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NAGEL-Redaktion – Ist Ehe ungesund?

Ein Forscherteam der Boston University unter der Leitung von Elaine Eaker fand heraus, dass verheiratete Frauen, die einem Streit mit ihrem Ehemann aus dem Weg gehen, ein viermal höheres Risiko haben, an Herzerkrankungen und Schlaganfall zu sterben als unverheiratete Frauen. Dies berichtet der amerikanische Branchendienst Science Daily. Auch Männer sterben doppelt so oft früher, wenn sie mit einer emotional unausgeglichenen Frau verheiratet sind. In der Studie wurden zum ersten Mal die Auswirkungen der Ehe auf das Auftreten und die Entwicklung von Herzkrankheiten und Sterblichkeit untersucht.

Die Forscher analysierten ein Sample von 1.493 Männern und 1.501 Frauen, die verheiratet waren oder in einem eheähnlichen Beziehungsverhältnis lebten, und verfolgten den Gesundheitszustand der Teilnehmer über eine Dauer von zehn Jahren.

Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass Ehemänner mit einer doppelt so hohen Wahrscheinlichkeit früher sterben als unverheiratete Männer. „Verheiratete Männer sind zwar oft Nichtraucher, dennoch sind sie tendenziell dicker, haben schlechtere Blutwerte und höhere Cholesterinwerte als Singlemänner“, erklärte Eaker. Männer, deren Ehefrauen verärgert und gestresst aus der Arbeit zurückkehrten, hatten ein zweifach höheres Risiko an Herzerkrankungen zu sterben als unverheiratete Männer. Frauen, die in einer angespannten ehelichen Situation ihre Gefühle für sich behielten, hatten gegenüber extrovertierten und emotionalen Frauen ein vierfach höheres Risiko, zu sterben.

Die Forscher glauben, dass die Ergebnisse der Studie eine vermehrte Miteinbeziehung psychosozialer Faktoren in die medizinische Behandlungspraxis zur Folge haben wird. „Die Ergebnisse sind einzigartig. Wir haben Charakteristika der Ehe herausgefunden, die einen Einfluss auf die Gesundheit und die Lebensdauer der Ehepartner haben“, erklärte Eaker. In Zukunft sollen den Krankenberichten und Patientenblättern auch psychosoziale Screening-Fragen angefügt werden, empfehlen die Experten.

(Pressetext/GesundheitPro 4. März 2005)

i-Punkt 8-2005

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NAGEL-Redaktion – Der Regenbogen an sich und in der amerikanischen Kultur

Der Regenbogen ist eine farbenprächtige und faszinierende atmosphärische Erscheinung. Und weil die Menschen seit Jahrtausenden über dieses Naturphänomen staunen, haben sie ihm in vielen Kulturen eine ganz besondere Bedeutung gegeben. In der griechischen Mythologie zum Beispiel war er ein Kennzeichen der Götterbotin Iris. Sie stieg auf ihm zur Erde nieder. Die Inkas betrachteten den bunten Himmelsbogen als Gottheit. Und in der Bibel steht er als Symbol des alttestamentlichen Bundes zwischen Noah und Gott.

Ein vierjähriges Kindergarten-Kind in der amerikanischen Stadt Geneva im Bundesstaat New York hat jetzt einen Regenbogen gemalt, aber damit bei besorgten Eltern einen echten Kulturschock ausgelöst. Als sie die Zeichnung nämlich sahen, beschwerten sie sich umgehend bei der Kindergarten-Leitung. Denn sie kannten ganz offensichtlich nur die eine, zeitgenössische Bedeutung: Heute gilt der Regenbogen nämlich auch als Symbol der Homosexuellen-Szene.

Der Kindergarten reagierte schuldbewusst und entschuldigte sich bei den Eltern. Und damit kein Kindergarten-Kind jemals mehr in diesen religiös aufgeheizten amerikanischen Sphären einen Regenbogen naturgetreu aufs Papier bannen kann, kam der Kindergarten auf eine bahnbrechende Idee: Er begrenzte die Zahl der Farben bei den Stiften. Regenbogenfarben kommen jetzt erst gar nicht mehr vor.

