NAGEL-Redaktion – Zur Geschichte der Offenen Arbeit mit Kindern

Offene Arbeit mit Kindern gibt es in Westdeutschland seit Mitte der sechziger Jahre. Den Anfang machten Initiativgruppen (Eltern, PädagogInnen, StudentInnen), die die soziokulturellen Lebensbedingungen in ihrem Wohnbereich verbessern wollten. Die erste Jugendfarm entstand 1962 in Stuttgart-Elsental, der erste Abenteuerspielplatz 1967 im Märkischen Viertel Berlins nach dem Vorbild der Gerümpel- und Bauspielplätze in Dänemark (1943), in England (1946) und den Robinsonspielplätzen der fünfziger und sechziger Jahre in der Schweiz. Ähnliche Initiativen errichteten weitere Abenteuerspielplätze, Robinsonspielplätze, Jugendfarmen und Kinderbauernhöfe, so daß in kürzester Zeit die Rede von einer „Abenteuerspielplatz-Bewegung“ gerechtfertigt war. Es folgten weitere Differenzierungen der Formen Offener Arbeit mit Kindern, etwa ab 1970 die Spielmobile, aber auch Kinderspielclubs und stadtteilbezogene Arbeit mit Kindern.

Diese Arbeitsbereiche Offener Arbeit mit Kindern entstanden im Zusammenhang einer Vielfalt von sozialen Experimenten der siebziger Jahre (Kinderläden, Alternativschulen, Wohngemeinschaften, Stadtteilarbeit und viele andere mehr). Alle entstanden im Zusammenhang der westdeutschen StudentInnenbewegung, also in einer Zeit, in der bis dato anerkannte Erziehungskonzepte und darüber hinaus die Soziale Arbeit insgesamt und die gesellschaftlichen Verhältnisse in ihrer Gesamtheit radikal hinterfragt wurden. Man kritisierte die vorfindbaren phantasielosen Spielplätze und die zunehmende Funktionalisierung der öffentlichen Lebensräume, in denen für spontanes Kinderspiel wenig Platz blieb. Man fand (und findet), die Möglichkeiten sinnlicher Erfahrung für Kinder seien eingeschränkt, die Kindheit insgesamt wäre kolonialisiert und kommerzialisiert und die zunehmende Verbreitung des Fernsehens hätte eine verheerende Wirkung auf Kinder. All diesen negativen Einflüssen sollte (und soll) Positives entgegengesetzt werden. StudentInnen, PädagogInnen und Eltern diskutierten Neills „Antiautoritäre Erziehung“ (1969), v. Braunmühls „Antipädagogik“ (1975), Makarenkos „Kollektiverziehung“ (1958) und andere alternative Konzepte, und sie versuchten, diese in ihren Initiativen und Projekten praktisch umzusetzen. Ihr Ziel war, die gesellschaftlichen Verhältnisse kurzfristig durch politische Aktion und langfristig durch eine alternative Kindererziehung zu verändern. 

Von Anfang an ließen sich die Fachkräfte der Offenen Arbeit mit Kindern durch die Diskussionen zweier verschiedener Arbeits- und Denkrichtungen inspirieren, durch die „Sozialpädagogik“ und die „Kulturarbeit“. Das Nebeneinander hat sich zeitweise zu einem Gegeneinander entwickelt und die Kontroverse der beiden Sichtweisen taucht in der Fachdiskussion immer wieder auf. KulturarbeiterInnen werfen den SozialpädagogInnen vor, sie würden „Defizitbearbeitung“ betreiben und die Kinder ausschließlich auf ihre Probleme reduzieren; die SozialpädagogInnen ihrerseits vermuten, daß die KulturarbeiterInnen lediglich Dinge tun, die ihnen selbst Spaß machen und ihre Angebote denjenigen unterbreiten, die pädagogisch ohnehin gut „versorgt“ sind. Um ein Verständnis für den Hintergrund dieser Vorwürfe zu wecken, zeigen wir kurz Entwicklungslinien beider Traditionen auf:

