonntag“ besungen hat: „Wenn die Bratendüfte wehen…, das ist dann genau die Zeit, da frier‘ ich vor Gemütlichkeit, … die Luft riecht süß und säuerlich, ich glaube ich erbreche mich …“ Es bleibt zuzustimmen, dass jene Straßen, ebenso wenig wie Kinderhäuser, Schulen und Jugendtreffs nicht in der Lage sind, die Neugier, die Lust der Selbstdarstellung und die Freude am eigenen Tätigsein zu befriedigen.

Die Tübinger Erklärung bestätigt einmal mehr die fachlich-inhaltliche Nähe von politischer Interessenvertretung von Kindern, Stadt- und Raumplanung und Offenen Angeboten, aus meiner Sicht bedauerlich, dass dieser Aspekt in der Erklärung zu kurz kommt. Zum Beispiel könnte gerade das „flächendeckende“ Angebot von Abenteuerspielplätzen (vgl. dazu auch die „Freiburger Studie“ von Baldo Blinkert in: DER NAGEL 57; auch als Beitrag in unsere Web-Seiten eingestellt – „Kinder wollen draußen spielen“), die ich nach wie vor für  d i e  zeitgemäße „Kompensations“-Möglichkeit für die monierten Missstände halte, mittelfristig erheblich verbesserte Standards ermöglichen. Dass diese nicht zum Nulltarif zu haben sind, versteht sich von selbst. Dass diese in der Erklärung nicht vorkommen, hat möglicherweise etwas damit zu tun, dass man sich eine kindgerechte Lebensweltgestaltung kostenneutral vorstellen möchte. Es fehlen Vorstellungen über eine Umverteilung von – übrigens (zumindest auf Privatkonten) reichlich vorhandenem – Geld.

Gemeinsam mit Psychologin Dr. Dorothea Lukowski von der Universität Dortmund habe ich vor einiger Zeit Gedanken zusammengetragen, um die Idee des Abenteuerspielplatzes zu stützen. Zur sinnvollen Komplettierung meiner Argumentation möchte ich aus diesen Gedanken einige wiedergeben:

Kindheit unterliegt in den Jahren seit dem Zweiten Weltkrieg einem dramatischen Wandel. So ist festzustellen, dass Kinder früher erwachsen werden müssen; der Druck auf sie ist stetig gestiegen. In Familie und Schule – zum Beispiel – werden wachsende Anforderungen an ihre Leistungsfähigkeit gestellt, und sie sind dort und in anderen öffentlichen Feldern einem sich steigernden Konsumdruck ausgesetzt, und dies bei gleichzeitiger Verarmung und Verödung ihrer Lebensräume. Immer mehr Kinder verlieren bereits früh mögliche Lebensperspektiven. Dies führt verstärkt zu Ungleichgewichten, Störungen und zu vielfältiger Chancenungleichheit. Um dem begegnen zu können, müssen von der Gesellschaft anregende und entwicklungsfördernde Erfahrungs- und Erlebnisräume sowie Personen zur Verfügung gestellt werden.

Kinder sind heute stärkeren Gefährdungen als früher, z.B. durch Umweltverschmutzung, ausgesetzt, und sie erleben diese als äußerst bedrohlich; es wirkt für sie psychisch und körperlich belastend. Die Medien spielen eine immer stärkere Rolle im alltäglichen Leben, sei es als Aufpasser, sei es als Auslöser von Konfrontationen, die von den Kindern und meist auch von deren Familien nicht zu verarbeiten sind. „Wohnen“ befriedigt oft nicht mehr einfache menschliche Grundbedürfnisse, sondern wird für die Masse oftmals zum unerschwinglichen Luxus. Das Ergebnis sind unzureichende Entfaltungsmöglichkeiten für Kinder, schlimmer noch: Die Präsenz von Bezugspersonen wird immer geringer, da diese einen Großteil ihrer Arbeitskraft darin investieren müssen, das Wohnen bezahlen zu können. Gestiegene und weiter steigende Arbeitslosigkeit wird für Kinder unmittelbar zu einer existentiellen und psychischen Bedrohung. Viele Kinder sind von Sozialhilfe betroffen und leben am Rande des Existenzminimums, und das in einer sozialen Umwelt, in der – gesellschaftlich gewünscht – ein hoher Konsumstandard vorgelebt wird. Die Bau- und Verkehrspolitik sowie die Städteplanung haben Kinder als Mitglieder der Gesellschaft vielfach schlicht ignoriert. Zur Kompensation sind vor dem Hintergrund aktueller pädagogischer und psychologischer Erkenntnisse Notlösungen geschaffen worden, die auf unabsehbare Zeit zu Dauerzuständen zu werden drohen. Natürliche Freiräume, vor allem in Ballungsgebieten, stehen Kindern in der Regel nicht mehr zur Verfügung, obwohl solche Freiräume bzw. deren Ersatz für eine gesunde kindliche Entwicklung unbedingt erforderlich sind.

