Jugendfreizeitstätte Hörde, Dortmund

RTEmagicC_JFS_Hoerde.jpgDie Jugendfreizeitstätte Hörde des Jugendamtes Dortmund befindet sich am Clarenberg in Dortmund-Hörde. Im Stadtteil Clarenberg leben aufgrund der hohen Bebauungsdichte viele unterschiedliche Nationalitäten und soziale Schichten auf engstem Raum. Dies kann Probleme aufwerfen, bietet aber auch ein großes Potenzial, um Vorurteile gegenüber dem „Fremden“ abzubauen und in einem friedlichen Miteinander zu leben, indem der eine vom anderen lernt. Leider ist der Clarenberg von Außenstehenden mit sehr vielen Vorurteilen behaftet (hohe Gewaltbereitschaft, Kriminalität, wenig Bildung, wenig Berufs- und Zukunftschancen …). Besonders die hier lebenden Kinder und Jugendlichen spüren diese Vorurteile und beginnen, sich mit diesen zu identifizieren, verlieren den Glauben an ihre Fähigkeiten und verfallen der Perspektivlosigkeit.

Die Jugendfreizeitstätte nimmt sich der Aufgabe an, den Problemen zu begegnen und vorhandenes Potenzial bei den Bewohner(inne)n bereits in jungen Jahren zu fördern. Hier sind alle Kinder und Jugendlichen im Alter ab sechs Jahren willkommen. Um auf altersgemäße Wünsche, Interessen und Problemlagen gezielt eingehen zu können, werden die Besucher(innen) in drei Altergruppen unterteilt: Kinder 6 bis 10 Jahre, Teens 11 bis 13 Jahre und Jugendliche ab 14 Jahren.
Das Programm unterteilt sich in zwei Bereiche, nämlich zum einen in das „Offene Angebot“ und zum anderen in die Projektarbeit.

Offenes Angebot

Im „Offenen Angebot“ stehen den bestimmten Altersgruppen eigene Zeiten und Räume zur Verfügung, in denen die Besucher(innen) ihre Aktivitäten weitgehend selbst bestimmen können. So kann etwa gemalt, gekocht, gekickert sowie Fußball oder Billard gespielt werden. Gerade in diesem Bereich ist es für die Mitarbeiter möglich, Beziehungen zu den Besucher(inne)n aufzubauen und ihr Vertrauen zu gewinnen nach dem Motto: „Es plauscht sich gut, wenn beim Billard eine ruhige Kugel geschoben wird.“

Projektarbeit

In der Projektarbeit werden spezielle Fähigkeiten, Fertigkeiten und Interessen der Besucher(innen) wahrgenommen und gefördert. Im Folgenden sollen nun einige der Projekte, die zurzeit in der Jugendfreizeitstätte stattfinden, vorgestellt werden.

Zirkus Popcorn (Montag 17.00 bis 19.00 Uhr)

Seit etlichen Jahren werden Kinder ab 8 Jahren zu Jongleuren, Akrobaten, Einradfahrern, Zauberern, Seiltänzern, Clowns und Kugelläufern. Mit ihrem Können treten sie im Rahmen von unterschiedlichen Veranstaltungen auf. Das Programm soll vor allem die körperlichen Fähigkeiten der Kinder steigern. Zudem gewinnen die Kinder durch die positiven Rückmeldungen bei ihren Auftritten mehr und mehr an Selbstbewusstsein.

Arabeat (Donnerstag 16.30 bis 19.00 Uhr)

In diesem Projekt erlernen Kinder ab 8 Jahren die Grundfertigkeiten des Trommelns in der arabischen Musik. Für viele der Kinder spiegelt diese Art der Musik ein Stück Heimat wieder. Anderen wiederum bietet es einen interessanten Einblick in die Kultur ihrer Freunde und Nachbarn und kann somit zum Abbau von Vorurteilen dienen. Im Projekt werden den Kindern erste musikalische Grundkenntnisse vermittelt und sie erhalten einen ersten Zugang zur kulturellen Bildung, also der Teilhabe am künstlerisch-kulturellen Geschehen der Gesellschaft.

