Von Rainer Deimel
Ich fahre in meiner Wohnung vom Stuhl hoch. Ich habe das Gefühl, meine Nackenhaare sträuben sich. Ich könnte aus meiner Haut fahren, an’s Fenster stürzen, fluchen, schreien, schießen… Vor dem Haus hat ein Verkehrsrowdy mal wieder sein Bestes gegeben. Automatisch habe ich ein Bild von dem Rowdy im Kopf.
Nachts wache ich auf. Diesmal war es nicht ein Erdbeben. Aus dem Schlaf gerissen, fühle ich mich in einer ähnlichen Situation. Ein „potenter“ Jungmann donnert in seinem aufgemotzten BMW vorbei, seine 500-Watt-HiFi-Anlage bis zum Anschlag hochgezogen. Die Bässe dröhnen durch die schlaftrunkene Nacht, lassen ihr dumpfes Hämmern durch geschlossene Fenster dringen. Ich habe ein Bild desjenigen im Kopf, der hier durch die Nacht donnert und mich aus dem Schlaf reißt.
Ich gehe über die Straße, sehe dabei rudelweise junge – vor allem „ausländische“ – Männer am Straßenrand stehen. Sie kommunizieren in einer mich „abstoßenden“ Art und Weise miteinander. Ihr chauvinistisches Gehabe beeinflusst weit mehr als die Bürgersteigzonen, die sie belegen. Sie pfeifen Leuten hinterher, starren geil auf Frauenärsche, grabschen, wenn sie können. Mir ist zum Kotzen zumute. Dies prägt ein Bild. Alle Männergruppen an Straßenrändern werden mir zunehmend zuwider.
Tausend Bilder in tausend Situationen. Ich rede von Gewalt. Ich fühle mich durch beschriebene Situationen in meiner Sphäre empfindlich beeinträchtigt, erlebe die Vorgänge als gewalttätig. Dies provoziert bei mir Aggressionen, ich spüre meine eigene Gewalt, oft nur als Ohnmacht.
Wir schalten den Fernseher ein. Sabine Christiansen berichtet aufgeregt und mit verschmierter Schminke über die ersten Angriffe der US-Amerikaner auf Bagdad. Die Nachrichten- und Magazinsendungen berichten permanent über die Kriege in Armenien, Aserbaidschan, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, über die Gewalt an Menschen auf den Philippinen und anderswo auf der Welt. Kinder sind live dabei. Ich halte Informationen über derartige Auseinandersetzungen für unbedingt erforderlich. Gleichzeitig müssen wir uns allerdings darüber im Klaren sein, dass die servierte Gewalt Realitäten und Gefühle verändert. Kinder nehmen daran teil. Neil Postman problematisierte dieses Phänomen in seinem Buch „Das Verschwinden der Kindheit“. Kinder erleben diese Gewalt am Bildschirm. Mir ist oft nicht klar, ob es Kindern gelingt, Nachrichteninformationen und „Spiel“-Film-Szenen auseinander zu halten. Kürzlich wurde darüber berichtet, dass zu Sendezeiten, die vornehmlich von Kindern frequentiert werden, die meisten brutalen Gewaltszenen über die Bildschirme gehen. Besonders die großen Privatsender leisten hier angeblich Pionierarbeit. Abhanden gekommene Schutz- und Schonräume für Kinder werden möglicherweise weiter reduziert. An zahlreichen pädagogischen und sozialwissenschaftlichen Fakultäten wird gegenwärtig über Gewaltphänomene geforscht. Die Aussagen sind unterschiedlich. Ich denke gewiss, dass die „ständige“ Konfrontation mit audiovisueller Gewalt Hemmschwellen niedriger werden lässt, möglicherweise den emotionalen Zugang zur Gewalt vereinfacht und einzelne Kinder auch in der Realität gewalttätiger werden lässt. Bereits vor etlichen Jahren wurde seitens des Pentagons untersucht, wie man die Hemmschwelle bei Menschen herabsenken kann. In der Tat ist es so, dass Menschen leichter bereit sind, zu töten, wenn sie das Töten unter Zuhilfenahme von Computern am Bildschirm „gelernt“ haben. Der Realitätsbezug verkümmert. Kürzlich sagte ein Polizist im Radio seine Einschätzung, die ich sehr interessant fand. Befragt auf die These, dass Gewalt in den Medien Menschen in ihrem Verhalten nicht verändere, gab er zu bedenken, dass dann auch jegliche Reklame unsinnig sei und die Millionen, die für Reklamezwecke seitens der Wirtschaft aufgewendet würden, aus dem Fenster geworfen wären, wenn dauernde Konfrontation auf Dauer bei den Menschen nicht auch etwas bewirke. Dem würde ich mich anschließen. Allerdings glaube ich nicht, dass Schuldzuweisungen in eine bestimmte Richtung sinnvoll sind. Weder Gewaltfilme im Fernsehen, noch Computerspiele oder andere gewaltverherrlichenden Phänomene allein verändern den Menschen zum Monster.