Einem unübersehbaren Wandel unterliegen ebenso auf gesellschaftlicher Ebene die familiären Konstellationen. Immer mehr Kinder wachsen in Ein-Kind-Familien auf. Die so notwendige haltgebende Funktion können manche Familien gegenwärtig nicht mehr hinreichend ausüben. Immer mehr Kinder sind von Scheidungen und Trennungen betroffen und leben in alleinerziehenden bzw. Stieffamilien. Rollenkonflikte bezüglich der Geschlechtersituation führen bei Kindern in erhöhtem Maße zu Konfusionen. Entsprechend steigt der Betreuungs- und Beratungsbedarf ständig.

Der Abenteuerspielplatz war von Beginn an eine Einrichtung mit stark präventivem Charakter. Das macht ihn gerade heute so bedeutsam und aktuell, in einer Zeit, in der wir uns einer zunehmenden Bedrohung durch Gewalt und rechtsradikaler Umtriebe ausgesetzt sehen. Der Abenteuerspielplatz ist eine unverzichtbare, notwendige und kurzfristig möglichst flächendeckend anzubietende Einrichtung.

Der Abenteuerspielplatz hat ein einzigartiges und sehr durchdachtes Konzept. Er steht ganzjährig zur Verfügung und ist in der Lage, durch zuverlässiges pädagogisches Fachpersonal, durch mannigfaltige Außenflächen und ein festes Gebäude eine für Kinder im Stadtteil notwendige Präsenz und Konstanz zu gewährleisten. Der Abenteuerspielplatz gibt Kindern Geborgenheit und Halt. Sie finden dort Bezugspersonen außerhalb von Schule und Elternhaus. Neben der Gelegenheit, sich in gewünschten „Peergroups“ aufhalten und betätigen zu können, brauchen und wünschen sich Kinder spätestens ab dem Schulalter derartige erwachsene Bezugspersonen außerhalb von Elternhaus und Schule, an denen sie sich reiben und von denen sie lernen können, wie man allmählich erwachsen wird.

Die Bereiche des Abenteuerspielplatzes entsprechen präzise dem kindlichen Bedarf; dies zeigt sich in den regulär bestehenden Bereichen. Auf dem Abenteuerspielplatz gibt es normalerweise einen Hüttenbaubereich, eine oder mehrere Feuerstellen, Wasserbereiche unterschiedlicher Art (stehendes und Fließwasser, die Kombination Wasser/Sand u.a.), Sand- und andere Modellierflächen (die vor allem für jüngere BesucherInnen wichtig sind), Sportflächen vielfältiger Art, Ökologie- und Tierbereiche. In der Variante „Jugendfarm“ (bzw. „Kinderbauernhof“) spielen letztgenannte Bereiche oft eine zentrale Rolle.

Der Abenteuerspielplatz ist für Kinder in unterschiedlichster Weise wichtig. Sie lernen dort, sich als tüchtig und lernfähig zu erfahren. Sie können ihre Fähigkeiten und Kräfte am Modell anderer lernend – zum Beispiel größerer, gleichgeschlechtlicher und andersgeschlechtlicher Kinder und Erwachsener – steigern. Sie erleben auf vielfältige Weise Spaß an Dingen und Aktivitäten, die nichts mit dem üblichen Konsum zu tun haben. Das gilt für reiche Kinder und für solche, deren Eltern den Anschluss an die Spitze des Konsumterrors nicht gefunden haben. Weiter werden ihnen Möglichkeiten eingeräumt, die aggressionsabbauend wirken. Besser noch:  Aggressionen werden im konstruktiven Sinne kanalisiert. Statt sich und andere zu schädigen, können die Kinder ihre lebendigen Antriebe für kreative Vorhaben nutzen und auf vergnügliche Weise sublimieren. Auf Abenteuerspielplätzen kann man Ich-Stärke, Mut, Durchstehvermögen, Eigenständigkeit und Selbstbewusstsein aufbauen und erproben. Man lernt, etwas zusammen zu machen, für etwas und für andere verantwortlich zu sein, aber „man macht nicht alles mit“! Die Entwicklung von Ich-starker Eigenständigkeit ist der wirksamste Schutz gegen sexuellen und anderen Missbrauch. Weiter leistet der Abenteuerspielplatz – wie keine andere derart zugängliche Einrichtung – Unterstützung und Förderung beim Erlernen von Solidarität und Austragen von Konflikten. Kinder entwickeln Sensibilität gegenüber Menschen, Tieren, Pflanzen und Dingen wie anderswo kaum möglich. Sie erlernen Umgang miteinander im Sinne geschlechtsspezifischer, aber auch koedukativer Zielsetzungen. Vor allem aber erleben sie, dass es Vergnügen macht, mit anderen zusammen zu sein, Nähe und Distanz herstellen zu können, und manchmal erleben sie auch Glück!

