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NAGEL-Redaktion – Gesundheit des Personals

Die Seite wurde im Dezember 2010 begonnen. Mittlerweile beschäftigen sich einige Organisationen mit gesundheitlichen Aspekten – auf das Personal in den Einrichtungen bezogen. Wir haben uns dazu entschlossen, hilfreiche Informationen zum Thema ebenfalls anzubieten. Dabei hoffen wir auf Unterstützung von Gruppierungen, denen die Theamatik ebenfalls ein Anliegen ist, so etwa die GEW.

Kürzlich erreichte die NAGEL-Redaktion eine Broschüre, die die sächsische Staatsregierung zur Erzieherinnengesundheit Ende 2008 herausgegeben hat.

Schwerpunkt ist die gesundheitliche Situationen von Erzieherinnen in Kitas. Zahlreiche Aspekte dürften allerdings auch auf andere Bereiche übertragen werden können, in denen pädagogisches Fachpersonal tätig ist. Interesse? Titel anklicken!

Inhalt
Notwendigkeit von Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie Gesundheitsförderung bei Personal in Kindertageseinrichtungen
Rechtliche Grundlagen
Tipps zur praktischen Umsetzung des Arbeits- und Gesundheitschutzes
Handlungsfelder – Probleme erkennen und lösen
Informationen – Veranstaltungen – Weiterbildungen
Kopiervorlagen

Seite wird fortgesetzt!

 

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NAGEL-Redaktion – Gesundheit

Bewegung? Aber ja doch! Und wie!


Gesundheitsförderung auf einem Abenteuerspielplatz – ganz natürlich (Foto: Rainer Deimel)

Sie finden hier Zugang zum Thema Gesundheit von „Kindern und Jugendlichen“. Nachfolgend gibt es Links und Hinweise zu Dokumenten und zentral bedeutsamen Institutionen. Seit geraumer Zeit interessiert uns das Thema ganz besonders. Gesundheitsförderung gehört zu einer der fachlichen Prämissen des ABA Fachverbandes. Sollten Sie ebenfalls Interesse am Thema haben, empfehlen wir Ihnen, sich ferner unseren Informationsdienst i-Punkt im Verzeichnis NAGEL-Redaktion (ABA-Informationsdienst) herunterzuladen. Dieser wird Ihnen monatlich auf Anfrage auch gern zugesandt. Im i-Punkt gibt es regelmäßig eine Sparte zum Thema „Gesundheit“.


Foto: Rainer Deimel

Kinder, Jugendliche und Gesundheit

Auf einer Extra-Seite gibt es diesen Beitrag von Rainer Deimel – Dorthin wechseln

2010

Gesundheit lernen – Wohnquartiere als Chance für Kinder

Ein Kooperationsprojekt von Bertelsmann Stiftung, Robert Koch-Institut und empirica AG (2010)


Zum Herunterladen bitte Titel anklicken!

Kinder in Deutschland haben ungleiche Bildungs- und Gesundheitschancen. Zahlreiche Studien belegen deren Abhängigkeit von der sozialen Herkunft der Mädchen und Jungen. Aber auch das direkte Lebensumfeld, der Ort, an dem Kinder und Jugendliche aufwachsen, entscheidet mit über ihre Entfaltungsmöglichkeiten und fördert oder hemmt gesunde Entwicklungsbedingungen. Einige Kommunen verfolgen daher verstärkt quartiersbezogene Ansätze und steuern ihre Politik für Kinder, Jugendliche und Familien mit Blick auf deren Sozialräume. Dass dies der richtige Weg ist, bestätigt die vorliegende Studie von empirica, Robert Koch-Institut und Bertelsmann Stiftung. © 2010 Bertelsmann Stiftung

Rein ins Abenteuer!

Die „bleibgesund„, Mitgliederzeitschrift der AOK Westfalen-Lippe berichtete in einem „Service Spezial“ in ihrer Ausgabe 4/2010 zum Thema „Abenteuerspielplätze“. Einen ganzen Tag lang hat sich die Autorin Petra Sperling im Frühjahr 2010 zwecks Information und Recherche auf dem Abenteuerspielplatz Rahm in Dortmund aufgehalten. Im Artikel heißt es einleitend: „Hütten bauen, Brücken über den Bach schlagen, die Klamotten dabei so richtig einsauen und danach Stockbrot im Feuer backen. All das lieben Kinder. Und all das geht auf einem Abenteuerspielplatz.“ Der ABA Fachverband bedankt sich auf diesem Wege bei der AOK Westfalen-Lippe, das Konzept „Abenteuerspielplatz“ so umfassend bekannt zu machen. Wir bedanken uns auch bei der Autorin Petra Sperling und der verantwortlichen Redakteurin Annette Vorpahl von der „bleibgesund“ für ihre Zustimmung, den Artikel hier verwenden zu dürfen, und die erfreuliche Kooperation.
Zur Seite „Service Spezial: Rein ins Abenteuer!“

 

Allergieforschung: Allergieschützenden Stoff im Stallstaub entdeckt

Ruhr-Universität Bochum: Zuckermolekül aus Futterpflanzen dämpft Überreaktion des Immunsystems

Dass Kinder, die auf Bauernhöfen aufwachsen, seltener an Allergien und allergischem Asthma leiden, ist lange bekannt. Was sie allerdings davor schützt, war lange rätselhaft. „Die Suche nach der schützenden Substanz war wie die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen“, erklärt Marcus Peters, Pneumologe an der Ruhr-Universität Bochum. Gemeinsam mit Kollegen aus München und Borstel analysierte er Stallstaub, der in den Stallungen von verschiedenen Bauernhöfen in Deutschland, Österreich und der Schweiz eingesammelt worden war. Mehr lesen

 

Was Kinder brauchen – oder: Gesundheit ist nicht konsumierbar

Kinder und Jugendliche von heute erleben vielfach ein Wechselbad zwischen Über- und Unterforderung, Überfluss und Mangel. Immer mehr Kinder reagieren darauf mit psychosomatischen und mentalen Störungen. Der Einsatz von Medikamenten dagegen sollte kritischer hinterfragt werden. Der Schlüssel zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden liegt im Elternhaus, im Kindergarten und in der Schule. Ein Beitrag von Prof. Dr. Klaus Hurrelmann. Die Verwendung dieses Artikels erfolgt mit freundlicher Genehmigung der leitenden Redakteurin des Mitgliedermagzins „GESUNDHEIT konkret“ der BARMER GEK, Doris Goedecke-Vorberg. Zur Seite

 

AOK-Familienstudie 2010: Deutschlands Eltern schätzen Familienrituale

Deutschlands Eltern legen nach den Ergebnissen einer bisher einmaligen Repräsentativbefragung von Müttern und Vätern großen Wert auf gemeinsame Mahlzeiten, Familienrituale und gemeinsame Zeit mit ihren Kindern. Zugleich sind sie in der Frage der richtigen Ernährung für ihre Kinder verunsichert. Das geht aus der AOK-Familienstudie 2010 hervor. Die Studie zeigt, dass es bei der Gesundheit der Kinder hauptsächlich auf die Einstellung der Eltern und auf deren Vorbild ankommt, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Jürgen Graalmann am 1. juli 2010 in Berlin. „Wir werden deshalb in unserer Präventionsarbeit und vor allem im Rahmen unserer Initiative „Gesunde Kinder – gesunde Zukunft“ die Vorbildfunktion der Eltern stärker hervorheben.“

Professor Klaus Hurrelmann zufolge wird in der AOK-Familienstudie 2010 erstmals die Elterngesundheit untersucht. „Damit ist der Grundstein für eine Betrachtung der Gesundheit von Eltern über einen längeren Zeitraum hinweg gelegt“, sagte Hurrelmann. Zwar liegen nach seiner Einschätzung viele Daten zur Gesundheit von Kindern, nicht aber von deren Eltern vor. Mit der Schließung dieser Lücke „bringt die AOK den Eltern jetzt die verdiente Wertschätzung entgegen“, so Hurrelmann. Der renommierte Forscher leitete die Studie zusammen mit der Professorin Ulrike Ravens-Sieberer vom Universitätsklinikum Eppendorf in Hamburg.

Für die AOK-Familienstudie 2010 hat die Gesellschaft für angewandte Sozialforschung (GE-F-A-S) im Auftrag des AOK-Bundesverbandes zwischen Februar und April 2010 bundesweit mehr als 2.000 Mütter und Väter zum Alltag mit ihren vier- bis 14-jährigen Kindern befragt. Dabei zeigte sich, dass Einstellung und Vorbildfunktion der Eltern wichtiger sind als die sozioökonomischen Verhältnisse. „Die Studie belegt, dass viele gesundheitsfördernde Selbstverständlichkeiten in den Familien bereits gelebt werden“, betont Graalmann. „Diese positive Einstellung wollen wir mit unserer Präventionsarbeit stärken.“ Die Untersuchung liefert auch Hinweise darauf, dass nicht nur die Kindergesundheit, sondern auch die Gesundheit der Eltern noch mehr unterstützt werden muss.

Die Studie 2010 ergänzt die Untersuchung zum Auftakt der Initiative „Gesunde Kinder – gesunde Zukunft“ aus dem Jahr 2007. Damals wurde in einer qualitativen Erhebung aufgezeigt, dass ein gesundes Aufwachsen von Kindern auch unter ungünstigen wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen möglich ist.

Übergewicht durch falsche Ernährung und Bewegungsmangel sowie psychische Auffälligkeiten in Form von chronischen Stressreaktionen und Verhaltensauffälligkeiten sind nach Hurrelmanns Worten die wichtigsten Gesundheitseinschränkungen im Kindesalter. Gesundheitsrelevante Alltagsroutinen und nicht die sorgsam vorbereiteten Extras im Tagesablauf seien die Basis für eine erfolgreiche Gesundheitsbildung im Alltag. Nach Angaben Ravens-Sieberers wirken sich ein harmonisches Familienklima sowie gemeinsam in der Familie regelmäßig verbrachte Zeit besonders günstig auf eine gesundheitsfördernde Entwicklung aus. „Kinder, die ihre Mahlzeiten im Familienkreis einnehmen, sind eher vor Übergewicht geschützt“, so die Wissenschaftlerin.

