Feuer in der pädagogischen Arbeit

Foto: ASP Oberkassel (Düsseldorf)
Foto: ASP Oberkassel (Düsseldorf)

„Wohltätig ist des Feuers Macht,
wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht,
und was er bildet, was er schafft,
das dankt er dieser Himmelskraft.
Doch furchtbar wird die Himmelskraft,
wenn sie der Fessel sich entrafft.“

Friedrich Schiller: Das Lied von der Glocke

„Leute, die sich die Finger verbrennen, verstehen nichts vom Spiel mit dem Feuer.“

Oscar Wilde

Foto: Abenteuerspielplatz Oberkassel
Foto: Abenteuerspielplatz Oberkassel

Empfehlung des ABA Fachverbandes: Feuer

Im Band 44/2 (Bildband) des Buches „Kinderspielplätze – Beitrag zur kindorientierten Gestaltung der Wohnumwelt“, herausgegeben vom Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit, in zweiter, veränderter Auflage zuletzt 1977 im Verlag W. Kohlhammer (Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz) erschienen, wird folgendes Experiment vorgeschlagen: Unter der Fragestellung „Brennt Styropor?“ wird dies getestet. Nach viel Feuer, schwarzem Qualm, und jeder Menge heißer Kunststofftropfen verwandelt sich das Material schließlich in Teer. Dieses Buch enthält ferner zahlreiche andere Beispiele für praktische Bildungsprozesse.

Undenkbar heute, Plastik, anderen Kunststoff, Autoreifen oder dergleichen zu verbrennen, auch wenn dies vor dreißig Jahren durchaus noch üblich war. Der Umweltschutz befindet sich gegenwärtig auf einem anderen Stand, was bei manchen ZeitgenossInnen auch schon mal zur Hysterie geführt hat. Ebenso ist man sich des gesundheitlichen Risikos für die Beteiligten besser im Klaren, wenn sie derartigen Rauchbelästigungen – wie etwa beim Verbrennen von Kunststoffen – ausgesetzt werden.

Nach wie vor ist Feuer allerdings ein Element, das in der Arbeit mit Kindern von unschätzbarem Wert ist. Feuer ist ein „abenteuerliches Element“. Immer wieder fasziniert es Kinder, Feuer zu beobachten und mit ihm zu spielen, wenn sie etwa mit Stöcken in ihm herumstochern. Auch um das Feuer herumzusitzen, die Wärme oder Hitze zu spüren und dabei zu beobachten, wie sich Materie verändert, ist für junge (und auch ältere) Menschen ein Erlebnis.


Feuer bildet

Beim Umgang mit Feuer entwickeln sich hervorragende Bildungsprozesse. Kinder erfahren auf ganz praktische Weise, was „heiß“ ist. Sagt man einem jungen Menschen „Pass auf, das ist heiß, geh da nicht dran!“, bleibt Hitze etwas sehr Abstraktes. Hat ein Kind die Chance, sich einmal – unter Aufsicht – die Finger verbrennen zu dürfen (sic!), findet im Gehirn die entsprechende „Synapsenschaltung“ statt: Es lernt die Bedeutung von Hitze kennen und kann dementsprechend lernen, vorsichtig zu sein. Folgende Beispiele haben ebenfalls etwas mit kindlicher Bildung zu tun. Sie werden wegen ihrer Vielschichtigkeit aber gesondert genannt.

Feuer ist gesund

Feuer wärmt, schützt mich somit vielleicht vor Unterkühlungen. Wichtiger noch: Beim Beobachten von Flammen und dem Wahrnehmen des Prasselns, das bei Brennvorgängen zu hören ist, fallen Kinder regelmäßig in Trance. Sie sehen Figuren, Landschaften, Kobolde und anderes, das ihnen gerade gefällt. Ihre Phantasie wird stark angeregt. Feuer wirkt gegen Stress und nährt die Intuition. Feuer wird somit zu einem unschätzbaren gesundheitsförderlichen Element.

Feuer dient der Nahrungszubereitung

Mit Feuer kann man kochen, backen, Kartoffeln braten und anderes mehr. Neben seiner Eigenschaft aufzuwärmen, kann Feuer somit als Überlebenshilfe begriffen werden.