Wir müssen uns zwangsläufig noch mit anderen Zusammenhängen befassen. Wir müssen über unsere eigenen Aggressionen, über Erziehung – unsere eigene und den Stellenwert von Erziehung in dieser Gesellschaft – nachdenken. Wir müssen uns ebenfalls mit struktureller Gewalt befassen. In ihrem Aufsatz „Warum brauchen wir unbedingt ein gesetzliches Verbot der Kinderzüchtigung“ (Anm. d. Red.: Dieser Beitrag war ebenfalls im NAGEL 54/1992 veröffentlicht.), zitiert Alice Miller aus dem Leserbrief eines Theologen. Dieser Brief gibt insofern gesellschaftliche Einstellungen treffend wieder, als da selten unsere hinterlistigen Denkstrukturen so deutlich gemacht werden wie in diesem Fall. Unreflektierte Sprüche wie „Prügel haben noch keinem geschadet, sehen Sie mich doch an!“ kennen wir wahrscheinlich alle. Aber dieser Theologe bezieht seine Heilslehre aus dem jahrtausende alten „Alten Testament“ und sieht im Prügeln „ein von Gott gegebenes vorstaatliches Recht“, das christlichen Eltern unbedingt vorbehalten sein müsse. Dieser Theologe fühlt sich befähigt, zwischen Misshandlung und Bestrafung klar zu differenzieren. Aus meiner Warte halte ich jede (ich wiederhole: jede!) Form von Strafe für unsinnig, schädlich und menschenverachtend. Demnach gehöre ich in den Augen dieses Theologen auch zu denjenigen, die „den pädagogisch fundamentalen Unterschied zwischen Kindesmisshandlung und einer von klaren erzieherischen Grundsätzen geleiteten maßvollen körperlichen Züchtigung, die auf das Beste des Kindes zielt (Hervorhebung des Autors) und nicht vom Affekt bestimmt ist“, nivellieren wollen. Genau! Gewalt gegen Kinder im Affekt, eine weitverbreitete Form in dieser Gesellschaft, wird mittlerweile als Hilfsbedürftigkeit interpretiert. Geplante Gewalt gehört nach Auffassung dieses Theologen zu den christlich-ethisch-vorstaatlichen Grundrechten. Sollte dies tatsächlich so sein, kann ich nur dringend dazu raten, sich vom Christentum zu distanzieren, und selbst einen Teil dazu beizutragen, den Kreislauf der Gewalt teilweise zu unterbrechen.
LehrerInnen in den Schulen klagen über zunehmende Gewalt, die Polizei sieht sich in immer größerem Maße jugendlichen Gewalttätern gegenüber ausgesetzt. Kinderbanden treiben ihr Unwesen, begehen Einbrüche, häufen Diebesgut, werden zunehmend als Rauschgiftdealer aufgegriffen.