Der Abenteuerspielplatz wirkt in vielerlei Hinsicht präventiv und prophylaktisch; er leistet ganz wichtige Aufgaben bei der Verhinderung von Gewalt und Rassismus. Einmal beruht dies auf der traditionell antifaschistischen Grundhaltung dieser Einrichtung, zum anderen in dem ganz gezielten Einsatz der oben geschilderten Abenteuerspielplatzbereiche und durch eigens organisierte Projekte. Hinsichtlich eines zeitgemäßen Umweltverhaltens hat der Abenteuerspielplatz durch seine ganzheitliche Konzeption vorbildliche Möglichkeiten der Vermittlung. Er wirkt psychisch und physisch stabilisierend gerade auch bei solchen Kindern, die zunehmend von Armut und Wohnungsnot betroffen sind, denn er ist ein menschenfreundliches Angebot! Im Gegensatz zur Schule regt der Abenteuerspielplatz auch Phantasien und Tagträume an; die gegenwärtigen Konzepte geben auch diesen einen Raum. Ein weiterer, sehr wichtiger Aspekt ist die Sicherheit: Es ist erwiesen, dass grobmotorische Aneignung von Material und ein Training in Risikosituationen in bedeutsamer Weise die allgemeine Lebenssicherheit von Kindern deutlich erhöht. In der Folge sinkt z.B. die Unfallgefährdung von Kindern auf eindrucksvolle Weise, wie dies auch aus einer Untersuchung der Eigenunfallversicherung der Stadt Frankfurt am Main aus dem Jahr 1991 sehr klar hervorgeht.

Angesichts der sich immer stärker auflösenden traditionellen Familienform und der immer brutaler agierenden Ellbogengesellschaft ist der Abenteuerspielplatz eine unverzichtbare Institution für Kinder, negativen Erscheinungen entgegenzuwirken (vgl. Rainer Deimel und Dorothea Lukowski: Der Abenteuerspielplatz – eine Einrichtung zur demokratischen Sozialisation, Dortmund 1993).

Vorstehender Beitrag erschien in: DER NAGEL 57/1995 und wurde im September 2002 ins Internet gestellt.

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NAGEL-Redaktion – Professionelles Handeln in der Pädagogik

Diese Seite wurde im August 2007 angelegt. Nach und nach werden hier Beiträge zum Thema eingestellt.

ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen e.V.


Abbildung: Pixelio

 

Beiträge

Was meint Professionalität in der Offenen Arbeit?

Ein Beitrag von Rainer Deimel – Zur Spezialseite

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AGJ: Fachkräftemangel in der Kinder- und Jugendhilfe

Die Diskussion über den Arbeitsmarkt Arbeitsmarkt der Kinder- und Jugendhilfe war in letzter Zeit insbesondere von zwei Inhalten beherrscht. Zum einen wird diskutiert, ob es Tendenzen hin zur Prekarisierung von Beschäftigungsbedingungen gibt, zum anderen stellt sich die Frage, ob die Absolventinnen und Absolventen der neuen Studiengänge, insbesondere diejenigen mit Bachelorabschluss, Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt haben. Derzeit ist zu beobachten, dass diese Diskussion überlagert wird durch den bereits bestehenden und zukünftigen Fachkräftemangel, wobei es durchaus Verbindungen zu den bereits genannten Themen gibt. Die AGJ beleuchtet die Situationen bezüglich des Fachkärftemangels in verschiedenen Handlungsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe, erläutert Strategien und Maßnahmen und benennt Herusforderungen für Aus- und Fortbildung, Anstellungsträger und Politik. Positionspapier der AGJ (Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe) herunterladen