AOK-Bundesverband vom 1. Juli 2010

AOK-Familienstudie 2010 herunterladen

2009

Gesund groß werden: Was Kinder krank macht – und welche Rezpete helfen
Das war das Thema des aufschlussreichen DJI Bulletins 3/2009 (Heft 87). Wir empfehlen Interessierten dieses Heft sehr. Zusätzlich als Bulletin PLUS im Heft: Gesundheit neu denken
DJI Bulletin 87 herunterladen

Stadtkinder: Parks helfen der Gesundheit
Forscher von der Medizinischen Fakultät der Universität in Indianapolis und Washington haben nachgewiesen, dass eine grüne Umgebung und freie Flächen in der Stadt positive Auswirkungen auf die Gesundheit der Kinder haben. Dort zeigten Kinder im Verlauf von zwei Jahren eine geringere Gewichtzunahme als Kinder in städtischen Regionen ohne Grünflächen in nächster Nähe. Kinder, die in dicht bewohnten Regionen leben, brauchen mehr Möglichkeiten, sich draußen zu bewegen. Dadurch verringert sich auch ihr Risiko für Übergewicht.
Die amerikanischen Forscher um Dr. Gilbert C. Lui beobachten 3.800 Kinder zwischen 3 und 16 Jahren, die zwei Jahre ihren Wohnsitz in der Stadt nicht gewechselt hatten. Zur Beurteilung des Anteils an Vegetation und Spielräumen in der Umgebung nutzten sie Satellitenaufnahmen. Das Ergebnis: Je grüner und weitläufiger die Bebauung in der Umgebung war, desto geringer war die Veränderung des Body-Mass-Index (BMI) der Kinder und Jugendlichen im Verlauf von zwei Jahren.
KU Gesundheitswelt 9/2009

Lerngesundheit durch Ressourcenorientierung
Autor: Eckhard Schiffer
Diese sehr empfehlenswerten Ausführungen konnten wir mit freundlicher Unterstützung von Dr. Eckhard Schiffer (Mitglied im Beirat des ABA Fachverbandes und Autor zahlreicher Bücher) auf eine spezielle Seite „Lerngesundheit“ stellen. Bedanken möchten wir uns bei ihm und bei Alexander Mavroudis vom Landesjugendamt Rheinland, der uns ebenfalls bei der Realisierung unterstützt hat.
Zur Seite

Kinder und Allergien – Ein Beitrag von Christiane Richard-Elsner, Mitglied im Beirat des ABA Fachverbandes
Allergische Erkrankungen sind in den letzten Jahrzehnten in allen Industireländern besonders bei Kindern vestärkt aufgetreten und zu einer Volkskrankheit geworden. Sie sind stets mit einer Eionschränkung der Lebensqualität verbunden.
Beitrag heunterladen

Bewegungsmangel bei Kindern – Ursachen, Folgen und Veränderungsmöglichkeiten – Ein Beitrag von Christiane Richard-Elsner, Mitglied im Beirat des ABA Fachverbandes
Kinder haben einen instinktiven Bewegungsdrang. Der Mangel an körperlicher Aktivität ist mittlerweile zu einem ernsten Problem nicht nur für die Familien, sondern für die gesamte Gesellschaft geworden.
Beitrag herunterladen

 

2008

Erkennen – Bewerten – Handeln: Zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland
Schlussbericht zur so genannten KIGGS-Studie. Herausgegeben von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und dem Robert-Koch-Institut, dem auch die Redaktion oblag. Ziel des gemeinsamen Werks ist es, einen Beitrag zur Verbesserung der Gesundheit der heranwachsenden Generation zu leisten. ABA Fachverband: Eine wichtige Arbeitshilfe für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen! (178 Seiten, 3,5 MB)
Bericht herunterladen

Schulkantinen – Lob und Tadel: Das LBS-Kinderbarometer hat das Mittagsessen in Schulkatinen untersucht.
Mitteilung vom 12. November 2008 hierzu herunterladen

Nationale Verzehrstudie II (Ergebnisbericht, Teil 1): Bundesweite Befragung zur Ernährung von Jugendlichen und Erwachsenen. Herausgeber: Max-Rubner-Institut (Bundesforschungsinstitut für Ernähnrung und Lebensmittel) mit dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, 2008. (173 Seiten, 1,7 MB)
Bericht herunterladen

 

2007

Gesundheitsbericht des Bundes 2006: Gesundheit in Deutschland. Erstellt vom Robert-Koch-Institut (224 Seiten, 5,7 MB); Zitierwünsche finden Sie dortselbst.

Dicke Kinder: Warum werden unsere Kinder immer dicker? Ein Beitrag von „Quarks & Co.“, gesendet am 26. Juni 2007.
Skript herunterladen

Die Bedeutung von Bewegung, Spiel und Sport in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. Bei Beitrag von Sebastian Feis (Sportwissenschaftler). (62 Seiten, 257 KB). Dieser Beitrag wurde der NAGEL-Redaktion freundlicherweise von Sebastian Feis zur Verfügung gestellt.

Gesundheitsvorsorge im Kindes- und Teenageralter
Familienwegweiser: Ein Service des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
– Bei Interesse Logo des Ministeriums anklicken!
Vorsorgeuntersuchungen im Kindesalter sind überaus wichtig, um Entwicklungsstörungen und Krankheiten frühzeitig zu erkennen. Kinder haben bis zum vollendeten fünften Lebensjahr Anspruch auf insgesamt neun Untersuchungen (U1-U9). Die Mutter erhält nach der Geburt ein Untersuchungsheft, in dem die Ergebnisse jeder der neun Untersuchungen dokumentiert werden.
Bei Jugendlichen kann und sollte zwischen dem vollendeten 12. und 15. Lebensjahr eine Vorsorgeuntersuchung (J1) in Anspruch genommen werden. Diese umfasst neben der allgemeinen körperlichen Untersuchung auch das Überprüfen von Gewicht, Größe, Impfstatus, Blut und Urin. Außerdem können altersbedingte Probleme besprochen und geklärt werden.
Kinder und Jugendliche haben zudem Anspruch auf Zahnvorsorgeuntersuchungen. Diese sind als Vorbeugemaßnahme insbesondere gegen Karies wichtig.
Die Kosten für die Vorsorgeuntersuchungen werden bei gesetzlich und privat Krankenversicherten von den Krankenkassen, bei nicht Krankenversicherten vom Sozialamt übernommen.

Angebote der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)

Durch einen Klick auf der Logo der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gelangen Sie auf dessen Startseite. Nachfolgend finden Sie diverse Spezialangebote der BZgA, Kinder und Jugendliche betreffend.

GUT DRAUF – eine Aktion der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
(BZgA)
:
GUT DRAUF – unter diesem Motto hat die BZgA – wissenschaftlich fundiert und in enger Zusammenarbeit mit Fachleuten und Kooperationspartnern – auf der Grundlage eines integrierten Aufklärungskonzeptes die Jugendaktion GUT DRAUF entwickelt. Ziel dieser Aktion ist es, das Ernährungs- und Bewegungsverhalten wie auch die Stressbewältigung der 14- bis 18-jährigen Jugendlichen nachhaltig zu verbessern und damit einen entscheidenden Beitrag zur Gesundheitsförderung zu leisten. Die Annäherung an einen Zustand des umfassenden körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht lediglich das Freisein von Krankheit und Schwäche soll erreicht werden (vgl. Gesundheitsdefinition der WHO). In den wichtigsten Lebensbereichen – in der Freizeit, in der Schule, im Sportverein und auf Reisen – sollen Jugendliche gesundheitsbewusste Angebote erhalten, die Spaß machen und gesundheitsgerechtes Verhalten ganz selbstverständlich in den jugendlichen Lebensalltag integrieren. GUT DRAUF richtet sich vorrangig an Mittlerkräfte der Jugendlichen. Ziel ist es jegliche Akteure in der pädagogischen Arbeit, wie Jugendarbeiter, Erzieher, Lehrer, Reisebegleiter, Animateure, Sportpädagogen etc. zu befähigen GUT DRAUF Angebote umzusetzen. Wer die ganze Aktion kennenlernen will, klickt auf das folgende Logo.

Die Standards für GUT DRAUF für die Offene Kinder und Jugendarbeit – am Beispiel des Rhein-Sieg-Kreises – können hier geladen werden.

Kindergesundheit – Ein Spezialdienst der BZgA
Das Internetportal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) rund um die Gesundheit und Entwicklung von Kindern. Eltern und Fachkräfte erhalten hier eine Vielzahl an Informationen zur gesunden kindlichen Entwicklung. Zu jedem Thema finden sich neben grundsätzlichen Informationen viele alltagsnahe Tipps, Antworten auf häufig gestellte Fragen, weiterführende Links und vieles mehr. Im Kanal „Rat & Hilfe“ erfahren Eltern darüber hinaus, an wen sie sich bei Fragen und Problemen in der Entwicklung und Gesundheit ihres Kindes sowie des Familien- und Erziehungsalltags wenden können. Fachkräfte, die in ihrer täglichen Arbeit mit Kinder zu tun haben, finden im Kanal „Für Fachkräfte“ Grundlagen und Hintergrundwissen zu Fragen der kindlichen Entwicklung.

Kinder stark machen – Ein Spezialdienst der BZgA
Kinder stark machen zielt darauf ab, Kinder und Jugendliche sowie erwachsene Kontaktpersonen mit biopsychosozialen Kompetenzen auszustatten, die ein suchtfreies Leben ermöglichen. Diese Kampagne, deren gegenwärtiger Schwerpunkt auf dem Freizeit- und Sportbereich liegt, wird in enger Kooperation mit den großen Breitensportverbänden sowie Organisationen aus der Jugendhilfe und Suchtprävention durchgeführt.

Informationen zur Jugendgesundheitsuntersuchung – Ein Spezialdienst der BZgA
Dieses Internet-Angebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung befindet sich zurzeit im Aufbau.

Gesunde Ernährung – Ein Spezialdienst der BZgA

Weitere Angebote


Netzwerk Kindergesundheit und Umwelt
Bündnis für eine enekeltaugliche Zukunft e.V.

Internet-Journal Gesundheitswissenschaften und Gesundheitsförderung
Um auf das 2007 eingestellte Internet-Journal Gesundheitswissenschaften und Gesundheitsförderung zu gelangen, klicken sie bitte auf das nachstehende Logo.

Internet-Journal Gesundheitswissenschaften und Gesundheitsförderung
Um auf das 2007 eingestellte Internet-Journal Gesundheitswissenschaften und Gesundheitsförderung zu gelangen, klicken sie bitte auf das vorstehende Logo.

Wir empfehlen ferner die Seiten des Frauengesundheitszentrum Graz. Sie gelangen über einen Mausklick auf die nachstehende Abbildung dorthin.

Zum Herunterladen

Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern – Für Kinder gibt es elf kostenlose Vorsorgeuntersuchungen (U1 bis U10 bzw. J1). Je früher Störungen und Krankheiten erkannt werden, um so besser lässt sich etwas dagegen unternehmen. – Übersicht Vorsorgeuntersuchungen herunterladen

Gesund und munter in der Kita – Anregungen für einen bewegten Kita-Alltag – Auch für andere Einrichtungen geeignet (40 Seiten, 1,3 MB). Hedrausgegeben von der Unfallkasse Berlin (2007).
Broschüre herunterladen

Erste Ergebnisse der KIGGS-Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen des Robert-Koch-Instituts (2007) (188 Seiten, 1,3 MB). Zum Herunterladen bitte auf nachfolgenden Titel klicken!

