NAGEL-Redaktion – „Abenteuerspielplatz“ an der Schnittstelle zwischen Freizeit und Schule

Entwurf und Dokumentation: Rainer Deimel
Vierte, für das Internet überarbeitete Auflage
Dortmund, September 2002

Die vorherigen Auflagen erschienen in Broschürenform, zuletzt im Februar 1995
ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen e.V.
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Vorwort

1995 handelte es sich hier um eine Dokumentation über die konzeptionelle Arbeit an einem Projekt, das sich seinerzeit in der Entwicklung befand. Im damaligen Vorwort hieß es, dass es auch in Zukunft keinen abschließenden Bericht über eine „fertige Einrichtung“ werde geben können, da es sich bei diesem Projekt um ein sich stetig entwickelndes Vorhaben handeln sollte, das zu permanenten Veränderungen auffordert. Das Projekt wurde veröffentlicht, da die ehemalige fachliche Leitung die geplanten durchgeführten Aktivitäten für interessant genug bewertete, um sie einer breiteren Fachöffentlichkeit zugänglich zu machen. Gleichzeitig wurde auch auf Nachahmer gehofft.
Die hier beschriebenen Inhalte sind u.a. Arbeitsgrundlage des Arbeitskreises „Abenteuerspielplatz an der Schule“, der sich im Umfeld der Fritz-Steinhoff-Gesamtschule (Gesamtschule Hagen-Nord) gebildet hatte. Sie wurden darüber hinaus als Motivationsgrundlage für die Jugendarbeit und für Schulen, einmal über ihre bisherigen Strukturen hinauszudenken, betrachtet. Blieb weiterhin zu konstatieren, dass über Vernetzung und Kooperation eine Menge geredet wurde, in der Umsetzung aber eher spärliche Versuche zu verzeichnen waren und sind. Als ein Vorteil der Entwicklung des Hagener Projekts wurde gesehen, dass keine Einrichtung der Jugendhilfe sich Verdrängungsgefahren ausgesetzt fühlen musste, da hier ein völlig neuer Ansatz entwickelt werden sollte. Bisher existierenden Einrichtungen sollte es freistehen, sich einzubringen oder nicht.
Die Berührungsängste zwischen Jugendhilfeeinrichtungen und Schulen waren seinerzeit noch erheblich. Das Konzept „Gestaltung des Schullebens und Öffnung von Schule/GÖS“ des Landesinstituts für Schule und Weiterbildung (seit 2002: Landesinstitut für Schule) brachte seinerzeit erstmalig etwas Bewegung in die verkrusteten Strukturen, die regelmäßig die Beziehung von Jugendhilfe und Schule charakterisierten. Zu beobachten war an mancher Stelle auch, dass eine Kenntnisnahme praktischer Innovationen auch Nachahmungseffekte provozierte (und provozieren soll). Eine Erklärung für diese Berührungsängste war, dass schulische Pädagogik in ihren Methoden von sozialpädagogischen Ansätzen her als kontraproduktiv empfunden wurde und Schule oft nicht nachvollziehen kann, dass Transfer-Lernen – etwa in der Offenen Arbeit – nicht augenfällig mit den von ihr entwickelten Curricula harmoniert. Von daher hat sich die „Freizeitpädagogik“ über lange Zeit nicht nur missverstanden, sondern auch ausgenutzt gefühlt. Dies dokumentierte sich etwa in der Forderung nach Schulaufgabenhilfe.
Das hier vorgestellte Projektvorhaben ist nicht realisiert worden. Es „scheiterte“ an diversen Hindernissen. Vielleicht haben wir seinerzeit auch schlicht zu früh begonnen. Es sei mir allerdings – aus aktuellem Anlass – gestattet, einen Hinderungsgrund anzuführen: Ein Abenteuerspielplatz an der Schule war mit den seinerzeitigen schulischen Erfordernissen kaum in Übereinstimmung zu bringen. Er hätte selbst im Falle seiner Realisierung eher ein Schattendasein geführt. Davon kann man sich z.B. auch überzeugen, wenn man sich einmal das „Lernfeld Bauspielplatz“ an der Laborschule in Bielefeld ansieht. Nach wie vor dominiert in der Schule „curriculares Denken“. Um mit Heinz von Foerster zu sprechen, könnte man konstatieren, dass SchülerInnen wie „triviale Maschinen“ begriffen werden, im linear-kausalen Sinne: Wenn ich vorn das und das hinein tue, kommt hinten das und jenes heraus. Schule funktioniert nicht systemisch. Von daher wird sie von Heinz von Foerster auch als „staatliche Trivilisationsanstalt“ bezeichnet.
Die Ergebnisse der PISA-Studie machen das Dilemma deutlich. Zu befürchten ist, dass sich künftig diejenigen, die sich in ihrem westlich rationalistischen Denken noch weiter in ihre Trivilisationsoperationen verlieben werden, um in der Folge daraus die Kinder noch stärker zu ihren Maschinen zu funktionalisieren. In den Erkenntnissen der PISA-Studie steckt allerdings auch die Chance, es künftig besser machen zu können. Vor diesem Hintergrund soll das praktisch gescheiterte Projektvorhaben erneut – nämlich an dieser Stelle – öffentlich zugänglich gemacht werden. Zur praktischen Umsetzung ist gewiss ein großes Maß an zusätzlicher Qualifikation erforderlich. Das betrifft diejenigen, die in der Schule arbeiten, genauso wie die MitarbeiterInnen der Jugendarbeit.
Jugendarbeit und Schule können voneinander lernen. Zum Teil sind Methoden übertragbar, und sie stellen eine innovative Bereicherung bisheriger Ansätze dar. Uns hat seinerzeit – also Mitte der vergangenen 90er Jahre – überrascht, dass Kinder in zahlreichen Interviews angaben, sich von der Schule als solcher nicht abgeschreckt zu fühlen. Sie empfinden gegen vieles an Schulen eine Abneigung, haben aber durchaus Ideen der Verbesserung. Das bedeutet, dass sie nicht unbedingt die Distanz zur Schule suchen, sondern sie sich Schule attraktiver wünschen und sich vorstellen können, auch einen Teil ihrer Freizeit an der Schule zu verbringen.
Dass Schule und Offene Arbeit voneinander lernen können, dazu möchten wir mit dieser Dokumentation einen Beitrag leisten und Anstöße geben. Wer Lust bekommt, in Zukunft weitere, möglicherweise andersartige Projekte der Kooperation zu entwickeln, kann sich zwecks Unterstützung gern an den ABA Fachverband wenden. Die hier vorliegende Dokumentation wurde so überarbeitet, dass sie als Arbeitshilfe für vergleichbare Projekte dienen kann. Sie will auch fachpolitische Impulse setzen. Es ist nicht auszuschließen, dass es an der einen oder anderen Stelle zu sprachlichen Holprigkeiten kommen kann, da die frühren Auflagen von der Gegenwart Mitte der neunziger Jahre aus dokumentierten, augenblicklich allerdings eher retrospektiv berichtet wird. Ich habe versucht, dies in dieser Überarbeitung entsprechend zu berücksichtigen. Möglicherweise wurde an der einen oder anderen Stelle etwas übersehen. Dafür bitte ich um Nachsicht.

