Bauspielfarm Suderwich, Recklinghausen

RTEmagicC_DSCN1532.JPGBauspielfarm Suderwich – Ein starkes Stück Ruhrgebiet

Die Bauspielfarm Suderwich – kurz „BSF“ genannt – ist eine Kombination aus Bau- und Abenteuerspielplatz, kleiner Tierfarm und Spielpark, eine Anlage, die man früher vielleicht „Freizeiteinrichtung“ genannt hätte, etwa 9000 Quadratmeter groß (plus Außenflächen für Weiden), in unmittelbarer Nähe von Wohnbebauung mit kleinen und großen freien Flächen, kleinen Hügeln und Nischen, verwinkelten Ecken, allerlei Getier und „Nutzmüll“ (Gerümpel und Materialabfälle), der durch phantasiereiches Verändern („Umfunktionieren“) eine oftmals ungewöhnliche Wiederverwendung findet.

Hier können Kinder experimentieren, toben, nach Lust und Laune spielen, sich im Spiel verlieren, sich verstecken, klettern, rennen, bauen, sich einfach nur treffen oder Tiere pflegen, beobachten und die Lebenszyklen Zeugen, Geburt und Tod erfahren.

Ist so eine Einrichtung noch reizvoll bei der Konkurrenz von PC, GameBoy, PlayStation und Pokémon?

Und wie! Die Bauspielfarm ist ein Paradies für Abenteurer und Wetterfeste, in dem sie sich wohlfühlen und „abtauchen“ können. Ob abtauchen in eine Spielwelt wie in Bullerbü oder planen, gestalten und erschaffen: Sie können aktiv werden wie die Kinder von Bullerbü, Michel aus Lönneberga, Pippi Langstrumpf oder auch deren ältere „Verwandte“ Huckleberry Finn und Tom Sawyer.

Da werden Paletten zu Hütten und Buden, alte Badewannen zu Wasserstraßen, Fließbandgummi zu Rutsch- und Skaterbahnen. Räder, Töpfe, Schuhe, Bälle, Seile und Schlaufen – an die Hauswand geschraubt – laden zum Klettern aufs Dach ein, um von dort auf dicke Matten herunter zu springen.

Im großen Hüttenbereich wird mit Hammer, Säge und Nägeln gebaut und gewerkelt. An der Feuerstelle kann Stockbrot gebacken, gekokelt und experimentiert werden. Ausgediente Elektroherde und Kochgeschirr animieren zu Grassuppen, Sandkuchen und Matschpuddings.

Feste Gebäude stehen als Werkstatt, Küche, Aufenthalts- und Sanitärräume, Lager und Büro zur Verfügung.

Für die rund 100 Tiere sind Stallungen und Unterstände vorhanden, doch – soweit möglich – laufen Enten, Gänse, Hühner, Katzen, Schafe, Ziegen, Esel, Ponys und Rinder frei auf dem Gelände umher. Kaninchen und Meerschweinchen befinden sich in einem Streichelgehege.

In den Augen mancher Erwachsenen erscheint die Bauspielfarm oft als ein Platz der „Unordnung“ oder gar als Chaos. Aber: Die Bauspielfarm ist nicht erwachsenen-, sondern kindergerecht. Sie ist nicht vom Reißbrett herunter gebaut und passt nicht ins DIN-geschärfte Auge. Gerade die Tatsache, dass hier nicht alles fertig ist und für die Ewigkeit errichtet wurde, Improvisation und Veränderbarkeit erwünscht und möglich sind, ergeben die besondere Qualität dieser Einrichtung. Dazu gehört auch das Prinzip der Offenheit, das heißt, die Freiwilligkeit des Besuchs und die kostenlose Nutzung. Bei der Nutzung werden die Kinder von pädagogischen Fachkräften begleitet und gefördert.

„Die Bauspielfarm ist in ihrer Art nicht zu ersetzen“, betonte der seinerzeitige CDU-Fraktionschef und jetzige Sozialdezernent der Stadt Recklinghausen, Georg Möllers. Dieses Zitat, veröffentlicht am 4. Dezember 2002, konnte dem Internet entnommen werden. Den Link (URL) der Recklinghäuser CDU dazu gibt es leider nicht mehr. Der ABA Fachverband stimmt dieser Aussage allerdings völlig zu. Das Jugendamt in Recklinghausen sieht dies ebenfalls so. Während eines Besuchs nordrhein-westfälischer Politiker auf der Bauspielfarm, den der ABA Fachverband in der 13. Wahlperiode des Landtags (2000 – 2005) organisierte, führte der Vertreter des Jugendamtes aus, man sehe von der Einrichtung weiterer Abenteuerspielplätze in der Stadt ab, um die Exklusivität der Bauspielfarm nicht zu gefährden.