Renate Höfer: Jugend, Gesundheit und der „Sense of Coherence“

Im vorliegenden Beitrag werden zum einen unter einer „Risikoperspektive“ die gesundheitlichen Gefährdungen der von Renate Höfer untersuchten Gruppe „institutionsauffälliger“ Jugendlicher aufgezeigt. Zum anderen wird aber unter einer salutogenetischen Perspektive dargestellt, welchen Beitrag der Sense of Coherence als generalisierte Bewältigungsressource bei der Bewältigung von alltäglichen Anforderungen für Gesundheit zu leisten vermag. Die Datenbasis bilden eine standardisierte Fragebogenerhebung bei 740 12-24jährigen und qualitative Interviews von 60 jungen Frauen und Männern aus der Fragebogenerhebung. (Deutscher Bildungsserver) – Der Beitrag erschien in: Zeitschrift für Gesundheitswissenschaften, Vol 6 (4), S. 341-357 (23 Seiten, 209 KB) 2006 – Hier eingestellt im Juli 2007
Stichwort: Salutogenese
Dr. Renate Höfer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Praxisforschung und Projektberatung an der Ludwig-Maximilians-Universität, München, Departement Psychologie – Sozialpsychologie.
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Gerhard Nissen: Psychische Erkrankungen: Kindliche Angststörungen haben viele Gesichter
Was steckt dahinter, wenn ein 4-Jähriger seiner Mutter nicht von der Stelle weicht und sogar nachts den Vater aus dem Bett treibt? Oder wenn eine 12-Jährige sich weigert, in die Schule zu gehen? In dem Beitrag lesen Sie, wann Kinderängste als pathologisch eingestuft werden müssen, wie überängstliche Eltern zur Entstehung einer Angststörung beitragen können und welche Therapiemöglichkeiten es gibt. – Der Beitrag erschien in „pädiatrie hautnah“ 5/2004 (3 Seiten, 67 KB) – Hier eingestellt 2007
Prof. em. Dr. Gerhard Nissen ist an der Julius-Maximilians-Universität, Würzburg.
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Klaus Hurrelmann: Gesundheitssituation von Kindern und Jugendlichen
Trotz der Zunahme chronischer Krankheiten sind es nicht in erster Linie die körperlichen Erkrankungen, die Anlass zur Sorge geben. Beunruhigender ist die Zunahme von psychischen und soziomatischen Störungen. Klaus Hurrelmann beschreibt in seinem Beitrag ausführlich, woran Kinder und Jugendliche heute verstärkt leiden und erläutert Hintergründe und Ursachen. Einen Schwerpunkt widmet er dem Risikoverhalten junger Menschen und dessen psychischer und sozialer Bedeutung. – Der Beitrag erschien in ajs-informationen – Fachzeitschrift der Aktion Jugendschutz 1/2005, Stuttgart (15 Seiten, 113 KB) – Hier eingestellt im Juli 2007
Dr. Klaus Hurrelmann ist Professor für Sozial- und Gesundheitswissenschaften an der Universität Bielefeld, Direktor am Institut für Bevölkerungsforschung und Sozialpolitik und Leiter des Collaborating Center Jugendgesundheit der WHO. Seine wichtigsten Forschungsgebiete sind: Sozialisation, Bildung und Erziehung, Familie, Kindheit, Jugend und Gesundheit/Krankheit. Klaus Hurrelmann ist Mitglied im Beirat des ABA Fachverbandes.
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Rainer Steen: Bildungsqualität durch Gesundheitsförderung – Gesundheitsförderung durch Schulentwicklung
Obwohl es genügend Wissen darüber gibt, was zum Gelingen eines gesundheitsförderlichen schulischen Alltags und damit auch zu mehr Bildungsqualität beiträgt, bleiben viele Ansätze stecken, weil sie zu kurz greifen. Rainer Steen plädiert für eine neue Sichtweise: Weniger nach Defiziten und Gefahren zu fahnden als vielmehr nach Ressourcen und Lösungen zu suchen! Dabei ist das Setting Schule als Ganzes in den Blick zu nehmen: Gesundheit muss zum Thema der gesamten Organisation gemacht werden. Der Autor macht, ausgehend von einer Beschreibung der vielfältigen Belastungen von Schülerfinnen wie auch von Lehrer/innen konkrete Vorschläge, wie Schule „genesen“ kann. – Der Beitrag erschien in ajs-Informationen – Fachzeitschrift der Aktion Jugendschutz 1/2005, Stuttgart (8 Seiten, 484 KB) – Hier eingestellt im Juli 2007
Rainer Steen ist Referatsleiter für Gesundheitsförderung und Gesundheitsberichterstattung im Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises/Heidelberg. Seine Arbeitsschwerpunkte sind: Gesundheitsförderliche Schulentwicklung und Lehrergesundheit (Praxisbüro „Gesunde Schule“), Salutogenese-Konzepte in pädagogischen und kommunalen Handlungsfeldern, Gesundheitsförderung und Öffentlicher Gesundheitsdienst.
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Links

Sprechstunde für Eltern – So das Verständnis des Ratgebers „Kindergesundheit“ des „Sterns“. „Stern“: Der Stand der Wissenschaft, von Medizinjournalisten gründlich recherchiert, unabhängig bewertet und verständlich aufbereitet. Zu den Seiten: Abbildung anklicken!

Foto: WAZ

Probleme mit Kopfläusen? Die NAGEL-Redaktion des ABA Fachverbandes hat hierzu eine spezielle Seite eingerichtet. Interesse? Hier klicken!

Zeckengefahr! Zecken breiten sich immer mehr aus. Die Baxter Deutschland GmbH hat eine informative Seite zum Thema eingerichtet. Sie erreichen Sie mittels eines Klicks auf vorstehendes Zeichen.

Beiträge bis 2005

Diese Links können Sie über einen Klick auf den Text laden.

Rainer Deimel: Kinder, Jugendliche und Gesundheit

Abwehrkräfte

ADS: Fernsehen macht zappelig

ADS: Hunde beruhigen fast jeden Zappelphilipp

Allergien bei Kindern

Haustiere mindern das Allergie-Risiko

Zu viel Hygiene Schuld an Allergien

Altersdiabetes bei Kindern

Kleine Kinder nicht zu oft baden

Bewegungsmangel
Störquelle für eine Balance von Lernen und Leben bei Kindern

Depressionen bei Kindern und Jugendlichen

Deutsche Kinder

Entspannung mit Kindern

Kinderernährung

Fernsehen macht Kinder schlapp

Jugendliche: Gefährliches Alter

Konditionslose Kinder

Kopfschmerzen bei Kindern

Links zum Thema Gesundheit

Schlafen und Schlafstörungen

Schmerzen

„Wahrnehmungsstörungen“ bei Kindern

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NAGEL-Redaktion – Selbstbestimmung als Bildungsziel in der Praxis eines Mädchentreffs

Von Ulrike Graff

„Selbstbestimmung für Mädchen“, so lautet das grundlegende Anliegen feministischer Mädchenpädagogik. Damit hat sie einerseits dasselbe humanistische Bildungsziel wie andere kritisch emanzipatorische Pädagogiken auch, andererseits unterscheidet sie sich von ihnen in der Frage der Organisationsform in Bezug auf Geschlecht. Da feministische Pädagogik von der These ausgeht, dass die Selbstbestimmung von Mädchen in koedukativer Pädagogik behindert wird, strukturiert sie sich bewusst wieder geschlechtshomogen.

Der folgende Beitrag über den Mädchentreff Bielefeld untersucht, wie sich das Ziel Selbstbestimmung für Mädchen in diesem neuen geschlechtshomogenen Praxisfeld realisiert. Er referiert Ergebnisse einer qualitativen Studie, die von mir als Auswertung der Theorie und Praxis des Mädchenreffs durchgeführt wurde (Graff 1999). Als Mitinitiatorin und pädagogische Mitarbeiterin habe ich das selbstgesteckte Ziel, Mädchen in ihren Selbstbestimmungsprozessen zu unterstützen, evaluiert. In von Pädagoginnen und Mädchen geschilderten Situationen versuche ich, der Beziehung zwischen ihnen auf die Spur zu kommen. Beziehung, realisiert in Interaktion, ist einer der Orte, wo sich Pädagogik konkret abspielt.

Im vorliegenden Beitrag stelle ich zunächst exemplarische Interviewpassagen mit Mädchen aus dem Mädchentreff vor. Sie erzählen, welche Beziehungsmöglichkeiten sie im Mädchentreff zu den Pädagoginnen erleben, welche Art von Unterstützung und Anregung sie bekommen und welche Konflikte es für sie gibt. Dann analysiere ich die Geschichten gelungener und misslungener pädagogischer Situationen, die die Mädchentreff-Pädagoginnen erinnern. Hier wird es immer dann pädagogisch spannend, wenn die Mädchen anders sind oder andere Dinge tun als die Pädagogin erwartet. Die Frage nach Selbstbestimmung ist keine, die sich mit einem feministischen Konzept von selbst erledigt.

Der Mädchentreff wurde 1985 gegründet als eine der ersten Einrichtungen außerschulischer Mädchenbildungs- und Kulturarbeit in Nordrhein-Westfalen. Neu am Mädchentreff ist auch das Konzept einer feministischen Mädchenpädagogik; nach den Erfahrungen der Grenzen koedukativer Jugendarbeit macht es Geschlechtshomogenität bewusst wieder zu einem Prinzip der Arbeit (vgl. hier zunächst stellvertretend Spender 1985).

Im Begriff „Selbstbestimmung“ treffen sich hier zwei Traditionen: zum einen die pädagogische, deren klassisch-humanistische Aufgabe Erziehung zu Selbstbestimmung und Selbsttätigkeit ist (vgl. Benner 1983 sowie Hornstein in diesem Band), zum anderen die feministische, deren wichtigstes Ziel ebenfalls als „Selbstbestimmung für Frauen“ formuliert wird (vgl. Beyer u.a. 1983).

Im pädagogischen Diskurs nimmt die Auseinandersetzung mit dem Thema Selbstbestimmung breiten Raum ein: Erziehung zu Mündigkeit, Förderung persönlicher Autonomie, Emanzipation tauchen als „Bildsamkeitspostulat“ in geisteswissenschaftlicher Pädagogik (vgl. Dilthey 1961) ebenso auf wie in analytisch-empirischer (vgl. Brezinka 1974) und emanzipatorisch-kritischer Pädagogik (vgl. Mollenhauer 1974, Gamm 1979).

Dietrich Benner macht dies als „Grundstruktur pädagogischen Denkens und Handelns“ (Benner 1983) in einer Matrix deutlich:

 

 

das Individuelle von Erziehungspraxis

das Gesellschaftliche von Erziehungspraxis

1. prinzipielle Bildsamkeit des Menschen zur Selbstbestimmung für eine produktive Freiheit,

3. Erkennen der gesellschaftlichen Bedingtheit von Erziehung als ihre pädagogische Aufgabe,

2. Aufforderung zur Selbsttätigkeit der Individuen,

4. Verständnis von Pädagogik als gesellschaftliche Praxis neben anderen Praxen (Arbeit, Kunst, Politik), die sich gemeinsam dem Streben für eine „bessere Welt“ verpflichten.

