Abenteuerspielplatz „Zum Kirschbäumchen“, Aachen

RTEmagicC_Kirschbaeumchen_haus.jpgKinder unserer Zeit

Kinder sind immer die Kinder ihrer Zeit. Unsere Kinder sind die Kinder unserer Zeit und diese Zeit meint es nicht gut mit den Kindern unserer Zeit: Ihnen fehlt es an Spiel- und Bewegungsfreiräumen. Bewegung aber bedeutet Freiheit, Räume zu entdecken, sich Welten zu erobern und Abenteuer zu erleben. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass die tägliche Bewegungszeit vieler Kinder heute nur noch eine Stunde beträgt. Richtig ausgelassen toben und tollen sie gerade noch 15 – 30 Minuten. Ihre Umwelt nehmen die Kinder fast nur noch virtuell – über Fernsehen und Computer – wahr. Kinder können heute zwar kaum noch rückwärts balancieren, aber ihre Maus über den Schreibtisch bewegen, das machen sie im Schlaf.
Diesen ungünstigen Faktoren der kindlichen Entwicklung in der heutigen Zeit versucht der Abenteuerspielplatz „Zum Kirschbäumchen“ durch seine Konzeption und Gestaltung entgegenzutreten.

Konzeptionelle Schwerpunkte liegen in den Bereichen

  • Bereitstellung von adäquaten Spielmöglichkeiten zur Förderung des Freispiels.
  • Gesundheitsförderung durch ganzheitliche Körpererfahrungen unter besonderer Berücksichtigung motopädischer Grundsätze.
  • Bildung durch den Ansatz „Lernen, wie man lernt“ ganz im Sinne Piagets: „Alles was wir einem Kind beibringen, kann das Kind nicht mehr lernen.“
  • Partizipation durch Mitbestimmung bei der Platzgestaltung und Einflussnahme auf die Ausrichtung der pädagogischen Angebote.
  • Grundsätzliche Orientierung an der UN-Kinderrechtskonvention.
  • Flankierende familienunterstützende Maßnahmen nach dem Prinzip der „Hilfe zur Selbsthilfe“.

Die Gestaltung der Außenfläche des Abenteuerspielplatzes berücksichtigt auf ca. 10.000 Quadratmetern das „Prinzip der Abwechslung“ in idealtypischer Weise. Eine riesige Freispielfläche bildet den Mittelpunkt des Kinderparadieses im Norden Aachens. Thematisch gruppieren sich um diese Fläche die unterschiedlichsten Bereiche des Platzes. Begrüßt werden die Besucher durch eine selbstgestaltete Abenteuerspielplatzfahne im Eingangsbereich. Neben der wahrlich abenteuerlich erscheinenden Fahnenstange erleben die Kinder auf der größten Schaukel im Stadtgebiet Aachens sich und den Wind in elementaren Zusammenhängen. Dieser Bereich wird abgegrenzt durch eine Weidenhöhle und den Eingang des Abenteuerrundganges. Neben der Weidenhöhle erstreckt sich die Feuerstelle des Platzes. In Sichtweite der Feuerstelle erhebt sich eine Abenteuer-Burg, die als ganzheitliches Spielgerät zur Erfahrung der Sinne konzipiert wurde. Diese Burg ist zugleich auch der Eingang zum Hüttenbaubereich mit integrierter Werkzeugausgabe. Der Hexenwald schließt sich in dieser „Rundanlage“ dem Hüttenbaubereich an und bietet besonders im Sommer ein schattiges Plätzchen. In diesem kleinen Wäldchen erhebt sich am Rande des hinteren Geländes ein Hügel, der im Winter zum Rodeln und im Sommer zum Aufbau einer Wasserrutsche genutzt werden kann. Vor dem Hexenwald sind bei den Ferienspielen 2001 die Piraten mit ihrem riesigen Piratenschiff gestrandet. Schließlich bilden die „Wilde Wiese“ mit Indianer-Tipi und die Sandspielfläche mit Wichtelwanne den Rahmen dieser „Grünen Insel“ für Kinder am Rande eines Aachener Industriegebietes.

Auf dem Gelände steht noch ein Spielhaus mit Küche, Spielzeugausgabe, Büro, Toiletten und Aufenthaltsräumen. Als neueste Attraktion konnte in diesem Jahr ein Aerotrim, ein Gerät aus der Luft- und Weltraumtechnik, zur Erfahrung dreidimensionaler Bewegungsrichtungen angeschafft werden.