I. Einführung

Ort des Projekts

Gelände und Gebäude der Gesamtschule Hagen-Nord (Fritz-Steinhoff-Gesamtschule), Am Bügel 20, 58099 Hagen, Tel. 02331/65071

Fachliche Leitung (in alphabetischer Reihenfolge)

Helga B.-S. (Lehrerin, Fritz-Steinhoff-Gesamtschule), Rainer D. (Bildungsreferent, ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern e.V., Dortmund), Werner K. (Schulleiter, Fritz-Steinhoff-Gesamtschule, Hagen), Susanne K. (Lehrerin, Betriebswirtin, Fritz-Steinhoff-Gesamtschule, Hagen), Hans-Georg O. (Lehrer, Fritz-Steinhoff-Gesamtschule), Detlef P. (Leiter Freizeit, Fritz-Steinhoff-Gesamtschule), Ingrid R. (Didaktische Leiterin, Fritz-Steinhoff-Gesamtschule, Hagen)

Projektbegleitung (in alphabetischer Reihenfolge)

Dieter A. (Liegenschaftsamt, Stadt Hagen), Margot A. (Bezirksvorsteherin Stadtbezirk Hagen-Nord bis 1994, Hagen), Heinz B. (Vorsitzender Schul- und Sportausschuss, Hagen), Christa B. (Dipl. Päd., Deutscher Kinderschutzbund, OV Hagen), Reinhard G. (Kinderbeauftragter, Jugendamt, Stadt Hagen), Thomas G. (Architekt, Iserlohn), Winfried H. (Grünflächenamt Hagen, Sachgruppenleiter Spielplatzplanung und Kleingartenwesen), Hans Peter J. (Bezirksvorsteher Stadtbezirk Hagen-Nord seit 1994), Jochen J. (Sponsoring-Entwickler), Roger K. (Student, Fachhochschule Bochum, Fachbereich Architektur, Wahlfach Freiraum und Gartengestaltung), Renate K.-M. (Dipl. Päd., Landesvereinigung Kulturelle Jugendarbeit NRW, Dortmund), Steffen M. (ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern e.V., Dortmund), Prof. Dr. Dipl. Ing. Egon O. (Fachhochschule Bochum, Fachbereich Architektur), Lothar S. (HGW Wohnungsverein, Hagen), Gaby T. (Jugendamt, Stadt Hagen), Jürgen Z. (Grünflächenamt, Stadt Hagen).

Lage

Das Projekt ist räumlich angesiedelt im Hagener Norden und liegt in dem Dreieck zwischen den Ortsteilen Boele, Kabel und Helfe. Besonders der Ortsteil Helfe, zu dem die Schule gerechnet wird, fällt auf durch dichte Hochhausbebauung mit relativ magerer Infrastruktur. Nach Einschätzung des Ortsvereins Hagen des Deutschen Kinderschutzbundes besteht im Hagener Norden ein hoher Bedarf an Spiel- und Erfahrungsmöglichkeiten für Kinder: dies trifft insbesondere für Kinder und Teens zwischen zehn und 15 Jahren zu.

Statistik (1995)

Im Ortsteil Helfe beträgt der Anteil der 7- bis 15-Jährigen (also die originäre Zielgruppe der Einrichtung) an der Gesamtwohnbevölkerung 10 Prozent (5361 Personen). Da der Anteil der bis zu 6 Jahre alten Kinder in Helfe nahezu doppelt so hoch ist wie die jetzige Altersgruppe der 7- bis 10-Jährigen 1, ist in den nächsten fünf Jahren mit einer deutlichen Bedarfssteigerung zu rechnen. 

Insgesamt leben im Stadtbezirk Hagen-Nord 41156 Menschen, davon sind gut 10 Prozent bis zu 9 Jahre alt und knapp 10 Prozent zwischen 10 und 19 Jahren. Am höchsten liegt der Anteil der Menschen zwischen 20 und 39 Jahren, nämlich bei fast 29 Prozent. Vor diesem Hintergrund ist damit zu rechnen, das aufgrund dieser zahlreichen Menschen in einer Altersgruppe, die für eine Elternschaft in Frage kommt, auch in den nächsten Jahren der Kinderanteil eher steigen als sinken wird. Im benachbarten Lennetal leben noch einmal 4880 Menschen, von denen gut 11 Prozent bis 9 Jahre alt sind und knapp 11 Prozent zwischen 10 und 19 Jahren 2. Insgesamt könnten (geschätzt) zwischen 3000 – 4000 junge Menschen von der geplanten Einrichtung regelmäßig profitieren.

Erwähnenswert erscheint noch der Anteil der Wohnbevölkerung mit Migrationshintergrund. Dieser beträgt im Stadtbezirk Hagen-Nord über 10 Prozent und im Lennetal 6,5 Prozent.