 

 

Selbstbestimmung ist mit diesem Hintergrund klassisch pädagogisches Ziel. Es ist der positiven Utopie verpflichtet, dass alle Menschen frei und demokratisch über ihre Kompromisse zwischen individuellen und kollektiv-gesellschaftlichen Belangen entscheiden können sollen.

Dieses Ziel verweist auf ein Menschenbild, für das ein „Selbst“ als selbstreflexives Bewusstsein konstitutiv ist. Dieses Selbst steht in dialektischem Verhältnis zur Umwelt, d.h. es lernt im Handeln mit anderen als Individuum die Balance zwischen eigenen Interessen und Anforderungen des Kollektivs.

Bezugspunkte für eine feministische Begründung von Selbstbestimmung können zwei Arbeiten bilden, zum einen:

die amerikanische Untersuchung „Die verlorene Stimme“ (Brown/Gilligan 1994). Sie fragt als Weiterentwicklung von Carol Gilligans Studie zu weiblicher Moral (Gilligan 1984) nach dem Wissen, das Mädchen über Beziehungen haben, wie sich dies mit der Adoleszenz verändert und welche Bedeutung erwachsene Frauen für eine „eigene Stimme“ von Mädchen haben.

Zum anderen: die Überlegungen des Mailänder Frauenbuchladens zum Konzept „affidamento“ (Libreria delle donne 1988). Affidamento heißt wörtlich: „sich anvertrauen“, Frauen vertrauen sich einander an.

Dies wird entwickelt als politisch-feministische Strategie in einer patriarchalen Kultur, die Männer und Frauen auf den Vater-Mann-Sohn zentriert und die Beziehungen unter Müttern-Frauen-Töchtern leugnet oder diffamiert. Konkrete und symbolische Frauenbezogenheit will diese Struktur männlicher Herrschaft aufbrechen und gilt als Voraussetzung für weibliche Selbstbestimmung.

Feministische Mädchenpädagogik überträgt dies Konzept der Geschlechtshomogenität sowohl auf die Mädchen als Adressatinnen als auch auf die Pädagoginnen als Professionelle. Intendiert ist hier zum einen die Stärkung der Beziehungen der Mädchen untereinander, zum anderen die bewusste Auseinandersetzung mit dem Mädchen-/Frauenbild der Mädchen durch Prozesse positiver oder negativer Identifikation zwischen Mädchen und Pädagoginnen (vgl. Haasis 2002).

Feministische Pädagogik will „Selbstbestimmung für Mädchen“ anstatt „Gleichberechtigung mit Jungen“ und kombiniert dieses Ziel mit der Form Geschlechtshomogenität. Mädchen sollen ohne direkten männlichen Einfluss entscheiden können, wer und wie sie sein wollen. Feministische Pädagogik überträgt damit die feministische Strategie der Frauenbezogenheit als Voraussetzung für weibliche Selbstbestimmung auf die Pädagogik.

Bildungsziele formulieren einen Horizont für pädagogisches Handeln, sie sagen, was Jungen und Mädchen lernen sollen: „Selbstbestimmung bezeichnet die erlernbare Fähigkeit, Beziehungszusammenhänge in der Lebensumwelt aufzugreifen, ihre Wertgrundlage zu erfassen und in Auseinandersetzung mit ihnen nach eigenem Urteil Handlungsstandards zu entwickeln.“ (Schiefele 1974, S. 12)

Diese Definition stellt Selbstbestimmung als Ziel von Bildung, als erlernbare Fähigkeit, dar.

Im Kontext feministischer Pädagogik werden Bedingungen formuliert, die Selbstbestimmungsprozesse von Mädchen positiv beeinflussen:

  • Formen geschlechtshomogener Pädagogik, die in emanzipatorischer Absicht eingerichtet werden, sind geeignet, Mädchen (und Jungen) ein Lernfeld für persönliche Entwicklungen zu geben, die traditionelle Rollenklischees von Weiblichkeit (und Männlichkeit) überschreiten können (vgl. Lemmermöhle 1996).
  • Selbstbestimmung in der Entwicklung von Geschlechtsidentität braucht einen experimentellen Freiraum. Freiraum heißt im Kontext des Mädchenreffs: die Abwesenheit männlicher Konkurrenz und eines normierenden männlichen Blicks.
  • Das ermöglicht Mädchen sowohl die Übernahme von Positionen und Aktivitäten, die überwiegend Jungen besetzen (Dominanz, Leitung, Aggressivität, Technik, Sport, Rockmusik), als auch das Ausleben sogenannter mädchentypischer Kompetenzen und Vorlieben (Beziehungsorientiertheit, Kooperation, Versorgung, Gestaltung, Körperpflege, Tanz, Schreiben) (vgl. Metz-Göckel 1999).
  • Die Qualität eines Freiraums für Selbstbestimmung liegt dann in der Möglichkeit des Ausprobierens der einen oder anderen Rolle, ohne auf alte traditionelle oder auf neue „feministische“ Mädchenbilder festgelegt zu werden; insofern kann die Eröffnung von „Selbstbestimmung“ auch einen Feiraum von feministischer Normierung beinhalten. Wenn diese Erfahrungen mit pädagogischer Hilfe reflektiert werden können, unterstützt das Selbstbestimmung von Mädchen
  • Selbstbestimmung entwickelt sich an und in Beziehungen. Für Selbstbestimmungsprozesse von Mädchen haben eine starke Mädchen peer group und erwachsene Frauen als Vorbilder einen großen Stellenwert. Die Beziehung zwischen Pädagogin und Mädchen muss sowohl positive Identifikation als auch negative Abgrenzung seitens der Mädchen erlauben, das heißt eine Selbstbestimmungsorientierte Beziehungsgestaltung ist auch „konfliktfreundlich“. Dann fördert sie die aktive Auseinandersetzung der Mädchen mit dem eigenen Mädchen- und Frauenbild und damit einen bewussten Selbstentwurf (vgl. Brown/Gilligan 1994).

Selbstbestimmung ist ein zentraler Begriff in Theorie und Praxis des Mädchentreffs: er ist pädagogische Zielkategorie der Konzeption und er ist thematisch präsent im Mädchentreff als Ort, wo Lebensplanung und Berufsorientierung in Seminaren oder in offenen Alltagsgesprächen stattfinden. Er konkretisiert sich dort in den Situationen, die Mädchen und Pädagoginnen gemeinsam erleben, in pädagogischen Beziehungen.

Als Untersuchungsgegenstand entzieht sich Selbstbestimmung eindeutigen, operationalisierenden Hypothesen: Sie kann nicht an Entscheidungsergebnissen überprüft werden, wie etwa: die Entscheidung für einen technischen Beruf ist „selbstbestimmter“ als die Entscheidung für einen sozialen Beruf. Selbstbestimmung ist ein Begriff, der etwas über die Qualität eines Entscheidungsprozesses aussagt. Insofern geht es in der diesem Text zugrunde liegenden Studie darum zu untersuchen, wieSelbstbestimmungsprozesse von Mädchen unterstützt werden.

Selbstbestimmung als Entscheidungskompetenz braucht Raum und Gelegenheit für Entscheidungen, braucht sowohl Entscheidungsmaterial/-inhalte/-alternativen, als auch die Fähigkeit zu Selbstreflexion, um die Integration von Norm und Individualität, von eigenen und äußeren Perspektiven als bewussten Prozess gestalten zu können. Selbstbestimmung entwickelt und übt sich im Kontakt und in Konflikten. Und sie braucht solidarische Bezugspersonen.

Der Mädchentreff muss auf die Bedingungen hin betrachtet werden, die er für Selbstbestimmungsprozesse von Mädchen schafft. Im Sinne des Konzeptes des pädagogischen Affidamento heißt das, die Beziehungen zwischen Pädagoginnen und Mädchen ins Zentrum der Untersuchung zu setzen.

Der Mädchentreff Bielefeld als offene Freizeit-, Bildungs- und Kultureinrichtung wurde von mir im Rahmen einer pädagogischen Praxisforschung (vgl. Graff 1997) im Hinblick auf die Realisierung seines Bildungsziels Selbstbestimmung untersucht

Die Studie ist angelegt als qualitativ-empirische Analyse der Pädagogik des Mädchentreffs. Diese Analyse findet auf zwei Ebenen statt:

  1. auf der Ebene pädagogischer Situationen als konkrete Praxis des Mädchentreffs; diese Situationen wurden eingefangen in zehn selbstreflexiven Geschichten von fünf Pädagoginnen zum Thema „Selbstbestimmung“. Dieses Material eröffnet den subjektiv-professionellen Blick z.B. auf Alltagsbedingungen, Beziehungsdynamiken, Handlungsaspekte.
  2. auf der Ebene der Adressatinnen, der Mädchen als Besucherinnen des Mädchentreffs; in Leitfadeninterviews wurden 13 Mädchen daraufhin befragt, was Selbstbestimmung für sie bedeutet und welchen Stellenwert der Mädchentreff in diesem Zusammenhang für sie hat; anders gesagt: welche Erfahrungen und Bedingungen sie im Mädchentreff als förderlich (oder hinderlich) für eigene Selbstbestimmung erlebten.

Das Material wurde in Kontext der Methodologie qualitativer Sozialforschung mit dem Instrument der „strukturellen Beschreibung“ (Schütze 1984) ausgewertet, hier können jedoch nur Zusammenfassungen der ausführlichen Interpretationen des Material vorgelegt werden.

Die Untersuchung bringt Erkenntnisse darüber, wie sich in einem feministischen geschlechtshomogenen Feld Pädagogik realisiert, im Hinblick auf ihr Bildungsziel Selbstbestimmungsprozesse von Mädchen zu unterstützen. Sie erforscht pädagogische Beziehungen in einem Mädchentreff anhand der von den Mädchen und Pädagoginnen erinnerten Begegnungen, Situationen, Ereignisse, Konflikte, Ärgernisse und Highlights. Die „feine“ Analyse dieses empirischen Materials bringt Ergebnisse, die zunächst auf der Ebene der Rekonstruktion pädagogischer Phänomene und dann auf der Ebene von Verstehen alltäglicher pädagogischer Interaktion liegen.

Zum anderen wird die Pädagogik innerhalb eines Mädchentreffs evaluiert, um Leistungen und Probleme der Praxis zu identifizieren, aber auch um Jugendhilfeplanungen und Jugendpolitik empirisch fundierte Hinweise zu geben auf die Bedeutung dieser relativ jungen (wieder) geschlechtshomogenen Einrichtungen im Feld der Jugendarbeit.

Eine Annäherung an konkrete förderliche und hinderliche Bedingungen im Hinblick auf die Realisierung des Bildungsziels „Selbstbestimmung für Mädchen“ soll nun zum einen auf institutioneller Ebene: Mädchentreffs als Einrichtungsform der Jugendarbeit und zum anderen auf der Ebene pädagogischer Praxis als Beziehungsarbeit passieren.