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Zukunft sichern: Fachkräftemangel als Managementherausforderung in der Sozialwirtschaft 

In ihrer Bacholorarbeit ist Nina Limmer an der Ev. Hochschule Nürnberg im Rahmen einer empirischen Erhebung der Frage des Fachkräftemangels in der Sozialwirtschaft nachgegangen. Wenn man die Ergebnisse der Untersuchung betrachtet, lässt sich feststellen, dass bereits heute ein deutlicher Personalmangel unter anderem in der Kinder- und Jugendarbeit festzustellen ist. Die Arbeit ist von 2011 und kann hier heruntergeladen werden.

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DGB-Index Gute Arbeit 2007/2008

Arbeitsqualität der Erzieherinnen und Erzieher (Kurzfassung) – basierend auf einer Sonderauswertung des DGB im Auftrag von Ver.di und GEW (erstellt von Tatjana Fuchs und Falko Trischler)
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Arbeitsqualität aus Sicht von Lehrerinnen und Lehrern – Ergebnisse aus der Erhebung des DGB-Index Gute Arbeit (erstellt von Tatjana Fuchs und Falko Trischler)
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Zusammenfassung „Arbeitsqualität von Lehrerinnen und Lehrern“
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Weitere Beiträge

Deutsches Jugendinstitut: Mehr Einheitlichkeit und Durchlässigkeit bei Aus- und Weiterbildung für Erzieher/innen gefordert 
Nach Schätzungen des Deutschen Jugendinstituts werden sich 2012 in Deutschland etwa 1.600 junge Menschen mit einem (Fach-)Hochschulstudium als frühpädagogische Fachkräfte qualifizieren. Damit sind sie gegenüber den rund 16.000 Erzieherinnen und Erziehern, die pro Jahr die Fachschulen mit einem Diplom verlassen, eine noch kleine, aber stetig wachsende Gruppe. 67 Prozent der Studierenden frühpädagogischer Studiengänge haben eine Ausbildung zur Erzieherin/zum Erzieher und nutzen das Studium zur fachlichen Weiterbildung. -> Weiterlesen

Bundesfamilienministerin: „Der Erzieherberuf verdient unsere ganze Anerkennung“
Start der Kampagne „Profis in die Kita“ – Bundesfamilienministerium unterstützt Fachkräftewerbung
Um mehr Nachwuchs für den Erzieherberuf zu gewinnen, startet heute (Dienstag) unter Federführung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege die Schülerkampagne der Initiative „Profis für die Kita“. -> Weiterlesen

Frühförderung: Deutsch im Kindergarten wirkt nicht. DIE ZEIT (20. Januar 
2009) sprach mit dem Psychologen Hermann Schöler. Dieser stellte fest, dass man Sprechen durch Sprechen lernt und nicht durch Sprachunterrichtim Kindergarten. Außerdem fordert er, die Kompetenz der pädagogischen Fachkräfte zu stärken. Die Ausbildung gehöre an die Hochschule. Dementsprechend müsse dann auch deren Bezahlung sein.
Interview herunterladen

Erzieherinnenausbildung: elementar + professionell. Die Akademisierung der elemenatarpädagogischen Ausbildung in Deutschland. Mit einer Fallstudie „Der Studiengang ‚Erziehung und Bildung im Kindesalter‘ an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin. Ein HoF-Arbeitsbericht (Institut für Hochschulforschung Wittenberg an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) von Karsten König und Peer Pasternack (2008). GEW (16. Dezember 2008): „In der Studie werden die Erwartungen an eine moderne Erzieherinnenausbildung diskutiert und daraus wesentliche Anforderungen an die Studiengänge abgeleitet.“ (165 Seiten, 3,9 MB) Die GEW weist u.a. auf das Fazit (Zukunftsperspektiven zwischen Fachschule, FH und Universität) hin, das sich auf den Seiten 146 ff. befindet.
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Erzieher Mangelware – wer will heute eigentlich noch Erzieher werden? – Mit diesem Thema befasste sich die „taz“ am 20. Oktober 2008 und stellte fest: Es gibt nicht genug Personal für den Kitaausbau. Das Berufsbild muss grundlegend geändert werden. Die Bezahlung ist zu schlecht. Und es fehlen Männer. – Den Bericht der „taz“ vom 20. Oktober 2008 herunterladen

