ABA-BLOG

NAGEL-Redaktion – „Glotze“ macht Kinder schlapp

Kinder und Jugendliche in Deutschland werden körperlich immer schlapper. Sie treiben zu wenig (Schul-)Sport und sitzen zuviel vor dem Fernseher oder dem Computer. Allein bei den 10- bis 14-Jährigen ist nach einer Studie von AOK und Deutschem Sportbund (DSB) die Fitness um 20 Prozent bei Jungen und 26 Prozent bei Mädchen im Vergleich zu 1995 gesunken. Für die Studie wurden in den vergangenen zwei Jahren mehr als 20.000 Jungen und Mädchen im Alter von sechs bis 18 Jahren befragt und einem sportlichen Test unterzogen. Besonders drastisch ist demnach der Rückgang im Bereich der Koordination sowie in der Ausdauer. (dpa/WAZ 12.3.2003)

 

i-Punkt 4-2004

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NAGEL-Redaktion – Entspannung mit Kindern

Entspannungsübungen helfen, Konzentration und Kreativität bei Schulkindern zu fördern. Optimal erschließt sich ihre Wirkung jedoch nicht als isolierte Maßnahme ? quasi an Stelle eines fehlenden guten Schulklimas ?, sondern erst im Zusammenspiel verschiedener schulischer Faktoren. Der vorliegende Beitrag bezieht sich zwar auf Grundschulen; empfehlenswert sind Entspannungsübungen aber auch für weiterführende Schulen.

Kinder stehen schon sehr früh unter starken Belastungen. So beginnt bei vielen bereits der Leistungsdruck im Kindergarten. Kinder wissen schon sehr früh, dass von ihnen besondere schulische Leistungen erwartet werden, weil sie eine bestimmte Schul- oder eine besondere Berufsausbildung durchlaufen sollen.

Auch Kinder kennen Stress

So müssen sie mit unterschiedlichstem Stress in ihrem Alltag fertig werden: überfüllte Klassen, Leistungsdruck, überforderte Lehrkräfte, Konflikte in der Familie, Scheidungen, Arbeitslosigkeit usw. Die Medien vermitteln ihnen zusätzlich ständig eine Umwelt, die von Gewalt, Brutalität und Gefahren geprägt ist.

So ist es nicht verwunderlich, wenn Kinder auf Stress mit körperlichen Symptomen reagieren: Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Bettnässen, Bauchweh, Durchfall, Kurzatmigkeit, Asthma, Herzrasen etc. Aber auch im emotionalen Bereich werden Stresssymptome in überhöhter Ängstlichkeit, unkontrollierten Wutausbrüchen, hoher Nervosität und starker Unkonzentriertheit usw. erkennbar.

Kinder profitieren von Entspannungsübungen

Natürlich kann die Schule alle diese Probleme nicht bearbeiten oder gar lösen. Sie kann aber Kindern die Gelegenheit geben, zur Ruhe zu kommen und für einige Minuten abzuschalten ? in einer geleiteten Entspannungsübung. Viele müssen das erst mühsam erlernen; manche Kinder besuchen sogar spezielle Kurse.

In den letzten Jahren arbeiten immer mehr Lehrkräfte im Unterricht mit Entspannungsmethoden. Entspannungsübungen kommen allen Kindern zugute. Sie dienen nicht der Disziplinierung von Kindern. Vielmehr besteht ihre Zielsetzung darin, Konzentration, Fantasie und Kreativität der Kinder zu fördern.

In der Schulklasse sind vor allem jüngere Kinder gewohnt, täglich mit ihrer Lehrerin zu arbeiten. In der Regel vertrauen sie ihr und lassen sich bei ihr problemlos gern auf eine Entspannung ein. Sie erleben Entspannungsübungen als einen angenehmen Zustand. Und weil sie ihn positiv erleben können, wirkt er auch besonders verstärkend.

Immer wieder kann im Unterricht beobachtet werden, dass durch Entspannungsübungen vor allem die Konzentrationsfähigkeit verbessert wird. So genannte psychosomatische Erscheinungsbilder wie Bauch- und Kopfschmerzen, Übelkeit, Schlafstörungen etc. werden ebenfalls beeinflusst. Besonders auffällig ist, dass viele Kinder sich Entspannungsübungen vor Klassenarbeiten wünschen. Hier hat die Entspannung die Funktion, Angstzustände zu mindern und den Kindern die Möglichkeit zu geben, den geforderten Stoff besser zu aktivieren.

Die meisten genießen einfach die Entspannungsübungen, die für sie zur täglichen Psychohygiene gehören.

Entspannung in der Schulklasse

In Grundschulklassen lässt sich die Entspannung leicht als wöchentliches oder tägliches Ritual etablieren. Sie dauert etwa eine Viertelstunde bis zwanzig Minuten und kann im Sitzkreis durchgeführt werden.

Der hier vorgestellte Trainingsansatz orientiert sich an der Grundstufe des Autogenen Trainings von Prof. J.H. Schultz. Diese Instruktionen reichen für den Einsatz in der Schule völlig aus. Dabei werden vor allem die Vorstellungskraft der Kinder aktiviert und Körperreaktionen beeinflusst bzw. hervorgerufen.