(Angelika Wölk in der WAZ vom 25. Juni 2005)

Anmerkung der Redaktion: Dass dieser möglichen „Ente“ aus dem Internet zahlreiche Agenturen und Nachrichtenredaktionen aufgesessen sind, macht die Nachricht nicht weniger amüsant.

i-Punkt 7-2005

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NAGEL-Redaktion – Panische Eltern: Warum uns die Flut an Warnhinweisen in den Wahnsinn treibt – und die Kinder ebenso

Kinder leben gefährlich. Sie werden entführt und missbraucht. Sie erleiden schreckliche Unfälle, sie verirren sich und verpassen nach Einbruch der Dunkelheit den Bus. Ständig! Das jedenfalls ist die Botschaft einer Erkelenzer Firma an alle, die Kinder haben. Und, siehe da, die Erkelenzer haben ein System entwickelt, das verängstigten Eltern Sicherheit bieten soll. „Kids protect“, so sein Name, arbeitet mit Handytechnik und kann den Aufenthaltsort eines Kindes überwachen – verlässt es einen genau definierten Aktionsradius, schlägt das System Alarm. In den USA verkauft sich so was gut, und auch Deutschland scheint bald reif für die elektronische Vollkontrolle.

Denn: Unter den Eltern grassiert die Angst. Die Angst vor Kriminellen und Perversen, aber auch die Angst vor Computerspielen und dem Fernsehen. Wir haben Angst vor Allergien, vor Schadstoffen, Fett- und Magersucht, vor den Gefahren des Autoverkehrs, Alkohol und Drogen, UV-Strahlen, vor Schulversagen, dem plötzlichen Kindstod und vor Teenieschwangerschaften. Wir haben sogar Angst vor Gartenteichen, denn das Kind könnte ja darin ertrinken.

Wo ist nur die Lockerheit geblieben, dieses Gefühl, „die kriegen wir schon groß“? Durch den brennenden Wunsch, wirklich alles, alles richtig zu machen, verkrampfen wir zusehends. Wenn etwas passiert, ganz klar, sind wir schuld. Schließlich hätten wir ja den Erste-Hilfe-Kurs für Säuglinge buchen, den Sohn bei der Nachhilfe oder die Tochter beim Mädchen-Selbstverteidigungs-Training anmelden können.

Überhaupt anmelden. Wir lieben es, unsere Kinder irgendwo anzumelden, weil wir sie dann in Sicherheit wähnen. Turnen, Tennis, Ballett oder Blockflöte – lückenlose Kinderaufsicht ist auch ein Statussymbol geworden. Straßenkinder gelten als Schmuddelkinder.

Auch die letzten kindlichen Vergnügungen wollen gut durchorganisiert sein. Die Bundesarbeitsgemeinschaft „Mehr Sicherheit für Kinder“ in Bonn warnte Eltern in diesem Winter eindringlich vorm Schlittenfahren. Eltern sollten die Rodelpiste vorher in Augenschein nehmen und die Kinder nie bäuchlings oder mit dem Kopf voran rodeln lassen. Die Bahn dürfte weder zu steil noch zu schmal sein, die Schneedecke bitte nicht gefroren. Außerdem sollte das Kind einen Helm und der Schlitten ein TÜV-Zeichen tragen. Was hätten wohl die Kinder von Bullerbü zu diesen Rodelregeln gesagt?

Wahrscheinlich wären sie gleich zu Hause geblieben. Das empfiehlt sich übrigens auch im Sommer, wie eine Plakatkampagne uns Eltern vor zwei Jahren nahe legte. Das Motiv: ein Kind mit nacktem Oberkörper auf dem Spielplatz, das gerade von einem großen, schwarz gewandeten Mann entführt wird. Sexueller Missbrauch? Nein. Die Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention warb damals mit dem Slogan: „Holen Sie Ihr Kind aus der Sonne, bevor es ein anderer tut.“ Wen schaudert’s da nicht? Ein zartes, halbnacktes Kind, ein gesichtsloser Sensenmann … Hu!

Der natürliche Impuls, uns um unsere Kinder zu sorgen, macht uns offen für solche Schreckensbilder. Die Melodie der Elternliebe hat vor allem ein Grundrauschen: Schuldgefühle. Und Lobbyisten aller Art beherrschen es perfekt, dieses Geräusch niemals verstummen zu lassen.