Feuer fördert die Kreativität

Feuer verändert Materie bis hin zum ihrem Zerfall in Asche. Mit angekokelten Holzstöcken etwa kann man malen. Auf diese Weise sind auf Abenteuerspielplätzen und bei anderen Aktionen mit Feuer schon „echte Höhlenmalereien“ entstanden. Darüber hinaus ist kindlicher Phantasie keine Grenze gesetzt, sich auf kreative Prozesse mit zum Teil verbrannten Gegenständen oder auch mit Asche einzulassen. Asche ist kein Dreck, Asche ist steril.

Feuer ist gefährlich

Bisweilen sehen sich pädagogische Fachkräfte Vorurteilen von Eltern oder anderen unwissenden Erwachsenen ausgesetzt, wenn sie Feuer als pädagogisches Medium in die Arbeit einbringen. Bekannt geworden ist beispielsweise der Vorwurf, man erzöge die Kinder zu Brandstiftern. Das Argument, Feuer sei für Kinder ohnehin zu gefährlich, soll hier lediglich am Rand erwähnt werden. Ein Kind, dessen Entwicklungschancen von Eltern, ErzieherInnen oder anderen Erwachsenen nicht behindert werden, lernt schnell, dass Feuer gefährlich sein kann, wenn man die Kontrolle darüber verliert. Kein Kind, das eine Vorstellung über die Gefährlichkeit von Feuer entfalten konnte, wird jemals heimlich mit Streichhölzern zündeln und auf diese Weise größere Schäden anrichten, vorausgesetzt eine Auseinandersetzung über diese Aspekte findet in der pädagogischen Arbeit statt.

Der alte Spruch „Messer, Schere, Gabel, Licht ist für kleine Kinder nicht!“ hat sich mittlerweile als völliger Unsinn entpuppt. Der Aufdruck auf Zündholzschachteln „Von Kindern fernhalten!“ sollte verboten werden! Dahinter steckt genau jene Strategie, Kinder doof zu halten. Aber man gibt seine Verantwortung gern an die Erziehungsberechtigten ab, ähnlich wie Bauunternehmer dies mit ihrem unverschämten Spruch „Eltern haften für ihre Kinder!“ tun. Eltern haften, wenn sie ihre Aufsichtspflicht verletzen, sonst nicht! Und je dümmer ein Kind, je weniger Entwicklungschancen man ihm einräumt, um so höher ist das Maß der zu führenden Aufsicht.

Umweltaspekte

Das Verbrennen zahlreicher Gegenstände, vor allem von Kunststoff, führt zu giftiger Rauchentwicklung, die krankheitsförderlich sein kann. Gegen das Verbrennen von Gegenständen, die „im Hausbrand üblich“ sind (trockenes Holz und Kohle), ist weder aus ökologischer, noch aus umweltrechtlicher Sicht etwas einzuwenden. Auf Nachfrage bestätigte das NRW-Umweltministerium dies gegenüber dem ABA Fachverband vor einiger Zeit.


Ordnungspoltische Aspekte

Da es oft keine verbindlichen Regelungen gibt, fallen praktische Maßnahmen zumeist in kommunale Zuständigkeiten. Man bekommt es dann zum Beispiel mit dem Ordnungsamt oder der Feuerwehr zu tun. Lustigste Begründung eines Ordnungsamtes, warum ein Abenteuerspielplatz „Feuerverbot“ bekam: Der Abenteuerspielplatz, dessen Gesamtkonzept – also auch die „Lizenz zum Feuermachen“ – vom Rat der Stadt beschlossen worden war, wollte sich dies vom Ordnungsamt bestätigen lassen. Sinngemäße Antwort: „Feuer ist in Ausnahmefällen gestattet. Da der Abenteuerspielplatz aber niemals in Ausnahmefällen, sondern regelmäßig Feuer macht, darf er niemals Feuer machen!“ Behördenlogik offensichtlich!

 

Der ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern empfiehlt:

  • Tragen Sie aktiv zur Entwicklung von Kindern bei und nutzen Sie dabei die Chancen, die das Element Feuer bietet!
  • Verwenden Sie nur Brennmaterial, das im Hausbrand üblich ist (trockenes Holz und Kohle). In der Regel dürfte dies Holz sein.
  • Vermeiden Sie nasses und behandeltes Holz!
  • Papier nimmt man zum Entfachen von Feuer, aber nicht als Brennmaterial.
  • Sprechen Sie mit den zuständigen Ordnungsbehörden (Feuerwehr, Ordnungsamt, Polizei) über den Sinn von Feuer in der pädagogischen Arbeit! Nehmen Sie möglicherweise diesen Text als Argumentationshilfe mit.
  • Machen Sie selbst – wenn Sie bisher noch keine Erfahrungen haben – ein Feuer, um zu lernen, wie es funktioniert! Vor allem macht man sich als Erwachsener vor Kindern ziemlich lächerlich, wenn man es nur unter größten Mühen schafft, das Feuer zum Brennen zu bringen.
  • Laden Sie unsichere Eltern zum Beobachten ein! Und achten Sie darauf, dass diese sich aufs Beobachten beschränken.
  • Trösten Sie Kinder, die sich die Finger verbrannt haben, und freuen Sie sich über ein Stück geleistete Bildungsarbeit.