Kitaqualität in den Ländern – eine kleine Analyse in der „taz“ vom 20. Oktober 2008 – Herunterladen

Anforderungen an Personalentwicklung in der Kinder- und Jugendhilfe vor dem Hintergrund demografischer Entwicklungen. Positionspapier der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ – vom 9./10. April 2008 – beschlossen vom AGJ-Vorstand
Herunterladen

Erzieherinnenausbildung in der Hochschule – Studienmodelle im Überblick. Eine Broschüre der GEW (Februar 2008). Inhalt: Die Akademisierung der Erzieherinnenausbildung setzt sich durch (Zur gegenwärtigen Situation des Reformprozesses); Gestaltung eines Reformprozesses (GEW als Motor der Ausbildungsreform); Tessa C. Hermann: a) Hochschulstudium für Erzieherinnen – ein aktueller Überblick, b) Stand derakademischen Erzieherinnenausbildung (Juli 2007)
Boschüre herunterladen (29 Seiten, 400 KB)

Begleitmaterial zum Thema „Professionelles Handeln“

Zum Thema gibt es noch eine Reihe interessantes Begleitmaterial, das wir auf einer speziellen Unterseite eingestellt haben. Gerne heißen wir Sie da willkommen!

Weitere Informationen

Heinz Schlinkert vom Alice-Salomon-Berufskolleg, Bochum, hat die interessante Seite algodón in Netz gestellt. Sie befasst sich mit Fragen der Erzieher(innen)-Ausbildung. Zur Weiterleitung auf vorstehende Abbildung klicken!

DVD „Traumjob Erzieherin“ – Ein Film der Gewerkschaft Erziehung und WissenschaftErzieherinnen sind eine „stille Profession“. Man weiß, dass ihre Arbeit wichtig ist. Aber was sie genau tun und was frühkindliche Pädagogik ist, damit beschäftigen sich nur wenige Fachleute. Der Film gibt in 15 Minuten Einblicke in die Arbeit der Erzieherin. Einen Ausschnitt des Films kann man sich im Netz anschauen. Dafür bitte auf das vorstehende GEW-Logo klicken!

Abb.: Vebotene Schilder (verbotene-schilder.de). Dort gibt es recht originelle Schilder im Postkartenformat

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NAGEL-Redaktion – Armut und Bildungschancen

Von Norbert Kozicki

Die Datenlage zum Zusammenhang von Armut und Bildungschancen ist mehr als schlecht. In den letzten Jahren der neoliberalen Deregulierungspolitik verschwanden immer mehr die statistischen Spuren dieser Klassengesellschaft. Der Kontext von sozialer Schichtung und Bildungschancen entwickelte sich zu einem Nichtthema. Die wenigen Untersuchungen, die sich auf den Übergang von Schule ins Berufsleben konzentrierten, kamen zu dem Ergebnis, dass Kinder aus mittleren und niedrigeren Bildungsschichten kaum noch im Bildungserwerb benachteiligt sind. Im Kontext der Armutsdebatte gerät dieses Thema langsam aber sicher in den Fokus der jugendpolitischen Diskussionen. Die Sozialforscher, die sich mit diesem Zusammenhang beschäftigen, sind oft über die Eindeutigkeit ihrer Untersuchungsergebnisse überrascht. In einer pluralisierten Gesellschaft mit den angeblich enormen Individualisierungstendenzen könnte man etwas anderes erwarten. Wolfgang Lauterbach und Andreas Lange konstatieren z.B. in ihrer Untersuchung „Aufwachsen in materieller Armut und sorgenbelastetem Familienklima“: „Die Analysen zeigen aber zusätzlich einen enormen Einfluss der beruflichen Ausbildung des Vaters auf die Bildungskarriere des Kindes. Dies ist ein Effekt, der zumindest in diesem Ausmaß nicht erwartet wurde. Hat demzufolge der Vater keine berufliche Ausbildung absolviert – ungeachtet des schulischen Bildungserfolges – so besteht für das Kind eine äußerst geringe Wahrscheinlichkeit, das Gymnasium zu besuchen. Sie ist um 45 Prozent reduziert.“ (in: Jürgen Mansel/ Georg Neubauer (Hg.): Armut und soziale Ungleichheit bei Kindern, Opladen 1998, S. 127).