II. Idee

Seit ihrem Bestehen bietet die Gesamtschule Hagen-Nord für ihre Schülerinnen und Schüler (Freizeit-) Arbeitsgemeinschaften an. Wegen einer zehnprozentigen Kürzung des Ganztagszuschlages bei den Lehrerstunden geriet die Konzeption des Ganztages an der Schule in Gefahr. Neue Wege mussten gefunden werden, die entstandenen Lücken mit außerschulischen PartnerInnen zu füllen. Dieser Umstand fiel zeitlich zusammen mit der Absicht der Schule, sich stärker mit anderen Strukturen im Hagener Norden zu vernetzen. Die Schule selbst ist als Ganztagsbetrieb eingerichtet, und ein hoher Anteil der Kinder hat keine Alternative hinsichtlich Betreuungsangeboten. Aufgrund dieser Tatsache ist über die Schulleitung und unter Kontaktaufnahme durch noch bestehende Arbeitsgemeinschaften verstärkt die Kooperation zu anderen Organisationen gesucht worden. In diesem Falle handelt es sich um Kontakte zum ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern (inzwischen: ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern uned Jugendlichen), für den ein derartiges Modell von großem Interesse ist, zur Landesvereinigung Kulturelle Jugendarbeit (LKJ) NRW und zum Deutschen Kinderschutzbund, OV Hagen.
Nach ersten Kooperationsgesprächen und einer fundierten Ortsbegehung wurden kontinuierliche Arbeitstreffen installiert. Im Rahmen des so entstandenen Arbeitskreises (AK ASP/Schule) wurde die Idee eines Projektes „Abenteuerspielplatz an der Schule“ entwickelt. Der AK ASP/Schule und das Grünflächenamt Hagen gehen konform, dass die zu überplanende Fläche gegenwärtig funktionslos ist; zusätzliche Motivation zur Projektentwicklung leistete die Intention der Jugendarbeit, sich verstärkt mit Schulen zu vernetzen sowie das Konzept „Gestaltung des Schullebens und Öffnung von Schule/GÖS“ des nordrhein-westfälischen Landesinstituts für Schule und Weiterbildung 
3. Der Gedanke, Jugendhilfe deutlicher mit Schule in einen Zusammenhang zu bringen, schlägt sich ebenso gesetzlich nieder. So weist der § 11 (Jugendarbeit) Abs. 3, 3 SGB VIII (Kinder- und Jugendhilfegesetz/KJHG) z. B. darauf hin, dass schulbezogene Jugendarbeit zu den Schwerpunkten der Jugendarbeit zählt. Ein weiterer Auftrag an die öffentliche Jugendhilfe, mit Schulen zusammenzuarbeiten, ergibt sich aus dem § 81, 1 SGB VIII. Ein augenblicklich in Vorbereitung befindlicher Gesetzentwurf zur Sicherung und Förderung der Kinder- und Jugendarbeit, der Jugendsozialarbeit und des erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes (3. Ausführungsgesetz NRW zum KJHG) würdigt die gleichberechtigte Kooperation von Jugendarbeit und Schule in einer spezifischen Nennung (einem separaten Paragraphen), u.a. unter folgenden Stichworten: Herausbildung demokratischen Bewusstseins, Bereitschaft und Fähigkeit gesellschaftlicher Partizipation, Übernahme von Verantwortung, solidarisches Lernen und Handeln, Prävention bei Risiken und Gefährdungen, Schaffung neuer Lebens- und Entfaltungsräume, Ganztagsbetreuung, Anregung der Lernfähigkeit und -bereitschaft von Jungen und Mädchen 4.

III. Zielsetzung

Der Abenteuerspielplatz als Einrichtung soll auf dem Gelände der Gesamtschule Hagen-Nord (westlicher Schulhof) installiert werden. Es steht dort eine Gesamtfläche von ca. 10.000 qm zur Verfügung. Etwa 1.800 qm hügeliges Gelände wären vollständig nutzbar, da sie gegenwärtig brachliegen. Bei der übrigen Fläche handelt es sich vorwiegend um sportliche Einrichtungen, die auch von der Schule genutzt werden. Hier böte sich eine entsprechende Mehrfachnutzung an. Ein als „Schutzwall mit Trimm-Dich-Bereich“ ausgewiesener Abschnitt soll ebenfalls überplant und einbezogen werden. 
Der Abenteuerspielplatz umfasst dreierlei konzeptionelle Aspekte. Eine weitere – ebenfalls im folgenden aufgeführte – Perspektive kann ebenso von politischem wie fachlichem Interesse sein.

1.

Es findet eine Nutzung statt innerhalb der schulischen (unterrichtlichen) Pädagogik. Eine solche Einrichtung eignet sich für ganz unterschiedliche Fächer 5, z.B.

  • Biologie (Garten, Pflanzenzucht und -beobachtung, Ökologieerziehung, Biotop, Tierbereich, andere erlebbare Natur usw.);
  • Sport (Geländespiele, Bolzplatz usw.);
  • Werken (Holz-, Metall-, andere Materialerfahrungen und -bearbeitung);
  • Gesellschaftskunde (praktische Erfahrungen im sozialen Miteinander, Rollenspiele usw.);
  • Kunst (Skulpturen, Bauwerke usw.);
  • andere naturwissenschaftliche Fächer wie Chemie und Physik (Feuer, Materialverbindungen, wie Sand-Wasser, Lehm-Wasser usw.);
  • Religion, Ethik (Förderung des menschlichen Miteinanders, Begegnungen auf mitmenschlicher Ebene, in Natur- und kulturellen Zusammenhängen);
  • Musik (Bau von Klangkörpern usw.);
  • u.a.m.: Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, allerdings eher den vorhandenen Ressourcen.

2.

Der Abenteuerspielplatz dient als Freizeiteinrichtung für die betreffenden Stadtteile. Das Materialangebot ist dem für den schulischen Bereich vorgeschlagenen sehr ähnlich;. die pädagogische Ausrichtung tendiert hier in den Freizeitbereich. Gemäß dieser Absicht würde der Abenteuerspielplatz in die Struktur der Jugendhilfe im Hagener Norden eingefügt. Hierzu sind Öffnungszeiten außerhalb des Schulbetriebes erforderlich (bis ca. 18.30/19.00 Uhr). Es muss versucht werden, für den regelmäßigen Betrieb (zunächst) zwei Stellen für pädagogisches und handwerklich versiertes Fachpersonal zu schaffen. Eine detaillierte pädagogische Rahmenkonzeption würde bei Realisierung dieses Aspektes vorgelegt.

3.

Der Abenteuerspielplatz ist eine konkrete, praktische und regelmäßige Umsetzung der Vorstellungen des Schulministeriums, wie sie in dem Konzept „Gestaltung des Schullebens und Öffnung von Schule“ (GÖS) vorgesehen sind. Vor allem hinsichtlich bestehender und neu zu schaffender Arbeitsgemeinschaften an der Schule werden hier mannigfaltige Möglichkeiten gesehen. In der Zwischenzeit sind bereits Arbeitsgemeinschaften, die seitens der Schule für den schulischen wie den Freizeitbereich (also im Sinne von Offener Arbeit) angeboten wurden, vom Landesjugendamt Rheinland (aufgrund des Vereinssitzes des ABA Fachverbandes im Rheinland) als landesweit richtungsweisend befunden und durch den Landesjugendplan NRW unterstützt worden. Denkbar wäre mittelfristig auch die Einbindung anderer Personen, wie z.B. Eltern, interessierte Senioren usw.

4.

Von der Öffentlichkeit – speziell auch von Eltern – und der Politik wird immer noch zu wenig zur Kenntnis genommen, dass offene Angebote/Offene Arbeit mit Kindern eine wichtige (Ersatz-)Funktion hinsichtlich des Bedarfs an Regelbetreuung übernehmen. Offene Arbeit mit Kindern schließt eine Lücke bei potentiell vorhandenem „Regelbetreuungsbedarf“ und nimmt so quasi eine Hortfunktion ein.

Es gilt

a) ein Informationsdefizit in Öffentlichkeit und Politik zu überwinden und

b) genannte Funktion entsprechend konzeptionell zu berücksichtigen.