Empfehlung des ABA Fachverbandes vom 18. Februar 2006

Foto: Abenteuerspielplatz Oberkassel (Düsseldorf)
Foto: Abenteuerspielplatz Oberkassel (Düsseldorf)

 

Feuerpädagogik – Brandschutzerziehung von morgen (2010)

RTEmagicC_TvH_IN.jpgFundiert und einen weiten thematischen Bogen spannend hat Thomas van Hal aus Dortmund 2010 seine Diplomarbeit „Feuerpädagogik – Brandschutzerziehung von morgen“ vorgelegt. Im Gegensatz zu vielen anderen Examensarbeiten liest sie sich spannend und liefert neben hilfreichen Erkenntnissen ebenso eine unterhaltsame Lektüre. Fachleute, die daran interessiert sind, Feuer als Medium in der Pädagogik stärker zu integrieren bzw. vorhaben, ihre Konzeption mit Blick auf Feuer fortzuschreiben, sind mit dieser Arbeit gut bedient. Wir bedanken uns bei Thomas van Hal, uns diese Arbeit als Bereicherung unseres Internets zur Verfügung gestellt zu haben. Schon seit seiner frühen Jugend war dieses Element einer seiner wichtigen Alltagsbegleiter. Seit 2004 engagiert er sich in der Dortmunder Feuerperformance- und -künstlergruppe Evil Flames. Seit 2008 ist er Bühnenpyrotechniker. Um sich weiterhin in Sachen „Feuerkompetenz“ zu engagieren, war es konsequent, 2009 den Verein Feuerpädagogik e.V. mitzubegründen, dessen Vorsitzender er ist. Wir empfehlen einen Besuch seiner Internetpräsenz.

Arbeit „Feuerpädagogik – Brandschutzerziehung von morgen“ herunterladen

 

Debatte um Osterfeuer in Dortmund 2010

Osterfeuer

Osterfeuer gibt es seit langem. Der Überlieferung nach diente es dazu, den Winter zu vertreiben. Dieser Glaube mutet aus heutiger Sicht ein wenig antiquiert an. Wie es bei anderen Ritualen auch der Fall war (etwa beim Tannenbaum), wurde das Abbrennen eines Osterfeuers gern in das christliche Brauchtum übernommen. Im lippischen Lügde beispielsweise wird das Osterfeuer auf eine spezielle Art und Weise gepflegt, werden hier nämlich alljährlich riesige brennende Osterräder vom Osterberg herabgerollt. Lüdge selbst bezeichnet sich als Stadt der Osterräder.

Aus vom Urheber her jeweils nachvollziehbarer Sicht ist das Osterfeuer als solches inzwischen in die Diskussion geraten. So existiert in Dortmund etwa eine Osterfeuerverordnung, die am 3. Januar 2005 in Kraft getreten ist. 2010 „entflammt“ eine Debatte um Osterfeuer, in der sich verschiedene Organisationen gegen solche aussprechen, etwa der Tierschutzverein, der Naturschutzbund (NaBu), der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und die Arbeitsgemeinschaft Amphibien- und Reptilienschutz (AGARD).

In die Diskussion hat sich auch der neue Verein „Feuerpädagogik“ eingemischt – mit einer differenzierten Einschätzung, wie wir meinen. Das Pro und Contra können Sie auf dieser Seite nachlesen.