Die Erfolge des Platzes können nicht ohne seinen langjährigen Leiter, gelernter Schreiner und studierter Architekt, und sein Team gesehen werden. Eine große Sorge treibt den Verband um: Wenn dieser geschätzte Kollege irgendwann einmal auf die – zugegebenermaßen – unsinnige Idee kommen sollte, in Rente zu gehen, sehen wir die Qualität der Bauspielfarm ernsthaft gefährdet. Wir arbeiten an vielen Stellen mit Ausbildungsinstituten zusammen. Dies tun wir auf kooperative Weise und zumeist „auf Augenhöhe“. Wir können uns allerdings nicht vorstellen, dass von dort jemand entlassen wird, der die seit nunmehr etwa dreißig Jahren zu beobachtende Praxis – und die dazu gehörende Philosophie – auch nur annähernd erreichen könnte. Wir sorgen uns und bitten Aspiranten, die vom Gegenteil überzeugen wollen, um ihre Präsentation.

Die Bauspielfarm leistet Bildung (und gleichermaßen Gesundheitsprävention) vom Feinsten, eine Bildung, die dort ankommt, wo sie hingehört, bei den Kindern, konkret, lebensbereichernd! Sie leistet keine Bildung im Sinne von Lehrplänen, da dort nicht versucht wird, die Schimäre, Menschen seien etwa belehrbar, zu praktizieren. Kinder lernen einfach: übers Tun, übers Verändern, übers Schaffen (und manche Erwachsene können dies kaum ertragen – immerhin wissen sie alles besser!).

Und Kunst! Die Bauspielfarm ist ein Kunstwerk an sich. Das freistehende oder freilaufende Rind am Eingang flößt mir erst einmal gehörig Respekt ein mit den riesigen Hörnern und seinem möglicherweise gezeigten Widerstand, nicht von einem Fremden einfach so angefasst zu werden. Dass die Gänse vielleicht viel rabiater werden können, kann ich – wenn ich Glück habe – ganz praktisch erfahren. Ebenso belegt die Farm dies mit genanntem „Nutzmüll“, der eine ungewöhnliche Wiederwendung findet. Nach Meinung des Verbandes könnte die „dokumenta“ in Kassel mit dem, was die Bauspielfarm Suderwich zu bieten hat, eine ganze Ausstellung bestücken! Doch Stopp: Der letzte Abenteuerspielplatz Recklinghausens bleibt in Recklinghausen! Die „dokumenta“ sollte sich redlich bemühen, Ähnliches nach Kassel zu bekommen.

Wir (der Redakteur und der Leiter der Einrichtung) sprachen irgendwann einmal über das Konzept. An sich lebt es von sich aus! Wir kamen auf „Krempoli“, eine Fernseh-Sendung (in 10 Serienteilen) in den 70-er Jahren des letzen Jahrhunderts. „Stars“ des Films (1974) von Michael Verhoeven waren die „heldenhaften“ Kinder und ihr Verbündeter, „Opa Krempel“. „Krempoli“ hat vermutlich zahlreiche Abenteuerspielplatzgründer – vielleicht mehr als die APO – motiviert, „ihr Ding“ zu machen. Auf der Bauspielfarm Suderwich ist ein bisschen dieses Flairs noch lebendig. Und Kinder des 21. Jahrhunderts können davon profitieren. Wer mehr von „Krempoli“ wissen will, kann dazu eine Internet-Seite aufrufen.

Ein Besuch lohnt sich, wenn man seine Arbeit besser machen will! Unbedingt zuvor einen Termin mit dem Leiter, Charly Lehmann, ausmachen! Dann gibt es auch – wie wir es von dem anderen Recklinghäuser Künstler, HaPe Kerkeling, aus dem Film kennen – „lecker Mittagessen“!

Der ABA Fachverband vergibt für die Arbeit der Bauspielfarm Suderwich in Recklinghausen vier Sterne (****). Bildung, Gesundheitsförderung, Familienunterstützung, die Idealziele des Verbandes werden hier in vielen Schritten erreicht.

<Soweit der Originaltext bei Aufnahme in die Rubrik „Qualität: Inspiration“ im September 2005>

Anmerkung: Aufgrund seiner Pionierarbeit in Sachen Abenteuerspielplätzen wurde der ehemalige Leiter der Bauspielfarm Suderwich, Karl-Friedrich  „Charly“ Lehmann am 6. Juli 2010 zum Ehrenmitglied im ABA Fachverband ernannt.

Aktualisierung 2011

Im Jahr 2009 ist die Bauspielfarm an einen anderen Ort innerhalb des Stadtteils umgezogen. Man erreicht sie über die Adresse

Lülfstraße 69
45665 Recklinghausen
02361/83 848
0152.05 69 21 59

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Verantwortlicher Ansprechpartner dort ist der pädagogische Leiter Markus Klein.

Als eine weitere zusätzliche zum Abenteuerspielplatzgelände ist auf dem Gelände ein Hochseilgarten entstanden.

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BSF_01

BSF_02

Die Arbeit auf der örtlich verlagerten Bauspielfarm ist gegenwärtig (2014) nach wie vor auf einem hohen qualitativen Niveau anzusiedeln. Insofern besteht die Auszeichnung in Form der Aufnahme in die Rubrik „Qualität: Inspiration“ mit Fug und Recht.

Originalseite erstellt: September 2005

Aktualisierung: März 2011

Anpassung an die neuen Seiten im ABA-Netz: Juli 2014

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