Kinder werden niemals von sich aus gewalttätig. Sie reagieren immer auf ihre erwachsenen Identitätsfiguren, auf ihre Vorbilder, ihre Bezugspersonen. Und sie reagieren auf das, was ihnen Staat und Gesellschaft an struktureller Gewalt zumuten. Wenn mir ständig vorgeführt wird, was mir alles zum Glücklichsein fehlt, will ich das auch haben; bekomme ich es nicht, muss ich es mir kaufen oder nehmen, wenn ich es mir nicht leisten kann. Stelle ich mir einmal die Schule vor: Kinder werden also in Schulen immer gewalttätiger. Ich behaupte, Schule ist zunächst einmal ein struktureller Apparat, der gewalttätig ist, der mit Hilfe seiner Instrumentarien über Existenzen befinden kann. Einfühlsame LehrerInnen leiden unter dieser strukturellen Gewalt ebenso wie die SchülerInnen. Kinder erleben also offene bzw. auch subtile Gewalt in der christlich-geprägten Familie (von der moslemischen wollen wir erst gar nicht sprechen), sie erleben offene und subtile Gewalt in der Schule, die von der Schule ausgeht. Kinder gehen nicht aus Spaß zum Rauschgift-Dealen (mit allen seinen – auch sekundären – gewalttätigen Begleiterscheinungen). Kinder werden z.B. zunehmend von Erwachsenen geschickt, da sie strafunmündig sind. Andere Phänomene – wie Hooligans, Glatzen usw. – sind ebenso Reaktionen auf strukturelle Gewalt, die infolge gewalttätiger primärer Sozialisationsformen fruchtbaren Boden finden können.
Von sich aus sind Kinder niemals gewalttätig. Kinder benötigen gar zu ihrer Entwicklung eine Auseinandersetzung mit Gewalt. Wichtige Erkenntnisse hat uns da Bruno Bettelheim zugänglich gemacht. Kinder brauchen Reibungspunkte, Spannung, und Erwachsene müssen ihnen behutsam dabei helfen, aushalten zu können, Konflikte ertragen zu können. Sie müssen ihnen aber vor allem auch Schutz- und Schonräume bieten, ihnen Zuneigung und Liebe geben. Sich in diesem Spannungsfeld halbwegs „vernünftig“ zu verhalten, fällt uns als Erwachsenen, die sich ebenfalls fast ausnahmslos in einer gewalttätigen Sozialisationssituation entwickelt haben, verdammt schwer. Wir müssen dies lernen. Dies bedeutet vor allem, Hinschauen zu lernen. Dies bedeutet einzusehen, dass Prügel sehr wohl schaden, dass andere Formen physischer und psychischer Unterdrückung gegenüber Kindern diese verkrüppeln und vermutlich selbst gewalttätig werden lassen. Die ihre Kinder anschreiende, verprügelnde Mutter im Supermarkt oder in der Sparkasse ist sicherlich überfordert. Aber sie ist auch unfähig, die Verantwortung zu übernehmen, die sie mit der Geburt ihrer Kinder zu übernehmen hat. Sie trägt aktiv dazu bei, ihr Kind zum Gewalttäter zu machen. Ein weiteres Symptom für die beschriebene Gratwanderung fällt mir ein, wenn ich über die „Friedensbewegung“ nachdenke und in diesem Zusammenhang an vermeintlich friedenspädagogische Ansätze. Ein Schauer läuft mir über den Rücken, wenn ich mir vorstelle, mit welcher Hysterie Kindern „“friedliches Verhalten“ beigebogen werden sollte: „Wenn ich bei dir eine Pistole finde, werde ich die sofort in die Mülltonne werfen!“ Ich erinnere mich an meine eigene Kindheit. Wie meine Mutter bestätigt, war ich ein äußerst „friedliches“ (und ängstliches) Kind. Gleichwohl lösen mir die Erinnerungen an unsere Indianerspiele, die natürlich nicht friedlich im Sinne der beschriebenen Teile der Friedensbewegung waren, sehr angenehme Gefühle aus. Bettelheim bestätigt mit seinen Forschungen mein eigenes kindliches Erleben: Kinder brauchen Märchen. Wenn ich mit Kindern zaubere, finden sich eine Reihe „schauriger“ Elemente in der Vorstellung wieder. Und immer wieder erlebe ich, welche Freude Kinder bei diesem „Nervenkitzel“ entwickeln, ohne dass sie deshalb in ihrer Persönlichkeit geschädigt und gewalttätig werden. Eine Szene aus der Zeit des Höhepunktes der Friedensbewegung möchte ich noch beschreiben: Alltag in einer Kindertagesstätte. Die Kinder bauen mit Lego. Ein Junge hat sich einen pistolenähnlichen Gegenstand gebaut. Er nimmt ihn in die Hand und ruft: „Päng, päng, päng!“ Die Erzieherin sieht dies, kommt herbeigestürzt und schreit den Jungen hysterisch an: „Was machst du da?!“ Der Junge – ganz ruhig: „Wieso, ich habe doch nur eine Bohrmaschine!“ Er nimmt die Legopistole in beide Hände, richtet sie gegen die nächste Wand und macht: „Brr, brrrr, brrrmmm …“ Die geneigten LeserInnen mögen, wenn sie wollen, sich anhand dieser Geschichte selbst weitere Gedanken zu machen.