Zum Beispiel mit allgegenwärtigen Warnhinweisen, die dafür sorgen, dass ein latent vorhandenes Unbehagen immer wieder in lodernde Panik umschlägt. So liegen angeblich überall Kleinteile herum, die kleine Kinder auf der Stelle verschlucken, um daran jämmerlich zu ersticken. Nahrungsmittel sollen nach dem Willen der NRW-Verbraucherschutzministerin Bärbel Höhn nicht unbeschrieben bleiben – sie forderte jüngst erst Karies-Warnhinweise auf Süßigkeiten-Packungen. Und fast hysterisch mutet das Kleingedruckte auf einem Osterbastelbogen an. „Nur geeignet für Kinder ab vier Jahre“, steht da geschrieben – wegen „Verletzungsgefahr mit der Schere“.

Je weniger Kinder es in Deutschland gibt, desto mehr Lust hat die Nation, sie mitzuerziehen. Jeder einzelne Aufruf mag gut gemeint sein – in der Masse beginnen uns die wohlmeinenden Warnungen zu erdrücken. Ihr Eltern, so das unterschwellige Signal der Botschaften, Ihr Eltern seid eigentlich nicht ganz zurechnungsfähig. Was gut und richtig ist für Kinder, das wissen nur die Sicherheitsexperten, Pädagogen oder auch eine TV-Supernanny. Ohne konkrete Anweisungen geht alles gründlich schief.

Danke sehr dafür, aber wir können uns vor guten Ratschlägen kaum mehr retten. Wir setzen den Kindern zu wenig Grenzen, heißt es, dafür gönnen wir ihnen zu viele Süßigkeiten, zu wenig Bewegung und zu viel Fernsehen. Von Anfang redet jeder mit – wieviel Muttermilch das Baby braucht und wie lange, welche Betreuungsform optimal ist und wie Eltern ihre Kleinen am besten fördern. Denn Pisa geht uns ja alle an, und schließlich ruht auf den kleinen Schultern die Hoffnung künftiger Rentnergenerationen.

Unser Selbstbewusstsein schrumpft im Laufe unserer Eltern-Sozialisation auf die Größe einer Erbse. Und die Kinder, die wir ja so dringend schützen wollen? Die sind auch ohne übertriebene Vorsichtsmaßnahmen heute gesünder, materiell besser gestellt und weniger Gefahren ausgesetzt als je zuvor. Aber sie beginnen immer mehr, die Leidtragenden der kollektiven Panikmache zu werden. Während sie früher auch ohne Aufsicht spielen durften, erlauben das heute immer weniger Eltern. Immer hockt irgendwo eine Mutter oder ein Vater, um Streit zu schlichten, geschältes Obst aus Tupperdosen zu verteilen und bei Langeweile lustige Spiele zu erfinden. Es könnte ja ein Kind auf eigene Ideen kommen. Dumme Ideen.

Indem alles als gefährlich gilt, wird es für Kinder immer schwieriger werden, sich selber, die eigenen Kräfte auszuprobieren, an dosierten Risiken zu wachsen und Erfolgserlebnisse zu spüren. Was soll aus einer Vierjährigen werden, der wir nicht zutrauen, mit einer Schere zu hantieren? Einem Siebenjährigen, der seinen Schulweg nur mit Mami bewältigt? Und aus einem Neunjährigen, der nur (behelmt) einen Rodelberg runterrutschen darf, wenn seine Eltern vorher die Piste abgeschritten und für ungefährlich befunden haben? Und was werden seine Kumpels zu der Aktion sagen? Hier ein ganz persönlicher Warnhinweis: Richten Sie diesen Kindern frühzeitig ein Therapiekonto ein. Sicher ist sicher.

(Ismene Poulakos in der Wochenendbeilage des Kölner Stadt-Anzeigers vom 23. April 2005)

i-Punkt 6-2005

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NAGEL-Redaktion – Die Sonntagsmediendemokratie

Sonntags um 21.45 Uhr kann man in der ARD besichtigen, wie die konservative Mitte ihre neuesten Sprachregelungen dem Publikum verkauft. Dann umrundet eine kostbare Mischung aus Multimillionären und mit abstrusen Sondervergütungen gemästeten Spitzenbeamten eine schwer gestylte, doch unverkennbar verdrießliche Blondine namens Sabine Christiansen und stellt unerbittlich fest, dass Deutschland ein Sanierungsfall sei: „Wie krank ist Deutschland?“, „Wirtschaftsflaute, Streik – Bleibt Deutschland Schlusslicht?“, „Kassen leer, Nerven blank – Regierung ratlos“ so lauten jeden Sonntag wieder die stets gleichen Themen. Und bald ist klar: Es geht im Grunde schon nicht mehr um Reformen, sondern um die Systemüberwindung.