Die Sicht der Mädchen

Die Evaluation einer Pädagogik im Hinblick auf ihr Ziel, Selbstbestimmungsprozesse zu unterstützen, muss nach Brumlik (1992) die Selbstaussagen ihrer Adressatinnen einbeziehen. In der vorliegenden Studie wurden daher Besucherinnen über ihre Zeit im Mädchentreff interviewt.

Ein Mädchentreff als Ort für Mädchen

1. „Wir werden akzeptiert wie wir sind!“

Ein wesentliches Ergebnis der Interviews mit den Mädchen ist ihre durchgängige Aussage, sie fühlen sich im Mädchentreff so akzeptiert, wie sie sind. Dieses Akzeptieren geht für sie über das hinaus, was sie in Schule oder Freizeit erleben: Sie fühlen sich ernst genommen sowohl mit ihren Bedürfnissen nach „abhängen, Spaß, rumflippen“, als auch mit Anliegen und Problemen, die sie außerhalb des Mädchentreffs haben. Dabei ist für sie wichtig, nicht danach beurteilt zu werden, was ein „richtiges“ Mädchen macht. In der Anerkennung der Vorlieben und Neugierden müssen sie nicht mit Jungen konkurrieren.

Diese ungewöhnliche Erfahrung stärkt ihr Selbstbewusstsein und unterstützt sie in ihrer Selbstbestimmung sowohl bei alltäglichen Entscheidungen als auch bei Entscheidungen, die ihre Berufs- und Lebensplanung betreffen. Die Mädchen sagen, dass die Pädagoginnen „für sie da sind“. Dabei geht es um „da sein“ in Bezug auf Interessen bei anderen, in der Schule oder zu Hause. Sie erleben, dass sie legitime Rechte haben und die Pädagoginnen sich für sie und ihre Rechte einsetzen. Sie werden ermutigt, ihre Rechte wahrzunehmen und durchzusetzen. Insofern macht der Mädchentreff Selbstbestimmung relevant als etwas, was Mädchen zusteht, und bricht mit der kulturellen Haltung Mädchen gegenüber, in erster Linie „nett“ zu sein, und d.h. oft, ihre eigenen Interessen denen anderer unterzuordnen (vgl. Brown/Gilligan 1994).

2. „Der Mädchentreff unterstützt uns Mädchen in Krisen!“.

Viele Mädchen erzählen, dass sich die Pädagoginnen in großen persönlichen Krisen parteilich für sie eingesetzt haben. Dabei machen sie deutlich, dass sie es keineswegs als selbstverständlich erleben, dass Menschen in ihrem Umfeld sich in Konfliktsituationen auf die Seite von Mädchen stellen. In einer Kultur, die Mädchen noch immer sehr viel weniger Experimente und Fehler zugesteht als Jungen, empfinden sie es als besonders, wenn ihre Interessen gegenüber anderen verteidigt, wenn sie bei der Bewältigung von Fehlern unterstützt werden und wenn versucht wird, für die Realisierung ihrer Pläne Raum zu schaffen. Mädchenparteiliche Ressourcen dieser Art scheinen angesichts des aktuellen, ?modernen? Mädchenbildes zunehmend wichtig zu sein. Die Auswirkungen von Pluralisierung und Individualisierung (vgl. Beck 1993) machen es heute nötig zu fragen:

„Wie also können Konflikte/Probleme, auch Zuwendungsbedarf von Mädchen erkannt werden, wenn ihre Bewältigung für das Erscheinungsbild verschwiegen werden muss: ich habe keine Probleme, ich bin nicht benachteiligt, ich bin kompetent.“ (Bitzan/Daigler 2001, S. 209)

3. „Es ist nicht selbstverständlich für uns Mädchen, in den Mädchentreff zu kommen!“

Die Mädchen beschreiben, dass sie immer wieder erklären müssen, warum sie in den Mädchentreff zu gehen. Ein Mädchentreff provoziert eine Stellungnahme zum Geschlechterverhältnis, weil er eine Kategorie Geschlecht explizit macht: „Mädchen“. Warum ein extra Mädchentreff in einer Gesellschaft, die von der Gleichberechtigung ausgeht und getrenntgeschlechtliche Einrichtungen als überholt ansieht? Ein Mädchentreff ist mit der feministischen Begründung für sein geschlechtshomogenes Konzept immer auch Kritik am bestehenden Geschlechterverhältnis. Pädagogik speziell für Mädchen ist traditionell für die, die sie „nötig“ haben. Mädchenarbeit ist nicht wirklich selbstverständlich und positiv anerkannt. Mädchenräume gelten in unserer Kultur nach wie vor als defizitär. Das konstruierte Defizit bezieht sich zum einen auf die Situation selbst, es besteht angeblich im Mangel an Jungen. Es existiert eine Art black box: „Was machen Mädchen denn so ohne Jungen?“ Geselligkeit, Spaß, interessante und relevante Kontakte können demnach nur gemischtgeschlechtlich gedacht werden, genauer: Jungen sind dafür als Anwesende notwendig. Jungen allein hingegen gelten nicht als „allein“. Gesellige Situationen mit Jungen sind mit Attributen wie interessant, spannend, wichtig, richtig belegt. Entsprechend werden gesellige Mädchensituationen als langweilig, unvollständig, vorläufig, nicht wichtig und nicht richtig bezeichnet. Für Mädchen ist es schwer, sich dem herrschenden Bild vom Mädchen, das nur stark und akzeptiert ist, wenn es sich auf Jungen bezieht, entgegenzustellen.

Wenn Mädchen in den Mädchentreff gehen, müssen sie sich mit dem kulturellen Status von Mädchen in dieser Gesellschaft auseinander setzen. Ein Mädchentreff ist eine „kulturkritische“ pädagogische Einrichtung, die Mädchen eine eigene Kultur einräumen will, neben einer von Jungen dominierten Jugendkultur. Ein Mädchentreff sagt: Darauf haben Mädchen ein Recht. Er sagt nicht: das haben Mädchen nötig. Auf diesem Hintergrund reflektieren die Mädchen ihr Selbstbild, wenn sie den Mädchentreff aufsuchen, und sie müssen von außen provoziert Stellung beziehen. Das macht die Hürde für den Besuch des Mädchentreffs als offene Freizeit- und Kultureinrichtung sehr hoch. Andererseits erringt sich ein Mädchen mit Überschreiten dieser Hürde ein Stück Selbstbestimmung gegen die dominante Kultur der Gemischtgeschlechtlichkeit.

Im Rahmen offener Jugendarbeit wird mit einem Mädchentreff Raum für Mädchen geschaffen, ohne geschlechtsspezifische Einschränkungen und Zuschreibungen aufgrund direkter Interaktion mit Jungen. Mit Michael Walzer (1992) könnte man sagen, dass der Mädchentreff eine „Sphäre der Gerechtigkeit“ darstellt, innerhalb einer „Pädagogik der Vielfalt“ (Prengel 1993), in der Mädchenkultur anerkannt wird neben und in einer von Jungen dominierten Jugendkultur (vgl. BKJ (Hg.) 2000). Das ist das eigentlich historisch/gesellschaftlich Neue an einem Mädchentreff: er ist ein öffentlicher, damit im Symbolischen präsenter (vgl. Muraro 1989), positiv besetzter Raum für mädchenbezogene Geselligkeit, ein Freiraum für Selbstbestimmung und Eigensinn jenseits von pädagogischen Defizitkonstruktionen, oder anderen erzieherischen Zumutungen. Mädchen können kommen und gehen, wann sie wollen, ohne etwas lernen zu müssen und ohne Probleme haben zu müssen. Mädchen prägen und gestalten ihre eigene Kultur (vgl. Jaeckel 1998; Möhlke/ Reiter 1995). Mit diesem Bildungspotential wird institutionell umgesetzt, was Annedore Prengel in der „Pädagogik der Vielfalt“ (1993) als Gegenentwurf zu „Assimilationspädagogik“ fordert. Der gleichberechtigten Anerkennung und Pflege differenter Kulturen soll Ausdruck in eigenen Orten gegeben werden.

 

 

Die Beziehung der Mädchen zu den Pädagoginnen

Gerade Selbstbestimmung als Bildungsziel verlangt ihre Konkretisierung durch die Adressatinnen: welches Verständnis haben sie von ihrer Selbstbestimmung in pädagogischen Prozessen, die sie freiwillig suchen?

Im Folgenden wird die Synopse der Interpretationen von Interviewpassagen vorgestellt, in denen die Mädchen über die Pädagoginnen und ihre Beziehungen zu ihnen sprechen. Weiter unten werden die Inhalte dieser Liste an einzelnen Beispielen belegt.

– Es ist eine Beziehung unter Verschiedenen und das finden sie gut so.

– In der Beziehung erwarten sie, dass die Pädagogin ihnen ihr Mehr an Wissen zur Verfügung stellt.

– Sie erwarten Verschwiegenheit von der Pädagogin.

– Sie nutzen die Pädagogin zur Stärkung ihrer eigenen Interessen.

– Sie machen deutlich, wie wichtig ihnen ihre Selbstbestimmung ist.

– Sie kritisieren einen unoffenen Umgang der Pädagoginnen mit den zu befolgenden Regeln im Mädchentreff.

– Sie merken, wenn sie nicht ernst genommen werden und kritisieren das.

– Sie behalten im Kontakt die Verantwortung für sich selbst.

– Sie übernehmen die Verantwortung in der Interaktion, wenn sie meinen, die Pädagogin zu überfordern.

Als Quintessenz aller Deutungen im empirischen Material stellt sich heraus: die Mädchen schätzen die Differenz zwischen sich und der Pädagogin positiv.

An der Differenz zwischen Mädchen und Pädagogin lassen sich alle Möglichkeiten und Unmöglichkeiten, positive Unterstützung und negative Einmischung in der Beziehung zwischen Mädchen und Pädagogin verhandeln (vgl. Bitzan/Daigler 2001, 174ff.; Wolf 1998, S. 172f.).

Die drei nun folgenden Beispiele beziehen sich auf Beziehungssituationen, in denen Ratsuchen und Ratgeben im Mittelpunkt stehen Sie belegen die oben nur zusammengefassten differenzierten Interviewaussagen.

Susanne (15 Jahre alt, Schülerin der Laborschule Bielefeld, Rollifahrerin) entwirft unter dem Motto „… ich brauche die Pädagoginnen auch!“ ein klares Konzept der Beziehung zwischen Mädchen und Pädagogin auf der Basis von Differenz und Gleichheit: Differenz der Rollen bei gleichem Anspruch auf Anerkennung der verschiedenen Rollen. Die Rolle der Pädagogin ist die derjenigen, die für Mädchen da ist, ihnen auf Nachfrage hilft; die Rolle der Mädchen ist die der Ratsuchenden, die sich mit der Bitte um Unterstützung an die Pädagogin wendet. Das ermöglicht Susanne ganz selbstverständlich und ohne sich klein oder abhängig zu fühlen, Rat und Hilfe nachzufragen. Die Differenz der Rolle und das Mehr an Wissen und Erfahrung macht die Pädagogin interessant für Susanne. Sie findet es „angenehm“, dass diese klare und unkomplizierte Art der Beziehung im Mädchentreff möglich ist. Dieses Beziehungsmodell scheint Konsens im Mädchentreff zu sein – sowohl für die Mädchen als auch für die Pädagoginnen.