Der Abenteuerspielplatz ist ganzjährig von montags bis freitags geöffnet. Der Tagesablauf wird unterteilt in den Vormittag mit dem Kooperationsprojekt „Schule von 8 bis 13 Uhr“ der benachbarten Grundschule Feldstraße und der Bereitstellung des Platzes für diverse Gruppenbesuche. Ab 13.00 Uhr beginnt die Offene Arbeit für alle Kinder von 5 bis 15 Jahren. Dieses Angebot kann von allen Kindern aus Aachen und der Euregio kostenlos in Anspruch genommen werden. Um 13.30 Uhr gibt es ein warmes Mittagsessen für 50 Cent für die Kinder, die zuhause nicht diese Möglichkeit haben oder die einfach nur in der Gemeinschaft mit anderen zu Mittag essen wollen. Zusätzlich können in den Nachmittagsstunden Geburtstage auf dem Abenteuerspielplatz gefeiert werden.

In den ersten drei Wochen der Sommerferien finden auf dem Abenteuerspielplatz die alljährlichen Ferienspiele des König Tirili statt. Die thematische Ausrichtung der Ferienspiele wird von den Kindern jeweils festgelegt.

RTEmagicC_Kirschbaeumchen_feuersp.jpgGrundsätzlich wird auf dem Abenteuerspielplatz „Zum Kirschbäumchen“ ein situations- und bedürfnisorientierter pädagogischer Ansatz vertreten. Zusätzlich wird jeden Tag ein Wahrnehmungs- und ein Bewegungsangebot realisiert. Daneben wurde vor ungefähr zwei Jahren die Tanztheatergruppe „Erdlichter“ ins Leben gerufen, die sich zurzeit unregelmäßig trifft. Diese Gruppe hat im Rahmen des Festaktes „20 Jahre Abenteuerspielplatz“ den Begriff des Abenteuers unter der literarischen Vorlage von „Alice im Wunderland“ und „Peter Pan“ tänzerisch dargestellt. In vier Bildern zeigten die Mädchen die wesentlichen Merkmale, die nötig sind, um Abenteuer zu erleben. Zum einen benötigt man Freunde, und es ist notwendig, sich selbst zu vertrauen und seine Angst zu überwinden. Gleichzeitig müssen entsprechende Freiräume zum Spielen vorhanden sein, und es bedarf der Phantasie und der Kreativität, um Abenteuer zu erleben. Diese entscheidenden Faktoren des Abenteuers können auf dem Abenteuerspielplatz „Zum Kirschbäumchen“ in Aachen jederzeit und auf unterschiedlichste Art und Weise verwirklicht werden.

Kontakt

Abenteuerspielplatz „Zum Kirschbäumchen“
Siedlung Daheim 11
52070 Aachen
0241/166131

Der ABA Fachverband begleitet den Abenteuerspielplatz seit 20 Jahren, also von Beginn an. Es war immer wieder spannend zu beobachten, wie sich die Arbeit des Platzes kontinuierlich weiterentwickelt hat. Dies gilt insbesondere, seit der Spielplatz unter der Leitung von Jens Lankuttis geführt wird. Die vom ABA Fachverband für wesentlich erachteten Prämissen Bildung, Gesundheitsförderung und Familienunterstützung werden hier konsequent in die Praxis umgesetzt; ebenso spielen die fachlichen Ziele Integration, Partizipation und Emanzipation eine erhebliche Rolle in der Alltagsarbeit des Platzes. Der Kinderschutzbund Aachen kann mit dieser Einrichtung ein echtes Kleinod in der Stadt vorweisen. Dies bestätigte auch die Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt am 21. Oktober 2006 im Rahmen der Feier zum 20-jährigen Bestehen des Abenteuerspielplatzes. Unser Wunsch zum Jahr 2007 an die Stadt Aachen: Gebt dem Kinderschutzbund endlich ausreichend Geld, damit er diese vorbildliche Arbeit ohne die früheren Existenznöte weitermachen kann! Wir jedenfalls geben für diese vorbildliche Arbeit gern vier (****) Sterne.

