1999 entstand aufgrund des dürftigen sozialen Angebots an die Jugend der Stadt Oer-Erkenschwick das Aktionsbündnis „Jugend- statt Pferdezentrum“, das sich aus zahlreichen örtlich Wirkenden zusammensetzte. Diese setzten sich das Ziel, ein Jugend- und Kulturzentrum zu schaffen. 3.000 gesammelte Unterschriften zeigten eine deutliche Zustimmung. Nachdem sich herausstellte, dass seitens der Stadt keinerlei Unterstützung zu erwarten war und die Jugend-Kultkneipe, der „Wurstkessel“, geschlossen hatte, war es an der Zeit, die Initiative zu ergreifen. Es entstand die Idee, den „Wurstkessel“ an der Marktstraße 32 in Erkenschwick in Jugendträgerschaft neu zu betreiben. In der folgenden Zeit fanden wöchentliche Treffen statt, Informationen zur Gründung eines Vereins wurden eingeholt und so nahm das Konzept eines Jugendvereins Form an. Die Gründungsversammlung fand am 7. Januar 2002 mit über 30 teilnehmenden Personen statt. Eine vorläufige Satzung wurde verabschiedet, ein Vorstand gewählt. Der Namensvorschlag „JOE – Jugend in Oer-Erkenschwick“ wurde mit großer Zustimmung beschlossen. Politische Parteien sagten dem Verein ihre Unterstützung zu.
Während der nächsten Mitgliederversammlung am 12. April 2002 beschloss man schließlich die Aufnahme des Veranstaltungsbetriebes. Kurz danach beantragte der JOE-Vorstand die Anerkennung des Vereins als „Träger der öffentlichen Jugendhilfe“. Nach einer kontroversen Debatte im Rat stimmten im Herbst 2002 alle Parteien dem Antrag zu, JOE e.V. vorläufig als Träger der Jugendhilfe anzuerkennen. Damit hatten die jungen Leute eine weitere Hürde zur nachhaltigen Sicherung des JOE überwunden. Seitdem wird die Arbeit jährlich mit öffentlichen Mitteln gefördert. Projekte und Bildungsarbeit konnten nun in das Konzept aufgenommen werden.
Seit der Anerkennung stieg die Zahl der Kooperationspartner des JOE an. Neben stetiger Zusammenarbeit mit dem Jugendamt Oer-Erkenschwick und dem Jugendpfleger Michael Hess folgte die Kooperation mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Landesjugendamt), der Volkshochschule Oer-Erkenschwick, dem antirassistischen Bildungsforum, dem Kinder- und Jugendparlament und der Aidsberatung. Außerdem nimmt der Verein am Wirksamkeitsdialog der lokalen Träger teil. Seit Januar 2004 ist der JOE e.V. Mitglied im ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.
JOE e.V. ist inzwischen mit seinen mehr als 200 Mitgliedern und bis zu 80 Besuchern bei Abendveranstaltungen zu einer gesellschaftlichen Kraft in Oer-Erkenschwick geworden. Dies wäre jedoch ohne die engagierte ehrenamtliche Mitarbeit der Mitglieder nicht möglich gewesen. Getreu dem Motto „Jede(r) für Jede(n)!“, beteiligen diese sich mit Ideen und Tatkraft aktiv an der Gestaltung und Weiterentwicklung des Vereins.
Zum Selbstverständnis des JOE e.V. gehört es, Jugendliche in ihrer Individualität zu unterstützen und sie zur Selbsttätigkeit anzuregen. Deshalb hat jedes Mitglied die Möglichkeit, in Eigenregie Abende vorzubereiten und zu präsentieren. Ein weiteres Anliegen des Vereins ist die Förderung von Jugendkultur in der Stadt. Junge Bands beispielsweise haben regelmäßig die Möglichkeit aufzutreten. Inzwischen kann der Verein auf mehr als 400 erfolgreiche Veranstaltungen zurückblicken, seien es Kulturabende oder Konzerte, Musikabende oder Bildungsveranstaltungen.
Der Verein konnte sein Vermögen zwischenzeitlich ebenso vergrößern; so kann etwa eine eigene Musik- und Lichtanlage auch für andere Veranstaltungen zur Verfügung gestellt werden.