Carola (19 Jahre alt, ausgebildete Werkzeugmacherin, erwerbslos) schildert ebenfalls einen Kontakt, den sie als Ratsuchende initiiert: „Da bin ich einmal zu Esther (einer Pädagogin) hingegangen, …“. Aufgrund ihres „harten Problems“, sie erwägt eine operative Geschlechtsumwandlung, sucht sie das Gespräch mit einer Pädagogin. Hier ist das Merkmal Differenz in der Weise wichtig, dass es aus Sicht des Mädchens von der Pädagogin nicht beachtet wird, und in der Folge in ihre Selbstbestimmung eingegriffen wird. Die Interviewpassage konzentriert sich im Kern auf die Verhandlungen über den Umgang mit Differenz. Die Differenz zwischen Carola und Esther besteht zunächst darin, dass Carola das Problem hat und Esther nicht. Carola verlangt, dass Esther diese Differenz zwischen ihnen lediglich aushält. Esther macht jedoch Carolas Problem quasi zu ihrem eigenen, denn sie sucht auf eigene Faust eine Lösung. In dem Bemühen, das Problem möglichst schnell aus der Welt zu schaffen, greift sie in Carolas Selbstbestimmung ein, die auch in Bezug auf ihren Prozess der Problemlösung gilt. Carola kritisiert Esthers Verhalten klar als Einmischung, die sie in keiner Weise erwartet.

Carola geht mit der Differenz zwischen sich und der Pädagogin darüber hinaus in der Weise um, dass sie im Kontakt die Verantwortung für sich selbst behält. In der Rolle der Ratsuchenden gibt sie sich nicht an die Pädagogin ab, schiebt ihr nicht die Verantwortlichkeit für die Lösung des Problems zu, sondern signalisiert mit ihrer expliziten Bitte um Verschwiegenheit im Gegenteil klar ihre Eigenverantwortlichkeit.

Als kontrastierender Vergleich zu Carolas negativer Erfahrung liegt im nächsten Fall mit Bärbel (23 Jahre alt, ausgebildete Verkäuferin, erwerbslos) ein Beispiel für den positiven pädagogischen Umgang mit Differenz vor. Ihre Erinnerung an die Ereignisse rund um die gemeinsam erstellte Liste der „Berufe, die Bärbel nicht mag“, beschreibt eine Interaktion zwischen Pädagoginnen und Mädchen, in der Probleme nicht direkt gelöst, sondern zunächst lediglich als existierend wahrgenommen werden. In Bärbels Äußerungen im Interview wird deutlich, wie sie die bloße Anerkennung ihrer Lebenssituation entlastet. Über das Aufschreiben der Zumutungen, die sie während ihrer Erwerbslosigkeit erlebt hat, und die Veröffentlichung dieser Liste im Mädchentreff (sie wurde ans Infobrett gehängt) muss sie lachen. Das ermöglicht ihr Distanz zu sich selbst. Sie sieht sich mit eigenen Ansichten spezifisch und different dargestellt. Obwohl ihre Situation sehr düster und ausweglos erscheint, gibt es in ihren Ausführungen nirgendwo einen Hinweis darauf, dass sie von den Pädagoginnen eine Lösung ihrer Probleme erwartet. Sie sucht Zuwendung, Aufmerksamkeit und Anerkennung. Es wird deutlich, dass sie aus dem Kontakt mit den Pädagoginnen die Bestätigung zieht, die sie zur Stabilisierung ihrer Lebenslage braucht. Sie will standhalten in einer Situation, die sich dadurch auszeichnet, dass ihre nähere Umwelt eng geworden ist, sie bedrängt und ihr unakzeptable Arbeiten zumutet. Beziehung, Arbeitsweise und reflexiver Freiraum des Mädchentreffs unterstützen also Bärbels vorhandene Selbstbestimmungspotentiale, ohne in das Paradox zu geraten, diese „herstellen“ zu wollen.

Die genannten Fälle zeigen beispielhaft empirisch Konzepte und Erfahrungen von Mädchen in pädagogischen Beziehungen. Mit ihnen erschließt sich die von ihnen eingeforderte positive Qualität von Differenz als Abstinenz der Pädagoginnen in Bezug auf Drängen auf Problemlösung. Die Anerkennung der Differenz von Rollen und Lebenslagen zeigt sich als Voraussetzung, Mädchen in ihrer Selbstbestimmung zu unterstützen.

Judith und Mechthild erzählen von anderen Situationen und Verhältnissen im Mädchentreff, für die sie ebenfalls gleiche Anerkennung in der Rollendifferenz fordern.

Bei Judiths (17 Jahre alt, Gymnasiastin) Geschichte von ihrem ersten Besuch im Mädchentreff geht es darum, dass sie sich auf merkwürdige Art nicht ernst genommen fühlt. Sie schildert, wie sie auf eine rhetorische Frage („Kannst du gut Handball spielen?“) hin ihr Selbstbewusstsein demonstrieren soll. Hier geht situativ die Differenz zwischen pädagogischen Zielen der Pädagoginnen und authentischem Kontakt verloren. Judith soll den Wunsch der Pädagogin Rebecca, dass Mädchen selbstbewusst sind, exemplarisch erfüllen. Dieses Paradox spürt Judith und es befremdet sie. Sie fühlt sich als Objekt von Pädagogik. Differenz zwischen Pädagogin und Mädchen zeichnet sich auf dem Hintergrund dieser Geschichte dadurch aus, dass die Pädagogin auf der Basis gleicher Anerkennung der eigenen und der Ansichten des Mädchens die Beziehung gestaltet. Das hieße, dass die Pädagogin um ihre pädagogischen oder feministischen Herzenswünsche weiß und sie bei sich selbst anerkennen kann, etwa: „ich möchte, dass Mädchen selbstbewusst sind“ – in Anerkennung der Wünsche von Mädchen nach Eigenständigkeit und Selbstbestimmung auch gegenüber der Pädagogin. Das wiederum bietet die Chance, dass die Pädagogin im Kontakt zwischen sich und den Mädchen zu unterscheiden weiß und nicht unbewusst die Erfüllung ihrer Ziele an die Mädchen delegiert (vgl. Brown/Gilligan 1994, S. 247).

Mechthild (16 Jahre alt, im Berufsvorbereitungsjahr) kritisiert die Praxis der „ungeschriebenen Gesetze“ im Mädchentreff. Sie wünscht sich klare Regeln in Bezug auf Programm- und Raumgestaltung. Gleichheit und Differenz zwischen Pädagoginnen und Mädchen sind in diesem Beispiel auf der faktischen Ebene klar: die Pädagogin setzt in ihrer qua Profession verantwortlichen Rolle die Regeln; auf der alltagspraktischen Ebene sind sie unklar, weil es keine erklärten Verbote oder Gebote gibt, die Mädchen ihre Grenzen und Möglichkeiten im Mädchentreff transparent machen würden.

Mechthilds Ausführungen lassen sich als Plädoyer dafür verstehen, dass die Pädagoginnen ihre Rolle als Hausherrinnen des Mädchentreffs insofern übernehmen, dass sie ihre Regeln veröffentlichen. Diese Setzung müsste gegenüber den Mädchen begründet und mit ihnen verhandelt werden.

Ein wesentliches Merkmal der Rollendifferenz zwischen Pädagoginnen und Mädchen in diesem Prozess wäre die Gesamtverantwortung der Pädagoginnen für Leib und Seele der Mädchen als letztes Beurteilungskriterium für Regeln. Gleichheit zwischen Pädagoginnen und Mädchen würde hergestellt in Bezug auf das Recht an der Teilnahme am Aushandlungsdiskurs und das Geltendmachen von plausiblen Argumenten (vgl. dazu beispielhaft Wolf 1998).

Resümee:

Die Aussagen der Mädchen enthalten differenzierte Rückmeldungen, Wünsche und Ansprüche an die Pädagoginnen:

– sie schätzen die Selbstverständlichkeit des Rats und der Unterstützung, die sie im Mädchentreff erfahren

– sie sehen sich in ihrem Anspruch auf Anerkennung ihrer Lebenssituationen selbstbewusst neben den Pädagoginnen

– sie haben ein deutliches Empfinden von ihrer Selbstbestimmung und können Einmischungen, Unklarheiten oder Projektionen seitens der Pädagoginnen klar benennen

– sie wollen jenseits pädagogisch-feministischer Ziele ernst genommen werden.

So wird durch die Mädchen das Beziehungsmodell pädagogischen Affidamentos deutlich mit dem Aspekt parteilicher Unterstützung durch das Mehr an Wissen und Erfahrung der Pädagoginnen, auf der Grundlage gleicher Anerkennung der Wohlergehensansprüche von Mädchen und Pädagoginnen (vgl. Prengel 1993), dem Plädoyer für einen offenen Umgang der Pädagoginnen mit ihrer Machtbefugnis.

 

Differenz und Gleichheit: zum Verständnis produktiver pädagogischer Beziehungen

Die Begriffe „Differenz und Gleichheit“ haben sich für eine Annäherung an die Beschreibung von Selbstbestimmungsprozessen als überaus produktiv erwiesen. Differenz und Gleichheit, verstanden als egalitäre Differenz, bilden die zentrale Denkfigur innerhalb der „Pädagogik der Vielfalt“ (Prengel 1993), die als wesentlicher erziehungswissenschaftlicher Rahmen feministischer Mädchenpädagogik gelten kann.

Was bedeuten die Begriffe Gleichheit und Differenz für die Pädagogik? Gleichheit für Gerechtigkeit, für das allgemeine Recht auf Gleichheit, Differenz steht für Verschiedenheit aller Menschen und Verhältnisse. Das Verhältnis zwischen Gleichheit und Differenz wird als egalitäres begriffen. Das bedeutet, beide Elemente gehören zusammen und sind gleich wichtig: „Denn aus Gleichheit ohne Differenz folgt Gleichschaltung und aus Differenz ohne Gleichheit folgt Hierarchie“ (Prengel 1994, S. 3).

Es folgt nun ein Vergleich der Aussagen der Pädagoginnen mit den Aussagen der Mädchen zu gemeinsamen Situationen und Interaktionen im Mädchentreff Bielefeld.

In den Geschichten der Pädagoginnen, in denen sie gelungene und misslungene Situationen mit Mädchen reflektieren, werden förderliche und hinderliche Herangehensweisen an pädagogische Beziehungen deutlich.