● Die sozialpädagogische Arbeit mit Kindern war – wie der gesellschaftspolitische Impetus der 70er Jahre insgesamt – alles andere als auf Defizitbearbeitung ausgerichtet (zum Beispiel die Kritik der kompensatorischen Erziehung). Seit den achtziger Jahren setzte in den Arbeitsfeldern der Sozialpädagogik die sogenannte „pragmatische Wende“ zur Alltagsarbeit und zur Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen ein. Je stärker die Lebenswelt in den Focus genommen wurde, desto deutlicher wurden auch Phänomene, die aus der Sicht sozialpädagogisch ausgebildeter Fachkräfte als „Probleme“ diagnostiziert wurden. Gemessen an den Zielsetzungen von Autonomie und Partizipation war und ist es naheliegend, die Kinder durch „Defizitbearbeitung“ erst einmal in die Ausgangsposition zu bringen, von der aus sie diese Ziele angehen können.Denn wem es aufgrund seiner persönlichen Ausstattung an Handlungskompetenzen mangelt, der kann schwerlich an einer gesellschaftlichen Entwicklung zu mehr Humanität et cetera teilhaben. Daher unterscheidet zum Beispiel Giesecke fein zwischen „Politik“ und „Pädagogik“. Letztere soll die Grundlagen und Fähigkeiten entwickeln, die für eine politische Tätigkeit notwendig sind, nämlich „grundlegende menschliche Fähigkeiten der Urteilskraft, Toleranz, Engagement für den Schwächeren, Solidarität, Kooperationsfähigkeit usw.“ (Giesecke 1980, 452).Viele Fachkräfte versichern glaubwürdig, daß immer mehr „problembelastete“ Kinder und Jugendlicher in die Offenen Einrichtungen kommen, weil sie hier erleben, daß die PädagogInnen auf ihre Bedürfnisse eingehen. 

● Die Kulturarbeit mit Kindern entstand in der gleichen politischen Aufbruchsituation wie die Offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen (Arbeitskreis Jugendarbeit 1987, 43). Der „soziokulturelle Ansatz“ richtet sich gegen den bürgerlichen Kulturbegriff und die „Kultur der Herrschenden“. Kultur soll „für alle“ da sein, sie soll nicht mehr die „zum Konsumieren“, sondern die „zum Selbermachen“ und „ästhetisch-sinnliche Praxis“ sein. Die ersten soziokulturellen Zentren wollten Zentren ästhetisch-politischer Stadtteilkultur sein. Als KulturarbeiterInnen verstanden sich KünstlerInnen aller Sparten, MedienarbeiterInnen, LehrerInnen, FreizeitpädagogInnen, HandwerkerInnen, aber selten SozialarbeiterInnen oder SozialpädagogInnen. Kulturelle Angebote für Kinder entstanden zunächst in der Museumspädagogik oder in Jugendmusik- und -kunstschulen, und man gründete Bezirks- und Landesarbeitsgemeinschaften für kulturelle Jugendbildung, die als „kulturelles“ Pendant der Jugendverbände gelten können. Die „Pädagogische Aktion“ München, ein Zusammenschluß von KulturarbeiterInnen, der auch heute für Kulturarbeit innerhalb der Offenen Arbeit mit Kindern steht, führte zu Beginn der siebziger Jahre die Spielmobilarbeit ein, die heute einen wesentlichen Arbeitsbereich der Offenen Arbeit mit Kindern darstellt. KulturpädagogInnen bieten den Kindern „Raum, Zeit und Zeug zum Spielen“ an, um ihnen damit umfassende sinnlich-ästhetische Lernprozesse zu ermöglichen. Sie arbeiten punktuell und/oder projekthaft und betonen die Lust und den Spaß der gemeinsamen Sache. Problembearbeitung steht nicht im Vordergrund und auch spezifische Zielgruppen im sozialpädagogischen Sinne werden meist nicht berücksichtigt. Kultur ist „für alle“ da. 

