Kürzlich konnte ich (R.D.) auf dem Abenteuerspielplatz Kirschbäumchen in Aachen miterleben, wie ein bestellter „Kammerjäger“ – ein sehr freundlicher und kompetenter Mensch – ein Wespennest entfernte. Das Nest befand sich in einem stark frequentierten Spielbereich. Angesichts der jahreszeitlich bedingten zunehmenden Wespenpräsenz hier ein paar Anmerkungen zum Thema: Grundsätzlich sind Wespen sehr nützliche Insekten, von denen es hier zu Lande 630 Arten gibt. Die meisten begegnen uns nie oder selten. Zwei Arten sind es, die Menschen oft geradezu panisch werden lassen: die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe. Als Laie vermag man sie kaum zu unterscheiden. Der Aachener Kammerjäger erklärte, dass man sie an „unterschiedlichen Gesichtern“ unterscheiden könne. Dass sie lästig sind, hat wohl jedeR schon erlebt. Wespen erbeuten Fliegen und Mücken, die uns vermutlich auch nicht viel näher stehen. Ihre Lebenszeit ist zudem sehr kurz (außer die der Königin), nämlich nur vier Wochen. Allerdings kann ein Wespenvolk auf 10000 – vor allem – Kolleginnen – anwachsen. Die männlichen Insekten, die Drohnen, sind bereits nach der Befruchtung der Königin überflüssig. Was in Einrichtungen oft als Tücke empfunden wird, rührt aus der Tatsache, dass die besagten beiden Arten ihre Nester versteckt anlegen. Freihängende und gut sichtbare Wespennester bergen Insekten, die kaum lästig werden. Besonders „gefährlich“ werden die Tiere, wenn sie sich bedroht fühlen, also: Schlagen und anderes hektisches Treiben vermeiden! Insekten-AllergikerInnen sollten sich vorbeugend über Behandlungsmethoden beraten lassen. Eine vorbeugende Maßnahme könnte auch sein, beim Trinken süßer Säfte einen Strohhalm zu benutzen. Eine gute Hilfe, die Kinder auch schon vor Jahrzehnten erfolgreich anwandten, ist, wenn „der Jäger“, der übrigens nur im Flug etwas mit seinen Augen erkennen kann, sich nähert und penetrant herumforscht, ganz ruhig zu bleiben und „Sauer, sauer, sauer!“ zu brüllen. Hornissen, die oft fälschlicherweise wegen ihrer immensen Ausmaße (bis zu vier Zentimeter) als besonders gefährlich eingeordnet werden, stehen unter Naturschutz (Rote Liste!), sind „friedliche“ Tiere und ihr Gift ist schwächer als das ihrer kleineren Kolleginnen. „Stechlustig“ sind Hornissen auch nicht. Unsere Empfehlung: Nach Möglichkeit ein gutes Arrangement mit den Tierchen treffen und den Kammerjäger eher als biologisch kompetenten Fachmenschen fragen, bevor man eine möglicherweise unnötige Abmurksveranstaltung organisiert. Was haben wir gelernt? Zur Strafe stechen dann mehr Mücken! Und im Oktober ist „der Spuk“ dann bald vorbei. Übrigens werden Nester nicht noch einmal benutzt. Die Wespen sind wie die Kinder auf einem gut organisierten Abenteuerspielplatz: Sie bauen immer wieder neu. Und manchmal benutzen sie Material von alten Hütten, die keineR mehr braucht.
i-Punkt 9-2003