NAGEL-Redaktion – Kommunen mit Jugendämtern

ABA-Erhebung „Spielplätze und Spielplatzpaten“

Teil 1 – Kommunen mit eigenem Jugendamt

Link zu Spielplatzpaten im ABA Fachverband

Foto: sevenload.com

Kommunale Spielplätze in Nordrhein-Westfalen

Im Zeitraum von April bis Juli 2008 hat der ABA Fachverband den ersten Teil einer Erhebung zum Thema Spielplätze und Spielplatzpaten in Nordrhein-Westfalen durchgeführt und diese mit dem Stichtag 31. Juli 2008 ausgewertet. In diesem ersten Teil waren alle Kommunen mit einem eigenen Jugendamt beteiligt. Im zweiten Teil werden die Daten der Gemeinden erhoben, in denen es kein kommunales Jugendamt gibt. Aufgrund der umfassenden Recherche wird es eine Weile dauern, bis diese Ergebnisse vorliegen werden.

Die Befragung, die vom Leitungsteam der Spielplatzpaten im ABA Fachverband angeregt wurde, erbrachte (erstmalig) interessante Ergebnisse, die wir hier auszugsweise vorstellen.

Erfasst wurden die Hintergründe der 149 Kommunen in Nordrhein-Westfalen, in denen ein örtliches Jugendamt existiert (Angabe des Ministeriums für Generationen, Familie, Frauen und Integration NRW). Die demografischen Daten stammen vom Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik NRW (Stichtag: 31. Dezember 2007).

Die größte Kommune in NRW ist Köln (995.379 Einwohner), gefolgt von Dortmund (586.909 Einwohner), Essen (582.140 Einwohner) und Düsseldorf (581.122 Einwohner). (1) Die kleinsten Kommunen mit eigenem Jugendamt sind Altena (19.661 Einwohner), Werdohl (19.670 Einwohner) Radevormwald (23.426 Einwohner) und Meckenheim (24.679 Einwohner).

Neben den Grunddaten waren wir ferner interessiert am Anteil der jungen Menschen an der Wohnbevölkerung (bis 18 Jahre, also der Anteil der Kinder und Jugendlichen). Letztgenannte Werte haben wir differenziert erfasst (Kinder bis sechs Jahre sowie Kinder und Jugendliche zwischen sieben und 18 Jahren). Auffallend hierbei war, dass der so genannte Demografiefaktor je nach Gemeinde unterschiedlich ausfällt. Auf den ersten Blick scheint der Geburtenrückgang in ländlichen Gebieten weniger evident auszufallen als in den größeren Städten. Allerdings spielt hierbei auch die Region eine Rolle. So fällt beispielsweise der Rückgang an Geburten in Schwerte (49.132 Einwohner, 7-18-Jährige 12,3 Prozent, bis 6-Jährige 4,5 Prozent, Nichterwachsene insgesamt 12,3 Prozent) oder auch in Schwelm (29.534 Einwohner, 7-18-Jährige 11,6 Prozent, bis 6-Jährige 5,1 Prozent, Nichterwachsene insgesamt 11,6 Prozent) auf. Vergleicht man am Beispiel dieser beiden Kommunen die Zahlen mit denen der über 65-Jährigen, stellt man fest, dass der Anteil dieser Bevölkerungsgruppe (2) in Schwerte 21,5 Prozent und in Schwelm 23 Prozent beträgt. Vergleich Schmallenberg/Sauerland: 25.831 Einwohner, nichterwachsene Bevölkerung 15,4 Prozent (über 65-Jährige: 19,6 Prozent). Soweit ein paar „Nebenerscheinungen“ unserer Erhebung.

Interessiert haben wir uns primär für die kommunalen Spielplätze (3) und die ehrenamtlichen Spielplatzpaten in Nordrhein-Westfalen. Bei unserer Befragung zeigten sich die Kommunen sehr kooperativ. Lediglich die Großstadt Bielefeld sowie die Kleinstädte (4) Borken und Dülmen verweigerten die Auskunft; insofern existieren von Borken und Dülmen keine Zahlen. Die von Bielefeld wurden von unseren Mitarbeitern über das Internet recherchiert.

Insgesamt gibt es in den Kommunen mit kommunalem Jugendamt 13.566 Spielplätze. Naturgemäß entfallen die höchsten Anteile auf die Großstädte, was allerdings nichts über die Spielplatzdichte vor Ort – in Relation zur Bevölkerung bzw. der nichterwachsenen Bevölkerung – aussagt. Die meisten Spielplätze gibt es in Köln (610), gefolgt von Essen (434), Düsseldorf (420), Dortmund (324), Münster (321), Bochum (300), Duisburg (300) Mönchengladbach (276), Wuppertal (265), Lüdenscheid (232), Neuss (230) und Hamm (225).