Künftig muss deutlicher werden, dass eine vertragliche Übernahme z.B. von Aufsichtspflicht nicht automatisch eine bessere pädagogische Betreuung 6 und Versorgung von Kindern garantiert. Versorgungsbedarf könnte über die Schule (z.B. Mensa) geregelt werden. Für weiteren Bedarf, z.B. Hausaufgabenhilfe, Ruheräume usw. müssten entsprechende Vereinbarungen getroffen werden.

IV. Pädagogische Begründung

Aus schulischer Sicht stellt sich das Angebot von Arbeitsgemeinschaften als unbedingt wichtig dar. Vor dem Hintergrund der Erkenntnisse des Landesinstituts für Schule des Landes NRW, wie sie auch im GÖS-Konzept formuliert werden, kann die Schule ihren Bildungsauftrag und ihren pädagogischen Auftrag mit möglicherweise neuen, bisher unkonventionellen und sehr erfolgversprechenden Methoden und Materialien deutlich verbessern. Aufgrund fachlicher sowie kinder- und jugendpolitischer Erkenntnisse schafft ein Projekt „Abenteuerspielplatz“ zahlreiche zeitgemäße Voraussetzungen zur Begegnung aktueller Probleme einerseits; andererseits würde die soziale Infrastruktur des Hagener Nordens wesentlich aufgewertet.
Ein solches Projekt fügt sich konsequent ein in politische Forderungen hinsichtlich mehr Kinderfreundlichkeit und Kinderbeteiligung; es würde wertvolle Hilfestellung leisten in Richtung Aggressionsabbau bzw. der Sublimierung von Aggressionen (Miteinander statt Gegeneinander, Erfahren und Erlernen von Solidarität, Mutproben, Kräftemessen, weniger Konsum, mehr eigene Tätigkeit usw.). Den Möglichkeiten zur Förderung von Kreativität sind hierbei kaum Grenzen gesetzt. In der (postmoderen) Stadt verlorenengegangen Möglichkeiten wird auf „künstlich-natürliche“ Weise entgegengearbeitet: Kinder erfahren deutlicher als anderswo ihre Wertigkeit (in psychologischer Hinsicht) und bekommen somit Hilfestellungen zur Bewältigung ihres künftigen Lebens. Dies scheint vor allem wichtig vor dem Hintergrund zunehmender materieller, sozialer und psychischer Verarmung, von Wohnungsnot, Arbeitslosigkeit in den Familien usw. Kinder können so ein Selbstwertgefühl entwickeln, was ihnen ansonsten oft – aufgrund beschriebener Umstände – nicht möglich ist. Hier kann eine solche Einrichtung – wie die geplante – aufbauend und stabilisierend wirken. Dies gilt auch für Phänomene wie Drogenmissbrauch und andere Delinquenz. Darüber hinaus leistet ein Abenteuerspielplatz wichtige Beiträge bezüglich gezielter geschlechtsspezifischer Konzeptionen: Mädchen wie Jungen können gemäß ihren Bedürfnissen und Lebenswelten gezielte Förderung und Unterstützung erhalten.
Da eine solche Einrichtung eine Reihe grobmotorischer Möglichkeiten bieten würde, wäre davon auszugehen, dass sich (auch aufgrund einer größeren Gefahrenkonfrontation) das Sicherheitsbewusstsein der Kinder deutlich verbessern würde. Es ist belegbar, dass Kinder generell weniger gefährdet sind, wenn ihnen vielfältige grobmotorische und „gefährliche“ Tätigkeiten ermöglicht werden. Ein Abschirmen von Kindern bzw. ein unnatürliches Beschützen führt in der Umkehrung zu einer nicht zu unterschätzenden, möglicherweise das ganze Leben beeinträchtigenden negativen „Hypothek“ in Richtung Gefährdungen (Unfälle usw.). Diese von der Offenen Arbeit mit Kindern entwickelte Theorie findet im Laufe ihrer über dreißigjährigen Praxis permanente Bestätigung. Umfangreiche Untersuchungen von Dr. Torsten Kunz von der gesetzlichen Unfallversicherung (Eigenunfallversicherung der Stadt Frankfurt am Main) im schulischen und im Vorschulbereich kommen zu adäquaten Ergebnissen, die verschiedentlich dokumentiert sind (vgl. z.B.: T. Kunz: Weniger Unfälle durch Bewegung, Schorndorf 1993; T. Kunz: Mit Bewegungsspielen gegen Unfälle und Gesundheitsschäden bei Kindern, in: DER NAGEL 54, Dortmund 1992. Eine weitere Veröffentlichung von Dr. Kunz zu diesem Thema (Weniger Unfälle durch Bewegung) befindet sich im NAGELKOPF 22 (Risiko als Spielwert, ABA Fachverband 1997).
Bezüglich ökologischer Aspekte ist die Palette von Möglichkeiten nahezu unbegrenzt. Bei entsprechender Sachkompetenz zukünftiger MitarbeiterInnen bietet ein Abenteuerspielplatz die besten Voraussetzungen für einen ganzheitlichen pädagogischen Ansatz.
Innerhalb der Offenen Arbeit mit Kindern bestand jederzeit ein Bildungsanspruch. Dieser wurde über eine lange Zeit nicht ausreichend verdeutlicht. Zumindest wurde das Bildungs-Idiom zwischenzeitlich vollständig von der Schule okkupiert. Eine Erklärung  hierfür ist in der Abgrenzung der Offenen Arbeit gegenüber „klassischen“ Bildungseinrichtungen, wie sie die Schule darstellt, zu finden. Offene Arbeit hat die Erfahrung gemacht, dass produkt- und vor allem prozessorientiertes Lernen für Kinder in der Regel effizienter ist, als beispielsweise Frontalunterricht. Assoziativ sei hier an die Aussage Bruno Bettelheims erinnert, der feststellt, dass ein Erlernen des Umgangs mit Werkzeugen (Frontalunterricht) sinnlos sei, wenn es keinen Einsatz von Werkzeugen (Produktorientiertheit) gebe (vgl. Bruno Bettelheim: Kinder brauchen Bücher, Stuttgart 1992 und ders.: Ein Leben für Kinder, Stuttgart 1989). Weiterhin muss festgestellt werden, dass der Offenen Arbeit in der Vergangenheit auch oft das Selbstbewusstsein fehlte, ihren Bildungsanspruch ausreichend deutlich zu machen. Insofern ergeben sich mit Hilfe des vorliegenden Konzepts ganz hervorragende Gelegenheiten, diesbezügliche Lücken (pionierhaft) zu schließen 
7.