Die beiden hier zitierten Autoren konzentrieren ihre Analyse auf den Schulwechsel der 10- bis 12-Jährigen in den Sekundarbereich I. Ergebnis: Kinder aus armen Familien wechseln signifikant weniger zum Gymnasium. Die Diskriminierung bewegt sich zwischen den Schultypen Hauptschule und Gymnasium. Beim Besuch der Realschule und der Integrierten Gesamtschule lassen sich ausgeglichene Werte finden. Von denjenigen Kindern, die in Armut leben, gehen 55 Prozent auf die Hauptschule und von denjenigen, die in prekärem Wohlstand leben, 53 Prozent. Das sind rund 14 Prozent mehr Kinder als im Bevölkerungsdurchschnitt. Dieser vermehrte Besuch der Hauptschule geht zu Lasten des Gymnasiums. Während im Durchschnitt 29 Prozent der Kinder dieser Altersgruppe das Gymnasium besuchen, sind es bei in Armut lebenden Familien nur 16 Prozent und bei in prekärem Wohlstand lebenden Familien nur 14 Prozent. Die beiden Autoren untersuchten auch den Zusammenhang von Schulbesuch und „großen wirtschaftlichen Sorgen“ der Mutter. Auch hier besteht eine starke Wechselwirkung. Sorgt sich die Mutter um die wirtschaftliche Zukunft, besuchen über 54,5 Prozent der Kinder die Hauptschule. Nur 15 Prozent aller Heranwachsenden, deren Mütter sich große Sorgen machen, besuchen das Gymnasium. Ähnliche Ergebnisse zeigen sich auch in der Betrachtung des Einflusses der Sorgen des Vaters um seinen Arbeitsplatz. Allerdings ist der Einfluss der von der Mutter geäußerten Sorgen um die wirtschaftliche Situation merklich stärker als die empfundene Arbeitsplatzunsicherheit des Vaters. „Insbesondere der eigenständige Beitrag des Faktors Armut und den auf das Familienklima wirkenden Sorgen der Eltern ergänzt den klassischen bildungssoziologischen Befund der Bildungsvererbung. Im Besonderen konnten wir Evidenzen dafür beibringen, dass eine besondere Belastungssituation mit wahrscheinlich lebenslaufprägender Potenz an der Gelenkstelle des deutschen Bildungssystems, dem Übergang in die Sekundarstufe I, aufgrund eines zeitgeschichtlichen Armutseffektes, vorliegt“, resümieren die beiden Wissenschaftler.

Elisabeth Schlemmer von der Universität Bamberg beschäftigte sich mit „Risikolagen von Familien und ihren Auswirkungen auf Schulkinder“. Sie konstatierte: „Das klassische Ergebnis der sozialen Ungleichheitsforschung, dass Einkommen und Bildung der Eltern Schulerfolg der Kinder bestimmen, ist nach wie vor gültig. Diesen beiden Faktoren sind die prinzipiell durchschlagendsten Selektionsmechanismen. Die Familienform und Erwerbssituation der Eltern bewirken einen signifikanten Einfluss, allerdings auf Basis der beiden sozialstrukturellen Faktoren Einkommen und Bildung. Damit folgt die Selektion vorrangig sozialstrukturellen Merkmalen. Die Familienform bzw. Erwerbssituation der Eltern kommt je nach Status bzw. Schichtzugehörigkeit als zusätzlicher Selektionsfaktor hinzu und hebt bzw. senkt die Chance, ins Gymnasium überzutreten.“ (in: Jürgen Mansel/Georg Neubauer (Hg.): a.a.O., S.146). Die Untersuchung von Schlemmer weist auf einen weiteren Zusammenhang der möglichen Benachteiligung von Kindern hin. Als kovarianter Einflussfaktor erwies sich die Klassengröße, die beim Übertritt ins Gymnasium einen signifikanten Part spielt. D.h. im Klartext, die heutigen großen Schulklassen benachteiligen besonders Kinder aus armen Familien.