Der ABA Fachverband steht in besonderer Weise für Tierschutz, artgerechte Tierhaltung und sinnvollen Naturschutz. Dabei wird der Mensch ausdrücklich als Bestandteil der Natur gesehen und nicht als ein – möglicherweise höherwertiges – Wesen, das außerhalb steht. Kinder müssen mithilfe der Pädagogik die Chance auf eine quasi ganzheitliche Entwicklung bekommen. Dazu gehören zahlreiche wichtige Erfahrungen, die sich etwa aus dem Umgang mit Tieren oder auch mit Feuer ergeben. Nur so können solche „Medien“ ihre Bildungswirkung entfalten. Dass praktischer Umgang mit „Medien“ (pädagogischen Mitteln) immer auch gewisse Risiken in sich birgt, ist nicht von der Hand zu weisen. Durch den Umgang mit Risiken lernen wir den Umgang damit. Durch ihre Verbannung schaffen wir ernsthafte Gefahren infolge tolerierter Unerfahrenheit und Unwissenheit. Was vermieden werden soll, wird geradezu erst heraufbeschworen. Man denke etwa an das zeitweise Zündeln von Kindern in Scheunen.

Abenteuerlust ist dem Menschen immanent – sie auszuleben gehört zum Heranwachsen. Sie zu unterbinden, zeitigt möglicherweise ganz andere Resultate, etwa das Abfackeln einer Scheune aus Unwissenheit, Sucht und andere Phänomene. Verbote führen selten zum gewünschten Erfolg. Praktische Auseinandersetzung mit Dingen ist immer erfolgreich. So gesehen müssen Kinder das „Rad immer wieder neu erfinden“, wie die geschätzte Kollegin Donata Elschenbroich, die früher beim Deutschen Jugendinstitut viele hilfreiche Erkenntnisse zutage gefördert und publiziert hat, es trefflich formulierte.

 

Weitere Dokumente zum Herunterladen

Foto: Abenteuerspielplatz Oberkassel (Düsseldorf)
Foto: Abenteuerspielplatz Oberkassel (Düsseldorf)

Das Umweltbundesamt hat im Februar 2007 die Broschüre „Richtig Heizen mit Holz“ herausgegeben.

Holz ist ein klimaneutraler Brennstoff: Bei seiner Verbrennung entsteht nur soviel Kohlendioxid, wie die Bäume vorher beim Wachstum gebunden haben. Aber: Besonders bei nicht optimaler, unvollständiger Verbrennung und beim Einsatz falscher Brennstoffe – wie lackiertem Holz, Spanplatten und Kunststoffverpackungen – stoßen Holzheizungen große Mengen gefährlicher Luftschadstoffe aus – zum Beispiel Feinstaub oder polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Der Feinstaubausstoß der Millionen kleinen Holzfeuerungsanlagen in Deutschland ist ebenso hoch wie der von Pkw, Lkw und Motorrädern zusammen. Die Broschüre „Heizen mit Holz – ein Ratgeber zum richtigen und sauberen Heizen“ des Umweltbundesamtes (UBA) gibt Tipps, wie Bürgerinnen und Bürger die Umwelt- und Gesundheitsbelastungen ihrer Holzheizungen verringern und etwas für den Klimaschutz tun können. Mit qualitativ hochwertigem Holz, einer technisch einwandfreien Heizung und einer sparsamen Nutzung lassen sich die Emissionen der Holzöfen und -kessel entscheidend senken. Wer die Tipps der Broschüre umsetzt, kann das Klima schonen und die Umwelt schützen. (UBA)

Bezug: Umweltbundesamt, c/o GVP Gemeinnützige Werkstätten Bonn, Postfach 30 03 61, 53183 Bonn, uba@broschuerenversand.de

Die Broschüre kann hier direkt heruntergeladen werden. (12 Seiten, 148 KB)

Aufgrund verstärkter Nachfragen haben wir die Hinweise der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) zum Thema „Feuergefährliche Vorgänge“ hier eingestellt. Angesprochen werden:

Wunderkerzen und Feuerzeuge
Rauchen und brennende Kerzen
Bandpasten
Handfackeln
Lycopodium (Bärlappsporen)
Feuerspucken
Flüssiggas
Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren
Pyrotechnik

Hinweise der VBG herunterladen

Die komplette Broschüre der VBG („Besondere szenische Effekte und Vorgänge“) kann man sich hier herunterladen (2006, 33 Seiten, 1.257 KB)

Die umfangreichste Sammlung zum pädagogischen Einsatz von Feuer, die wir kennen, hat die Provinzial-Versicherung herausgegeben (2003). Sie ist betitelt mit „Das Feuerideen-Mobil – spielerisch mit Feuer umgehen“. Auf 322 Seiten gibt es zahlreiche Anregungen, Vorschläge für Elterninformationen, Folien und anderes mehr. Konzipiert ist diese Sammlung in erster Linie für Grundschulen, interessant aber für alle, die sich mit Feuer in der pädagogischen Arbeit beschäftigen. (322 Seiten, 4,6 MB)

Broschüre herunterladen

 

Kleinkinder: Hände weg vom Lampenöl

Lampenöl ist für kleine Kinder äußerst giftig und kann schon in kleinen Mengen tödlich sein
Artikel von dpa/GesundheitPro vom 11. Dezember 2007 herunterladen

 

DSC_3791Nachtrag: O tempora, o mores!