Und deshalb bietet Sabine Christiansen der großen Koalition der Systemüberwinder allwöchentlich die Chance, dem Publikum zu verkünden, dass die heilige Utopie des Kapitalismus erst mal ans Ende gekommen ist. Denn es sieht nicht so aus, als ob es weiter ginge wie versprochen: Dass wir immer weniger arbeiten müssen und dabei immer mehr verdienen. Im Moment sieht es eher umgekehrt aus: Die Wirtschaft muss wachsen, dafür muss der „kleine Mann“ mehr und länger arbeiten, weniger verdienen und seine selbst verschuldete Arbeitslosigkeit mit Sozialhilfe bezahlen. Dabei ist unsicher, ob er Arbeit findet und ob es „der“ Wirtschaft beliebt, einen 50-Jährigen noch zu beschäftigen. Trotzdem wird das Rentenalter heraufgesetzt, und man sollte sich darauf einstellen, sich um drei Minijobs gleichzeitig zu prügeln. Wir wollen diesem Deutschland-Rescue-Team unsere Hochachtung aussprechen: Die Aufgabe ist schwer, und trotzdem scheut es keine Mühe, seine unfrohe Botschaft zu verkünden. Sabine Christiansen gibt ihr Bestes, dass die Herrschaften dabei nicht gestört werden. So wird man in dieser Runde niemals hören, dass in den letzten zehn Jahren die Netto-Realeinkommen um über vier Prozent gesunken sind, während die Wirtschaft um ca. 15 Prozent gewachsen ist.

Solche Bagatellen erschüttern doch die freie Presse nicht. Zwar halten immer noch zwei Drittel der Bevölkerung neoliberale Reformen wie die Agenda 2010 für fiesen Unfug, aber das hindert 98 Prozent unserer medialen Dienstleister nicht daran, stramm gegen ihr Publikum zu halten. Auch bei Sabine Christiansen wird nicht diskutiert: Die Chefetage dekretiert ihre Zehnjahrespläne. Da es nichts zu diskutieren gibt, versucht man, uns mit der Androhung des Untergangs zu unterhalten. Hin und wieder wird nach Schuldigen gefahndet: „Die Stunde der Wahrheit: Wieviel soziale Gerechtigkeit können wir uns noch leisten?“ oder: „Gewerkschaften, Beamte, Politiker – Wer blockiert das Land?“. Leider stehen alle Antworten schon vor Sendebeginn fest. Jeder dieser Katastrophentalks ist komplett austauschbar.

Sabine Christiansen funktioniert als Tonspur in der Endlos-Schleife mit den stets gleichen Figuren, die bloß unterschiedliche Namen tragen. Transkribierte man die Palavermasse in Schrifttext ohne Quellenangabe – 98 Prozent des Wortumsatzes bei Sabine Christiansen ließe sich keiner Person oder keinem eigenen Programm zuordnen. Heinrich von Pierer, Friedrich Merz, Wolfgang Clement mögen genetisch differieren, rhetorisch nicht.

Friedrich Merz formulierte in der Sendung vom 29. Juni 2003 eine treffende Einsicht: „Sie haben ja heute Ihre 250. Sendung – ich finde, wir sollten Ihnen erst mal gratulieren zu dieser Sendung. Diese Sendung bestimmt die politische Agenda in Deutschland mittlerweile mehr als der deutsche Bundestag.“ Nun werden sich ältere Jahrgänge vielleicht nicht nur an den Bundestag erinnern, sondern auch daran, dass zur Demokratie unterschiedliche Programme gehören. Es lässt sich in gefahrloser Allgemeinheit sagen: Es gibt nicht nur keine politischen Programme (außer „Wirtschaftswachstum“), es gibt auch keine Unterschiede in den Als-ob-Programmen. Politik beschränkt sich darauf, dem Wähler angebliche Zwänge zu verkaufen. Sabine Christiansen sorgt dafür, dass das so wenig als möglich auffällt: Sie simuliert streitbare Demokratie.