V. Initiative Netzwerk e.V.

Nach den Sommerferien 1994 wurde von Lehrerinnen und Lehrern die „Initiative Netzwerk e.V.“ als Trägerverein für das hier beschriebene Projekt gegründet.
Über seinen Zweck sagt der Verein in seiner Satzung u.a. aus, dass er Projekte und  Aktivitäten für Kinder und Jugendliche vornehmlich im Hagener Norden plane und organisiere und er diese Projekte pädagogisch und finanziell betreue; ferner strebe er innerhalb des Stadtteils eine soziale Vernetzung an. Die Satzung sieht darüber hinaus vor, nach Möglichkeit LehrerInnen der Schule sowie andere in der Kinder- und Jugendarbeit Involvierte in die Vorstandstätigkeit des Vereins einzubinden.

VI. Stadtteilorientierung/Vernetzung

Das Projekt „Abenteuerspielplatz“ wird als fester Bestandteil der drei angrenzenden Stadtteile angelegt. Demzufolge wird von Beginn an ein stadtteilbezogener Ansatz umgesetzt; dies dokumentiert sich durch eine von der Schule durchgeführte Stadtteilkonferenz. Die Stadtteilkonferenz soll zu einem regelmäßigen begleitenden Instrumentarium werden: Ziel ist, neben einer Vorstellung des Projekts im Stadtteil Kooperationsmöglichkeiten zu klären und einzuleiten. Eventuell anstehende Konkurrenzsituationen werden transparent gemacht und nach Möglichkeit abgestellt. Ressourcen im Stadtteil sollten von vornherein sach- und fachgerecht gebündelt werden. Augenblicklich vorstellbare Kooperations- und Gesprächspartner sind die Kirchengemeinden, Häuser der Offenen Tür, die Volkshochschule, stadtteilrelevante Vereine und Organisationen, andere Schulen, die Familienfürsorge, aber auch Kaufleute usw.
Interesse zur Mitarbeit/Vernetzung wurde bislang bekundet von dem Förderverein der Fritz-Steinhoff-Gesamtschule, dem Arbeitskreis Kinder- und Jugendarbeit Hagen-Nord, der Interessengemeinschaft Hagen-Nord, dem Jugendpfarramt, der Arbeiterwohlfahrt, der AWO-Jugendorganisation, den Pfadfindern u.a.m.

VII. Zusätzliche/begleitende Projekt-Bereiche

Zum Teil haben sich die Bemühungen um das Gesamtprojekt bereits in bestehenden Arbeitsgemeinschaften niedergeschlagen. So finden beispielsweise jetzt schon Aktivitäten gegen Ausländerfeindlich-keit sowie geschlechtsspezifische Angebote mit Mädchen (z.B. Selbstverteidigung usw.) statt; hierbei sollte erwähnt werden, dass ein Großteil der Besucherinnen nicht Schülerinnen der Schule sind (Verhältnis 18:7). Ferner soll darauf hingewiesen werden, dass sich unter den Mädchen eine Gruppe von Roma und Sinti und eine Gruppe von Asylbewerberinnen befindet. Eine Begegnung mit Schülerinnen zu organisieren, kann in diesem Fall als bereits gelungen bezeichnet werden. Gegenwärtig gibt es zusätzlich Bemühungen um Kontakte mit dem Ziel, weitere Projektbereiche zu akquirieren und zu etablieren (z.B. Kontakt zum Hagener Künstlerhaus usw.).
Für das Schuljahr 1995/96 war die Erweiterung bzw. Fortführung des Mädchenprojekts, das von der Bund-Länder-Kommission gefördert wurde, geplant. Bei der Fortsetzung dieses geschlechtsspezifischen Projekts ging es speziell um die Förderung der Jungenarbeit. Bei der Projektbeschreibung ist dabei u.a. auch eine „AG Spielplatz“ nur für Jungen berücksichtigt worden.
Mit über sechzig Kindern und einigen LehrerInnen wurde im Frühjahr 1994 eine Exkursion auf den Abenteuerspielplatz in Düsseldorf-Eller organisiert. Die Beteiligten hatten bei dieser Tagesveranstaltung die Möglichkeit, sich fundiert über Inhalte und Methoden eines „klassischen“ Abenteuerspielplatzes zu informieren. In begleitenden Interviews äußerten sich alle Kinder begeistert über die angebotenen Aktivitäten. Durchweg waren sie der Auffassung, dass eine vergleichbare Einrichtung an der Schule deren Attraktivität grundsätzlich erhöhe und sie – die Kinder – voraussichtlich mehr Zeit an der Schule verbringen würden, als sie dies zur Zeit täten. Erstaunlicherweise spielte die Tatsache, dass die Einrichtung am organisierten „Pflichtlernort“ Schule eingebunden sein würde, keine Rolle bezüglich der eingeschätzten Attraktivität. Im Gegenteil vertraten manche Kinder die Position, dass durch einen solchen „Ausgleich“ auch die eher belastenden Momente der Schule reduziert würden. Es scheint sinnvoll, auch künftig Exkursionen mit SchülerInnen zum Anlass zu nehmen, die Palette der Anregungen bezüglich der Umsetzung des geplanten Projekts zu vergrößern.
Bei weiteren geplanten bzw. zu planenden Arbeitsgemeinschaften im GÖS-Bereich wird eine jeweilige Anbindung an das Projekt „Abenteuerspielplatz“ bedacht (z.B. Interkulturelle Aktivitäten, Musik, Sport, Gestaltung, Theater usw.)
Seit der Sommerpause 1994 werden Lehrerinnen und Lehrer gezielt sowohl in das Gesamtprojekt als auch in einzelne Projekt-Bereiche eingebunden. Begleitet wird auf dieser Ebene das Projekt durch Lehrerfortbildungen, z.B. Mädchen- und Jungenarbeit, Haftungs- und Versicherungsfragen, Aufsichts- und Verkehrssicherungspflicht u.a.m. Ende 1995 wurde vom ABA Fachverband in Kooperation mit der Schule ein Fachkongress unter Motto „Risiko als Spielwert“ durchgeführt. Die Kongressbeiträge sind gleichnamigen NAGELKOPF 22 veröffentlicht. Die während des Kongresses verabschiedete „Hagener Erklärung“ kann im Internet aufgerufen werden.
Seit Januar 1995 ist die „Initiative Netzwerk e.V.“ Träger des „Jugendcafés Kabel“. Gegen Jahresende stellte sich heraus, dass das Jugendcafé in Hagen-Kabel, das sich bisher fünf Jahre lang in Trägerschaft des Diakonischen Werkes befand, akut von Schließung bedroht war. Die „Initiative Netzwerk e.V.“ bemühte sich mit anderen Personen und Organisationen um die Rettung des Cafés. 
Der Erhalt des Jugendcafés konnte zunächst gesichert werden. Eine Fortführung ist von Seiten der Stadt Hagen wurde in Aussicht gestellt. Bis auf Weiteres war die Stadt Hagen bereit, einen Lohnkostenzuschuss zu zahlen. Ca. 30 Prozent der Gesamtkosten für den Betrieb übernimmt der Trägerverein. Dies wurde durch eine Spende der Petrus-Kirchengemeinde möglich. 
Ohne einen Trägerverein wäre die Rettung des Jugendcafés undenkbar gewesen. Bei diesem Jugendtreff handelt es sich um die einzige Einrichtung im Stadtteil, die Jugendlichen Möglichkeiten zur Kommunikation, Beratung und Anleitung zu sinnvoller Freizeitgestaltung bietet. Es war ein interessantes Experiment der „Initiative Netzwerk e.V.“ (als ein sehr junger Träger mit wenigen Mitgliedern), die sich anschickte, Jugendhilfe-Erfahrungen zu sammeln. Die Tatsache, dass vorwiegend Lehrerinnen und Lehrer einer Schule derartige Aktivitäten auf dem Jugendhilfesektor entwickeln, sollte Impulse im Bereich der Freizeitarbeit setzen, verstärkt die Kooperation mit Schulen vor Ort zu suchen. In Hagen jedenfalls hat die Bereitschaft der „Initiative Netzwerk e.V.“, das Jugendcafé zu übernehmen, erstaunliche Wirkung innerhalb des Stadtteils gezeigt. Bei mehreren Konferenzen am „Rundes Tisch“ wurde von den beteiligten VertreterInnen von Verbänden, Parteien und anderen Organisationen deutliches Interesse geäußert und dieses auch durch tatkräftige Unterstützung und Angebote finanzieller Beihilfen untermauert. Die „Initiative Netzwerk e.V.“ hoffte seinerzeit, nach einem gelungenen Abschluss der Verhandlungen mit der Stadt und einer erfolgreichen Arbeit im Jugendcafé ebenfalls die Trägerschaft für den Abenteuerspielplatz übernehmen zu können. Die Einbeziehung des im Jugendcafé beschäftigten Sozialarbeiters in die Spielplatzarbeit wurde bereits eingeplant in der Hoffnung, auf diesem Wege eine Verknüpfung des Jugendcafés mit dem Abenteuerspielplatz erreichen zu können.