Setzt man genannte Anzahl der kommunalen Spielplätze in ein Verhältnis zum Anteil der nichterwachsenen Bevölkerung, kommt man zur folgenden Feststellung: In Köln kommen 258 Nichterwachsene auf einen Spielplatz, in Essen 214, in Düsseldorf 208, in Dortmund 300, in Münster 136, in Bochum 189, in Duisburg 287, in Mönchengladbach 169, in Wuppertal 227, in Lüdenscheid 60, in Neuss 120 und in Hamm 153. Anhand dieser Beispiele lässt sich feststellen, dass Lüdenscheid über die höchste Spielplatzdichte verfügt. Über eine ähnlich hohe Dichte (unter 100 Kindern pro Spielplatz) verfügen ferner Schmallenberg (42), Meckenheim (59), Bad Oeynhausen (64), Langenfeld (80), Rheinberg (87), Wesel (87), Kaarst (88), Viersen (90), Warendorf (92), Dorsten (94), Werdohl (94), Wülfrath (97) und Voerde (98). Deutlich wird in diesem Zusammenhang auch, dass sich in etlichen Kleinstädten die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass Kinder nicht mehr – wie früher – zum Spielen einfach „in den Wald gehen“.

Die niedrigste Spielplatzdichte gibt es in Bielefeld (812 Nichterwachsene pro Spielplatz) (5), gefolgt von Erkrath (555) und Siegburg (420).

Über eine hohe Spielplatzdichte (bis 130 Nichterwachsene pro Platz) verfügen noch Goch (100), Dormagen (103), Haltern (103), Sundern (104), Ahlen (105), Erkelenz (106), Warstein (106), Herten (108), Pulheim (108), Werne (109), Ahaus (110), Coesfeld (111), Ratingen (112), Rheine (113), Soest (114), Gladbeck (115), Willich (115), Bergheim (116), Plettenberg (116), Ibbenbüren (117), Schwerte (118), Mettmann (120), Neuss (120), Unna (121), Gronau (122), Lippstadt (123), Greven (128) sowie Beckum und Monheim (jeweils 130).


Foto: sevenload.com

Spielplatzpaten

Ehrenamtliche Spielplatzpaten gibt es in 71 der 148 ausgewerteten Kommunen. Die Zahlen variieren zwischen 339 (in Essen) und 1 (diverse Kommunen). Insgesamt konnten bei der Befragung bezogen auf ganz NRW 2.601 Spielplatzpaten ermittelt werden, die sich in ihrer Kommune ehrenamtlich engagieren. (6)

Das in Relation höchste Engagement konnte in Krefeld und Mülheim an der Ruhr festgestellt werden. In Krefeld sind 148 Paten auf 63 (von 168) Plätzen aktiv („statistische Versorgungsquote“ von 88,1 Prozent) und in Mülheim an der Ruhr 81 Paten auf 40 (von 100) Plätzen („statistische Versorgungsquote“ von 81 Prozent). Demzufolge ist
● Krefeld „Spitzenreiter“ in NRW (148 Paten auf insgesamt 63 von 168 Plätzen, 239 Nichterwachsene pro Spielplatz, „statistische Versorgungsquote“ 88,1 Prozent)
gefolgt von
● Mülheim an der Ruhr (81 Paten auf insgesamt 40 von 100 Plätzen, 269 Nichterwachsenen pro Spielplatz, „statistische Versorgungsquote“ 81,0 Prozent)
bezüglich der Organisation ehrenamtlicher Spielplatzpaten. In dieser Bewertung wurden diverse Faktoren berücksichtigt, die sich aus der Erhebung ergeben.