In einer weiteren Untersuchung von Matthias Grundmann zum Thema „Milieuspezifische Einflüsse familialer Sozialisation“ wird der Zusammenhang von „relativer depravierter sozialer Lage“ und von schulischer Leistungsentwicklung und Bildungsverlauf analysiert. Das Ergebnis: Kinder aus dem Armutsmilieu sind gegenüber Gleichaltrigen aus anderen sozialen Lagen in ihrer kognitiven, ihrer schulischen Leistungsentwicklung und ihrem Bildungsverlauf benachteiligt. Als besonders gravierend für Heranwachsende aus dem Armutsmilieu stellt sich der frühzeitige Abbruch des Bildungsverlaufs heraus. Jürgen Mansel nennt in seinem Aufsatz zum „Wohlbefinden von sozial benachteiligten Jugendlichen“ weitere Zahlen zur Benachteiligung von Jugendlichen aus dem Armutsmilieu. So ist etwa jeder fünfte Jugendliche aus einer sozial schwachen Herkunftsfamilie in der Phase des Statusübergangs von der Schule in den Beruf arbeitslos oder als Jungarbeiter tätig, von den anderen Jugendlichen ist es nur jeder 25. Dennoch absolvieren immerhin drei Viertel der Jugendlichen aus den sozial schwachen Familien eine schulische oder berufliche Ausbildung, aber 11,6 Prozent besuchen die gymnasiale Oberstufe. Bei der Vergleichspopulation liegen die entsprechenden Anteile um 20 Prozent bzw. 24 Prozent höher. (in: Jürgen Mansel/Klaus-Peter Brinkhoff (Hg.): Armut im Jugendalter. Soziale Ungleichheit, Gettoisierung und die psychosozialen Folgen, Weinheim/München, 1998, S. 141 ff.)

Als wesentlichen Grund für die Konzentration des Schulbesuchs von Kindern und Jugendlichen aus dem Armutsmilieu und teilweise aus dem prekären Wohlstandsmilieu auf bestimmte Schultypen identifiziert Sabine Walper das große zielgerichtete Interesse der Eltern, die schon über einen längeren Zeitraum in Armut leben, dass ihre Kinder möglichst schnell die Schule verlassen und Geld verdienen (vgl. Sabine Walper: Können wir uns das leisten? Kinder und Armut, in: Deutsches Jugendinstitut (Hg.): Was für Kinder. Aufwachsen in Deutschland, München, S. 267-276). Die neue Armut wird mit dafür verantwortlich, dass Eltern ihre eigene niedrige Qualifikation an die nächste Generation weitergeben. Der frühzeitige Zuverdienst der Kinder stellt eine wichtige Entlastung für arme Haushalte dar. Diese Informationen müssen weiterhin geschlechtsspezifisch untersucht und dargestellt werden. In armen Familien besteht für die Mädchen häufig nur die Chance, eine „gute Hausfrau“ zu werden.

Norbert Kozicki arbeitet als Bildungsreferent beim Falken Bildungs- und Freizeitwerk NRW

Der vorstehende Artikel wurde veröffentlicht in DER NAGEL 60/1998, ins Internet gestellt im Juni 2003

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NAGEL-Redaktion – Hagener Erklärung