Der ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen e.V.macht sich traditionell stark für handlungsorientiertes – auch risikoreiches – Spielen. In der Handlungsorientierung steckt eine herausragende Möglichkeit für junge Menschen, Erfahrungen zu sammeln, sich zu bilden. Im Risiko können wir die Chance ausmachen, sinnvolle Erfahrungen für das Leben, vor allem vom Erwerb von Sicherheit zu erwerben. Feuer bietet sich dazu in besonderer Weise an. Entgegen bisweilen landläufiger Vorurteile, Kinder, die mit Feuer umgingen, würden zu Brandstiftern, ist genau das Gegenteil zu konstatieren. Kinder, die den Umgang mit Feuer erlernt haben, wissen in besonderer Weise über deren Gefahren Bescheid und verhalten sich entsprechend.

DSC_3794

Denken wir an das „Lied von der Glocke“ von Friedrich Schiller. Dort heißt es in einer Passage:

„Wohltätig ist des Feuers Macht,
Wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht,
Und was er bildet, was er schafft,
Das dankt er dieser Himmelskraft,
Doch furchtbar wird die Himmelskraft,
Wenn sie der Fessel sich entrafft,
Einhertritt auf der eignen Spur
Die freie Tochter der Natur.
Wehe, wenn sie losgelassen
Wachsend ohne Widerstand
Durch die volkbelebten Gassen
Wälzt den ungeheuren Brand!“

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Und Oscar Wilde meinte: „Leute, die sich die Finger verbrennen, verstehen nichts vom Spiel mit dem Feuer.“

So sehen wir das auch. Und unsere Sicht wird gestützt durch jahrzehntealte Erfahrungen in der pädagogischen Arbeit. In postpädagogischen Erfahrungszeiträumen, die ich selbst partiell auch noch erleben durfte, war es übrigens selbstverständlich, mit Feuer umzugehen.

Eine der kuriosesten Ideen, die mir einmal in einem ganz und gar unfachlichlichen „Fachbuch“ für die Kindergartenarbeit begegnete, war „kaltes Feuer“, wie die Autorin es nannte. Zur Klarstellung: Bei bestimmten (Zauber-)Tricks werden eventuell Chemikalien genutzt, die dazu angetan sind, die Hitze von Feuer länger erträglich zu machen. Grundsätzlich gibt es kein kaltes Feuer – außer in dieser beknackten Kindergarten-Variante, von der ich dringend abrate: Dazu dient eine Glühbirne, die nicht heiß werden darf und rotes Transparentpapier, das zerknüllt darüber gelegt wird. Albern, oder?

DSC_3798Beim Überarbeiten der Feuerseite für das künftige ABA-Netz bin ich einmal wieder auf etwas gestoßen, für das heute wohl kaum noch Verständnis vorhanden sein dürfte. Es zeigt aber deutlich, wie sich die Zeiten, Erkenntnisse usw. geändert haben. Anfang der 1970-er Jahre erschien in der Schriftenreihe des seinerzeitigen Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit (Sic! Gesundheit) die zweibändige Ausgabe von „Kinderspielplätze. Beiträge zur kindorientierten Gestaltung der Wohnumwelt“. (Band 44/1 und 44/2). Die zweite Auflage wurde 1977 veröffentlicht. Aus Band 44/2 habe ich Repros von Fotos erstellt, die manch jemandem heutzutage den Atem verschlagen dürften. Hier produzieren Kinder „Teer“, indem sie Styropor schmelzen und in brennenden Teer umwandeln. O tempora, o mores! Das könnte man auszurufen geneigt sein. Damit das Vergnügen in diesem Fall nicht bei mir hängen bleibt, gibt es hier was zu staunen.

Rainer Deimel

 

 

Aktualisierung: 19. November 2010
Letzte Aktualisierung: 2. September 2014 (de)

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