VIII. Dokumentation und Öffentlichkeitsarbeit

Das gesamte Projekt wurde auf einer großflächigen Wand, auf der die einzelnen Schritte planerisch und zeitlich anschaulich dargestellt werden, dokumentiert. Ferner sind dieser Darstellung auch die abgeschlossenen Realisierungsphasen sowie neu entwickelte praktische Schritte zu entnehmen. Diese Dokumentation wurde in der Landesgeschäftsstelle des ABA Fachverbandes in Dortmund ausgestellt und konnte dort eingesehen werden.
Ferner existierten Fotos von Einrichtungen und beteiligten Kindern sowie Interviews mit Kindern. Im „Lehrerinfo“ der Fritz-Steinhoff-Gesamtschule vom 18.5.1994 wurde das Kollegium von der didaktischen Leiterin über den Stand des Projekts informiert. 
Vor allem die großflächige Dokumentation sorgte im Binnenbereich der Schule für einen erfreulichen Ideentransfer und somit für einen Schneeball-Effekt hinsichtlich einer zu erweiternden Unterstützung des Vorhabens. Eine über den Schulalltag hinausgehende Funktion übernahm die Dokumentation im Rahmen des Gesamtschultages Anfang Mai 1994, was seitens anderer Schulen prompt zu Rückfragen führte, ob derartige Projekte nicht auch dort angegangen werden könnten. Mittelfristig sollte das Projekt einer breiteren (Fach-)Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. 

IX. Politische Strategien

Trotz aller „pädagogischer Begeisterung“ (oder vielleicht gerade deshalb) standen politische Strategien zur Umsetzung des Projekts nicht im Vordergrund. Primär musste die Frage geklärt werden, ob ein derartiges Unternehmen innerhalb der „Binnenstruktur Schule“ überhaupt realistisch sein würde. Durch die Arbeit des „Arbeitskreises ASP/Schule“ dynamisierten sich die Arbeitsinhalte allerdings schneller, als dies vom Arbeitskreis übersehen werden konnte. Kaum Kenntnis von dem Vorhaben genommen, wurde durch außenstehende Personen und Institutionen größeres fachliches Interesse (Landesinstitut für Schule, Landesjugendämter Rheinland und Westfalen-Lippe usw.) bekundet als ursprünglich angenommen.
Aufgrund dieses Umstandes konnte nicht verhindert werden, hiermit auch politische Empfindlichkeiten zu berühren. Der fachlichen Leitung kam es vor allem darauf an, von vornherein ein umsetzungsfähiges Konzept vorzubereiten, bevor es formell den Gremien auf der politischen Ebene unterbreitet wurde.
Gleichwohl bekundete die Bezirksvertretung Hagen-Nord relativ früh ihr Interesse an dem Projekt. Seitens des Hagener Jugendamtes wurde zunächst darauf verwiesen, dass für ein solches Vorhaben keine Mittel zur Verfügung stünden. Unabhängig davon sah die fachliche Leitung es als ein Ziel an, dass das Gesamtprojekt und die einzelnen Projektteile ihren Niederschlag in der Jugendhilfeplanung der Stadt Hagen finden sollten. 

Vor diesem Hintergrund sollten gezielt Kontakte vertieft werden:

–       zur Bezirksvertretung Hagen-Nord
–       zum Jugendhilfeausschuss der Stadt Hagen
–       zum Schul- und Sportausschuss der Stadt Hagen
–       zum Jugendamt (Amtsleitung)
–       zum Schulamt (Amtsleitung).
–       zum Grünflächenamt

In zu planenden Gesprächen sollten einerseits fachliche Fragen und andererseits Leistungsmöglichkeiten erörtert werden. Die Entwicklung weitergehender Strategien wurde vorangetrieben. Zwischenzeitlich wurden sämtliche Angelegenheiten der politischen Außenvertretung über die „Initiative Netzwerk e.V.“ gebündelt (s. Kap. V).

X. Personal

Neben Arbeitsgemeinschaftsleiter/innen und dem Lehrpersonal der Schule ist es erforderlich, die Einrichtung mit regulärem Personal auszustatten. Eine Mindestvoraussetzung sind zwei volle Stellen, möglicherweise verstärkt durch Honorarkräfte. Hierzu müssen Verhandlungen mit der Stadt geführt werden. Mit der Perspektive, Personalkostenzuschüsse zu erhalten, sollte ebenso das Schulministerium einbezogen werden (z.B. in Richtung Anschubfinanzierung). Hierbei ist vor allem auf den Modellcharakter der Einrichtung hinzuweisen. Denkbar ist ebenso, dass zunächst Kräfte aus dem ABM-Programm der Arbeitsverwaltung und aus dem Programm „Hilfe zur Arbeit“ (Landesprogramm zur Bereitstellung von Arbeitsgelegenheiten für arbeitslose Sozialhilfeempfänger/ASHE) eingestellt werden 8. Vorstellbar ist ebenso der Kontakt zu Fachhochschulen und Fachschulen, mit dem Ziel, Praktikantinnen zu interessieren.