Um auch dem körperlichen Tatendrang Rechnung zu tragen, gibt es seit einiger Zeit eine Sportgruppe, die sich wöchentlich trifft. JOE e. V. lässt auch keine Gelegenheit aus, sich an Sportturnieren zu beteiligen und organisiert jährlich ein Sommer-Fußballturnier.
Eine tatkräftige und maßgebende Beteiligung gibt es ferner an zahlreichen Veranstaltungen wie Ferienspiele, Jugendkulturwoche, WM-Leinwand, Haardman-Triathlon, Weltkindertag …
Vor der Kommunalwahl wurde eine Informationsveranstaltung mit Vertretern aller ortsansässigen Parteien organisiert, die sich den kritischen Fragen unserer Mitglieder stellten.
In Anerkennung seiner Arbeit stellt JOE e.V. seit 2004 auch einen Verbandsvertreter im Jugendhilfeausschuss der Stadt.
Außerdem wurde in Zusammenarbeit mit „Jugend in Arbeit e.V.“ zwei „Ein-Euro-Jobber“ in den Betrieb integriert, die auch noch nach Beendigung ihrer Maßnahme sehr engagiert ehrenamtlich in der Jugendarbeit geblieben sind.
JOE e.V. unterstützte in diesem Jahr die Volksinitiative „Jugend braucht Vertrauen“ und stellte die Vertrauensperson für Oer-Erkenschwick, ebenso läuft zurzeit ein Bündnis, das sich für eine gerechtere Preisgestaltung im örtlichen Spaß- und Freibad einsetzt – so haben die Vereinsaktiven schon viele Tage auf der Straße verbracht, um auf Missstände aufmerksam zu machen und Unterschriften zu sammeln. Auch diese Aktivitäten sind bezeichnend für den Verein, denn er legt großen Wert darauf, so genannte „Gegebenheiten“ nicht einfach widerspruchslos hinzunehmen.
Offenheit und Transparenz des Vereins sind von großer Bedeutung. So sind alle Informationen für jeden zugänglich, sowohl im Internet als auch vor Ort durch Ansprechpersonen und alle Interessierten können an den regelmäßig stattfindenden Vorstandssitzungen teilnehmen.
Es ist erfreulich zu sehen, wie JOE dazu beigetragen hat, Aktivitäten von Menschen zu vernetzen, Freundschaften zu bilden und das jugendkulturelle Angebot der Stadt Oer-Erkenschwick maßgeblich zu bereichern. Für die Zukunft haben sich die Vereinsaktiven das Ziel gesetzt, diese Arbeit erfolgreich fortzusetzen und das Angebot weiter auszubauen.
Seit 2011 ist JOE hier zu finden:
JOE e.V. – Jugend in Oer-Erkenschwick
Lindenstraße 4
45739 Oer-Erkenschwick
0172.2761216
Der hier veröffentlichte Text basiert auf einem Entwurf der damaligen Vorstandsmitglieder Christopher Roch und Eva Jostarndt. Im Grunde muss dem hier nicht mehr viel hinzugefügt werden. Der ABA Fachverband konnte sich von den beschriebenen Aktivitäten überzeugen. Das ungewöhnliche Engagement der jungen Leute in Oer-Erkenschwick ist überaus beachtlich, zumal es in der Stadt Oer-Erkenschwick unübersehbare Wirkungen erzeugt hat, zumal Wirkungen in politischer, sozialer und kultureller Hinsicht. Es wurden Möglichkeiten des ganz praktischen Tätigwerdens für junge Leute entwickelt. Hiervon zeugt auch der rege Zulauf, den der Verein erfährt. Der ABA Fachverband vergibt für die Arbeit des Vereins „Jugend in Oer-Erkenschwick“ vier (****) Sterne. (1)
(1) Eva Jostarndt war übrigens von 2007 bis 2011 aktives Vorstandsmitglied im ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Christopher Roch ist seit 2011 hauptamtlicher Referent beim ABA Fachverband.
Oktober 2006
Aktualisierung: 12. April 2012 (de)
Letzte Aktualisierung: 2. August 2014