Die Entspannungsgeschichten können im Unterricht vorgelesen werden. Dabei bestimmt die Lehrkraft den Zeitpunkt.

Es ist günstig, den Einsatz von Entspannungsübungen zunächst einzuüben, damit sie dann im ?Ernstfall? besser funktionieren. Die Entspannungsgeschichten sollten so gestaltet sein, dass sie vor allem auch unruhige Kinder ansprechen. Sie sollten von daher inhaltlich immer einen kleinen Spannungsbogen enthalten. Es wird eine Durchführungsdauer von zehn Minuten empfohlen. Fortsetzungsgeschichten erfreuen sich bei Kindern großer Beliebtheit. Traut man sich noch nicht, eine Geschichte selbst zu erfinden, kann man aus der Literatur entsprechende Beispiele auswählen.

Für den Einsatz in der Schule verbindet man die Entspannungsgeschichten am besten mit Musik. Dabei wird eine Musik bevorzugt, die sechzig Taktschläge aufweist, was einem verlangsamten Herzrhythmus entspricht. Bei der Auswahl der Musik hören Kinder Stücke aus der Klassik oder aus dem Fernöstlichen meist nicht gern.

Aufbau einer Entspannungsgeschichte

Alle Entspannungsgeschichten haben den gleichen Aufbau:

1. ein Einstiegsritual

2. die eigentliche Entspannungsgeschichte

3. ein Ausstiegsritual.

Einstiegs- und Ausstiegsritual bleiben bei allen Geschichten in der Wortwahl gleich. Die Entspannungsgeschichte des Mittelteils erfindet man in der Regel selbst.

In das Einstiegsritual, in den Mittelteil und auch in das Aussteigritual bettet man nun entsprechende Instruktionen aus der Grundstufe des Autogenen Trainings: Ruhe-, Schwere- und Wärmeinstruktionen für Arme und/oder Beine.

Dazu kommen Instruktionen zur Förderung des Farbensehens. Die Anweisungen aus dem Autogenen Training werden so integriert, dass sie sich dem Handlungsablauf anpassen:

Wärme wird dann suggeriert, wenn es zur erzählten Entspannungsgeschichte passt (Sonnenstrahlen, glänzend von Gold und Silber etc. werden mit Wärme in Verbindung gebracht). Fantasievorstellungen wie Schwimmen im Wasser, Tragen von schweren Gegenständen etc. assoziiert man mit Schwere.

Solche Vorstellungsbilder helfen den Kindern, Wärme, Schwere und Ruhe leichter wahrzunehmen. Beispiele und genaue Durchführungsinstruktionen finden sich in der entsprechenden Fachliteratur.

Feedback

Nach jeder Entspannungsübung erfolgt ein kurzes Feedback. Es besteht aus den Fragen:

1. Wie war die Übung für dich?

2. Wie fühlst du dich jetzt?

Jedes Kind aus der Gruppe gibt eine kurze Antwort auf die gestellte Frage.

Dabei ist es besonders wichtig, dass jedes Kind die Möglichkeit erhält zu antworten. Bei jüngeren Kindern ist es so, dass die Mehrzahl nur mit einem Wort antwortet. Dies wird akzeptiert.

Für jede einzelne Äußerung bedankt man sich. Dabei schaut man das Kind an. Man nimmt Blickkontakt auf. Gerade unruhige Kinder haben oft keinen Blickkontakt zur Lehrkraft. Egal, was das Kind berichtet oder antwortet, man kommentiert seine Aussage mit einem emphatischen ?Danke?.

Die Feedbackäußerungen der Kinder werden also auf keinen Fall kommentiert oder gar korrigiert. Von daher sollen auch keine weiterführenden ?bohrenden? Fragen gestellt werden. Dem Kind allein ist es überlassen, was und wie viel es sagt.

Die Unruhigen haben vor allem am Anfang der Geschichten Schwierigkeiten, sich auf eine strukturierte Übung, die ruhiges Sitzen erfordert, einzulassen. Es kann günstig sein, diese Kinder neben sich zu setzen und ihnen bei starker Unruhe beruhigend die eigene Hand auf den Arm zu legen. Von den Fantasievorstellungen her lassen sie sich gern auf die Geschichten ein und berichten auch immer begeistert, was sie gesehen haben.

Beispiel: Entspannung in wenigen Sekunden

Besonders in Angstsituationen erwarten Kinder eine Hilfestellung durch entsprechende kurze Entspannungsübungen. Sie müssen schnell durchführbar sein, nur wenige Sekunden dauern und den Stress sofort mindern (z.B. vor Klassenarbeiten). Besonders wichtig ist, dass man sie im Alltag problemlos durchführen kann ? ohne beobachtet zu werden.

Du setzt dich ruhig hin und atmest zunächst fünfmal tief ein und aus.

Dann atmest du tief ein, zählst innerlich bis drei und hältst so lange die Luft an und atmest dann wieder aus.

Jetzt beginnst du von Neuem und atmest wieder tief ein, zählst innerlich bis drei, hältst dabei die Luft an und atmest tief aus.

Das wiederholst du dreimal.