Wenn wir von Gewalt im Zusammenhang mit Kindern sprechen, müssen wir uns weitere Zusammenhänge vor Augen halten. Wie ist es mit meiner eigenen Gewalt? Verdeutlichen meine eingangs genannten Beispiele, wo in mir Aggression ausgelöst wird, wenn ich meine Bilder im Kopf habe, nicht auch, welches Gewaltpotential in mir selbst steckt? Inwieweit bin ich nicht selbst auch beispielsweise „ausländerfeindlich“? Inwieweit sorgen Klischees, die ich im Kopf habe, nicht auch dafür, dass ich selbst fast zur unberechenbaren Bestie werde? Wieso sollten meine Gedanken sonst um gewalttätige Abhilfe kreisen? Gut, ich fühle mehr Ohnmacht als umgesetzte blanke Gewalt. Aber was ist besser an dem Gefühl der Ohnmacht, verbunden mit blinder Wut und Zorn, als an anderen Ausdrucksformen von Gewalt? Natürlich weiß ich, dass ich mit meinem Zorn, mit meiner Wut und meiner Ohnmacht andere Menschen nicht körperlich schädige. Ich schlage halt nicht zu wie die Hooligans und die Glatzen. Aber sind das nicht nur graduelle Unterschiede? Müssen wir nicht möglicherweise radikaler denken, unsere eigenen Aggressions- und Gewaltpotentiale erkennen, deutlicher hinschauen, in welchen Zusammenhängen was passiert, um Erklärungen zu finden, Erklärungen, die unser Verhalten deutlich beeinflussen sollten? Alice Miller wirft den Menschen vor, dass sie oft Unwillens sind, sich zu informieren. Dem würde ich mich anschließen. In uns allen steckt eine Menge an Brutalitäten und Grausamkeiten; diese zu erkennen, zu durchschauen und daraus andere Standpunkte zu entwickeln und entsprechend zu agieren, wäre eine Aufgabe, die es zu bewältigen gilt. Nicht nur der offene Terror, die blanke Gewalt, „medienwürdige“ Vorfälle gilt es zu „problematisieren“. Es reicht nicht aus, Gewalt nur dort zu sehen, wo sie spektakulär ist, etwa im Nazi-Reich, im Çeaucescu-Rumänien, Folter in Latein-Amerika usw., sondern in uns selbst. Dazu gehört auch, unsere Angst zu erkennen, nicht nur die kurzfristige, oberflächliche Angst, sondern die, die tief in uns drin sitzt, die uns zu (mehr oder weniger heimlichen) Ausländerfeinden werden lässt. Dazu gehört auch, sich zu verdeutlichen, dass wir es hier immer noch mit Männerherrschaft zu tun haben, hinter der tagtägliche Gewalt steckt, Gewalt gegenüber Frauen, Gewalt gegenüber Kindern und Gewalt über andere Männer. Und wir müssen Standpunkte entwickeln, die Stellung und Partei beziehen gegenüber strukturellen Formen von Gewalt, gegenüber systemimmanenter Gewalt.