Parkour (Dienstag und Freitag 16.30 bis 18.30 Uhr)

„Le Parkour“ ist eine junge Trendsportart – nach dem Selbstverständnis vieler Anhänger eine Kunst, bei welcher der Teilnehmer/die Teilnehmerin (Traceur, französisch für „der den Weg ebnet“ oder „der eine Spur legt“) unter Überwindung sämtlicher Hindernisse einen möglichst kurzen Weg von A zum selbstgewählten Ziel B nimmt. Der Traceur überwindet dabei alles, was ihm an Hindernissen in den Weg kommt. In einer urbanen Umgebung werden Pfützen, Papierkörbe, Bänke, Blumenbeete und Mülltonnen ebenso wie Bauzäune, Mauern, Litfasssäulen, Garagen und unter Umständen Hochhäuser und Hochhausschluchten übersprungen und überklettert. Angesprochen werden Teens und Jugendliche aus dem Stadtteil Hörde zwischen 14 und 19 Jahren – Mädchen wie Jungen gleichermaßen. Das Projekt soll den Jugendlichen die Möglichkeit geben, ihrem natürlichen Bewegungsdrang nachzugehen und ihren Sozialraum für sich zu erobern. Hindernisse werden aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und auch scheinbar Unüberwindbares wird überwunden. „Le Parkour“ ist ein gewaltpräventives Projekt. Durch die körperliche Herausforderung werden potenziell gewalttätigen Jugendlichen andere Wege aufgezeigt, mit ihren Aggressionen, Frustrationen und ihrer Wut umzugehen. Sie werden dabei in ihren sportlichen und kreativen Fähigkeiten unterstützt und gefördert. Sie lernen ihre körperlichen Grenzen einzuschätzen, wissen aber auch, dass sie ihrem Körper mehr zutrauen können als vorher gedacht. Das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen werden gestärkt. Die hinter der Sportart stehende Philosophie soll die Jugendlichen aber auch zu einer Auseinandersetzung mit räumlichen Strukturen, Besitzverhältnissen und der Achtung vor eigenen und fremden Grenzen führen.

Wildes Hörde (Freitag 16.00 und 18.00 Uhr und spezielle Projektwochen)

In der Nähe der JFS Hörde (durch eine vielbefahrene Straße getrennt) befindet sich am Marksbach ein verwildertes Gelände. Hier wurden in der Vergangenheit Nutztiere gehalten. Dieses Gelände ist ca. 1.000 qm groß. Gemeinsam mit Gruppen von zehn bis zwölf Kindern im Alter ab 6 Jahren besuchen die Mitarbeiter(innen) dieses Gelände regelmäßig und ermitteln Wünsche, um es nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Gerade in der heutigen Zeit ist es für Kinder sehr schwer, abseits der Wohnsiedlungen und Straßen einen Flecken Erde für sich zu erobern und nach ihren Wünschen und Vorstellungen anzulegen. Es gibt kaum noch Möglichkeiten, bewegungsreiche Aktivitäten im Freien und in der Natur hautnah – vor allem in der Großstadt – zu erleben. Die Kinder lernen, sich mit der Umwelt und sich selbst auseinanderzusetzen. Sie sammeln wertvolle Sinnes- und Naturerfahrungen, die ihnen ansonsten verschlossen blieben.

Videoprojekt Liv(f)e@Clarenberg (Dienstag und Donnerstag 16.30 bis 18.30 Uhr)

Gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen aller Altersklassen entsteht hier ein Internetauftritt mit Bildern, Filmen und Informationen. Es bildet eine neue und vor allem reizvolle Art, sich kritisch mit sich und seiner Umwelt auseinanderzusetzen. Die Aneignung des Mediums Internet ist eine wichtige Schlüsselqualifikation für das spätere (Berufs-)Leben.