Autor: Dipl.-Psych. Dieter Krowatschek ist Leiter des Schulpsychologischen Dienstes in Marburg und unterrichtet selbst als Klassenlehrer. Therapeutisch arbeitet er vor allem mit verhaltensauffälligen, aggressiven und überaktiven Kindern und hat mehrere Trainingsprogramme für den Einsatz in der Schule entwickelt.

Literatur:

Krowatschek, D.: Entspannung in der Schule. (Buch und Kassette). verlag modernes lernen, Dortmund 2001
Krowatschek, D. & Zuzak, U.: Entspannung in Kindergarten und Grundschule (Buch und CD). AOL-Verlag, Lichtenau 2000
Krowatschek, D.: Mit dem Zauberteppich unterwegs ? (Buch und CD). AOL-Verlag, Lichtenau 2002
Krowatschek, D.: Entspannung mit Jugendlichen. (Buch und Kassette). verlag modernes lernen, Dortmund 2002
Müller, E.: Hilfe gegen Schulstress (Buch). Rowohlt, Hamburg 1998
Murdock, M.: Dann trägt mich meine Wolke. Wie Große und Kleine spielend leicht lernen (Buch, Kassette oder CD). Verlag Hermann Bauer, Freiburg 1998
Teml, H.: Entspannt lernen (Stressabbau, Lernförderung und ganzheitliche Erziehung) (Buch). Veritas Verlag, Linz 1998
Vopel, K.: Zauberhände (Buch). Iskopress, Salzhausen 1994

Die in dieser Literaturliste aufgeführten Medien stellen nur einen kleinen Ausschnitt des in diesem Bereich vorhandenen Angebots dar. Ein Qualitätsurteil ist damit nicht verbunden.

Vorstehender Beitrag wurde uns freundlicherweise von der Redaktion der Zeit pluspunkt zur Verfügung gestellt, in dessen Ausgabe 4-2003 er veröffentlicht wurde. Herausgegeben wird pluspunkt vom Bundesverband der Unfallkassen. Der Verlag und Vertrieb wird von der Universum Verlagsanstalt vorgenommen. Interessierte finden pluspunkt in der Linkliste der vom ABA Fachverband empfohlenen Zeitschriften unter NAGEL-Redaktion -> Fachzeitschriften.

Die vorgestellte Entspannungsmethode ist auch für die Kinder- und Jugendarbeit sehr geeignet. Nähere Auskünfte erteilt der ABA Fachverband.

 

Nachfolgend ist ein wunderbares Praxisbeispiel, das Dieter Krowatschek dokumentiert hat, zur Nachahmung für einfühlsame PädagogInnen dokumentiert:

Stell dir vor, du unternimmst auf deinem Zauberteppich eine Traumreise. Du setzt dich ganz ruhig hin und atmest tief ein und aus. Nichts stört dich mehr. Du machst es dir ganz bequem. Du vergisst alles, was um dich herum geschieht. Du schließt die Augen und entspannst dich.

Ich zähle jetzt gleich von 1 bis 10, und dabei kannst du dich immer gelöster und entspannter fühlen. Immer sicherer und immer ruhiger. Du schließt die Augen und beginnst, dich zu entspannen.

 

Eins:           Du kannst dich jetzt entspannen.

Zwei:           Du vergisst alles, was um dich herum geschieht.

Drei:           Du atmest tief ein und aus.

Vier:           Du fühlst dich ganz sicher und ruhig.

Fünf:           Du bist immer gelöster und entspannter.

Sechs:          Du merkst: Meine Arme sind ganz ruhig.

Sieben:         Auch bei deinen Beinen stellst du fest:

                    Meine Beine sind ganz ruhig.

Acht:           Du kannst jetzt einfach abschalten.

Neun:           Nichts stört dich mehr.

Zehn:           Du bist jetzt bereit für die Traumreise auf

                  deinem Zauberteppich.

Du bist schon ganz gespannt, wohin der Zauberteppich dich heute bringt. Zuerst fliegt er noch einen weiten Bogen über der Schule und verschwindet dann in den Wolken. Zuerst kannst du gar nichts erkennen. Nach und nach werden die Wolken weniger, und du fliegst durch einen strahlend blauen Himmel.

Die Sonne scheint warm auf dich herab, und während du so fliegst, ist dein Körper auf eine angenehme Art schwer und entspannt.

Du merkst es zuerst an deinen Armen. Du merkst:

Mein rechter Arm ist ganz schwer.

Mein rechter Arm ist ganz schwer.

Und auch bei deinem linken Arm stellst du fest:

Mein linker Arm ist ganz schwer.

Mein linker Arm ist ganz schwer.

Meine beiden Arme sind ganz schwer.

Inzwischen kannst du unter dir das Blau des Meeres erkennen. Vor dir liegt eine Insel mit einem weißen Sandstrand und vielen großen Palmen. Du landest unter der größten Palme und gehst durch den warmen Sand. Du hast die Schuhe und die Strümpfe ausgezogen und spürst den warmen Sand unter deinen Füßen. Du läufst zum Wasser. Es weht ein leichter Wind, und du kannst das Salzwasser auf deinen Lippen schmecken. Kleine Wellen brechen sich an deinen Füßen. Das Wasser ist ebenfalls angenehm warm.

