NAGEL-Redaktion – Risiko als Spielwert


Foto: Rainer Deimel

Bereits seit längerem vertritt der ABA Fachverband offensiv die Position, dass der Erwerb von Risikokompetenz für junge Menschen überlebenswichtig ist. Explizit damit auseinandersgesetzt hat sich bereits 1995 ein Kongress des Verbandes zum Thema „Risiko als Spielwert“ ihn Hagen. Dort wurde am Ende des Kongresses die „Hagener Erklärung“ verabschiedet. Inzwischen gehen auch die Unfallkassen erfreulich konstruktiv mit diesem Thema um. Parallel dazu können immer größere Entwicklungsmängel bei Kindern hinsichtlich ihrer Bewegung und ihrer gesundheitlichen Situation konstatiert werden.

Als Unterstützung für eine adäquate Pädagogik haben wir uns dazu entschlossen, diese Internet-Seite aufzubauen. Sie ist im April 2007 an den Start gegangen. Im Folgenden finden Sie die „Hagener Erklärung“. Anschließend sind Beiträge zum Thema, die heruntergeladen werden können, eingestellt.

 

 

Hagener Erklärung
zum Thema: „Risiko als Spielwert“

Versicherungsträger, PolitikerInnen und Aufsichtspflichtige sind in der Regel bemüht, Situationen für Kinder und Jugendliche „risikofrei“ zu gestalten. Dieses Bemühen läuft vielfach ins Leere. Junge Menschen sind häufig dann am stärksten gefährdet, wenn Behütung und Aufsicht überspannt werden.
Risikofreies Leben ist eine nicht erreichbare Utopie. Leben sicher zu gestalten, geht nicht selten mit eigenen Unsicherheiten von PädagogInnen, PlanerInnen, SicherheitsexpertInnen und PolitikerInnen einher und führt in der Praxis von Pädagogik und Planung zu bisweilen kuriosen Erscheinungen. Langjährige Erfahrungen „gefährlicher Einrichtungen“, wie z.B. von Abenteuerspielplätzen, sowie entsprechende Untersuchungen belegen, dass der Gefährdungsgrad für junge Menschen sinkt, je gezielter und bewusster sich diese mit Risiken vertraut machen können.

Mehr Risiko bedeutet ein erhöhtes Maß an Gefahren; ein erhöhtes Maß an Gefahren ermöglicht eine Steigerung der Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten; diese bewirken bei jungen Menschen eine Steigerung des Risikobewusstseins. Ein erhöhtes Maß an Risikobewusstsein führt im Resultat zu einer Steigerung der Lebensqualität und zu mehr Sicherheit.

Zur Steigerung der Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen sind Pädagogik in Schule und Freizeit, Stadt- und Raumplanung sowie Politik und Verwaltung gefordert, Bedingungen für ein Höchstmaß an Spielwert zu schaffen. Der Rahmen administrativer und rechtlicher Einschränkungen muss in diesem Kontext so gering wie möglich gehalten werden.

Die Pädagogik ist gefordert, die genannten Aspekte in ihren Konzeptionen zu berücksichtigen und bei PädagogInnen bewusstseinsfördernd aktiv zu werden, Kausalitäten zu verdeutlichen sowie zu einer erhöhten und wohl reflektierten Risikofreude anzuregen. Die Planung ist gleichermaßen gefordert, öffentliche Spiel- und Erlebniswerte stärker in den Fokus ihres Interesses zu rücken. Die Politik ist angehalten, diese Bemühungen zu unterstützen. Ein wichtiger Schritt hierzu wäre eine Gesetzesinitiative, die zum Ziel hat, alle Kinder, die sich in der Öffentlichkeit aufhalten, in den Kreis der versicherten Personen im Sinne des § 2 SGB VII aufzunehmen.