Eine hohe Versorgungsquote gibt es ferner in:
● Recklinghausen (125 Paten auf 58 von insgesamt 80 Plätzen, 225 Nichterwachsene pro Spielplatz, „statistische Versorgungsquote“ 156,3 Prozent)
● Oberhausen (147 Paten auf 35 von insgesamt 100 Plätzen, 374 Nichterwachsene pro Platz, „statistische Versorgungsquote“ 147 Prozent)
● Wetter an der Ruhr (40 Paten auf 25 von insgesamt 35 Plätzen, 144 Nichterwachsene pro Platz, „statistische Versorgungsquote“ 114,8 Prozent)
● Overath (13 Paten auf 13 von insgesamt 16 Plätzen, 330 Nichterwachsene pro Platz, „statistische Versorgungsquote“ 81,3 Prozent
● Essen (339 Paten auf 213 von insgesamt 434 Plätzen, 214 Nichterwachsene pro Platz, „statistische Versorgungsquote“ 78,1 Prozent)
● Hilden (52 Paten auf 40 von insgesamt 67 Plätzen, 137 Nichterwachsene pro Platz, „statistische Versorgungsquote“ 77,6 Prozent)
● Frechen (38 Paten auf 29 von insgesamt 53 Plätzen, 160 Nichterwachsene pro Platz, „statistische Versorgungsquote“ 71,7 Prozent)
● Siegen (60 Paten auf 60 von insgesamt 89 Plätzen, 195 Nichterwachsene pro Platz, „statistische Versorgungsquote“ 67,4 Prozent)
● Gevelsberg (16 Paten auf 16 von insgesamt 24 Plätzen, 229 Nichterwachsene pro Platz, „statistische Versorgungsquote“ 66,7 Prozent)
● Bochum (174 Paten auf 81 von insgesamt 300 Plätzen, 189 Nichterwachsene pro Platz, „statistische Versorgungsquote“ 58 Prozent)
● Pulheim (46 Paten auf 65 von insgesamt 88 Plätzen, 108 Nichterwachsene pro Platz, „statistische Versorgungsquote“ 52,3 Prozent)
● Köln (315 Paten auf 300 von insgesamt 610 Plätzen, 258 Nichterwachsene pro Platz, „statistische Versorgungsquote“ 51,6 Prozent)
● Hattingen (25 Paten auf 25 von insgesamt 50 Plätzen, 183 Nichterwachsene pro Platz, „statistische Versorgungsquote“ 50 Prozent)
● Dortmund (160 Paten auf 128 von insgesamt 324 Plätzen, 300 Nichterwachsene pro Platz, „statistische Versorgungsquote“ 49,4 Prozent)
● Sankt Augustin (24 Paten auf 20 von insgesamt 50 Plätzen, 204 Nichterwachsene pro Platz, „statistische Versorgungsquote“ 48 Prozent)
● Herten (46 Paten auf 24 von insgesamt 100 Plätzen, 108 Nichterwachsene pro Platz, „statistische Versorgungsquote“ 46 Prozent)
● Kleve (29 Paten auf 29 von insgesamt 63 Plätzen, 137 Nichterwachsene pro Platz, „statistische Versorgungsquote“ 46 Prozent)
● Warstein (20 Paten auf 20 von insgesamt 47 Plätzen, 106 Nichterwachsene pro Platz, „statistische Versorgungsquote“ 42,6 Prozent)
● Waltrop (13 Paten auf 11 von insgesamt 31 Plätzen, 964 Nichterwachsene pro Platz, „statistische Versorgungsquote“ 41,9 Prozent)
● Bergkamen (23 Paten auf 20 von insgesamt 56 Plätzen, 923 Nichterwachsene pro Platz, „statistische Versorgungsquote“ 41,1 Prozent)
● Lage (16 Paten auf 16 von insgesamt 40 Plätzen, 185 Nichterwachsene pro Platz, „statistische Versorgungsquote“ 40 Prozent)

Es gibt weitere Kommunen mit relativ hohem ehrenamtlichen Spielplatzpaten-Engagement. In diese Darstellung haben wir aus Praktikabilitätsgründen nur diejenigen Gemeinden aufgenommen, in denen die „statistische Versorgungsquote“ über 40 Prozent liegt.

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Aufgrund der Differenziertheit der diversen Rahmenbedingungen haben wir davon abgesehen, die Befragung in einen wenig sinnvollen Wettbewerb münden zu lassen, sieht mal einmal von der besonderen Hervorhebung des patenschaftlichen Engagements in Krefeld und Mülheim ab. Gewiss hätten auch die Bemühungen in den Großstädte Essen, Bochum, Dortmund, Köln und Recklinghausen (7) eine besondere Erwähnung verdient. Dem allerdings würde eine reine statistische „Zählerei“ nicht gerecht werden. Gemeinsam mit den genannten Großstädten müssten auch Mittel- und Kleinstädte positiv hervorgehoben werden, wie etwa Hilden, Herten, Wetter und Overath.