Bezüglich einer eventuellen „Regelbetreuung“ (Hortbetrieb) müssten zusätzliche Absprachen und Regelungen getroffen werden.

XI. Jugendhilfeplanung

Im jugendpolitischen Gesamtzusammenhang ist dafür Sorge zu tragen, dass das Projekt Eingang in die Jugendhilfeplanung der Kommune integriert wird.
Hinsichtlich der Planungskriterien, wie sie durch den 8. Jugendbericht der Bundesregierung vorgegeben und aus fachlicher Sicht unangezweifelt sind, böte das Projekt ausgezeichnete – auch experimentelle – Ansätze (Sozialraumorientierung statt quantitativer Flächendeckung, Lebensweltorientierung statt Einrichtungsplanung, Einmischung statt Abgrenzung, (fach-)politischer Diskurs statt Konfliktvermeidung, Beteiligung statt Ausgrenzung). Weitere Gebote des SGB VIII (KJHG) könnten ebenfalls eingelöst werden (z.B. §§ 1, 3, 4, 8, 9, 11 u.a.m.).
Ferner ist das Projekt geeignet, auch innerhalb unterrichtlicher Zusammenhänge Kinder- und Jugendbeteiligung zu proben und umzusetzen (Stichworte: Gesellschaftslehre, politische Partizipation von Kindern).

XII. Trägerschaft

In ersten Überlegungen wurden als mögliche Träger fr das Projekt „Abenteuerspielplatz Gesamtschule Hagen-Nord“ der Deutsche Kinderschutzbund, der ABA Fachverband und der Förderverein der Schule genannt. Ein weiteres Arbeitstreffen favorisierte ein Träger-Kooperationsmodell, dem angehören sollten:

– die Gesamtschule Hagen-Nord
– der ABA Fachverband
– der Deutsche Kinderschutzbund
– die Stadt Hagen (Jugendamt)
– der Arbeitskreis Kinder- und Jugendarbeit Hagen-Nord
– die Interessengemeinschaft Hagen-Nord.

Als Trägerverein wurde schließlich 1994 die „Initiative Netzwerk e.V.“ gegründet (s. Kap. V.). 

XIII. Umsetzung

Das Projekt sollte in mehreren Phasen umgesetzt werden, wobei zunächst vorhandene Ressourcen innerhalb der Schule deutlicher ermittelt und aktiviert werden sollten. Dies bezog sich beispielsweise auf den Technikbereich, der zwischenzeitlich einen Teil seiner Aktivitäten auf das Projekt konzentrierte.
Im Projektunterricht wurde nach den Sommerferien 1994 damit begonnen, das Gelände zu bearbeiten. Der Unterricht wurde durch verschiedene Anregungen (z.B. Besuch einer Kükelhaus-Ausstellung u.a.m.) flankiert.
Daneben wurden die SchülerInnen direkt in Planung und Umsetzung integriert. Ihre Vorstellungen und konzeptionellen Ideen sollten – soweit eben möglich – grundsätzlich in die Umsetzung einfließen. Foren hierfür sollten Arbeitsgemeinschaften und der Unterricht sein.
Hinsichtlich der Gestaltung des Geländes waren zeitweise drei Bereiche in Planung: ein Abenteuerbereich (Bauspielplatz, Biotop, Totholzbiotop usw.), ein Erlebnisbereich (unter Einbeziehung von Geräten) und ein Ruhe- und Kommunikationsbereich.
Bei der „künstlichen“ Ausgestaltung sollte nach Möglichkeit darauf geachtet werden, dass natürliche und naturnahe Stoffe verwandt werden, z.B. Steine und Stämme als Sitzgelegenheiten. Derartige Materialien steigern nicht nur den ästhetischen Wert der Anlage, sie verhindern in der Regel auch größere Zerstörungen durch Übergriffe von außen 
9.
Von der von Anfang an verfügbaren Infrastruktur sollten die sanitären Anlagen, Teile der Schule, Lagerräume sowie ein Materialhaus übernommen werden. Das vorhandene „Atrium“ böte sich – nach einer Renovierung z.B. durch eine AG – als Theater- und Mehrzweckbühne (Rockveranstaltungen, Open-Air-Konzerte) an. Die vorhandenen Felsen/Felswände sollten nicht überplant werden. Ferner sollte der im Gelände befindliche Hügel zunächst größtenteils als ökologische Reserve bestehen bleiben. 
In der weiteren Entwicklungs- und Investitionsschritten des Projekts war vorstellbar, auf dem Gelände einen Wasser-/Wasser-Sand-Matsch-Bereich sowie einen Tierbereich zu integrieren; letzter wäre in guter Weise geeignet gewesen, den Kindern(auch in ihrer Identität als „SchülerInnen“) zusätzliche Anreize zur Übernahme von (Eigen-) Verantwortlichkeit zu schaffen.

XIV. Ausbau anderer Kontakte

Zu unterschiedlichen Zwecken wurde es als sinnvoll betrachtet, gezielt diverse Kontakte aufzubauen.
Hinsichtlich einer Unterstützung bei der Gestaltung des Geländes war vorstellbar, das Technische Hilfswerk u.ä. Organisationen einzubeziehen. Beim Erstellen des Ökotops und anderer Naturelemente schien die Kooperation mit dem BUND als vorteilhaft; Kontakte bestanden hier seit dem Herbst 1994. So gab es beispielsweise eine persönliche Beratung beim Anlegen von Schneisen im Gelände und beim Rückschnitt von Gehölzen.
Über Kontakte zu Hochschulen (Fachrichtungen Pädagogik, Architektur usw.) hätte versucht werden können, StudentInnen und Lehrende für das Projekt zu interessieren und sie mit ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten für eine Beteiligung zu gewinnen. Seit April 1994 bestand ein Bezug zur Fachhochschule Bochum, Fachbereich Architektur. Das „Projekt Abenteuerspielplatz“ wurde dort im Rahmen einer Semesterhausarbeit einer Studentengruppe zur Verfügung gestellt. Deren Ergebnisse flossen zum Teil dann wieder in die Planungen ein.
Sofern Sachzusammenhänge auf der Hand liegen, hätten über die Initiative von Schul-Arbeitsgemeinschaften erfolgreiche Kontakte hergestellt werden, z.B. Musikveranstaltungen – Rockkünstler, bildnerisches Gestalten – darstellende Künstler/Künstlerhaus, Tierhaltung/Naturbezüge – landwirtschaftliche Betriebe usw. Ebenso schien der Kontakt zu Theater, Feuerwehr, Freilichtmuseum, Volkshochschule usw. durchaus potentielle Kooperation zu beinhalten. Der Phantasie waren weniger Grenzen gesetzt als den Ressourcen. Allerdings sollten alle Beteiligten, bevor sie die Ressourcenfrage als Quasi-Entscheidung über die Unmöglichkeit eines Vorhabens stellen, zuvor die Phantasie „grenzenlos“ ausschöpfen.

