Unperfekthaus, Essen

RTEmagicC_Unperfekthaus_Juni_2005_01.jpgDas „Unperfekte“ wird im Unperfekthaus in Essen „perfektioniert“. Besucherinnen und Besucher ahnen etwas von der gebändigten und ungebändigten Kreativität, die in dieses ehemalige Kloster inmitten der Essener Innenstadt eingezogen ist. „Perfektion“, ein Ziel, das sich nicht wenige Menschen individuell setzen, ist im Grunde nur erreichbar, wenn etwas zu Ende ist, etwa das Leben. Unperfektion steht hier auch für Provokation, Vorankommen, Veränderung, Schaffensfreude und Bildung.

Ob es noch niemandem aufgefallen ist? Je mehr Ordnung wir in unser Land bringen, desto weniger Neues wird entstehen! Ein wirklich gut durchorganisiertes Land sollte keine Forschung und keine Kreativität mehr anstreben, es ist viel besser für optimierte Massenproduktion bewährter Güter und als Erholungsort geeignet.

In diese Richtung entwickeln wir uns heute, und mit dem Essener Unperfekthaus wird versucht, eine kleine Gegenkraft dazu zu bieten. Denn auch in unserem ausgesprochen gut geplanten Land werden Menschen geboren, die Neues ausprobieren und Experimente machen möchten. Damit die nicht auswandern müssen, gibt es jetzt in Essen das Unperfekthaus: Ein 3500 Quadratmeter großes ehemaliges Kloster mitten in der City, in dem Kreative aller Fachbereiche kostenlos forschen, werkeln, malen, Musik machen, programmieren, diskutieren und vieles mehr. Das Haus soll über die Eintrittsgelder der Besucher finanziert werden: Nur die Besucher zahlen Eintritt – für Aktive ist alles kostenlos. Das Haus selbst ist in einem ständigen Wandlungsprozess, man darf Dreck und Lärm machen, die Wände dürfen bemalt werden, wo nötig werden Löcher gebohrt und Leitungen verlegt. Die Umgebung soll ausdrücklich unperfekt sein, damit die Menschen möglichst frei ihren Projekten nachgehen können. Genauso, wie es heute und zu allen früheren Zeiten in Werkstätten und Labors immer war: Es ist kein Zufall, dass die Schreibtische und Arbeitszimmer berühmter Künstler oder Erfinder immer ähnlich „unordentlich“ aussehen. Und auch die ersten Gehversuche fast aller heute großen Unternehmen fanden in höchst unperfekten Garagen oder Hobbyräumen statt. Ob es überhaupt eine nennenswerte Anzahl wirklich erfolgreicher Unternehmen oder Künstler gibt, die in geordneten, aufgeräumten Umgebungen angefangen haben? Erst nach der Startphase werden Ordnung und Planung wichtig. Wenn wir uns wünschen, dass mehr Neues entsteht, müssen wir Räume und gesetzliche Bedingungen schaffen, die der chaotisch unplanbaren Startphase ausdrücklich einen Lebensraum zubilligen.

Der Erfinder und Betreiber des Unperfekthauses ist Reinhard Wiesemann.

Im Unperfekthaus gibt es auch einen Ort für Kinder. Er heißt Kinder Kultur Werkstatt. Dieser Ort ist nach folgenden Vorgaben gestaltet:

1. Die Kinder Kultur Werkstatt ist ein Lernort – hier trifft das Kind die Welt.

2. Die Kinder Kultur Werkstatt ist ein realer Ort, die Kinder sind mittendrin, gehören dazu. Sie legen Hand an, die Welt wird zur Umwelt – Wirklichkeit.

3. Beide, das Kind und der Ort, sind sich zugewandt (geneigt). Keiner, weder Kind noch Ort, kann sich entziehen.

4. Die Kinder Kultur Werkstatt hat ein Eigenleben, das heißt Sinn und Zweck, Kultur und Geschichte: es „menschelt“. Sie lehrt das Glück, das Abenteuer und die Furcht. Der Ort ist gewohnt und vertraut, fremd und unheimlich.

5. Die Kinder Kultur Werkstatt ist „entschleunigt“ und „handwarm“, damit die Kinder es begreifen können. Sie ist über alle unsere Sinne unmittelbar zugänglich.

6. Die Kinder Kultur Werkstatt lehrt Aufmerksamkeit und wirkt dann intensiv, wenn sie sparsam gestaltet ist.

7. Die Kinder Kultur Werkstatt ist fehlerfreundlich.

Kontakt

Unperfekthaus
Friedrich-Ebert-Straße 18
45127 Essen
Telefon 0201/84735-0
Fax 0201/8536 605

 

Der ABA Fachverband vergibt für die Aktivitäten des Unperfekthauses in Essen vier Sterne (****). Ein Besuch kann für jeden Besucher und jede Besucherin spannend und absolut inspirierend sein.

 

Juni 2005

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