Da siehst du plötzlich vor dir eine alte grüne Flasche. Neugierig hebst du sie auf. Aber was ist das? In der Flasche liegt eine Botschaft! Du öffnest den Korken und ziehst vorsichtig den Zettel durch den engen Flaschenhals.

Auf dem Zettel steht: ?Hilfe, ich bin die Prinzessin Fatima und werde auf einem alten Schiffswrack gefangen gehalten.?

Du beschließt, das Wrack zu suchen, um die Prinzessin zu retten. Du wanderst zum Südende der Insel. Nach einiger Zeit wird die Küste steiniger, und bald befindest du dich am Rande einer Steilklippe, die fast senkrecht zum tosenden Meer abfällt. Von hier oben hast du einen guten Überblick. Zunächst entdeckst du nichts Ungewöhnliches, aber als du näher an den Klippenrand trittst, kannst du eine versteckte Lagune erkennen, die von steilen Felsen umrandet wird. Inmitten des Wassers liegt das halb gesunkene Wrack eines alten Segelschiffes. Die Segel sind verschlissen, und das Holz ist vermodert. Nur der hintere Teil des Rumpfes ragt noch weit genug aus dem Wasser, weil der Bug von einem Riff aufgerissen wurde. Du weißt sofort, hier wird die arme Prinzessin gefangen gehalten. Doch wie kannst du zu dem Wrack hinuntergelangen? Die Felswände sind steil und glatt, und es ist unmöglich hinunterzuklettern.

So beschließt du, zunächst einmal zurückzufliegen. Bei deiner nächsten Reise mit dem Zauberteppich wirst du mit einer Rettungsausrüstung zurückkehren.

Du gehst am Ufer entlang zurück zu deinem Zauberteppich, fühlst den Wind und riechst die Seeluft. Du fliegst zurück ins Hier und Jetzt. Dabei denkst du: Ich bin ganz ruhig, und meine Arme und Beine sind ganz schwer und ganz warm. Es ist schön, so durch die Luft zu schweben.

Und wenn ich jetzt gleich von 10 bis 1 zähle, ist das für dich ein Angebot, dass du allmählich ins Hier und Jetzt zurückkehren kannst. Wenn du wach geworden bist, fühlst du dich ruhig, zuversichtlich, ausgeglichen, stark, selbstbewusst und zufrieden.

Zehn:           Du kannst jetzt zurückkehren ins Hier und Jetzt.

Neun:           Du fühlst dich gelassen, ruhig und zufrieden.

Acht:           Du wirst allmählich wieder wach.

Sieben:        Du genießt deine Ruhe, Schwere und Wärme.

Sechs:        Erstaunlich, wie ruhig du dich fühlen kannst.

Fünf::          Es ist schön zu wissen, dass du entspannt sein kannst.

Vier:           Es macht Spaß, seine Fantasie zu entfalten.

Drei:           Du kannst jetzt deine Hände bewegen.

                  Du streckst die Arme nach oben.

Zwei:           Du atmest tief ein und aus.

Eins:           Du öffnest die Augen und bist zurückgekehrt

                  ins Hier und Jetzt.

Inhalt:

Der Zauberteppich fliegt zu einer Insel, an deren Strand eine Flaschenpost gefunden wird. Sie enthält die Botschaft, dass die Prinzessin Fatima auf einem Schiffswrack festgehalten wird. Das Wrack wird gesucht und gefunden. Um es zu erreichen, wird eine Rettungsausrüstung benötigt.

Durchführungshinweise:

Die Geschichte ist ab der Klasse 1 einsetzbar, wird aber auch in der Klasse 6 noch gern gehört. Sie kann fortgesetzt werden. Die Kinder werden nach weiteren Folgen fragen. Der Schluss kann aber auch so verändert werden, dass die Prinzessin schon in der ersten Geschichte gefunden wird.

Eine weitere Möglichkeit ist es, die Kinder zu befragen, wie sie sich den Fortgang der Geschichte vorstellen. In der Regel erhält man so viele Anregungen, dass man sich schließlich für eine Variante entscheiden muss.

Die Zahlen im Einstiegs- und Ausstiegsritual können miteinander verbunden werden, das heißt, dass nicht bei jeder Zahl unbedingt eine Instruktion notwendig  ist.

Man kann auch nur die Instruktionen sprechen, ohne dabei zu zählen. Allerdings hat sich in   

der Praxis gezeigt, dass Kinder es bevorzugen, wenn gezählt wird, weil sie dann wissen, an welcher Stelle der Entspannung sie sind.

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NAGEL-Redaktion – Deutsche Kinder

Der Trend, auf den wir bereits vor geraumer Zeit verwiesen haben (siehe „Kinder, Jugendliche und Gesundheit“ von Rainer Deimel unter -> NAGEL-Redaktion -> Gesundheit von Kindern), setzt sich weiterhin fort.

Bis zu 60 Prozent der Kinder und Jugendlichen weisen Haltungsschäden auf. Jeder dritte junge Mensch zwischen sieben und 17 Jahren klagt über Kopf- und Rückenschmerzen. Hierauf macht die Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation aufmerksam. Kinder sollten täglich mindestens 45 Minuten Sport treiben (dpa).