XV. Finanzierung

Wäre der AK ASP/Schule den seinerzeitigen Erfahrungen hinsichtlich etwaiger Finanzierungsmöglichkeiten gefolgt, wäre das Projekt bereits nach wenigen Arbeitssitzungen abgebrochen worden. Der Wille zur Realisierung war bei den Beteiligten zwischenzeitlich so groß, dass auch die Hinweise der Stadt, es gebe überhaupt keine Realisierungschancen, nichts von dem Engagement und der festen Absicht, den Plan umzusetzen, nehmen konnte.
Der Wohnungsverein (HGW), der auch dafür bekannt ist, sich auf sozialem Gebiet zu engagieren, zeigte sich von dem Konzept überzeugt und signalisierte eine – möglicherweise nicht unbedeutende – Beteiligung an den Kosten.
Ferner sollte ein gezieltes Sponsoring-Konzept aufgelegt sowie um Spenden (als Starthilfe) ersucht werden. Ob sich Sponsoren bereit gefunden hätten, sich an der Regelfinanzierung zu beteiligen, hat das Projekt leider nicht mehr erleben können. Im damaligen Planungszeitraum war neben einem Großsponsor an etliche Kleinsponsoren gedacht. Eine Liste potentieller Kleinsponsoren existierte bereits und sollte bei den weiteren Bemühungen „abgearbeitet“ werden.
Des weiteren sollten Verhandlungen mit der Stadt zeigen, ob es nicht doch noch Möglichkeiten gegeben hätte, das Konzept als Leistung der Jugendhilfe zu fördern.
Ferner sollten Schritte eingeleitet werden, das Land Nordrhein-Westfalen vom Modellcharakter des Projekts zu überzeugen, um auf diese Weise eventuell eine (Anschub-)Finanzierung zu erreichen.
Die Personalkosten sollen zunächst durch Drittmittel aufgebracht werden. In Frage hierfür wären gekommen die Arbeitsverwaltung (ABM) und das Sozialamt (Arbeit statt Sozialhilfe). Ebenfalls sollte darüber verhandelt werden, ob der Verein „Initiative Netzwerk e.V.“ nicht in die Lage hätte versetzt werden können, eine oder zwei Stellen über das Bundesamt für Zivildienst einzurichten.
Weitere potenzielle Quellen sollten ein: Stiftungsmittel, „Geld statt Stellen “ (GÖS), Freiwilliges Soziales Jahr usw.

XVI. Aktualisierung 2002

Das Experiment war möglicherweise „der Zeit voraus“. Jedenfalls ist es gescheitert. Die Hauptlast blieb bei der didaktischen Leiterin der Schule, die Vereinsvorsitzende der „Initiative Netzwerk e.V.“ war, „hängen“. Erforderliche Unterstützung durch andere Kräfte blieb – nach anfänglicher großer Euphorie – weitgehend aus. Die Seinerzeitige „Rettungsaktion“ – das Jugendcafé betreffend – schöpfte ungeahnte Energien und Ressourcen bei dem kleinen Trägerverein ab. Die Rettung des Jugendcafés wurde auch vom Konsultat der Republik Italien unterstützt, da es im Einzugsgebiet viele italienische StaatsbürgerInnen gibt und es sich bei den BesucherInnen häufig um junge ItalienerInnen handelte. Es gab eine Phase, in der die Aktivitäten um das Jugendcafé derart dominierten, dass die Bemühungen um das Projekt „Abenteuerspielplatz“ förmlich „unter die Räder“ gerieten. Ob Schule in Zukunft insgesamt ein feineres Gespür für die Aktualität und Sinnhaftigkeit solcher Bildungsmethoden entwickelt, die die Offene Arbeit mit Kindern anzubieten hätte, bleibt abzuwarten. Die Ergebnisse der PISA-Studien lassen ein wenig darauf hoffen, dass die Organisation einer staatlichen Trivilisationsanstalt (Heinz von Foerster) bei weitem nicht ausreicht, dem Bedarf junger Menschen adäquat zu entsprechen. An unserem hier dokumentierten Beispiel wird deutlich, dass – der ersten Euphorie folgend – das Schulsystem bislang geeignet war, KollegInnen, die etwas Neues, über das bislang Übliche Hinausgehendes anzufassen und auszuprobieren, auf treffliche Weise zu verheizen in der Lage war und ist.
In unserem Beispiel konnte mit einer Art erneuten „Rettungsaktion“ erreicht werden, die Trägerschaft für das Jugendcafé wieder an die Diakonie abzutreten. Der Trägerverein „Initiative Netzwerk“ wurde 1999 aufgelöst. Der Abenteuerspielplatz ist bis heute nicht realisiert worden. Bereits in seinen zarten Anfängen blieb die ganz praktische Arbeit fast ausschließlich bei der Vereinsvorsitzenden sowie den WerklehrerInnen hängen. Ohne vielfältige und vielseitige Unterstützung bzw. ohne, dass die Philosophie eines „Lernfeldes Abenteuerspielplatz“ umfassend in die Konzeption der Schule hätte integriert werden können, war das Projekt zum „Scheitern“ verurteilt. Möglicherweise hätte dies verhindert werden können, wenn die PISA-Studie ein paar Jahre früher erstellt worden wäre. 

Anmerkungen:
1 Angaben 1993 des Hagener Amtes für Statistik
2 Angaben 1992 des Hagener Amtes für Statistik
3 Aufgrund geänderter ministerieller Zuständigkeiten gibt es seit 2002 zwei Institute unter einem Dach, nämlich das Institut für Schule sowie das Institut für Qualifizierung
4 Ein solches Gesetz ist bis dato in NRW nicht realisiert worden.
5 Selbstverständlich ist eine fächerübergreifende Nutzung sehr gewünscht.
6 Aus fachlich-qualitativer Sicht böte sich eher an, von pädagogischer Begleitung“ zu sprechen.
7 Nach den Erkenntnissen, die uns die PISA-Studie beschert hat, können „die Karten“ ohnehin noch einmal neu „gemischt“ werden.
8 Das Landesprogramm wurde mittlerweile eingestellt. Es gibt aber noch die Möglichkeit, an kommunalen Programmen zu partizipieren.
9 Zwischenzeitlich ist hierzu ein sehr empfehlenswertes Buch erschienen, nämlich: Manfred Pappler/Reinhard Witt: NaturErlebnisRäume. Neue Wege für Schulhöfe, Kindergärten und Spielplätze, Seelze-Velber 2001.

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