Augenblicklich wird vieles getan, Gewaltphänomene zu vertuschen oder aber falsche Bilder zu vermitteln. Die Metallarbeitgeber machen eine Kampagne mit einem Mann, der eine Handsäge vor sich trägt mit der Aufforderung, nicht an dem Ast zu sägen, auf dem wir alle sitzen. Nur, wenn ich darüber nachdenke, komme ich darauf, dass ich noch nie da oben gesessen habe. Über Jahre wurde uns im Zusammenhang mit Libyen ein Bild des Teufels vermittelt, das sich tief – auch in meinen Kopf – eingeprägt hat. Kürzlich hörte ich den Bericht einer deutschen Frau, die in Libyen gelebt hat. Dieser Bericht half mir, meine bisherige Meinung revidieren zu können. Unsere Medien verschweigen nämlich, dass Libyen eine hohen Bildungsstand, ausreichend zu essen und eine Reihe weiterer gesellschaftlicher Errungenschaften hat. In kaum einem anderen moslemischen Land sollen demnach so viele Rechte für Frauen realisiert worden sein wie in Libyen. Das Gesundheitssystem ist für alle kostenlos. Alle Libyer haben ihr eigenes Haus auf Kosten des Gemeinwesens, da Abhängigkeiten – in diesem Falle gegenüber einem Vermieter – weitgehend abgebaut werden sollen. Unser Bild davon freilich ist ein völlig anderes: eine Terrorgesellschaft mit einem verrückten Anführer, der pausenlos Anschläge auf Flugzeuge plant und Mordgedanken im Kopf hat. Dass dieses Land dann von den US-Amerikanern mal kurzerhand bombardiert wird, müssen wir infolgedessen richtig finden. Auch unsere fachliche Auseinandersetzung um Lebenswelten und Lebensbilder finde ich nicht unproblematisch. Liegt in der Lebensbilder-Theorie zumindest die Gefahr, den Blick zu verstellen. Muss ich dann plötzlich in Einrichtungen auch mit rechtsradikalen Jugendlichen arbeiten? Hebt dieses „kleinräumige“ Denken Klassenunterschiede auf? Gibt es nunmehr keine Ausgebeuteten und keine Ausbeuter mehr? „Das muss jeder für sich selbst ´verantworten´!“ Dieser Satz passt wie kaum ein anderer in diese Zeiten. Er ist genauso richtig wie der Spruch vom Ast, auf dem wir alle sitzen. Er ist Ausdruck einer unsäglichen, freundlichen Vertuschungsmentalität.
Und was macht das mit unseren Kindern? Ihnen gehen zunehmend die Orientierungen verloren, viele haben keine ausreichenden Zukunftsperspektiven, zu wenig Schutzräume, zu wenig Liebe. „Das muss jeder für sich selbst wissen“, bedeutet unter Umständen auch ein Sich-Verlieren im Privaten, ein Absterben kollektiven Miteinanders, das Ende der Solidarität. Kinder sind nicht allein für sich selbst verantwortlich. Kinder sind sehr wohl in der Lage, Verantwortung zu übernehmen, wenn sie es in einer solidarischen Gesellschaft gelernt haben. Verantwortung heißt nicht, auf einem Traum-Ast herumzusitzen. Mangelnde Orientierung im Zusammenhang mit struktureller Gewalt, im Zusammenhang mit gegenwärtiger Sozialisation und den anderen beschriebenen Phänomenen lässt die Hemmschwelle herabsinken und führt schließlich zu größerer Gewalt – auch bei Kindern. Dem müssen wir uns stellen. Dabei werden wir möglicherweise eine Menge (auch „moderner“) Einstellungen zu überprüfen und vieles über Bord zu werfen haben. Und wir müssen uns aktiv am Prozess einer „neuen Solidarität“ beteiligen.