Ziel des Projektes ist es, mit einer lebensweltorientierten Internetpräsenz Vorurteilen auf eine neue, kreative Weise zu begegnen und eine Plattform für Kritiken und Wünsche zu schaffen. Es sollen Interessen, Begabungen und Potenziale der Jugendlichen und Kinder erkannt und gefördert werden. Ebenso werden jugendspezifische Probleme thematisiert, ernstgenommen und bearbeitet. Dies soll den Selbstwert, das Selbstbewusstsein und die Handlungsfähigkeit der Jugendlichen stärken. Die Arbeit miteinander und füreinander kann zudem soziale Kompetenzen fördern. Möglichkeiten zur informellen Selbstbestimmung und kreativen Selbstdarstellung können erkannt und umgesetzt werden.

„Hart aber Fair“ (Montag, Mittwoch und Freitag 17.00 bis 19.00 Uhr)

Seit Mai 2005 bietet ein russischer Boxtrainer Boxen in der Freizeitstätte an. Durch die sprachlichen Möglichkeiten des Trainers ist es gelungen, Kinder und Jugendliche mit russischem Migrationshintergrund an die Freizeitstätte zu binden. Auch hier steht der gewaltpräventive Ansatz im Vordergrund. Im Laufe des Projektes hat es sich allerdings auch als ein wichtiges Instrument zur Integration der unterschiedlichen ethnischen Gruppen herausgestellt.

Über das „Offene Angebot“ und die Projektarbeit hinaus hat sich die Jugendfreizeitstätte auch zu einem wichtigen Veranstaltungsort im sozialen Nahraum entwickelt. Nach einer halbjährigen Umbauphase, die im August 2007 beendet wurde, stehen nun annähernd 1.000m² Räumlichkeiten zur Verfügung. So finden fast täglich von morgens bis in den Abendbereich hinein Sprachkurse, Sport- und Musikangebote, Kochkurse und künstlerische Darbietungen mit verschiedenen Kooperationspartnern statt.

Die Jugendfreizeitstätte Hörde wird seit dem 01.02.08 von der Dipl. Sozialpädagogin Jelka Röper geleitet. Ihr zur Seite steht der Dipl. Päd. Gregor Kamitter.

Kontakt

Jugendfreizeitstätte Hörde
Clarenberg 35
44236 Dortmund
0231/43 04 87

Seit der ABA Fachverband seine Geschäftsstelle ebenfalls am Clarenberg in Dortmund bezogen hat, ist der Kontakt durch die räumliche Nähe und die vorbildliche Kooperation des Teams mit dem Verband deutlich intensiviert worden. Vorhergehende Beschreibung, die die Aktivitäten der Einrichtung – wenn auch nur auszugsweise – wiedergeben, lassen die Qualität der Einrichtung erahnen. Gekoppelt ist diese naturgemäß an ein überzeugendes Fachverständnis des Teams, verbunden mit der Fähigkeit der Mitarbeiter(innen), die Kompetenzen erfolgreich in den Alltag mit den Kindern und Jugendlichen zu integrieren. Bestechend wird im Verband auch das relativ neue Experiment erlebt, regelmäßig das abenteuerliche Gelände am Marksbach (vgl. „Wildes Hörde“) zu nutzen. Möglicherweise entwickelt sich hieraus ein beachtliches neues Abenteuerspielplatz-Konzept. Als beispielhaft möchten wir auch die erlebten und durchaus erfolgreichen Integrations- bzw. Inklusionsbemühungen in dem sich wahrlich multikulturell präsentierenden Stadtteil erwähnen. In diesem Zusammenhang scheint es ebenfalls bemerkenswert, dass sich das Haus zu einem echten gemeinwesenbezogenen Zentrum entwickelt hat. Ebenso kann man sich inspirieren lassen von den dauerhaft installierten Methoden und Ritualen, die jungen Menschen tatsächlich am Alltag teilhaben zu lassen. Gern vergibt der ABA Fachverband für die Leistungen der JFS Hörde vier (****) Sterne.

 

Juni 2009
Aktualisierung: 2. Juni 2009
Letzte Aktualisierung: 2. März 2015

 

 

 

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