Speziell erwähnt werden dürften u.U. auch diejenigen Kommunen, deren Patenanteil gemessen an der Gesamtbevölkerung am höchsten ist. Dies sind Wetter, Recklinghausen, Hilden, Pulheim, Frechen, Oberhausen, Herten, Warstein und Dormagen.

Nicht eingeflossen in die Erhebung sind Elterninitiativen, die quasi wie Spielplatzpaten und darüber hinaus aktiv sind. Eine solche existiert beispielsweise in Gleidorf, einem Ortsteil des sauerländischen Schmallenberg, das ohnehin schon durch die höchste Spielplatzdichte in NRW aufgefallen ist (42 Nichterwachsene bzw. „nur“ 199 Einwohner pro Spielplatz: Rekord in NRW).

Die Untersuchung hat uns zahlreiche Facetten aufgezeigt. Sofern Ihre Kommune hier nicht auftaucht, ist das der Tatsache geschuldet, dass hiermit jeglicher Rahmen gesprengt worden wäre. Bei weiterem Interesse können Sie sich gern mit uns in Verbindung setzen.

Foto: sevenload.com

Inhaltlich können wir abschließend konstatieren:

Ehrenamtliches Potenzial ist in NRW in zahlreichen Zusammenhängen vorhanden. Allerdings muss eine gute Betreuung und Begleitung sowie ein förderlicher Service für die Engagierten organisiert werden; dies betrifft sowohl die Kommunal- als auch die Landesebene. Ehrenamtlichkeit ist kein Akt des Altruismus, vielmehr geht einem solchen immer auch das eigene Interesse der Freiwilligen voraus. Dieses Eigeninteresse muss, damit es sich im Gemeinwesen entfalten kann, formell und informell gewürdigt werden. Kompetenzen und Anregungen hierzu sowie den erforderlichen fachlichen Austausch organisiert der ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.

Ehrenamtliches Engagement, wenn keine vordergründige Ausbeutung mitschwingt, geht auch nicht zu Lasten von Hauptamtlichkeit. Vielmehr fällt auf, dass die Kommunen regelmäßig dort, wo sie in hauptberufliches Personal investieren, ein Vielfaches an bürgerschaftlichem Engagement akquirieren können. Einzelheiten hierzu konnten wir zum Teil auch der Erhebung entnehmen, wie etwa die hervorgehobenen Beispiele Krefeld und Mülheim belegen.

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Fußnoten

(1) Anderslautende Presseberichte, etwa dass Düsseldorf inzwischen zweitgrößte Stadt in NRW sei, können durch die aktuellsten Daten des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik nicht belegt werden. Ebenso wenig bestätigen die offiziellen Zahlen nicht die Aussage der Stadt Köln in ihrer Internetpräsenz. Dort heißt es: „Die Metropole am Rhein ist mit 1.024.346 Einwohnern (Stand 31.12.2006; Tendenz steigend) eine von vier Millionenstädten in Deutschland.“

(2) Dieser Bevölkerungsteil wurde von uns nicht erfasst und dient hier lediglich einer exemplarischen Information.

(3) Die jeweilige Ausstattung und Qualität wurden nicht abgefragt.

(4) Klassifizierung des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik NRW

(5) Bei den Daten der Stadt Bielefeld gilt es zu bedenken, dass die ermittelten Werte aufgrund der Weigerung der Stadt, ihre „offiziellen Zahlen“ zu nennen, auf einer Internetrecherche beruhen. Sollten die Zahlen dennoch korrekt sein, läge dieser Wert fast um das Doppelte über dem der nächsten Großstadt (Bonn mit 435 Nichterwachsenen pro Spielplatz).

(6) Zumeist handelt es sich bei den Paten um Einzelpersonen. In einigen Fällen können auch Gruppen bzw. Einrichtungen gemeint sein (Anwohnergruppen, Kitas usw.).

(7) Recklinghausen wird mit 120.536 Einwohnern vom Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik nicht als Groß-, sondern als „Große Mittelstadt“ typisiert – vermutlich aufgrund des fehlenden Status als „Kreisfreie Stadt“.

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Abkürzungen in der Tabelle:

PLZ (Postleitzahl), SpPl. (Anzahl der Spielplätze), SpPl.P. (Spielplatzpaten), SpPl.P. in % (Spielplatzpaten – prozentualer Anteil in Relation zur Gesamtbevölkerung), für Pl. (für insgesamt Spielplätze), SpPl.P. pro Pl. in % (Anteil der Spielplatzpaten in Relation zur Menge der Spielplätze), k.A. = keine Angaben

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