NAGEL-Redaktion – Kopfläuse

Berichte aus dem „i-Punkt“

Kopfläuse sind seit Jahrzehnten in Einrichtungen, in denen sich Kinder aufhalten, ein Thema. Der Leiter der Hygieneabteilung im Kasseler Gesundheitsamt geht beispielsweise davon aus, dass keine Schule läusefrei sei. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass Kopfläuse vor allem Ekel bewirken. Dies wird besonders deutlich, wenn man sich einen so genannten „Weichselzopf“ vorstellt. So wird die Verfilzung des Haares durch Nissen bei hochgradiger Verlausung bezeichnet. Läusefall ist nicht frei von Mythen: Läuse können zwar in Ausnahmefällen Wundinfektionen (als Folge des Kratzens bei Jucken) und möglicherweise Allergien, nicht aber gefährliche Krankheiten auslösen. Der Befall mit Läusen geschieht zumeist über nahen körperlichen Kontakt, die Nutzung gemeinschaftlicher Bettwäsche, Kuscheltiere, Kämme, Bürsten oder auch das Übereinanderhängen von Kopfbedeckungen an der Garderobe und hat nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Im Gegenteil: Läuse bevorzugen Köpfe, die oft gewaschen werden, da eine saubere Kopfhaut von den Tierchen viel besser anzuzapfen ist. Um zu überleben, benötigen Läuse in ihrem drei bis vier Wochen dauernden Leben Blut, das sie ihren Wirten entsaugen. Bereits nach 48 Stunden ohne Blut sind sie verhungert. Ein Lausweibchen legt bis zu 200 Eier. Durch die genannten Übertragungswege ist erklärbar, warum Kopfläuse im Winter zahlreicher auftreten als zu wärmeren Zeiten. Grundsätzlich ist Verlausung gesundheitsbehördlich meldepflichtig. Befallene Kinder dürfen erst wieder in die Einrichtung (z.B. die Schule), wenn sie lausfrei sind. Mittel gegen Kopfläuse gibt es in der Apotheke. Hilfreich sollen vor allem Mittel sein, die auf Chysanthemen-Blüten basieren. Diese töten nicht nur die Läuse, sondern auch die Nissen, die Verursacher des Weichselzopfes. Auch die Wäsche ist im Betroffenheitsfall bei 60 Grad zu waschen.

InformationsDienst 12/2002

 

Das Thema „Läuse“ hatten wir bereits vor einiger Zeit schon einmal im i-Punkt aufgegriffen. Da die Kopfläuse-Saison sich wieder einmal ihrem Höhepunkt nähert, hier erneut ein paar Informationen. Wir übernehmen einen Bericht der WAZ vom 20. Oktober 2003. Nach den Ferien eingeschleppt, haben Läuse in Kindergärten und Grundschulen (sowie anderen Einrichtungen, die Redaktion) leichtes Spiel: Dort stecken Kinder ihre Köpfe zusammen, tauschen Kleidung aus – ruck zuck ist eine Laus übergelaufen. „In unseren Breiten sind Läuse keine Krankheitsüberträger“, betont Dr. Petra Freynik, beim Gesundheitsamt Essen zuständig für den Kinder- und Jugendgesundheitsdienst. Läuse sind lästig – und bedeuten viel Arbeit. Denn nicht nur die Haare müssen mit abtötenden Substanzen behandelt werden. Auch Kleidung, Bettwäsche, Kuscheltiere, Haarbürsten, Teppiche, Polster und das Auto müssen lausfrei sein. Denn wenn nur wenige Tiere überleben – oder auch die Lauseier, die Nissen, nicht komplett getötet werden – vermehren sich die Plagegeister wieder. Dr. Freynik rät, nach acht Tagen zu kontrollieren – vor allem in der Nackengegend, hinter den Ohren und an den Schläfen. Läuse vertragen starke Kälte und Wärme nicht; wenn sie kein Blut saugen können, verhungern sie. Das hilft: Textilien mit mindestens 60 Grad waschen, Kissen und alles, was nicht waschbar ist, im Plastikbeutel verschließen und drei bis vier Wochen lagern. Polster und Teppiche oft saugen. Stichwort Hygiene: Läuse besiedeln auch supersaubere Köpfe (Hierauf hatten wir bereits schon in einem frühren i-Punkt hingewiesen: Je häufiger die Kopfhaut gewaschen wird, um so attraktiver ist sie für das lausige Mahl. Die Redaktion), und wer sie schon hat, kriegt sie durch Waschen allein nicht mehr weg. Die drei Millimeter großen Insekten können sich mit einer 2000fachen Zugkraft ihres Gewichtes ans Haar klammern. Ihre Eier kleben bombenfest und lassen sich nur durch Auskämmen mit dem Nissenkamm entfernen. Dazu rät Dr. Freynik, um kein Risiko einzugehen, Essigwasser (ein Teil Essig auf zwei Teile Wasser) macht die Aktion leichter. Man kann auch die weichen Haare an den zumeist betroffenen Stellen (Schläfen, Ohren, Nacken) wegschneiden. Von dem Tipp, Läuse mit einem Saunabesuch oder unter der Trockenhaube den Garaus zu machen, rät Dr. Freynik ab: „Unter dem Hygieneaspekt ist ein Saunabesuch nicht witzig“, meint sie, und warnt vor Trockenhauben: „Bei Kindern kann die Kopfhaut geschädigt werden.“ Schwangere sollten vor der Anwendung eines Antiparasitikums mit ihrem Arzt sprechen. Bettina Kutzner in der WAZ

i-Punkt 11/2003

 

Foto: WAZ

 

Angesichts des mehr oder weniger fragwürdigen „Läuseatlasses“ eines Arzneimittelherstellers, der in diesen Tagen durch die Medien „geistert“, haben wir uns dazu entschlossen, diese Seite zu aktualisieren, um unseren Leser(inne)n eine einigermaßen brauchbare Hilfestellung zu geben.

ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen (Oktober 2008)

 

Befall erkennen und bekämpfen

Erste Kennzeichen eines Läusebefalls sind Pusteln hinter den Ohren, die als Reizung vom Speichel der Läuse auftreten. später entwickelt sich ein Ekzem im Nacken, und Juckreiz tritt auf. Beweis für die Anwesenheit der Parasiten sind dann die Läuseeier, die nahe der Haarwurzeln zu finden sind. Sie ähneln Schuppen, lassen sich aber nicht wegschütteln, sondern kleben fest. Die Läuse sollten möglichst rasch bekämpft werden. Chemische Mittel schädigen das Nervensystem der Tiere, physikalische verstpopfen etwa ihre Atmewege: Die Läsue ersticken. Mittel gegen Läusebefall sind – wenn von Arzt verordnet – für Kinder bis zwölf Jahren eine Kassenleistung.

Quelle: WAZ vom 10. Oktober 2008

 

 Foto: WAZ

 

Sensible Blutsauger

Ein Interview mit dem Läuseexperten Michael Forßbohm über die angebliche Zunahme des Läusebefalls

Jedes Jahr zehn Prozent mehr Läuse, meldet der Arzneimittelhersteller Dr. Wolff. Können Sie das bestätigen?

Forßbohm: Nein. Es gibt keine belastbaren Daten, dass es mehr werden. Denn es gibt ja keine Meldepflicht bei Ärzten. Auch der Verkauf von Mitteln ist überhaupt kein verlässlichen Indiz.

Aber viele Eltern sagen, bei uns hat es das früher nicht gegeben …

Forßbohm: Mit Sicherheit hat es in früheren Zeiten genauso viele Läuse gegeben wie heute. Nur früher wurde das bewusst vertuscht. Heute wird zum Glück darüber gesprochen. Das kommt in der Öffentlichkeit als Zunahme an.

Viele schämen sich aber auch heute noch für Läuse.

Forßbohm: Die Laus ernährt sich von menschlichem Blut. Nicht von Schmutz, auch nicht von Teddyhaar. Sie kann weder fliegen noch springen, und geht sie auf einem Teddy verloren, dann blüht ihr am dritten Tag das sichere Ende.

Aber man hört doch immer wieder, dass man sich Läuse auch dort holt, wo der hygienische Standard noch nicht so hoch ist?

Forßbohm: Nochmal: Läuse sind keine Urlaubsmitbringsel. Sie kommen in den besten Vierteln vor, gedeihen dort am besten, wo man nicht drüber redet. Läuse und Dreck haben nichts miteinander zu tun, weder von Körperpflege noch von Putzmitteln lassen sie sich schrecken. Und: Sie sind auch keine Krankheitserreger, es handelt sich schlicht um Insektenbefall.

Was also tun, wenn man befallen ist?

Forßbohm: Fakt ist: Ist ein Läusemittel einmal richtig angewendet worden, sind alle Läuse vernichtet. Und das heißt: Es kann keine Laus übertragen werden. Die Eier werden von den Mitteln aber nicht angegriffen, deswegen sollte man nach einer Woche etwa die Anwendung wiederholen. So lange dauert es, bis die Larven schlüpfen. Die müssen sich drei Mal häuten, können in dieser ganzen Zeit den Kopf nicht verlassen, stellen also keine Ansteckungsgefahr dar. Übertragen werden nur erwachsene Läuse, sonst nichts! Außerdem muss gewaschen werden: die Bett- und die Leibwäsche, alles was mit dem Kopf in Berührung gekommen ist – oder man packt es mindestens drei Tage in eine Tüte.

Was ist dann mit der oft geforderten Nissenfreiheit?

Forßbohm: Das ist schlimm: Die Nisse ist nur die Hülle, nicht das Ei! Dennoch hält sich die Forderung hartnäckig. Dabei gilt: Alles was weiter als ein Zentimeter von der Kopfhaut entfernt an den Haaren klebt, muss leer sein – das ist biologisch anders gar nicht möglich. Es gehört zu den Abstrusitäten in unserem Land, dass Kinder nach Hause geschickt werden, weil irgendwo in ihren Haaren eine Nisse entdeckt wurde.

Was ist also Ihre Empfehlung gegen Läuse?

Forßbohm: Reden! Es den anderen sagen, mit denen man zusammen war, das ist das Allerwichtigste. Dann alle umgehend untersuchen, die Betroffenen behandeln, so bekommt man jede Gruppe lausfrei. Außerdem fordere ich die Gesundheitsämter auf, ihrer Beratungs- und Aufkärungspflicht nachzukommen. Das ist eine richtige und wichtige Aufgabe. Wer sich hier wegduckt, entzieht Hilfe.

Dr. Michael Forßbohm ist Leiter der Abteilung für Infektionsschutz im Gesundheitsamt Wiesbaden und war als Läuseexperte mehrfach für die Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung (BZgA) tätig.

Quelle: WAZ vom 10. Oktober 2008 – Das Interview führt Britta Bingmann

 

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Zur Seite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) zum Thema gelangt man hier. Eine PDF-Broschüre der BzgA kann hier geladen werden.

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