An dieser Stelle möchten wir erneut mit Entschiedenheit darauf verweisen, dass die von uns vertretenen Konzepte handlungsorientierter Pädagogik ? beispielsweise Abenteuerspielplätze ? wie keine anderen in der Lage sind, Kinder gesundheitlich zu fördern. Als „Säulen“ unserer Konzepte begreifen wir Bildung, Gesundheitsförderung sowie allgemeine pädagogische Unterstützung, dies zum Teil auch „ersatzweise“ (Stichwort: veränderte Familienkonstellationen). Andererseits erhalten Kinder nach Ansicht von Kinderärzten zu viele Therapien. Sie warnen Eltern, Kinder aus falschem Ehrgeiz behandeln zu lassen.

Die WAZ vom 29. Juli 2003 berichtete: „Jedes vierte nichtbehinderte Kind (27 Prozent) hat nach einer Studie bis zum neunten Lebensjahr mindestens eine Therapie durchlaufen: Ergotherapeuten behandeln Kinder mit Wahrnehmungsstörungen, für Sprachprobleme gibt es Logopäden, für Eingliederungsprobleme Heilpädagogen. Für tatsächlich therapiebedürftig halten Ärzte aber nur zehn Prozent der Kinder. Die Therapie-Nachfrage ist nach Erfahrung nordrheinischer Kinderärzte ungebremst. ´Der Wunsch nach einem möglichst perfekten Kind in dieser schwierigen Welt macht viele Eltern überkritisch´, sagte Verbandssprecherin Dr. Sylvia Schuster. ´Sie gehen bei jeder kleinen Norm-Abweichung ihres Kindes zum Arzt.´ Den Trend kritisiert auch Prof. Hans Georg Schlack, Leiter des Bonner Kinderneurologischen Zentrums: ´Eltern lassen ihre Kinder nicht mehr in Ruhe groß werden. Der Leistungsdruck beginnt schon im Kindergarten. Doch wenn man ein Kind ständig betuttelt, bespielt und betherapiert, dann hemmt dies die eigenständige Entwicklung.´ Schuster warnt: ´Wird ein gesundes Kind zum Therapeuten geschleppt, dann wird dem Kind vermittelt: Du bist nicht wie andere. Das kann leicht zu Minderwertigkeitskomplexen führen.´“ Auch für solche Kinder könnten die Konzepte handlungsorientierter Pädagogik ein Segen sein. Aber: Wie sag´ ich´s „meinen Eltern“? Und wie bekomme ich Politik und Verwaltung endlich dahin, den Empfehlungen des 10. Kinder- und Jugendberichts (Bonn 1998) zu folgen, die besonders kindgerechten Konzepte „flächendeckend zu verstärken“? Der Kommentar der WAZ zu „unnötigen Therapien“ kann abgerufen werden über versandarchiv@ABA-Fachverband.org – Stichwort: „Unnötige Therapien- Archiv 2003“. Empfohlen sei an dieser Stelle erneut das Buch „Nachdenken über Zappelphilipp ? ADS ? Beweg-Gründe und Hilfen von Eckhard Schiffer (Beiratsmitglied im ABA Fachverband) und Heidrun Schiffer. Die AutorInnen kommen unter anderem zu dem Schluss, dass Abenteuerspielplätze ? im positiven Sinn ? wirksamer als Ritalin sind (Weinheim/Basel 2002).

i-Punkt 9-2003

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NAGEL-Redaktion – Depressionen bei Kindern und Jugendlichen

Mit Bauchweh in die Schule

Kinder leiden zunehmend an depressiven Erkrankungen. Die Symptome sind vielfältig und häufig schwer zu erkennen. pluspunkt sprach mit Dr. med. Ulrich Rabenschlag, Diplompsychologe und ehemaliger Oberarzt an der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitätsklinik Freiburg.

pluspunkt: Kindheit ist für viele Menschen Synonym für Glück. Jugend bezeichnen viele als die schönste Zeit im Leben. Sind depressive Kinder und Jugendliche nur traurige Einzelfälle?

Rabenschlag: Die Häufigkeit von Depressionen bei Kindern und Jugendlichen ist nicht sehr hoch. Bei kleinen Kindern, die noch nicht in die Schule gehen, rechnet man so ungefähr mit einem Prozent eines Jahrgangs. Bei Schulkindern, das heißt sechstes bis zwölftes Lebensjahr, sind es ungefähr zwei bis drei Prozent, bei Jugendlichen etwa 15 Prozent. Dabei ist zu beachten: Unsere Diagnosen sind so definiert, dass wir depressive Symptome über einen Zeitraum von sechs Monaten nachweisen müssen. Verhaltensauffällige Kinder mit einzelnen depressiven Symptomen tauchen in der Depressionsstatistik nicht auf. Würde man sie dazuzählen, käme man auf viel höhere Zahlen. Was wir als Depressionen im Kindesalter bezeichnen, ist nur die Spitze des Eisbergs.

pluspunkt: Was ist depressiv, und worauf lassen sich Depressionen bei Kindern und Jugendlichen besonders im Hinblick auf ihre Erfahrungen mit Schule zurückführen?