Ferner ist die Politik ausdrücklich aufgefordert, Ungleichgewichte hinsichtlich der realen Gefährdung von Kindern stärker zu thematisieren und zu kompensieren. In diesem Zusammenhang wird auf den für junge Menschen unkalkulierbaren Straßenverkehr, dem jährlich zahlreiche Kinder zum Opfer fallen, sowie auf andere ökologische Gefährdungen hingewiesen. Ökologische Kinderrechte müssen mittelfristig in Anlehnung an das UN-Übereinkommen über die Rechte des Kindes (Art. 24) in geltendes deutsches (und somit einklagbares) Recht überführt werden.

Ziel ist eine allseits bespielbare und für Kinder sichere Stadt. Zum Erlebniswert einer Stadt gehören für junge Menschen wahrnehmbare und kalkulierbare Risiken, die mit zur größtmöglichen Entfaltung ihrer motorischen, kognitiven wie sozialen Fähigkeiten beitragen.

Diese Erklärung wurde einstimmig von den TeilnehmerInnen des Kongresses des ABA Fachverbandes „Risiko als Spielwert“, der am 29. November 1995 in Hagen stattfand, verabschiedet. Der Kongress wurde von ca. 80 TeilnehmerInnen besucht.

 


Foto: Rainer Deimel

 

Beiträge zum Thema

 
Risiko als Spielwert
Ein Beitrag von Rainer Deimel
Der Begriff „Risiko“ ist ein schillernder; deshalb ist er wahrlich geeignet, Irritationen, Interpretationen und Vorurteile auszulösen. Am Ende – so kann man, wie es auf den ersten Blick scheint, konstatieren – ist das ganze Leben ein einziges Risiko, dem es permanent vorzubeugen gilt; dies gilt vor allem auch für die Pädagogik.
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Bewegung schenken – Gesunde Kinder – Eine Broschüre aus Hamburg zur Kampagne „Kinderturnen 2008“
Inhalt:
Kinder brauchen Bewegung?! (Vorwort): Klaus Euteneuer-Treptow (Verband für Turnen und Freizeit): Medizinische Aspekte von Bewegung und Sport bei Kindern
Dr. Michael Zinke (Berufsverband der Kinder- und Jugendmedizin, Hamburg): Jedes Kind hat das Recht auf die eigene Beule!
Regina Haß (Hamburger Forum Spielräume): Topfschlagen ist mehr als Topfschlagen
Maike Frömming (Verein Psychomot. Erziehung e.V. Schleswig-Holstein): Mehr „Schwung“ ins Kinderzimmer
Beate Wagner–Hauthal (Verband für Turnen und Freizeit): Kinder stark machen
Dr. Harald Schmid (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung): Sportverletzungen und Unfälle? Tipps von Profis für Profis
Elke Fontaine/Rüdiger Remus (Landesunfallkasse Hamburg): Bewegungserziehung und Verkehrssicherheit
Hans Jürgen Vogt (Verkehrswacht Hamburg): Schmecken soll´s – Ernährung für Kinder
Petra Fricke (AOK-Hamburg): Deine allererste Turnstunde
Monika Lehmann (TSV Wandsetal): BewegungsexpertInnen für Kinder in ihrem Verein
Beate Wagner-Hauthal (Verband für Turnen und Freizeit): Bewegung für Kinder – eine Gemeinschaftsaufgabe
Norbert Baumann (Behörde für Bildung und Sport): Anhang (43 Seiten, 947 KB)
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Zwischen Risiko und Sicherheit – eine Gradwanderung. Ein Beitrag von Annette Kuhlig. Annette Kuhlig arbeitet in der Präventionsabteilung der Unfallkasse Berlin. Ihr Schwerpunkt dort ist Bewegungsförderung. Bei vorstehenden Beitrag handelt es sich um einen Vortrag im Rahmen eines Fachforums während der Fachtagung „Gesundheit und Bewegung“ am 5. und 6. Mai 2006 in Berlin.Mit freundlicher Genehmigung der Unfallkasse Berlin konnten wir den Artikel hier einstellen. Veröffentlicht wurde er zuerst in der Broschüre „Fachtage ‚Gesundheit und Bewegung’ – Dokumentation der Tagung vom 5./6. Mai 2006.

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