Nach einem jahrelangen Nebeneinander beider Schwerpunkte kommt es seit Mitte der 80er Jahre zu verstärkter Konkurrenz. Vor allem in der Offenen Jugendarbeit scheint die „Sozialpädagogik“ in der Defensive. Viele Häuser der Offenen Tür ändern ihre Konzeption in Richtung „Kulturarbeit“, wahrscheinlich auch, weil sie mit den Problemen, die die traditionellen BesucherInnengruppen aus den unteren Schichten mitbringen, nicht mehr zurecht kommen. Die „sozialpädagogische Fraktion“ kritisiert an dieser Tendenz, daß sich dadurch Kinder und Jugendliche der unteren Schichten nicht mehr angesprochen fühlen und auf andere Formen der Sozialen Arbeit angewiesen sind wie zum Beispiel Streetwork (etwa Arbeitskreis Jugendarbeit 1987; Belardi 1986; Puhl 1982). Die „Kulturfraktion“ hält dagegen, daß es ohnehin nicht die Aufgabe Offener Kinder- und Jugendarbeit sein dürfe, Sozialpädagogik zu betreiben. Erstens sei sie aufgrund ihrer Infrastruktur überfordert, zweitens sei es auch aus politischen Gründen falsch, sich für die integrativen Zwecke des Sozialstaates vereinnahmen zu lassen (Treptow 1986). 

In der Offenen Arbeit mit Kindern gibt es moderatere Positionen und Diskussionsergebnisse. In Arbeitsgruppen des ABA Fachverbandes (Der Nagel 1986/87, 7 ff.) und der Fachtagung „Spiel- und Lebensraum Großstadt“ (1987) wurden eher Gemeinsamkeiten herausgestellt und eine Zusammenarbeit propagiert, denn „eine Aktion wird nicht dadurch schlecht, weil ein anderer sie veranstaltet …“ (vergleiche dazu auch den vermittelnden Aufsatz von Lukas 1989).

Im Jahre 1975 gab es schon 70 bis 80 Abenteuerspielplätze und ca. 5000 Initiativen, die einen solchen Platz einrichten wollten (Aurin-Schütt 1992, 28). Um 1980 existierten etwa 350 Einrichtungen mit ca. 2000 MitarbeiterInnen (Nahrstedt 1981). Damit war die „Abenteuerspielplatz-Bewegung“ jedoch auch schon auf ihrem Höhepunkt angelangt. In den folgenden Jahren lösten sich die meisten Initiativen wieder auf, und/oder die Kommunen übernahmen die Trägerschaft der Plätze, eine Entwicklung, die als zunehmende „Institutionalisierung“ und „Kommunalisierung“ bezeichnet wird. In Nordrhein-Westfalen befanden sich beispielsweise gegen Ende der achtziger Jahre etwa 70 % der Einrichtungen Offener Arbeit mit Kindern in kommunaler Trägerschaft (vergleiche Deimel 1987, 13; vergleiche dazu auch Kapitel 8). 

Zur Zeit gibt es in der Bundesrepublik etwa 300 Abenteuerspielplätze (Krauss 1994). Die Verbreitung von Spielmobilen wurde 1994 auf etwa 400 geschätzt (BAG Spielmobile 1994). Zum Umfang der Offenen Arbeit mit Kindern in Jugendzentren gibt es kaum Zahlen. In Nordrhein-Westfalen gab es Anfang der neunziger Jahre in 90 % der Offenen Jugendeinrichtungen Angebote für Kinder; und diese stellten im Durchschnitt 40 % der BesucherInnenzahlen – Tendenz steigend (Hubweber 1990).

Zum „Absterben“ der Initiativen sei gesagt, daß Bürgerinitiativen prinzipiell eine begrenzte Lebensdauer haben. Sie engagieren sich, solange es um ihre persönlichen Belange geht und da, wo innerhalb einer begrenzten Zeitspanne die eigenen Kinder unter optimalen Bedingungen aufwachsen sollen. Institutionen hingegen – dazu noch besetzt mit professionellen PädagogInnen (mit dem Interesse an einer langfristigen Sicherung ihrer Arbeitplätze) sind auf „ewiges Bestehen“ ausgerichtet. Die beklagte Kommunalisierung bietet für die Belange von Professionellen die beste Garantie, wenn auch um den Preis der bürokratischen Organisation der Arbeit. 