Rabenschlag: Hintergründe und Ursachen von Depressionen sind vielfältig. Man stellt sich das am besten so vor: Die depressive Reaktionsfähigkeit eines Menschen ist im Grunde genommen etwas ganz Ähnliches wie die Fähigkeit, bei Infekten Fieber zu produzieren. Das ist eigentlich eine sehr sinnvolle Einrichtung der Natur. Sie zwingt den Betroffenen zur Kurskorrektur. Als Ursache oder Auslöser für depressive Entwicklungen von Kindern in der Schule kommt Folgendes in Betracht: Eine wachsende Zahl von Schulkindern hat in ihrer sozialen Entwicklung überwiegend eine Zweierbeziehung erlebt. Diese Kinder haben nicht gelernt, sich in einer Gruppe zu behaupten und sich an der Gleichaltrigengruppe zu orientieren. Sie erleben Schule als Stressor, was bei ihnen auf Dauer Depressionen auslösen kann. Zweitens wirkt sich in der Schule zunehmend die Weltsicht der Eltern aus, wonach Lebenserfolg vom Schultyp und Leistungsstatus abhängt. Diese Sichtweise führt zu chronischer Überforderung vieler Schüler, die möglichst hohe Schulabschlüsse bringen müssen. Drittens begreifen Lehrkräfte manchmal nicht, dass das soziale Überleben in der Gruppe für Kinder im Schulalltag oft viel wichtiger ist als ihr Zensurenniveau. Sie merken nicht, dass ein Kind ausgegrenzt oder ständig gehänselt wird und als Folge eine Depression entwickelt. Viertens wird häufig unterschätzt, wie negativ sich problematische, meist depressive, desorganisierte Lehrerpersönlichkeiten auf Schüler auswirken können.

pluspunkt: Warum wird eine kindliche Depression von Eltern oder Lehrkräften vergleichsweise selten erkannt?

Rabenschlag: Eine ganze Reihe von kindlichen Verhaltensauffälligkeiten gehen mit Depressionen einher. Ein klassisches Beispiel ist die Schulphobie: Ein Kind hat Bauchweh, wenn es in die Schule soll. Seine Schulphobie hat aber mit der Angst vor der Schule wenig zu tun, sondern ist vielmehr ein depressives Symptom. Kindliche Depressionen können sich unter einer Maske verstecken. Und es gibt viele Masken, zum Beispiel Bauchweh, Angst, Aggressivität mit Destruktivität, Magersuchterkrankungen, Teilleistungsstörungen.

pluspunkt: Wie gefährlich ist eine unerkannte Depression?

Rabenschlag: Wenn Kinder oder Jugendliche, die bereits seit über einem Jahr an den milderen Symptomen einer depressiven Entwicklung (Dysthymie) gelitten haben, plötzlich eine depressive Episode erleben (Double-Depression), so ist die Prognose ganz besonders schlecht. Für sie besteht ein großes Risiko, dass ihr Leiden im Jugendalter in eine chronische depressive Entwicklung übergeht, die unter Umständen bis ins Erwachsenenalter reicht. Wird eine Depression nicht erkannt, kann das im schlimmsten Fall für ein Kind im Suizid enden.

pluspunkt: Auf welche Frühsymptome oder Verdachtszeichen einer kindlichen Depression sollten Lehrkräfte sensibilisiert sein?

Rabenschlag: Das Wichtigste sind die versteckten Mitteilungen: Suizidphantasien, Suizidandeutungen. Gefährdete Kinder und Jugendliche geben ständig Zeichen, zum Beispiel indem sie etwas schwarz umrahmen oder ein Kreuz malen. Wer eine kindliche Depression frühzeitig erkennen will, muss auch darauf achten, ob ein Kind auffallend schüchtern ist. Das gilt vor allem für Mädchen. Ihre Scheu wird häufig als mädchentypisch fehlinterpretiert. In diesem Zusammenhang sollte man wissen, dass bei Mädchen ab der Pubertät die Häufigkeit von Depressionen radikal ansteigt. Das hat unter anderem hormonelle Gründe. Bis zur Pubertät findet man hingegen häufiger depressive Jungen. Als weiteres wichtiges Verdachtszeichen gilt die erhöhte Kränkbarkeit eines Kindes. Zum Beispiel, wenn ein Schüler für eine Arbeit eine Drei statt einer Zwei erhält und extrem verletzt reagiert. Ein zusätzlicher Aspekt, den man bei Jungen nicht übersehen darf, sind aggressive und vor allem destruktive Verhaltensweisen. In depressiven Verstimmungen erleben es Jungen regelrecht als Kick andere zu quälen. Wenn in Raufereien vor allem Quälerisches gegenüber Mitschülern auftaucht, ist das hochverdächtig. Ein weiteres Symptom: Ein Kind wirkt, als sei überhaupt kein Antrieb, kein Funken Lebenskraft mehr in ihm. Es kommt morgens immer zu spät oder fehlt häufig im Unterricht.

pluspunkt: Was kann eine Lehrkraft tun, um diesen Kindern und Jugendlichen zu helfen?