In den Interviews mit Mädchen über ihre Zeit im Mädchentreff gibt es direkte und indirekte Rückmeldungen auf ihre Beziehungen zu den Pädagoginnen. Direkt sind ihre Aussagen über die Pädagoginnen, indirekt lässt sich ihre Haltung deuten, die sie zu den Pädagoginnen einnehmen.

Es ist interessant, dass beide Seiten unterschiedliche Perspektiven auf dasselbe Beziehungsmodell werfen. Es handelt sich um eine Beziehung zwischen einer Frau und einem Mädchen in einem freiwilligen pädagogischen Setting, in dem beide differente Rollen haben: die Rolle der Frau ist die (qua Profession), ihr Wissen unterstützend zur Verfügung zu stellen; die des Mädchens (qua Status der Jugendlichen), Hilfe und Anregung im pädagogischen Rahmen von Mädchenarbeit nachzufragen. Innerhalb dieses Rahmens treffen Pädagogin und Mädchen aufeinander. Gleichheit bezieht sich auf die (auf seiten der Mädchen klar formulierte) gleiche Anerkennung der differenten Rollen – der Differenz.

Die Geschichten der Pädagoginnen zeigen, wie aus ihrer Sicht das Gelingen bzw. Misslingen pädagogischer Situationen mit der Realisierung egalitärer Differenz (Prengel 1993) in pädagogischen Beziehungen zusammenhängt. Die Klarheit der Pädagoginnen in Bezug auf ihre professionelle Rolle stellt sich her in der Wahrnehmung subjektiver Vorlieben und Grenzen. Auf dieser Grundlage können pädagogische Ziele authentisch umgesetzt werden. Pädagogische Vorhaben können dann so gestaltet werden, dass tragfähige, anerkennende Beziehungen möglich sind: z.B. in gemeinsamer Fotoarbeit, einer Freizeitorientierten Mädchengruppe und in der stärkenden Beschäftigung mit Gewalterfahrungen, Ohnmacht, Wut und Trauer.

Als Ursache dafür, dass Rollenklarheit auf Seiten der Pädagoginnen verloren geht, zeigt sich das Ausblenden subjektiver Befangenheiten und Gefühle in der Beziehung zu Mädchen. Aufgrund des normativen Anspruches an die eigene Professionalität, Subjektivität kontrollieren zu können, wird sie negiert. So wird die Beziehung zwischen Pädagoginnen und Mädchen gestört, da auf Seiten der Pädagoginnen das Management „unerlaubter“ Regungen im Mittelpunkt steht und nicht die Wahrnehmung dessen, was Mädchen und Pädagoginnen (aus welchen Gründen auch immer) in die Interaktion mitbringen. Hier wird die paradoxe Wirkung normativer Ansprüche deutlich: sie verhindern genau das, wofür sie antreten. Nur die Anerkennung eigener Subjektivität ermöglicht einen selbstreflexiven und in diesem Sinne pädagogisch-professionellen Umgang mit ihr (vgl. Brown/Gilligan 1994; Thiersch 1998) und damit erst die Öffnung für die Subjekthaftigkeit, für die Selbstbestimmungspotentiale des Gegenübers.

Besonders relevant wird der Zusammenhang von pädagogischer Professionalität und reflexiver Subjektivität, wenn es um die Wahrnehmung negativer Gefühle Mädchen gegenüber geht. Hier scheint der Grundsatz der Parteilichkeit letztlich als Argument für das Vermeiden von Konflikten mit Mädchen zu wirken. Parteilichkeit betont den Aspekt, Mädchen anzunehmen, wie sie sind, und widerständiges Verhalten unter dem Gesichtspunkt ihrer Stärke zu sehen. Diese Maximen sind als Gegenentwurf zu konservativer und koedukativer Mädchenerziehung entstanden, in der von Mädchen Anpassung verlangt wird oder sie im Vergleich mit Jungen defizitär beurteilt werden (vgl. Bitzan/Daigler 2001).

Im Konzept einer feministischen Mädchenpädagogik bedeutet der Grundsatz, Mädchen anzunehmen, wie sie sind, nicht, alles gut zu finden und zu tolerieren, was Mädchen tun. Annehmen meint ernst nehmen im Sinne einer Subjektorientierung Mädchen als Verantwortliche ihres Tuns zu sehen. Es verlangt, ihnen positive Bestätigung und kritische Rückmeldung zuzumuten, und es erlaubt der Pädagogin auch, sich gegen unfaires Verhalten von Mädchen zu wehren und eigene Grenzen körperlicher und psychischer Belastbarkeit zu schützen. Dieser Aspekt von Parteilichkeit ist auf der Ebene bewusster Reflexion sicherlich unstrittig. Wenn jedoch in schnellen und anspruchs-vollen Alltagssituationen Interessen oder Meinungen von Mädchen und Pädagoginnen auseinander gehen, scheint Parteilichkeit normativ zu wirken und das Argument für die Vermeidung von Konflikten mit Mädchen zu liefern und damit die darin liegenden Chancen der Ausweitung von Selbstbestimmung zu verpassen.

An dieser Stelle müsste das theoretische Konzept feministischer Mädchenpädagogik weitergeführt werden. Folgende Frage stellt sich aufgrund der empirischen Untersuchung pädagogischer Beziehungen: was bedeutet Konfliktorientierung für die Beziehungen von Mädchen und Pädagoginnen in Anerkennung der überwiegend negativen Konflikterfahrungen von Mädchen und Frauen in Beziehungen? (Vgl. dazu Bitzan 1998.) Ohne direkte Handlungsanweisungen zu geben, bestätigen sowohl Prengel (1993) als auch Großmaß (1993) diese Frageperspektive. Als analytisches Konstrukt für ein konfliktfähiges professionelles Selbstverständnis der Pädagogin ist das Subjekt-Subjekt-Modell pädagogischer Beziehungen von Prengel hilfreich. Dort werden die Wohlergehensansprüche von Mädchen und Pädagogin gleich anerkannt. Das Recht der Pädagogin auf eigenes Wohlbefinden wird als notwendig dafür angesehen, dass sie auf Bedürfnisse von Mädchen eingehen kann. Als Symbol dafür beschreibt sie zwei Menschen auf einem weiten Strand: Die Pädagogin hat Raum und läßt Raum für die Selbstbestimmung des Mädchens.

Ruth Großmaß analysiert ebenfalls die Notwendigkeit auf Seiten der Pädagogin, persönliche und institutionelle Grenzen anzuerkennen, um eine fördernde pädagogische Beziehung gestalten zu können. Sie betont die unvermeidliche Realität und letztliche Produktivität von Konflikten, die Affidamento, verstanden als ehrliche Beziehung zwischen Pädagogin und Mädchen, bedeutet. Es scheint sich zu lohnen, dieses Wagnis einzugehen, denn:

„Wenn Frauen und Mädchen sich an der Wegkreuzung der Adoleszenz begegnen, öffnet sich die Nahtstelle zwischen den Generationen, die Teil einer patriarchalen Kultur ist. Wenn Frauen und Mädchen sich zusammen dagegen wehren, die Beziehung um der „Beziehung“ willen aufzugeben, dann liegt in dieser Begegnung das Potential für eine soziale und eine kulturelle Veränderung.“ (Brown/Gilligan 1994, S. 256)

Die Mädchen beziehen Aussagen über ihre Beziehung zu den Pädagoginnen im Mädchentreff klar auf die Grenzen und Möglichkeiten eines pädagogischen Settings. In ihren positiven und negativen Rückmeldungen an die Pädagoginnen wird deutlich, was sie sich wünschen. Sie schätzen, dass sie im Mädchentreff auf unkomplizierte Art und Weise Unterstützung, Rat und Entlastung erfahren. Der Kontakt zu erwachsenen Frauen, mit denen sie nicht privat oder familiär verbunden sind, ist ihnen wichtig. „Unverstrickt und doch vertraut“ (Bitzan/Daigler 2001, S. 175) kennzeichnet treffend die positive Qualität pädagogischer Beziehungen für Mädchen. Sie holen sich, was sie in ihrer jeweiligen Lebenssituation brauchen. Die Mädchen kritisieren scharf, wenn die Pädagoginnen mit dem Argument, zu helfen, eigenmächtig handeln und in ihre Selbstbestimmung eingreifen. Dies wird als Verhalten dargestellt, das sie nicht erwartet hätten. Als Eingriff in ihre Selbstbestimmung empfinden sie auch, wenn sie merken, dass sie im Kontakt bestimmte Erwartungen der Pädagoginnen erfüllen sollen und ihr eigenwilliges Agieren nicht gefragt ist.

Die Mädchen akzeptieren die Rolle der Pädagogin als Betreuerin und verantwortliche Hausherrin im Mädchentreff. Aber sie verlangen, dass die Pädagogin mit dieser Rolle eindeutig umgeht, sowohl in Bezug auf authentischen Kontakt als auch in Bezug auf Regeln und Machtbefugnisse im Mädchentreff.

Die Aussagen der Mädchen sind Aufforderung und Ermutigung an die Pädagoginnen, ihre Lebenserfahrung und ihre Ansichten einzubringen, mit ihrem Mehr an Wissen und Macht im Mädchentreff offen umzugehen.Die Mädchen wollen einen klaren Umgang mit der Verschiedenheit zwischen Pädagoginnen und Mädchen auf der Basis gleicher Anerkennung der jeweiligen Lebenssituationen und Bedürfnisse. Sie wollen die Anerkennung ihrer Selbstbestimmung in Bezug auf eigene Entscheidungen und sie wollen die Auseinandersetzung über Regeln im Mädchentreff. Die Haltung der Mädchen in ihren Ausführungen ist selbstbewusst und klar zwischen sich und den Pädagoginnen unterscheidend. Ob sie diese Reife wegen der Beziehungsmöglichkeiten im Mädchentreff zeigen, kann hier nicht entschieden werden. Jedenfalls finden sie dort ein verlässliches Übungsfeld für genau diese Auseinandersetzungen (vgl. Möhlke/Reiter 1995; Wolf 1998).

Die Mädchen haben ein Modell von Gleichheit und Differenz für die Beziehungen zu den Pädagoginnen im Mädchentreff, ein Modell, das auf der Basis gleicher Anerkennung die Verschiedenheit der Beteiligten und ihrer Rollen wahrnimmt und positiv schätzt.

Mädchenarbeit als Bildung zu Selbstbestimmung

Bildungspotentiale von Mädchenarbeit liegen darin, dass Mädchen die Möglichkeit haben, im Prozess des erwachsen Werdens ihre Lebenserfahrung zu thematisieren und sich damit selbstbestimmtem Handeln anzunähern ? aber warum brauchen sie dafür ein geschlechtshomogenes Angebot?