Auch in der ehemaligen DDR gab es eine gewisse „Bewegung“: Seit 1979 gründeten sich sogenannte „Spielwagen“-Gruppen (in Berlin, Dresden, Halle, Leipzig, Magdeburg, Potsdam, Rostock u.a.). Den Anfang machte die Gruppe „Spielwagen Berlin I“, die auch als einzige Gruppe gezielt Kontakt mit der politischen Administration aufnahm und mit ihr verhandelte. Die Initiativen setzten sich aus den verschiedensten technischen, künstlerischen und pädagogischen Berufen und quer durch die Altersgruppen zusammen. Sie führten in ihrer Freizeit Spielnachmittage, Spielaktionen und Spielfeste mit teilweise großen Kindergruppen durch. Problematisch war immer die Frage des Transportes der Spielgeräte; bis auf die Gruppe „Spielwagen Berlin I“ verfügte keine Initiative über ein angemessenes Fahrzeug. Um 1984/1985 gab es die ersten Versuche der Selbstdarstellung: die engagierten MitarbeiterInnen „verkauften“ ihre „volkskünstlerische Tätigkeit“ als „betreutes musisches Kinderspiel“ (Kirchner 1990, 83). 1986 knüpfte man die ersten internationalen Kontakte. 

Die Offene Arbeit mit Kindern wurde also auch in der DDR gegen den Widerstand der „offiziellen“ Politik durchgesetzt. Hinzu kamen Probleme ideologischer Art, denn die Arbeit mußte immer mit Blick auf das einheitliche „Bildungs- und Erziehungsziel“ in der DDR und mit Rücksicht auf die Belange der öffentlichen Sicherheit und Ordnung legitimiert werden. Die MitarbeiterInnen zogen ähnlich wie im Westen zunächst viele Kinder an; in neuerer Zeit scheint die Offene Arbeit mit Kindern jedoch in eine „Krise“ zu geraten: die Kinder bleiben aus (Kirchner 1990, 81). Kirchner meint, daß der Neuigkeitswert der Spielwagen nachgelassen hätte und daß Elemente der Spielwagen-Pädagogik im Laufe der Zeit in die offiziellen Kinderprogramme der DDR eingegangen seien. Er beklagt, daß es bisher kaum betreute Spielplätze auf dem Gebiet der ehemaligen DDR gäbe. Ein anderer Punkt sei, daß sich die ostdeutschen Kinder im Verlauf der „Wende“ der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung angepaßt und eher konsumorientierten Freizeitangeboten zugewandt hätten. Auch in Ostdeutschland gibt es eine ausgeprägte Theoriediskussion, die Umsetzung der konzeptionellen Überlegungen scheitert aber oft an Finanzierungsbarrieren. Angesichts der immensen Aufgaben des „Aufbau Ost“ bleiben Angebote Offener Arbeit mit Kindern Luxus.

In Westdeutschland ist schon lange „Krisenstimmung“ angesagt: Zunächst hatten die ProtagonistInnen ihre Arbeit intensiv dokumentiert, wie Nahrstedt mit einer umfangreichen Literaturliste für die erste Hälfte der 70er Jahre beweist (Nahrstedt 1981, 5). Aber schon seit Ende der 70er Jahre attestieren BeobachterInnen vor allem der Abenteuerspielplatz-Pädagogik und viele MitarbeiterInnen sich selbst eine schwere Krise. Ein „Zeitzeuge“, der seit über 10 Jahren auf einem Abenteuerspielplatz arbeitet, schreibt: „Man wollte den – vorgeblichen – Muff und Staub dieser ‚geschlossenen‘ Arbeit abschütteln und zu neuen Ufern aufbrechen. … Die Offene Arbeit mit Kindern sollte ihre Adressaten klüger, begabter, reicher usw. machen, kurzum: Die Unterdrückung der Kinder sollte aufgehoben werden. Auf diesem Wege könne im Laufe der Zeit, so die Hoffnung, Emanzipation insgesamt auf eine breitere Basis gestellt werden. Am Anfang schien auch alles bestens zu laufen. Die alten Bastionen erzitterten. … Doch dann, weiß der Teufel warum, geriet der Emanzipationszug ins Stocken. Das, was wie eine Alternative zum Herkömmlichen aussah, erwies sich als mangelhafte Kopie. Denn im Grunde machte Offene Arbeit mit Kindern dasselbe, was schon immer lief, bisweilen sogar noch etwas dürftiger“ (Thilke 1987, 10). Thilke deutet damit an, daß das neue Arbeitsfeld nach einem hoffnungsvollen Start in andere als die geplanten Bahnen geriet: 