Rabenschlag: Das Beste ist, die Lehrkraft spricht erst einmal alleine mit dem Kind. Erhält sie von ihm Andeutungen und Hinweise, die den Verdacht auf eine Depressionskrankheit erhärten, sollte sie sich an eine kompetente Person im Bereich der Schule wenden, zum Beispiel den Vertrauenslehrer oder Schulpsychologen. Der nächste Schritt wäre, den Eltern eine therapeutische Behandlung ihres Kindes nahe zu bringen. Das ist schwierig. Lehrkräften empfehle ich meist, den Eltern gegenüber deutlich zum Ausdruck zu bringen, dass ihr Kind gesundheitlich nicht mehr in der Lage ist, am Unterricht teilzunehmen. Lehrkräfte sollten Eltern in diesem Fall dringend empfehlen, einen Kinderarzt aufzusuchen.

pluspunkt: Die Zunahme schwerer Verhaltensstörungen bei Schülern ist mit einem typischen Lehrerthema verbunden: der chronischen Überforderung im Schulalltag, dem Burn-out-Syndrom. Wie können Lehrkräfte ihren Unterricht gestalten, um nicht selbst Opfer einer schleichenden Depression zu werden?

Rabenschlag: Lehrkräfte tun gut daran, in ihrem Unterricht für ein möglichst stressfreies Arbeitsklima zu sorgen, das Depressionen verhindern kann. Die wichtigsten Aspekte sind: Erstens klare und sachbezogene Strukturierung der Zeit, der Aufgaben und der Rollen, zweitens saubere, intakte, helle und lärmabgeschirmte Arbeitsräume, drittens häufige positive Rückmeldungen, Vermeiden von Kränkungen und Ungerechtigkeiten, viertens keine Vermischung von persönlicher und sachbezogener Ebene, fünftens Gruppenziele formulieren, Cliquenbildungen entgegentreten, sechstens keine Toleranz gegen Intoleranz, zum Beispiel gegen Gewalt und Drogen.

Prinzipiell sollten sich Lehrkräfte schneller weigern, ein verhaltensauffälliges Kind weiter zu unterrichten, wenn es keine psychologische oder kinderpsychiatrische Hilfe bekommt. Würden Sie nicht auch ein Kind mit Fieber, Erbrechen oder einer ansteckenden Erkrankung nach Hause schicken? Das verlangt von der Lehrkraft Zivilcourage. Aber ohne das Nein der Lehrkraft kommen wir nicht voran.

pluspunkt: Wo erhalten Lehrkräfte Rat und Hilfe, wenn sie mit verhaltensauffälligen Kindern im Unterricht selbst nicht mehr zurechtkommen, und wohin können sie sich wenden, wenn sie sich über kindliche Depressionskrankheiten weiter informieren wollen?

Rabenschlag: Supervisionsgruppen sind genau der Ort, wo man Probleme wie Angst vor der Klasse ansprechen kann. Die haben sehr viele Lehrkräfte und darüber muss man sprechen. Hilfreich kann auch der Kontakt zu einer Balint-Gruppe sein. Adressen von Balint-Gruppen erhält man bei Psychotherapie-Instituten oder psychosomatischen Ambulanzen. Mit medizinischen und psychologischen Fragen über kindliche Depressionskrankheiten wenden sich Lehrkräfte am besten an schulpsychologische Dienste, an Erziehungsberatungsstellen oder kinderpsychiatrische Ambulanzen.

Mit Dr. med. Ulrich Rabenschlag sprach pluspunkt-Mitarbeiterin Gabriele Mosbach.

Zum Weiterlesen: Wenn Kinder nicht mehr froh sein können. Depressionen bei Kindern erkennen und helfen, Ulrich Rabenschlag unter Mitarbeit von Rudolf Heger, Verlag Herder Freiburg im Breisgau 2000,  192 Seiten, EUR 12,50

Vorstehender Beitrag wurde uns freundlicherweise von der Redaktion der Zeit pluspunkt zur Verfügung gestellt, in dessen Ausgabe 4-2003 dieses Interview veröffentlicht wurde. Herausgegeben wird pluspunkt vom Bundesverband der Unfallkassen. Der Verlag und Vertrieb wird von der Universum Verlagsanstalt vorgenommen. Interessierte finden pluspunkt in der Linkliste der vom ABA Fachverband empfohlenen Zeitschriften unter NAGEL-Redaktion -> Fachzeitschriften.

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NAGEL-Redaktion – Bewegungsmangel -Störquelle für eine Balance von Lernen und Leben bei Kindern

Aus dem Rhythmus geraten
Von Klaus Hurrelmann

Kinder haben heute keine Kinderkrankheiten mehr. Akute Infektionskrankheiten, die noch vor einer Generation vorherrschten, sind durch moderne Medikamentierung fast völlig zurückgedrängt worden. Auch die vorherrschenden chronischen Erkrankungen sind dank einer sehr guten Diagnose, Behandlung und Nachsorge, bei Kindern selten. Auf den ersten Blick ist die junge Generation heute so gesund wie noch nie, wenn uns auch die wachsenden Probleme bei Stoffwechselkrankheiten und Allergien zu denken geben sollten.