Allerdings hat die Sendung auch erhebliche Vorteile. Wer drei Mal Sabine Christiansen gesehen hat, wird nicht mehr behaupten dürfen, er hätte den Offenbarungseid der deutschen Politik nicht mitbekommen. Andererseits dürfte aber auch niemandem mehr entgehen, dass der größte Teil der Medien als unabhängige „vierte“ Macht abgedankt hat.

Walter van Rossum, Meine Sonntage mit Sabine Christiansen, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2003

i-Punkt 5-2005

 

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NAGEL-Redaktion – Schwein??? Nein!!!

Gerade als die Marktfrau am Geflügelstand meinen Puter auf die Waage legt, drängt mich eine zornige Frau zur Seite. „Hallo, ich muss reklamieren!“ Die Verkäuferin erwidert: „Moment, ich bediene gerade.“ Das löst einen neuen Zornanfall aus. „Typisch, so werden die Ausländer behandelt.“ Mir liegt auf der Zunge, dass ich auch halber Ausländer bin – und mich hinten angestellt habe. Doch die Sache duldet keinen Aufschub. Denn jetzt schleudert die Dame ihre Einkaufstüte auf die Theke. „Betrug!!!“ zetert die Frau, die eine Art angedeutetes Kopftuch um Hals und Schultern gelegt hat. Sie trägt einen langen schwarzen Ledermantel, Goldschmuck, und ihre Augen sind mit viel Kajal umrandet. Mit ihren dramatischen Gesten erinnert sie an eine Stummfilm-Diva. Leider ist dies kein Stummfilm! Die Dame wird lauter, denn es geht um die Wurst. Um die Geflügel-Fleischwurst, die sie gekauft hat. „Es ist ja doch Schwein drin! Lügen Sie mich nicht an!“ Die Verkäuferin ist verblüfft: „Wir sind ein Geflügelhof. Wir halten Hühner, Puten und Gänse, also können wir gar kein Schwein in die Wurst tun.“ „Und was steht da???“ – die muslimische Diva zieht die Wurst aus der Tüte und deutet auf die Schrift: „Feine Geflügel-Schinkenwurst“. „Ja und?“ „Schinken ist immer Schwein!!!“ „Blödsinn!“ entfährt es mir. „Schinken ist das, worauf Sie sitzen.

Alles was Schenkel hat, kann zum Schinken werden.“ „Fleischwurst heißt auch Schinkenwurst“, erklärt die Verkäuferin. Sachargumente zählen nicht. Die Dame verlegt sich aufs Klagen – sie als Gläubige könne ihren Kindern doch kein Schwein aufs Brot geben. „Es ist kein Schwein, verdammt noch mal!“ „Schinken ist immer Schwein!!!“ Am Ende bekommt die Frau ihr Geld zurück. Ich überlege, ob religiöse Nahrungsvorschriften Gläubige in die Hysterie treiben können.

„Sie treiben andere Leute in den Wahnsinn!“, erklärt meine persische Freundin, als ich ihr die Geschichte erzähle. Das sei noch gar nichts – sie habe ja früher im Supermarkt gearbeitet. Da war ein türkischer Kunde, der wissen wollte, ob die Butter wirklich nicht vom Schwein sei. Eigentlich war meine Freundin sicher, dass die Butter auch in Deutschland nie vom Schwein ist – aber der Kunde meckerte, er habe schon einmal Schweinebutter gekauft, jetzt wolle er die Garantie. Also wurde der Marktleiter geholt. „Ist die Butter auch wirklich nicht vom Schwein?“ Der Chef lachte nur bei der Vorstellung, eine Sau zu melken.

Nein, ganz sicher! Auch die Ungläubigen trinken keine Schweinemilch! „Aber wo kann der Mann denn Schweinebutter gekauft haben?“, frage ich. Meine Freundin lacht. Das habe sie auch erst später verstanden. Er hatte wohl das Billigste aus dem Kühlregal genommen – und das ist Schweineschmalz!

(Diana Zulfoghari in der WAZ-Wochenend-Beilage vom 22. Januar 2005)

i-Punkt 4-2004

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