Mit der „politischen Wende“ von der sozial-liberalen Koalition zur CDU-Regierung wandelte sich das „Reform-Klima“ und auch die Abenteuerspielplatz-Bewegung „ermüdete“. Teilweise hatten die engagierten WegbereiterInnen der Offenen Arbeit mit Kindern die politischen und institutionellen Bedingungen unrealistisch eingeschätzt, und sie machten nun die Erfahrung, daß sie ihre Vorstellungen nicht so einfach umsetzen konnten. In der konkreten, kontinuierlichen Alltagsarbeit stellten sich zum Beispiel andere Probleme als die konzeptionell angedachten. Es ging um Alltagskonflikte, mühsame Materialbeschaffung usw.. Auch die Objekte der Bemühungen, nämlich die Kinder selbst, widersetzten sich so manchen Wünschen der MitarbeiterInnen nach Veränderung. Darüber hinaus haben sich auch die Interessen und Zielsetzungen von PädagogInnen gewandelt und die „neue Generation“ bezieht sich kaum auf die (noch so jungen) „Wurzeln“ der Offenen Arbeit mit Kindern. Als Hauptursache der Dauerkrise wird jedoch zu allen Zeiten und in Ost und West die restriktive Sparpolitik im Sozialbereich ausgemacht. 

Man kann den Wandel vom politischen „Aufbruch“ zur pädagogischen Arbeit in den Institutionen jedoch auch als „Wandel im Verständnis der Praxis“, als „pragmatische Wende“ und einen „Prozeß bewußter Pädagogisierung, der die methodischen und didaktischen Voraussetzungen dauerhafter Lernprozesse ihrer Bezugsgruppen in den Vordergrund rückt“ verstehen, wie es Barabas u.a. schon 1978 taten (Barabas u.a. 1978, 492 ff.). PädagogInnen, die die Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen in den Mittelpunkt stellen, kommen nämlich manchmal zu einer ganz anderen Praxis, als sie selbst zunächst gedacht haben. 

Darüber hinaus wandelt sich dieses Arbeitsfeld wie alle anderen Arbeitsfelder auch im Laufe der historischen Entwicklung. Die politischen Bedingungen ändern sich und damit auch die der Offenen Arbeit mit Kindern zugedachten Funktionen (vergleiche Kapitel 3). Auch die Ansprüche und Bedürfnisse aller Beteiligten müssen ständig neu ausgehandelt werden. Es ist gut möglich, daß einige PädagogInnen diesen Wandel nicht wahrhaben wollen, oder daß deren Richtung ihnen nicht behagt – was immerhin (persönliche) Krisen auslösen kann. Unserer Meinung nach hat das nun schon annähernd 15 Jahre andauernde Gerede von einer Krise diesen Begriff entwertet. Das Arbeitsfeld der Offenen Arbeit mit Kindern ist das Kind einer sozialen Bewegung. In dem Moment, in dem sie sich institutionalisiert, erreicht sie ein neues Stadium ihrer Entwicklung. Neue Probleme und Perspektiven stellen sich, die nicht mit einem weinerlichen Rückblick auf vergangene Zeiten zu bewältigen sind. Wir plädieren daher dafür, dieses Arbeitsfeld unter didaktischen Gesichtspunkten neu zu vermessen – in Kenntnis der Geschichtlichkeit der Offenen Arbeit mit Kindern und unter Berücksichtigung der zeitgenössischen gesellschaftlichen Herausforderungen. 