Aktualisierung

Limburgse Dagblad

Dass man hier Hütten bauen kann, so lautet die Überschrift der niederländischen Zeitung „Limburgs Dagblad“ vom 4. März 2011. Und die Zeitung schreibt weiter, dass dies in Limburg, der benachbarten niederländischen Provinz, nicht möglich ist. Auf dem Abenteuerspielplatz (bouwspeeltuin) könnten Kinder „nach Herzenslust“ Hütten bauen und zimmern; dies mit allen Risiken, die dazugehörten. Im Artikel wird u.a. darauf hingewiesen, in Deutschland sei alles strenger geregelt als in den Niederlanden und man kommt zu dem Schluss, dies sei wohl nicht der Fall; vielmehr seien die Vorschriften im Nachbarland viel strenger. Während in den Niederlanden jedem Risiko aus dem Weg gegangen werden solle, sehe man dies in Deutschland nicht so.

Eine Kurzform des ARTEmagicC_Logo_Limb_DB.jpgrtikels kann auf den Seiten des „Limburgs Dagblad“ (mit interessanten Leserkommentaren) nachgelesen werden. Interesse? Logo anklicken!

Unter dem Titel Kinderen bouwen hutje gibt es auch einige Reaktionen (zum Teil mit Fotos, die auf dem Abenteuerspielplatz Kirschbäumchen entstanden sind).

Dorthin

Den ersten dort zu findenden, zugegebenermaßen lustigen Brief haben wir übersetzt.

Kinder bauen Hüttchen

News Flash …Kinder bauen Hütte in Aachen! (Gelesen i Lim Dagblad)

Warte eben … sind das Nachrichten? Ja sicher, es sind Nachrichten. Kleine Kinder, die ein Hüttchen bauen … und das 2011. Das sind sicher Nachrichten; und das in Holland. So was Unerhörtes haben wir schon lange nicht mehr gelesen.

Ich gehöre noch zur Generation, die regelmäßig Hütten gebaut haben, auf brachliegendem Gelände, im Wäldchen oder auf verlassenem Steinkohlegelände. Ich hatte also eine herrliche abenteuerliche Jugend. Das sollte man 2011 nur mal versuchen. Eine Verhaftung durch die Umweltpolizei wegen „Umwelt-Terrorismus“ oder „Vandalismus“. So etwas darf es nicht geben … eine Hütte bauen in der Natur?? (nach Luft schnappen …) Das geht nicht einfach so!! Dafür haben wir Regeln und Gesetzte, sodass alles ordentlich bleibt!

In der heutigen Zeit wird die Polizei bombardiert mit Anrufen, wenn junge Leute irgendwo auf einer Bank sitzen. Einfach sitzen, noch nicht einmal ein Bierchen trinken oder ein Joint(chen) rauchen … ÜBERLASTET!! (Schnell in der anonymen Überlastungs-Kliklijn) * Und so kann es passieren, dass wir allen vollends überrascht sind über einen Artikel im Limburgs Dagblad über die Deutschen, die ihre Kinder einfach Hütten bauen lassen.

Ich habe mit meinen Freunde früher … hinten im Wald (säuberlich in einem Kreis aus Ziegelsteinen) noch Feuerchen gemacht und darauf nachts Frikandellen gebacken und belgische Bierchen getrunken. Wir räumten danach alles reinlich wieder weg (meine Mutter hat mir damals geholfen, Kräuterbutter zu machen und machte sich nur Sorgen, ob das Fahrradlicht nicht kaputt war…es war nämlich dunkel im Wald).

Nur einmal kam das Männchen- mit- Kappe (und piepstendem Walky-Talky), um zu schauen, ob alles ordentlich war. Er verschwand und kam nie wieder.

Aber weil wir inzwischen alles kaputt reguliert haben, ist das nicht mehr als eine nostalgische Jugenderinnerung. Ich habe glücklicherweise diese Erinnerung. Aber die Kinder(chen) anno 2011 dürfen nicht mal mehr auf einer Bank sitzen. (Überlast, wissen wir noch?)

Und falls sie dann auf Hyves mit ihren Freunde chatten, ist auch dies wieder nicht gut, weil sie nur hinter dem Computer sitzen.

Kind zündet Feuer …große Schande!… ruf die Polizei! Gut geregelt, Eltern! Warum sollten eure Kinder dieselbe schöne Jugend haben, nicht wahr …?

Januar 2007
Aktualisierung: 23. Januar 2013 (de)
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 3. August 2014

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