Moderne Mädchen sind starke Mädchen, sie können alles, sie haben keine Probleme. Attraktiv am diesem veränderten Mädchenbild ist die Unterstellung von Durchsetzungsvermögen und Kompetenz. Problematisch daran ist, dass bei Mädchen wirkliche Durchsetzung im Sinne von Eigensinn nicht gefragt ist. Unsere Kultur ist nach wie vor geprägt von der Haltung, dass Mädchen stets den Erwartungen anderer an sie entsprechen sollen. Der Wechsel vom braven zum starken Mädchen ist klischeehaft insofern, als die Qualitäten der Zuschreibungen nicht interessieren. So hat im Grunde gar kein Wechsel des Mädchenbildes stattgefunden. Ironisch zugespitzt ließe sich formulieren: früher sollten Mädchen brav und brav sein, heute sollen Mädchen stark und brav sein.

Das Bild der „Stärke“ dethematisiert Überforderungs- und Unsicherheitserfahrungen von Mädchen. Erfahrungen von Zurücksetzung gegenüber Jungen und Konflikte im Prozess des Vereinbarens Ausbildungsbezogener mit Beziehungsorientierten Wünschen und Zielen werden tabuisiert.

Feministische Parteilichkeit als ein Eintreten für eigene Orte für Mädchen, in denen sie sich untereinander und mit parteilich auf ihrer Seite stehenden Pädagoginnen diesen Verunsicherungen annähern können, erscheinen vor diesem Hintergrund als gesellschaftlich notwendiges Korrektiv gegen die Zumutungen, die die Moderne für heranwachsende junge Frauen bereithält.

In Folge der positiven Erfahrungen der Mädchenarbeit werden im Moment entsprechende Konzepte für Jungen gefordert. Falsch verstanden ist der Zusammenhang, wenn er als „- jetzt sind die Jungen dran!“ formuliert wird. Mädchenarbeit und Jungenarbeit sind Teil qualifizierter Jugendarbeit. Sie sind jedoch nur dann langfristig erfolgreich, wenn sie konzeptionell als Regelangebot verankert sind und nicht als Sonderangebot der Mädchen- oder Jungenförderung. Mädchen und Jungen nehmen ihre Selbstbestimmung so ernst, dass sie dazu mit Recht sagen: „Das haben wir nicht nötig!“

 

Ulrike Graff, ( Jg. 1957) Dr. phil., Dipl. Päd., Geschäftsführerin der Landesarbeitsgemeinschaft „Mädchenarbeit in NRW“ e.V., Schwerpunkte: Theorie und Praxis feministischer Mädchenpädagogik, Vernetzung von Pädagoginnen. Ulrike Graff ist Mitglied im Beirat des ABA Fachverbandes. Dieser Beitrag wurde ins Netz gestellt im Oktober 2004.

 

 

 

 

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Thiersch, H.: Profession und Person. Zur Berufsidentität der SozialpädagogInnen. In: Böhnisch u.a. (Hg.): Jugendarbeit als Lebensort. 1998, S. 263-270

Walzer, M.: Sphären der Gerechtigkeit. Ein Plädoyer für Pluralität und Gleichheit. Frankfurt/M. 1992

Wolf, B.: Kann Jugendarbeit Halt bieten? In: Böhnisch u.a. (Hg.): Jugendarbeit als Lebensort. 1998, S. 169-181

Wollstonecraft, M.: Thoughts on the Education of Daughters. London 1787

Woolf, V.: Ein Zimmer für sich allein. Frankfurt/M. 1994

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NAGEL-Redaktion – Beiträge zur Mädchenarbeit

Mädchenarbeit – Selbstbestimmung als Bildungsziel in der Praxis eines Mädchentreffs

 Ein Beitrag von Dr. Ulrike Graff
Zum Beitrag „Mädchenarbeit – Selbstbestimmung als Bildungsziel in der Praxis eines Mädchentreffs“

 

Leitlinien zur strukturellen Verankerung von Mädchenarbeit 

Leitlinien zur strukturellen Verankerung der Arbeit mit Mädchen und jungen Frauen in der Jugendhilfe. Eine Arbeitshilfe der Landesjugendämter Westfalen-Lippe und Rheinland, Münster 2003 (317 KB, 73 Seiten)

 

Handbuch „Mädchenarbeit in der Migrationsgesellschaft“

Das Handbuch Mädchenarbeit in der Migrationsgesellschaft – Eine Betrachtung aus antirassistischer Perspektive von Güler Arapi und Mitja Sabine Lück (Girls Act-Projekt am Mädchentreff Bielefeld) kann hier geladen werden. (65 Seiten, 615 KB)

Literaturliste der LAG Mädchenarbeit NRW

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Landesarbeitsgemeinschaft Mädchenarbeit NRW

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NAGEL-Redaktion – Geschlechterbewusste Arbeit mit Kindern und Jugendlichen

Der ABA Fachverband befasst sich seit etlichen Jahren mit den Ansätzen „Mädchen- und Jungenarbeit“. Aus diesem Grund gibt es auch eine gezielte Zusammenarbeit mit den nordrhein-westfälischen Verbänden Landesarbeitgemeinschaft Mädchenarbeit und Landesarbeitsgemeinschaft Jungenarbeit.

Mittlerweile hat sich auch der Sozialverein für Lesben und Schwule e.V. (SVLS) dem ABA Fachverband als Mitglied angeschlossen. In der Broschüre „Wir sind viele! Geschichten von jungen Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Trans*Menschen“ geben ein paar junge Menschen authentische Einblicke in sehr persönliche Momente aus ihrem Leben – über Coming Out, erste große Liebe und andere positiven und negativen Erfahrungen. Sie sprechen aus, was andere sich nicht trauen und beweisen damit sehr viel Mut. Sie lassen uns teilhaben an ihren Ängsten, Sorgen, Gedanken, Gefühlen und Erfahrungen.

Der ABA Fachverband und die LAG Mädchenarbeit unterstützen sich darüber hinaus durch eine gegenseitige Mitgliedschaft. Bei der LAG Jungenarbeit ist der Referent des ABA Fachverbandes, Rainer Deimel, persönliches Gründungsmitglied.

Wir haben einige Dokumente hier und auf weiteren Unterseiten eingestellt. Darüber hinaus empfehlen wir die Nutzung der Internetseiten der genannten Verbände.

Hier finden Sie Weiteres auf inzwischen separaten Seiten (Links siehe weiter unten).

Beiträge auf dieser Seite

Leitlinien zur Mädchenarbeit in der offenen Arbeit in der Schweiz

Jungen vernachlässigt: Studie kritisiert einseitige Berufsberatung in Europa

So titelt die WAZ vom 8. Juni 2010 unter Berufung auf den Bericht „Geschlechterunterschiede bei Bildungsresultaten: Derzeitige Situation und aktuelle Maßnahmen in Europa“. Der Bericht wird verantwortet vom EU-Bildungswerk „Eurydice“ und am 7. Juni 2010 veröffentlicht. Die WAZ schreibt weiter, geschlechterspezifische Berufsberatung konzentriere sich meist auch Mädchen. Diese würden ermutigt sich für einen technischen oder naturwissenschaftlichen Beruf zu entscheiden. Bei den Jungen hingegen verfüge kein Land über eine Strategie, diese in einen traditionell weiblichen Beruf zu vermitteln. Die Tatsache, dass Jungen in der Schule schlechter abschnitten, würde darüber hinaus vernachlässigt. Interessierte können sich die Studie (158 Seiten) per Mausklick über vorstehenden Titel herunterladen. 

Väter

DJI Bulletin 83/84 (Heft 3/4 2008): Wege in die Vaterschaft – Vorstellungen vom Vatersein – Kinder wünsche junger Väter – Ältere Väter – Inhaftierte Väter. Bulletin PLUS: Väterbilder – Vätertypen – Stichworte zu historischen und empirischen Variationen (56 Seiten, 2,8 MB)
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Mädchen und Jungen in Deutschland – Lebenssituationen, Unterschiede, Gemeinsamkeiten

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat gemeinsam mit dem Deutschen Jugendinstitut die gegenwärtige Lebenssituation von Mädchen und Jungen in Deutschland untersucht. Dabei zeigt sich, dass die meisten jungen Frauen und Männer heute mit Selbstvertrauen und klarem Bewusstsein für die eigene Verantwortung in die Zukunft blicken. Sie können und wollen ihre Chancen nutzen und ihre Lebenswege selbst gestalten. Die vorliegende Broschüre gewährt einen differenzierten Einblick in die vielfältigen Lebenswelten von Mädchen und Jungen. Sie stellt dabei die bestehenden Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Jungen und Mädchen gegenüber. Außerdem werden Initiativen und Maßnahmen vorgestellt, die für junge Frauen und Männer günstige Rahmenbedingungen und gleiche Chancen für einen guten Start ins Leben schaffen. (96 Seiten, 596 KB, November 2007)
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Gender – (k)ein Thema für Erzieherinnen? Typisch männlich, typisch weiblich – oder die Frage: Wer erzieht hier wie?

 Ein Beitrag von Katrin Kogel

Gilt der Beruf der Erzieherin immer noch als typisch weiblich? Ist es für manchen Mann unter seiner Würde, in einem von Frauen dominierten Beruf zu arbeiten? Sind (nur) Männer die geeigneten Personen für (Gruppen-)Leitungspositionen in sozialpädagogischen Arbeitsfeldern? Welche Faktoren machen das Genderprinzip notwendig, wenn auch schwierig in seiner Umsetzung? Diese und weitere Fragen werde ich im Folgenden diskutieren und darüber hinaus meine Erfahrungen aus Schule und Praxis einfließen lassen.
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Gender * Gleichstellung * Projekte

 Texte und Beispiele vom Zentrum polis – Politik – Herausgegeben vom österreichischen Ministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
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Gender-Mainstreaming: Mädchen- und Jungenarbeit in der Kinder- und Jugendhilfe in NRW. Expertise zum 8. Kinder- und Jugendbericht der Landesregierung NRW. (881 KB, 96 Seiten 

Gender – Geschlechterdebatten – Angleichung der Geschlechter – Gewalt und Geschlecht – Jungenarbeit – ein Defizit? – Gender Mainstreaming – Kinder- und Jugendhilfe – ohne Männer? (DJI Bulletin 75/2006, 40 Seiten, 2,2 MB)

Mädchen- und Jungenarbeit in Bewegung (Schwerpunkt LVR – Jugendhilfe-Report 1/2005) (19 Seiten, 558 KB)

 

Spezialseiten

Zur ABA-Seite „Jungenarbeit“

Zur ABA-Seite „Mädchenarbeit“

Fachorganisationen in Nordrhein-Westfalen

Überregionale Kontakte und Empfehlungen

Landkarte zur Chancengleichheit: Das Online-Portal zum Gender-Index zeigt den regionalen Stand der Chancengleichheit – Zum Portal: Auf das Logo klicken!

SOWIT – Sozialwissenschaftliches Institut Tübingen

Netzwerk Männergesundheit des SOWIT

Zur Newsletter-Seite des Netzwerks Männergesundheit

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ABA-Mitglieder begreifen sich als Solidargemeinschaft. Sie setzen sich in besonderer Weise für die Belange der Offenen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ein.

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