Neue Abenteuerspielplätze werden zur Zeit fast ausschließlich in Ostberlin und den neuen Bundesländern gegründet (etwa in Dresden, Berlin, Magdeburg, Hoyerswerda) und die durch den Vereinigungsprozeß und die wirtschaftliche Rezession zunehmende Finanznot der Kommunen bedroht derzeit viele Einrichtungen der Offenen Arbeit mit Kindern. Doch trotz „finanzieller Krise“ und „Krise des Selbstverständnisses“ gibt es heute eine Vielfalt von Ausprägungen Offener Arbeit mit Kindern. Auf dem „Grauen Markt“ kann man eine unübersehbare Anzahl von Praxisdokumentationen finden, die Trends und Arbeitsprinzipien abbilden. 

Weiterführende Literatur

Als „geschichtliche“ Dokumente bieten sich an: 

● Autorengruppe ASP/MV: Abenteuerspielplatz: wo Verbieten verboten ist. Reinbek 1973 (leider vergriffen, wird möglicherweise demnächst vom ABA Fachverband nachgedruckt)

● Autorengruppe Westberliner Volkstheaterkooperative: Blumen und Märchen. Stadtteilarbeit mit Kindern im Märkischen Viertel Berlin. Reinbek 1974 (leider vergriffen)

● Mayrhofer, Hans; Zacharias, Wolfgang: Aktion Spielbus. Spielräume in der Stadt – mobile Spielplatzbetreuung. Weinheim und Basel 1973

Neuere Aufsatzsammlungen, die auch die bisherige geschichtliche Entwicklung dokumentieren, sind: 

● Bund der Jugendfarmen und Aktivspielplätze (Hg.): Abenteuerspielplätze und Kinderbauernhöfe. Eine Arbeitshilfe. Bezugsadresse: Haldenwies 14, 7000 Stuttgart 80

● Deutsches Kinderhilfswerk e.V.; Landesfachgruppe Spielmobil NRW; IPA – Recht auf Spiel e.V. (Hg.): Das Spielmobilbuch. Berlin 1990 (FIPP Verlag)

Mit der Offenen Arbeit mit Kindern unter den derzeitigen „Krisenbedingungen“ beschäftigen sich:

● Bähnisch, Dieter u.a.: Frostige Zeiten für die Kinder- und Jugendarbeit. Ein Gespräch In: Verbandskurier, 1. Quartal 1993, S. 4 – 15

● Fromme, Johannes: Perspektiven Offener Kinderarbeit. In: Harms, Mannkopf (Hrsg.): Spiel- und Lebensraum Großstadt. Berlin 1989; S. 95 – 102

● Hafeneger, Benno: Offene Kinder- und Jugendarbeit unter Krisenbedingungen. Zwölf Thesen zu neuen Herausforderungen. In: deutsche jugend, Heft 4, 1994, S. 181 – 184

● Hubweber, Norbert: Offene Kinder- und Jugendarbeit in NRW. Entwicklungen, Konzepte – Angebote – Daten. Expertise zum 5. Jugendbericht der Landesregierung. Kath. LAG Heim der Offenen Tür NRW, Marzellenstr. 32, 50668 Köln (Dokumentation der jugendpolitischen, institutionellen, personellen und konzeptionellen Entwicklungen in der Kinder und Jugendarbeit in den vergangenen 10 Jahren; Norbert Hubweber hat darüber hinaus eine Literatursammlung zur Offene Kinder- und Jugendarbeit für die Jahre 1955 – 1990 zusammengestellt.

● Kupfer, Hartmut: Liebe Antje (Ein Leserbrief). In: Verbandskurier, 1. Quartal 1993, S. 34 – 36 (Einschätzungen zum „Weg“ und zur Akzeptanz der Abenteuerspielplätze heute)

● Kupfer, Hartmut: Zur Situation der Offenen Arbeit mit Kindern. Einige kritische Anmerkungen. In:  Der Nagel, 56/1994, S. 63 – 66

● Schottmayer, Georg: Der betreute Spielplatz: Pädagogisches Relikt, zeitgemäßer Spielraum oder unverzichtbarer Lebensraum für Kinder? In: Verbandskurier. 2. – 4. Quartal 1993, S. 27 – 35

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