Deswegen lohnt sich der zweite Blick, und der offenbart eine sehr problematische Konstellation. Inzwischen zeigt die Forschung, dass mehr Kinder und Jugendliche gesundheitliche Störungen aufweisen, die im Schnittbereich zwischen Körper, Psyche und Umwelt liegen. Beeinträchtigungen des Immunsystems, der Sinneskoordination und der psychischen und sozialen Belastungsregulation werden auffälliger. Kinder mit dem Hyperaktivitäts-Syndrom und Übergewicht sind zunehmend in Kindergärten und Schulen zu finden. Viele dieser Störungen haben eine genetische, in der Persönlichkeit tief verankerte Komponente, die aber nur deshalb zum Zuge kommt, weil psychische, soziale und ökologische Schutzfaktoren verloren gegangen sind. Bei Kindern mit erheblichen Gesundheitsstörungen im psycho-, sozio- und ökosomatischen Bereich sind die elementaren Prozesse des Austauschs der inneren mit den äußeren Lebensbedingungen aus dem Rhythmus geraten. Diese Kinder haben ihre Lebenstüchtigkeit und ihre Kompetenz eingebüßt, sich mit Körper, Seele, sozialer und physischer Umwelt angemessen auseinander zu setzen.

Der gemeinsame Nenner aller Störungen hat heute drei Ausgangsfaktoren: Fehlernährung, Bewegungsmangel und falsches Stressmanagement. Die Konzepte von Prävention und Gesundheitsförderung in Kindertageseinrichtungen und Schulen kreisen deswegen um jene Trias von elementaren gesundheitlichen persönlichen Merkmalen. Die Erkenntnis ist klar: Über die Beeinflussung des Bewegungs- und Ernährungsverhaltens und das Training in einem kompetenten Stressmanagement lassen sich sehr viele der Probleme bearbeiten, die mit dem schlecht trainierten Immunsystem, der fehlenden Anregung und Schulung der Sinne, der Verbesserung der motorischen Koordination, des Abbaus von Aufmerksamkeitsdefiziten und Hyperaktivität sowie der Stärkung von Konfliktfähigkeit und Frustrationstoleranz zu tun haben.

Die vielleicht entscheidende Störquelle für die gelingende Balance von Risiko- und Schutzfaktoren bei Kindern und Jugendlichen sehe ich heute in dem Mangel an alters- und körperangemessener Bewegung. Bewegung reguliert einerseits die Nahrungszufuhr und den Kalorienverbrauch, sie trägt andererseits aber auch zum Stressabbau und zur Abfuhr innerer Spannungen und Aggressionen bei.

Angemessene Bewegung ist so gesehen das wichtigste Medium der körperlichen und psychischen Entwicklung, es ermöglicht die Erkundung und Aneignung der sozialen und physikalischen Umwelt, sorgt für die Koordination aller Sinneserfahrungen und ist der Motor für die gesamte körperliche, psychische und soziale Entwicklung eines Kindes.

Kinder haben einen natürlichen Bewegungstrieb, der heute offensichtlich durch eine unglückliche Gestaltung ihrer sozialen und räumlichen Lebenswelt eingeengt und gezähmt wird. Wenn Achtjährige täglich neun Stunden sitzen und ihre aktive Bewegungszeit nur eine Stunde beträgt, gerät der gesamte Stoffwechselhaushalt ebenso durcheinander wie das natürliche Hungergefühl und die Koordination ihrer Sinne. Haltungs- und Koordinationsschwächen, Seh- und Hörstörungen, Übergewicht und Allergien sind die Konsequenzen dieser ungesunden Verhaltensweisen. Durch übertriebene Sauberkeit und Hygiene wird auch die Fähigkeit des kindlichen Immunsystems geschwächt, körpereigene Widerstände zu erzeugen.

Alle sensiblen Konzepte der Gesundheitsförderung setzen aus diesen Gründen auf die Förderung von Aktivität und handelnder Tätigkeit einschließlich der Kunst, Aggressionspotenziale spielerisch aufzunehmen, zu kanalisieren und freizugeben, etwa durch Musik, Kunst und Theater, aber auch durch Gestaltung von Schulhöfen und Spielplätzen.

Diese Ansätze der Gesundheitsförderung sind inzwischen zu einer wichtigen Voraussetzung für Bildungs- und Unterrichtsprozesse geworden. Kindergärten und Schulen, welche die körperlichen, psychischen und sozialen Voraussetzungen von Bildung und Lernen übersehen, erzielen auch keine guten Resultate.

Lern- und Leistungsbereitschaft können bei Kindern und Jugendlichen nur geweckt werden, wenn sie sich körperlich, psychisch und sozial wohl fühlen. In diesem Sinne gehören Gesundheitsförderung und Leistungsförderung unbedingt als eine Einheit zusammen.

Die „Erlebnispädagogik“ von Kurt Hahn hat diese Erkenntnis schon in den 1920er-Jahren anschaulich auf den Punkt gebracht. Es wird Zeit, diese Konzepte wieder zu entdecken und sie auf die heutigen Bedingungen in Kindergarten und Schule zu übertragen.

Klaus Hurrelmann ist Professor an der Universität Bielefeld – Mitglied im Fachbeirat des ABA Fachverbandes. Vorstehender Beitrag wurde mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift „Erziehung und Wissenschaft“ 12/2003 der GEW entnommen. Eingestellt auf diese Internetseite wurde er im Dezember 2003.

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