zum Thema: „Risiko als Spielwert“

Versicherungsträger, PolitikerInnen und Aufsichtspflichtige sind in der Regel bemüht, Situationen für Kinder und Jugendliche „risikofrei“ zu gestalten. Dieses Bemühen läuft vielfach ins Leere. Junge Menschen sind häufig dann am stärksten gefährdet, wenn Behütung und Aufsicht überspannt werden.
Risikofreies Leben ist eine nicht erreichbare Utopie. Leben sicher zu gestalten, geht nicht selten mit eigenen Unsicherheiten von PädagogInnen, PlanerInnen, SicherheitsexpertInnen und PolitikerInnen einher und führt in der Praxis von Pädagogik und Planung zu bisweilen kuriosen Erscheinungen. Langjährige Erfahrungen „gefährlicher Einrichtungen“, wie z.B. von Abenteuerspielplätzen, sowie entsprechende Untersuchungen belegen, dass der Gefährdungsgrad für junge Menschen sinkt, je gezielter und bewusster sich diese mit Risiken vertraut machen können.
Mehr Risiko bedeutet ein erhöhtes Maß an Gefahren; ein erhöhtes Maß an Gefahren ermöglicht eine Steigerung der Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten; diese bewirken bei jungen Menschen eine Steigerung des Risikobewusstseins. Ein erhöhtes Maß an Risikobewusstsein führt im Resultat zu einer Steigerung der Lebensqualität und zu mehr Sicherheit.
Zur Steigerung der Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen sind Pädagogik in Schule und Freizeit, Stadt- und Raumplanung sowie Politik und Verwaltung gefordert, Bedingungen für ein Höchstmaß an Spielwert zu schaffen. Der Rahmen administrativer und rechtlicher Einschränkungen muss in diesem Kontext so gering wie möglich gehalten werden.
Die Pädagogik ist gefordert, die genannten Aspekte in ihren Konzeptionen zu berücksichtigen und bei PädagogInnen bewusstseinsfördernd aktiv zu werden, Kausalitäten zu verdeutlichen sowie zu einer erhöhten und wohl reflektierten Risikofreude anzuregen. Die Planung ist gleichermaßen gefordert, öffentliche Spiel- und Erlebniswerte stärker in den Fokus ihres Interesses zu rücken. Die Politik ist angehalten, diese Bemühungen zu unterstützen. Ein wichtiger Schritt hierzu wäre eine Gesetzesinitiative, die zum Ziel hat, alle Kinder, die sich in der Öffentlichkeit aufhalten, in den Kreis der versicherten Personen im Sinne des § 2 SGB VII aufzunehmen.
Ferner ist die Politik ausdrücklich aufgefordert, Ungleichgewichte hinsichtlich der realen Gefährdung von Kindern stärker zu thematisieren und zu kompensieren. In diesem Zusammenhang wird auf den für junge Menschen unkalkulierbaren Straßenverkehr, dem jährlich zahlreiche Kinder zum Opfer fallen, sowie auf andere ökologische Gefährdungen hingewiesen. Ökologische Kinderrechte müssen mittelfristig in Anlehnung an das UN-Übereinkommen über die Rechte des Kindes (Art. 24) in geltendes deutsches (und somit einklagbares) Recht überführt werden.
Ziel ist eine allseits bespielbare und für Kinder sichere Stadt. Zum Erlebniswert einer Stadt gehören für junge Menschen wahrnehmbare und kalkulierbare Risiken, die mit zur größtmöglichen Entfaltung ihrer motorischen, kognitiven wie sozialen Fähigkeiten beitragen.

Diese Erklärung wurde einstimmig von den TeilnehmerInnen des Kongresses des ABA Fachverbandes „Risiko als Spielwert“, der am 29. November 1995 in Hagen stattfand, verabschiedet. Der Kongress wurde von ca. 80 TeilnehmerInnen besucht.

ReferentInnen waren:

  • Otto Herz, Dipl. Psychologe und seinerzeit Mitglied im Hauptvorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
  • Dr. Torsten Kunz, Dipl. Psychologe und seinerzeit Leiter der Präventionsabteilung der Eigenunfallversicherung der Stadt Frankfurt am Main
  • Julian Richter, Dipl. Ing., Vorsitzender der Europäischen Normierungsgruppe für Spielgeräte und Kinderspielplätze, Mitglied der DIN-Kommission und Geschäftsführer der Fa. Richter Spielgeräte in Frasdorf
  • Manfred Schmidt, Jurist und Sozialarbeiter, stellvertretender Geschäftsführer des Gemeindeunfallversicherungsverbandes Westfalen-Lippe in Münster
  • Wolfgang Bort-Gesella, Spielpädagoge und Leiter der Spielewerkstatt Rhinozeros in Essen
  • Norbert Rixius, verantwortlicher Mitarbeiter für das Sachgebiet „Gestaltung des Schullebens und Öffnung von Schule/GÖS“ im Landesinstitut für Schule (des nordrhein-westfälischen Schulministerium) in Soest
  • Stefan Melulis, Dipl. Soz. Päd. und Leiter des Kinder- und Jugendbereiches des Ruhrwerkstadt in Oberhausen
  • Peter Apel, Dipl. Ing., Raumplaner und Mitarbeiter des Planungsbüros Stadtkinder in Dortmund, Mitglied im Vorstand des ABA Fachverbandes
  • Dr. Ulrich Deinet, Dipl. Päd., Fachreferent für Jugendarbeit beim Landesjugendamt Westfalen-Lippe in Münster
  • Helga Schlünder, Lehrerin an der Fritz-Steinhoff-Gesamtschule in Hagen
  • Peter Ogrodowski, Dipl. Soz. Päd., z.Zt. Mitarbeiter des AKI Meschede (ASP)

Eine Tagungsdokumentation ist erschienen in der Reihe DER NAGELKOPF als Ausgabe 22/1997.

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